Alle Lesungen dieses Sonntags handeln in irgendeiner Weise von Worten. Sie handeln vom gesprochenen Wort. Besonders deutlich ist das in der Epistel, wo davon die Rede ist, dass wir mit der Zunge segnen und verfluchen können; dass die Zunge große Macht in der Welt hat, denn mit Worten können wir eine Welt für einander schaffen, die schön sein kann, aber auch furchtbar.
Denn es ist ja so, dass Worte mehr als Taten und Handlungen verwunden können. Oft ist es mehr das Gesagte, das verletzt, als das Getane. Von der Zunge kommt Segen und Fluch.. Warum aber ist das so? Ist es, weil Handlungen eindeutiger sind und Worte mehr zweideutig? Wir haben alle erlebt, dass wir herumgingen und über etwas grübelten, was gesagt ist, und uns selbst die Frage stellten: Warum hat er das gesagt, und warum sagte er es so, wie er es tat? Was hat er damit gemeint? Alle Erfahrung zeigt uns, dass das Wort - das gesprochene Wort - weit größere Macht hat als die ausgeführte Tat. Denn das Wort - das gesagte - ist viel verletzender als die Tat.
Und das ist so, weil Worte zweideutig sind. Wir können lange darüber nachdenken, was hinter einem Wort liegt, während sich eine Tat unmittelbar deuten und verstehen lässt. Das bedeutet dann, dass unsere Aufgabe darin besteht, den Worten Taten folgen zu lassen. Das Gesagte eindeutig sein zu lassen - und so, wie wir gesehen haben den Zweifel an dem Hintergrund für das Gesagte.
Das ist im Evangelium des Tages gemeint, wenn davon die Rede ist, dass ein guter Baum gute Früchte trägt und ein schlechter Baum schlechte Früchte. Der gute Baum trägt gute Frucht. D ie F rucht ist das Wirt des Baumes, und wir können unmittelbar an der Frucht erkennen, dass der Baum gut ist. Die Worte sind die Frucht des Menschen, und wir können unmittelbar an den guten Worten sehen, dass der Mensch gut ist. Worte folgen der Handlung. Wie es auch in Evangelium heißt: An deinen Worten sollst du freigesprochen werden und an deinen Worten sollst du gerichtet werden.
So auch mit dem Propheten Jonas, von dem in der ersten Lesung die Rede ist. Jonas war gefangen im Bauch des Waalfisches. Hier lag er und ließ den Worten Taten folgen. Er sang seine Not zu Gott, und Gott erhörte ihn, und das Heil kam dann vom Herren. Jonas wurde eindeutig gegenüber Gott. Jonas bekannte seine tiefe Abhängigkeit von Gott. Jonas versteckte sich nicht hinter seinen Worten, sondern wurde deutlich in seinen Worten. Jonas ließ5 sich in seinen Worten deuten. Die Worte und die Sprache sagen, wer wir sind, und deshalb ist es entscheidend, dass wir im Wort eindeutig sind.
Und das Christentum handelt ja gerade davon, im Wort eindeutig zu sein. Denn das Christentum handelt vom Wort Gottes. Das Wort war Gott - die Rede von Gott - war Jesus Christus. Christus ist das lebendige Wort Gottes, und mit dem lebendigen Wort ist ein Wort gemeint, bei dem Tat und Wort eins sind. Da ist nichts misszuverstehen. Da ist nichts zweifelhaft. Da ist nichts zu deuten, denn alles ist deutlich in Christus. Alles ist deutlich in Christus.
Gottes Wort ist das Wort, dass Gott die Welt so sehr liebt, dass er seinen eingeborenen Sohn, damit jeder, der an ihn glaubt, erlöst werden soll. Denn Gott gibt sich in seinem Wort zu verstehen. Das eindeutige Wort Gottes, das Jesus Christus ist. Das Entscheidende ist ja, dass das Christentum nicht so schwer zu verstehen ist. Das Christentum ist ja ganz einfach. Es handelt davon, dass Jesus als einer von uns geboren wurde, sein Leben gab, damit wir leben können. Es handelt von der Freude und der Freiheit und dem Heil, die Gott uns gegeben hat. Wir sollen nicht das klare Wort Gottes verschleiern. Denn Gottes Wort ist klar wie der Tag und erzählt uns von einem Gott, der Liebe ist. Erzählt uns von einem Gott, der seine lieben Kinder liebt.
Ja, Worte können mehr verletzen als Taten. Worte sind machtvoll in der Welt. Worte können das schaffen, was sie sagen, und sie können eine Welt für uns schaffen, die entweder ein Segen ist oder ein Fluch. Die Worte: Ich liebe dich, schaffen Freude und Raum für Leben. Und dies waren ja die Worte, die Gott zu uns in Jesus Christus sprach.
Unsere Aufgabe ist es, in unseren Worten eindeutig zu werden. Deutlich zu werden , so dass kein Zweifel besteht, was wir meinen und was wir sind. Mit dem Munde sollen wir den Glauben bekennen - uns zum Glauben bekennen - und mit dem Herzen sollen wir die Worte ausleben, so dass sie nicht nur leere Worte werden. Es genügt nicht zu sagen: Ich liebe dich, wenn man das nicht in die Tat umsetzt - das ist eigentlich schlimmer - den Worten müssen Taten folgen. Wenn wir es können ...
Deshalb singen wir in dem Lied vor der Predigt:
Min mund og mit hjerte
de gjorde en pagt
i fryd og i smerte
af al deres magt
hinanden at følge
og aldrig fordølge
hvad i dem er levende lagt
Mein Mund und mein Herz
Die schlossen einen Pakt
In Freude und Schmerz
mit aller Macht
einander zu folgen
und niemals zu verbergen
was in ihnen lebt
Einander zu folgen - wo Leben und Worte einander folgen, da besteht kein Zweifel - sondern da ist lebendiger Glaube. Und davon handelt ja eigentlich unser Glaube: dass Leben und Worte einander folgen. Denn so wie das lebendige Wort Gottes vom Grabe auferstand, so soll das lebendige Wort Gottes in uns Wurzeln schlagen, uns lebendig machen - für einander und für Gott.
Wir sollen den Worten Taten folgen lassen. Aber wir wissen auch gut, dass das Wort der Liebe: „Ich liebe dich" vielleicht manchmal die Tat etwas bleich erscheinen lassen kann. Dass wir angesichts der Worte zu kurz kommen. Denn unsere Worte wollen nicht viel sagen, und oft können wir auch vor uns selbst nicht bestehen. Wir können weder hören noch etwas sagen.
Aber Gott ließ von sich hören. In seinem klaren Wort. Ließ Wort und Tat miteinander verschmelzen. Das geschah am Morgen der Auferstehung, als Gottes Wort vom Morgen der Schöpfung, dass alles gut war, im auferstandenen Christus zur Tat wurde.
Gott kann - als einziger - Wort und Tat in seinem lebeindigen Wort eins werden lassen. In Jesus Christus. Und das ist unsere Hoffnung, unsere Freude, unser Heil.
Amen