Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

9. Sonntag nach Trinitatis, 17.08.2014

Predigt zu Lukas 12:32-48 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Birgitte Graakjær Hjort

Es gibt Aufgaben, die müssen gelöst werden - und du bist d8ie genau richtige Person dafür!

Es gibt Arbeit, die muss getan werden, und du bist beauftragt, es zu tun.

Das ist die Botschaft dieses Textes.

 

Es geht hier nämlich darum, dass wir uns darin üben sollen, jeden Tag als eine einzigartige Möglichkeit zu sehen - eine Möglichkeit, etwas für jemanden zu bedeuten. Jeder neue Tag bietet Möglichkeiten, die nie wiederkommen. Und deshalb sollen wir nicht das aufschieben, was zu tun ist, sondern sofort an die Arbeit machen. Wir sollen es nicht das aufschieben in eine Zeit, wo wir glauben, besserere Möglichkeiten zu haben. Wir sollen vielmehr bereit sein, auf die Möglichkeiten, die wir haben, schon heute zu reagieren.

Denn was war es denn, was Jesus in dem Abschnitt sagte, denn wir gerade gehört haben? Ja, er ging aus von einem Bild und sagte, dass wir unsere Lenden umgürten sollen, bereit sein sollen zu handeln. Was liegt in diesem Bilde?

Ja damals ging man in langen Kleidern, und es konnte sehr hinderlich sein, in solchen Kleidern zu arbeiten.  Das wäre wie in einem Talar herumzulaufen, den ich gerade anhabe. Wenn man wirklich anpacken will und ein Stück körperliche Arbeit ausführen will, während man den anhat, muss man ihn gut hochziehen. Sonst kann man sich nicht bewegen und  anpacken.

So sollen wir leben, sagt Jesus! Wir Leute, die ihre Kleider hochgezogen haben. Wir sollen nämlich bereit sein zu arbeiten und anzupacken.

Und Jesus gebraucht ein Bild mehr als das mit dem Kleid in diesem Gleichnis. E r sagt weiter, dass Gott uns zu seinen Verwaltern bestimmt hat. Und Verwalter, das sind ja Menschen, denen einige wichtige Aufgaben  oder bestimmte Menschen anvertraut sind für andere.

Es gibt z.B. Firmen, die davon leben, Besitztümer zu verwalten, die anderen gehören. Sie haben Verwalter - die sorgen dafür, Miete von denen einzuziehen, die in den Häusern zur Miete wohnen. Und sie sollen dafür sorgen, dass die Aufgaben des Hausmeisters wahrgenommen werden usw. Sie sind mit anderen Worten dafür angestellt, einige wichtige Aufgaben wahrzunehmen, weil der Besitzer selbst nicht da sein und die Aufgaben selbst wahrnehmen kann. Deshalb hat der Besitzer einige Verwalter angestellt, die sich dessen annehmen, so dass die Dinge, die er ausgeführt haben will, auch faktisch getan werden.

Heute kommen wir nun in die Kirche und hören:

Wir sind Verwalter!  Wir wind die, denen Gott bestimmte Aufgaben hier auf Erden anvertraut har, die ausgeführt werden müsse4n, bis er selbst wiederkommt. Einige konkrete Menschen, für die wir da sein sollen. Oder wie es in einem Lied heißt: Der Gott des Lebens hat keine Hände. Deshalb schickt er Dich, wenn Dein Nächster Not leidet.

Gott hat keine Hände. Er hat uns in dazu berufen, seine Hände in der Welt zu sein. Und um das zu können, müssen wir unsere Kleider gut hochziehen, damit wir anpacken können. Denn was er uns anvertraut hat, ist wichtig. Und er erwartet, dass wir verantwortlich uns an der Arbeit sind, wenn Jesus Christus wiederkommt.

Vielleicht  sind da einige unter uns, die einwenden werden, dass wir  sehr wohl einig sind mit Jesus, wenn er davon redet, dass da Aufgaben sind, die wir wahrnehmen sollen, und dass da auch konkrete Menschen sind, für die wir eine besondere Verantwortung haben. Aber es gefällt uns gar nicht, wenn es eben jetzt sein soll. Wir wollen es gerne tun. Bloß nicht jetzt, sondern später. Denn jetzt sind wir voll beschäftigt und haben kleine Kinder, es ist deshalb nicht realistisch, sich noch mehr aufzubürden, wir können ja kaum den Alltag, den wir haben, überschauen. Oder wir sind gerade aus dem Arbeitsmarkt verschwunden,  ohne Energie, haben keine Kräfte, uns des Nächsten anzunehmen, weil wir selbst mit vielem reichlich zu kämpfen haben. Unser Nächster muss also bis später warten. Aber dann werden wir auch bereit sein. Oder die Situation ist die, dass wir alt und schwach sind, und nun meinen wir, dass jüngere Kräfte dran sind.

Naja, Jesus, ein richtig schöner plan, den du da hast, dass wir deine Verwalter hier in der Welt sein sollen. Und das ist auch eine richtig gute Idee, dass wir die Hände sein sollen, die die Arbeit ausführen, die Gott uns anvertraut hat. Aber dass du dir gedacht hast, dass wir unsere Lenden nun gürten sollen und uns sofort an die Arbeit machen sollen, das passt uns nicht besonders gut! Wir müssen es etwas aufschieben können, bis es besser in unser Leben passt. Wir müssen es zu einem Zeitpunkt tun können, wo wie mehr Zeit und Energie haben.

So geht es nicht, macht Jesus im heutigen Gleichnis klar. Gürte die Lenden, damit du bereit bist zu arbeiten - für das Wohl und Wehe deines Nächsten.

Dafür wird aber niemand gebeten, etwas auszuführen, das er nicht kann oder wofür ihm die Kräfte fehlen. Darum wird niemand gebeten. Es ist nicht sicher, dass wir einmal wöchentlich Alte und Einsame besuchen sollen. Aber es kann gut sein, dass wir einen einzelnen Menschen kennen, der alt geworden ist und sehr allein ist, denn wir zu einer Tasse Kaffee einladen könnten an einem Nachmittag oder ihn anrufen. Es ist nicht sicher, dass wir uns  in große und umfassende Projekte engagieren sollen. Aber es kann sehr wohl sein, dass einer der Menschen, zu denen wir schon Kontakt haben, ein extra Lächeln braucht oder eine Aufmerksamkeit von uns, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Ein Lächeln zum Nachbarn oder ein aufmunternder Kommentar für den Kollegen - dazu haben wir immer genug Zeit! Etwas konzentrierte Aufmerksamkeit für die, mit denen wir schon zusammen sind, das ist kein neues Projekt, das eingearbeitet werden muss.

Da sind einige Aufgaben, die Gott uns anvertraut hat. Einige Möglichkeiten, die wir nicht aufschieben dürfen.  Menschen, zu denen wir Kontakt haben und für die wir eine besondere Verantwortung haben. Und das sind nicht notwendigerweise die, die in den Herbergen der Stadt sitzen - auch wenn die auch wichtig sind. Es kann auch die engste Familie sein. Oder Klassenkameraden oder Kollegen. Es können  auch die Klassenkameraden unserer Kinder oder deren Eltern sein, die wir schon kennen.

Und der Ton im Gleichnis Jesu, das wir heute hören, liegt darauf, dass wir das nicht aufschieben sollen. Wir sollen es jetzt tun! Gürtet Eure Lenden und macht euch jetzt an die Arbeit!

Denn Jesus fügt hinzu, dass wir so leben sollen, als hätten wir nicht mehr viel Zeit, Verwalter zu sein.  Wir sollen nicht das, was wir jetzt tun können, auf den nächsten Tag  oder den nächsten Monat oder das nächste Jahr verschieben. Es gibt Möglichkeiten, die heute entstehen und die nicht notwendigerweise wiederkommen. Es geht darum, die Augen aufzumachen am Morgen und zu fragen. Welche besonderen Möglichkeiten bieten sich heute. Welche Möglichkeiten liegen vor mir heute? Und nicht glauben, dass man alles ja auch ein andermal tun kann!

Wir sollen lernen, auf das Heute zu achten. Das Heute mit all seinen Möglichkeiten zu nutzen, dem Nächsten eine Freude zu bereiten. Heute kann ich es tun. Heute habe ich einige Möglichkeiten, die nicht wieder kommen. Heute begegne ich einem Mitmenschen, für den ich etwas tun kann - ob nun durch große Projekte oder kleine Dinge, die naheliegen.

Wir könnten in der neuen Woche versuchen, wenn wir erwachen, zu beten: „Dank dir Gott für die Möglichkeiten, die du mir heute gibst. Gib mir einen Blick für die Menschen, die mich brauchen. Und gib mir dem Willen, die Lenden zu gürten und es anzupacken, anstatt es auf morgen zu verschieben". Amen.



Pastorin Birgitte Graakjær Hjort
DK 8200 Aarhus N

E-Mail: BGHJ(at)km.dk

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