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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

10. Sonntag nach Trinitatis, 24.08.2014

Echo auf Gottes heimlichen Gesang
Predigt zu Römer 11:25-32, verfasst von Manfred Gerke

Liebe Gemeinde!

,,Wir Deutschen haben eine einzigartige Verantwortung für die Juden in der Welt und für Israel. Israel wird zurzeit in seiner Existenz bedroht. Für mich ist es eine innere Pflicht, jetzt nicht nur zu reden, sondern in Israel und für Israel Flagge zu zeigen." So Reinhold Robbe, Präsident der „Deutsch-Israelischen Gesellschaft".

Gitta Connemann, seine Stellvertreterin, wird deutlicher: ,,Jeder Tote ist zu viel. Aber seit 2006 wird Israel beschossen und hat ein Recht auf Selbstverteidigung. Die Hamas-Terroristen nutzen Schulen und Altenheime als Raketenlager, missbrauchen Frauen und Kinder als menschliche Schilde. Israel unternimmt alles, um diese Zivilisten zu schützen. Israel fordert die Menschen vor jedem Angriff per Telefon, SMS, Flugblätter und Warnschüsse auf, die Häuser zu verlassen..."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund hat reagiert und Frau Connemann für eine Mahnveranstaltung im ehemaligen Emslandlager Esterwegen ausgeladen. „Wir möchten ein Zeichen für den Frieden setzen und keine einseitige Parteinahme", war die offizielle Begründung.

In der Tat „einseitig". Ob sich Frau Connemann vorstellen kann, wie schwer es ist, in manchmal nur zehn Minuten einem Häuserblock zu entfliehen? Und wohin auch? Das Wort „Palästinenser" benutzt sie nicht. Sie spricht von „Hamas-Terroristen" oder Zivilisten. Übrigens, wie auch etliche kirchliche Kanzelworte zur aktuellen Lage. Auch eine Art „Enterbung".

Ich gebe zu, ich bin nicht neutral. Seit Anfang der neunziger Jahre hat unsere Kirchengemeinde enge Beziehungen zu einem Kindergarten in Gaza. Er wird besucht von moslemischen und christlichen Kindern. Die private Initiative versucht gegen ideologische Verhärtungen Friedensarbeit zu leisten. Zwei der Kindergärtnerinnen waren bei uns zu Gast und erzählten von ihrem Alltag, ihren Hoffnungen und Sorgen.

Die aktuellen Hilfeschreie sind bedrängend. 140 Flüchtlinge haben Zuflucht in den Räumen des Kindergartens gefunden. Sie haben alles verloren. Nur ihr Leben konnten sie retten - im Gegensatz zu über 1900 andern! Es gibt keinen Strom, kein Wasser. Die Menschen sind traumatisiert. Noch ist das Gebäude unbeschädigt.

Stimmt es, dass wir Deutschen eine einzigartige Verantwortung für die Juden in der Welt und für Israel haben? Und was hat das für Konsequenzen in der aktuellen Situation? Bedeutet „Solidarität" alles gutheißen, was die Regierung Israels unternimmt?

Genau darum geht es heute am „Israelsonntag". Und noch viel grundsätzlicher: um unser Verhältnis zu diesem Volk. Und darum geht es auch in dem für heute vorgeschlagenen Predigttext. Ich lese aus dem Brief des Apostels Paulus an die Christengemeinde in Rom Kapitel 11,25-32:

Ich will euch, liebe Geschwister, dieses Geheimnis nicht verhehlen, damit ihr euch nicht selbst für klug haltet: Verstockung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist; und so wird ganz Israel gerettet werden, wie geschrieben steht (Jesaja 59,20; Jeremia 31,33): „Es wird kommen aus Zion der Erlöser, der abwenden wird alle Gottlosigkeit von Jakob. Und dies ist mein Bund mit ihnen, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde."

Im Blick auf das Evangelium sind sie zwar Feinde um euretwillen; aber im Blick auf die Erwählung sind sie Geliebte um der Väter willen. Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen. Denn wie ihr zuvor Gott ungehorsam gewesen seid, nun aber Barmherzigkeit erlangt habt wegen ihres Ungehorsams, so sind auch jene jetzt ungehorsam geworden wegen der Barmherzigkeit, die euch widerfahren ist, damit auch sie jetzt Barmherzigkeit erlangen. Denn Gott hat alle eingeschlossen in den Ungehorsam, damit er sich aller erbarme.

Geheimnisvolle und schwere Worte - nicht nur dieser Abschnitt, sondern der ganze Brief an die Christengemeinde in Rom. Und doch viel mehr als nur Theorie. Paulus sitzt auf der Kaimauer im östlichen Hafenbecken von Korinth, neben sich den Ledersack mit einer Kollekte der Gemeinden aus Mazedonien und Kleinasien, die er persönlich in Jerusalem abliefern will.

Eine ökumenische Kollekte, die den Zusammenhalt der heiden- und judenchristlichen Gemeinden stärken soll. Er wartet auf ein Schiff, das ihn per Anhalter mit nach Osten nimmt. Doch in Gedanken ist er im noch unerreichten Westen. Von Jerusalem will Paulus dann über Rom nach Spanien. Wer dem Herrn der Welt begegnet ist, muss es allen erzählen, den Menschen auf dem ganzen Erdkreis. Und so schreibt er den Christen in Rom seinen Brief, um sich vorzustellen und sie als Bundesgenossen zu gewinnen.

„Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht", so beginnt er programmatisch, „denn es ist eine Kraft Gottes, die alle befreit, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso auch die Heiden. Diese gute Nachricht entfaltet er im folgenden Brief und kommt in den Kapiteln 9 bis 11 zum entscheidenden Ergebnis: „dass Gott sich aller erbarme".

Doch wie passt das zusammen mit dem, was er immer wieder erlebt: dass seine eigenen Volksgenossen sein Evangelium ablehnen, in der Mehrzahl nicht an Christus glauben, ihn anfeinden und verfolgen? Wie passt das zusammen, dass Juden und Christen sich als Konkurrenten, ja Feinde gegenüber stehen?

Gar nicht! Und was überhaupt nicht geht: dass wir uns „selbst für klug halten". Dass wir meinen, Israel sei ein Auslaufmodell, von Gott abgeschrieben und ganz und gar ersetzt durch die Kirche. Auf solchem Boden wachsen Gleichgültigkeit, Überheblichkeit - und Antisemitismus.

Schon im 4. Jahrhundert notierte „Kirchenvater" Johannes Chrisostomos: „Wie ein gemästetes, arbeitsunfähiges Tier taugen die Juden nur für die Schlächterei." Und Martin Luther: „Ich will meinen teuren Rat geben, dass man Israels Schulen und Synagogen mit Feuer anstecke, dass kein Mensch ein Stein oder eine Schlacke davon sehe ewiglich." Aus Worten wurde bittere Wirklichkeit!

Christen und Juden - eine traurige Geschichte verbindet uns, angefangen von der frühen Kirche bis in die Gegenwart. Und wir können nur mit Scham und Entsetzen auf das zurückschauen, was Juden im Namen Jesu Christi angetan wurde.

Nein, das geht überhaupt nicht, dass wir uns selbst für klug halten. Paulus kann und will das auch gar nicht, weil er selbst betroffen ist, weil es ihn umtreibt und nicht zur Ruhe kommen lässt. „Ich selber wünschte, verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder, die meine Stammesverwandten sind nach dem Fleisch, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse..."

Nicht Überheblichkeit, sondern Mitleiden zeichnet den Apostel aus, sogar die Bereitschaft, sich selbst zu opfern, alles im Glauben zu verlieren, wenn, ja wenn Israel dadurch das Heil erlangte, den Glauben an Christus fände. Alle drei Kapitel, neun, zehn und elf, beginnt Paulus mit solch einem persönlichen Statement.

Streng logisch und abstrakt findet er keine Klärung. Sicher, er erinnert an den Restgedanken der Propheten. Etliche Juden zählen ja zur Gemeinde. Er selbst ist das beste Beispiel. Und wie hat er sich zunächst gesträubt, Christus und die Christen bekämpft - bis er von ihm selbst überwunden wurde. „So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen."

Und so kommt er einem Geheimnis auf die Spur, das Gott ihm erschlossen hat - durchs Gebet, durchs Studium der Schrift, durch alles Ringen und Fragen hindurch. Es ist, wie wenn ein Kind noch vor der Bescherung durchs Schlüsselloch ins Weihnachtszimmer schaut, oder als wäre der Vorhang auf der Bühne ein wenig zur Seite gerückt. Er schaut auf das, was Gott vorhart: „Verhärtung ist einem Teil Israels widerfahren, so lange, bis die Fülle der Heiden zum Heil gelangt ist und dann wird ganz Israel gerettet werden."

Was er jetzt nicht begreift und worunter er jetzt leidet - dahinter ahnt er Gottes Plan, Gottes Plan zum Heil für sein Volk und für diese Welt. Und Spuren dieses Planes findet er in den Schriften und - für ihn das stärkste Argument - in der Treue Gottes: „Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen."

Der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber hat das einmal so beschrieben: ,,Ich lebe nicht fern von der Stadt Worms, an die mich auch eine Tradition meiner Ahnen bindet; und ich fahre von Zeit zu Zeit hinüber. Wenn ich hinüberfahre, gehe ich immer zuerst zum Dom. Das ist eine sichtbar gewordene Harmonie der Glieder, eine Ganzheit, in der kein Teil aus der Vollkommenheit wankt. Ich umwandle schauend den Dom mit einer vollkommenen Freude. Dann gehe ich zum jüdischen Friedhof hinüber. Der besteht aus schiefen, zerspellten, formlosen, richtungslosen Steinen. Ich stelle mich darein, blicke von diesem Friedhofgewirr zu der herrlichen Harmonie empor, und mir ist, als sähe ich von Israel zur Kirche auf. Da unten hat man nicht ein Quäntchen Gestalt; man hat nur die Steine und die Asche unter den Steinen. Man hat die Asche, wenn sie sich auch noch so verflüchtigt hat. Man hat die Leiblichkeit der Menschen, die dazu geworden sind. Man hat sie. Ich habe sie. Ich habe sie nicht als Leiblichkeit im Raum dieses Planeten, aber als Leiblichkeit meiner eigenen Erinnerung bis in die Tiefe der Geschichte, bis an den Sinai hin. Ich habe da gestanden, war verbunden mit der Asche und quer durch sie mit den Urvätern. Das ist Erinnerung an das Geschehen mit Gott, die allen Juden gegeben ist. Davon kann mich die Vollkommenheit des christlichen Gottesraums nicht abbringen, nichts kann mich abbringen von der Gotteszeit Israels. Ich habe da gestanden und habe alles selber erfahren, mir ist all der Tod widerfahren: all die Asche, all die Zerspelltheit, all der lautlose Jammer ist mein; aber der Bund ist mir nicht aufgekündigt worden. Ich liege am Boden, hingestürzt wie diese Steine. Aber aufgekündigt ist mir nicht. Der Dom ist, wie er ist. Der Friedhof ist, wie er ist. Aber aufgekündigt ist uns nicht worden."

Starke Worte! Man kann sich ihnen nicht entziehen. Was Paulus eher allgemein formuliert, spricht Buber persönlich aus: „aber der Bund ist mir nicht aufgekündigt worden." „Der Bund, der Abrams Hoffnung war", so haben wir gesungen, „steht jetzt noch da, unwandelbar" (Reimpsalm 105,4).

Es ist für Paulus nur in diesem scharfen Gegensatz zu fassen: Im Blick auf das Evangelium sind die Juden zwar Feinde, Feinde um euretwillen, das heißt: damit ihr, Heiden, dazu kommen könnt, aufgepfropfte Zweige im alten Ölbaum. Im Blick auf die Erwählung aber sind sie Geliebte um der Väter willen. Wie sagte Buber? „...aber der Bund ist mir nicht aufgekündigt worden." Geliebte um der Väter willen!

Georg Eichholz, begeisternder Dozent für Neues Testament in den Nachkriegsjahren an der Kirchlichen Hochschule in Wuppertal, schreibt zur Stelle: „Wenn das die Konsequenz von Israels Schuld ist - was soll der Christ, der von Haus aus kein Jude ist, was soll die junge Kirche von Rom dazu sagen? Ich wage zu fragen: Bleibt etwas anderes als eine letzte Dankbarkeit, als eine unkündbare Solidarität im Verhältnis der Kirche zu Israel?"

In der Tat! Doch Paulus ist noch nicht am Ende. „Denn Gott hat alle eingeschlossen", schreibt er. Ich könnte auch übersetzen: er hat alle in Haft übergeben, Juden und Heiden. Und was das praktisch heißt, kann ich ein bisschen nachempfinden, wenn ich im Tagebuch der Anne Frank lese.

Da finden sie und andere während der Naziherrschaft ein Versteck im Dachgeschoss eines Amsterdamer Geschäftshauses. Gut zwei Jahre fristen sie dort ihr Dasein. Eigentlich haben sie alles, was zum Leben notwendig ist: Nahrung, Kleidung, Licht und Wärme. Aber sie sind eingeschlossen. Und das ist bitter. Sie können sich frei bewegen - aber nur bis zur Tür. Dahinter lauert der Tod. So fallen sie sich auf die Nerven, streiten sich um Kleinigkeiten. Eifersüchteleien machen das Leben schwer. Anne notiert in ihrem Tagebuch: „Unsere Wohnung ist schön, das Leben voller Geheimnisse, aber wir sind eingeschlossen wie der Vogel im Käfig."

Und das ist unsere Situation. Das Leben ist voller Geheimnisse. Unsere Wohnung ist schön. Und doch leben wir wie in einem Käfig, sind eingeschlossen im Unglauben, ahnen etwas von der Freiheit - und können sie ohne Gott nicht finden. Ohne nicht, aber mit ihm. Und das ist der entscheidende Satz, auf den alles hinausläuft: „Denn Gott hat alle eingeschlossen, damit er sich aller erbarme." Aller, der ganzen Menschheit, der unerlösten Schöpfung, die jetzt noch seufzt, doch zur Freiheit der Kinder Gottes berufen ist.

Wie das alles geschehen soll, das kann Paulus nicht erklären. Ob es einen Sonderweg für Israel gibt, einen Weg an Christus vorbei, wie manche Ausleger meinen, nach den starken Worten in Kapitel 10 aber eher unwahrscheinlich ist: Wer an Christus glaubt, der ist gerecht. Nur in einem ist sich Paulus sicher: Gottes Erbarmen wird triumphieren.

Und deshalb kann er gar nicht anders als Gott loben: „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! Denn „wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen?" (Jesaja 40,13) Oder „wer hat ihm etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihm vergelten müsste?" (Hiob 41,3) Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit! Amen."

Liebe Gemeinde, die Frage an uns bleibt: Was heißt das nun konkret für unser Verhältnis zu Israel? - Christen und Juden sind Kinder des einen Gottes und leben von seinem Erbarmen. Wir sind dazu gekommen, aufgepfropfte Zweige im Ölbaum. Wir können viel von Israel lernen, von ihrer Schriftauslegung, ihrem Schatz an überlieferten Geschichten aus dem Talmud oder auch die Erzählungen der Chassidim von Martin Buber.

Und ich erinnere noch mal an Georg Eichholz: Uns Christen bleibt eine letzte Dankbarkeit, eine unkündbare Solidarität im Verhältnis der Kirche zu Israel. Und es ist gut, dass unsere Kirche in der Grundlegung ihrer Verfassung diesen Satz aufgenommen hat: „Gott hat Israel zu seinem Volk erwählt und nie verworfen. Er hat in Jesus Christus die Kirche in seinen Bund hineingenommen. Deshalb gehört zum Wesen und Auftrag der Kirche, Begegnung und Versöhnung mit dem Volk Israel zu suchen."

Reinhold Robbe hat Recht, wenn er unsere Verantwortung für die Juden in der Welt und für Israel unterstreicht. Nicht nur wir Deutsche tragen diese Verantwortung, auch wenn uns eine besondere Geschichte verbindet, sondern die weltweite Kirche.

Doch „Begegnung und Versöhnung mit dem Volk Israel zu suchen" heißt für mich: Nicht nur Benjamin Netanjahu und seine Minister zu kontaktieren und einseitig Position zu beziehen. Krieg ist Krieg. Ja, jeder Tote ist zu viel! Sondern auch jene Menschen unterstützen und stärken, die sich gerade für Frieden und Aussöhnung in Israel und Palästina einsetzen: Daniel Barenboim mit seinem einzigartigen Orchester, bestehend aus moslemischen, jüdischen und christlichen Musikern.

Ich denke auch an die Aktion „Juden und Araber weigern sich, Feinde zu sein" („Jews und Arabs refuse to be enemies") mit gemeinsamen Fotos auf Facebook und Twitter. Oder auch an den Israeli Uri Avnery, mittlerweile 90 Jahre alt, unermüdlicher Aktivist in Sachen Aussöhnung. Oder Gideon Levy, Redakteur der jüdischen Tageszeitung „Haaretz". In seinem bemerkenswerten Artikel „Was will die Hamas wirklich?" kommt er zu dem Schluss:

„Im Gaza-Streifen ist eine erschreckend große Menge an Blut vergossen wurden - und in geringerem Maß auch in Israel. Es ist umsonst vergossen worden. Die Hamas ist von Israel niedergeschlagen und von Ägypten erniedrigt worden. Die einzig realistische Lösung ist allerdings genau das Gegenteil von dem, was Israel gerade tut. Wie wäre es mit einem offenen Hafen in Gaza, um die vorzüglichen Erdbeeren von dort zu exportierten? In israelischen Ohren klingt das wie Ketzerei. Hier zieht man wieder einmal palästinensisches Blut den palästinensischen Erdbeeren vor."

Übrigens, wegen seiner Kritik an der israelischen Offensive im Gazastreifen sah sich Levy heftigen Beschimpfungen und Drohungen ausgesetzt. Während eines Fernsehinterviews, das vor einem Einkaufszentrum geführt wurde, sei er „fast gelyncht" worden, berichtete Levy.

Der jüdische Religionsphilosoph Abraham Joshua Heschel (1907-1972) demonstrierte einst gemeinsam mit Martin Luther Kinder gegen Rassismus, protestierte gegen den Vietnamkrieg und beschäftigte sich intensiv mit dem Verhältnis von Juden und Christen.

„Was eint uns?" fragt Heschel. „Dass wir Gott Rechenschaft schulden, dass wir Gegenstand von Gottes Zuwendung sind, kostbar in seinen Augen." Und dann fährt er fort: ,,In einer frommen Tat sind wir Echo auf Gottes heimlichen Gesang; wenn wir lieben, singen wir Gottes unvollendetes Lied weiter.

Man kann kein anderes Bild des Allerhöchsten anfertigen als nur dies eine: unser eigenes Leben als Abbild seines Willens. Der Mensch nach seinem Bilde geschaffen, ist dazu bestimmt, seine Wege des Erbarmens nachzuahmen. Er hat dem Menschen die Macht delegiert, an Seiner statt zu handeln. Wir sind seine Stellvertreter, wenn wir Leiden lindern und Freude bringen."

Amen.



Manfred Gerke
Pastor der Ev.-ref. Kirchengemeinde Stapelmoor und
Präses des Synodalverbands Rheiderland der Ev.-ref. Kirche

26826 Weener
E-Mail: Gerke.Manfred@t-online.de

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