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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

2. Advent, 07.12.2014

Angst und einer ist da
Predigt zu Lukas 21:25-26, verfasst von Thomas Jabs

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des
heiligen Geistes sei mit euch allen.
Liebe Gemeinde!
Ich habe Ihnen heute zwei Gedichte von Jugendlichen mitgebracht, die für die eine Berliner
Domnacht geschrieben wurden.
Angst, das Gefühl gelähmt zu sein
Angst, das Gefühl bedroht zu werden
Angst vor Krankheit, Trennung und Gewalt
Angst vor Leiden, Tod und Einsamkeit
Angst vor Streit und Familienverlusten
Verluste in der Familie bedeuten tiefe Verletzungen-
Man kann und will es nicht glauben.
Auch in der Schule hat man manchmal Angst,
Vor neuen Menschen und neuen Verantwortungen.
Niemand
Niemand, der da ist.
Niemand, der mich festhält.
Niemand, mit dem ich reden kann.
Niemand, der mich tröstet.
Niemand, der mit mir lacht.
Wo seid ihr denn alle?
Ich bin hier!
Ich halt es nicht mehr aus.
Ich bin doch kein Niemand.
Sabine, 14 Jahre
Angst. Angst eine unserer stärksten Empfindungen und eine unserer größten Triebkräfte.
Und zwei Seiten der Angst werden von den Gedichten beleuchtet. Die Ohnmacht, die
Angst in einem Menschen auslöst und ein Grund der Angst, niemanden haben, allein sein
in der Not.
Zum ersten, Angst macht ohnmächtig. Ich nenne es das Schlangensyndrom. Das Kaninchen
sitzt vor der Schlange und kann sich nicht rühren nicht wegsehen nicht retten. Das
Schlangensyndrom besitzt uns, macht uns besessen durch Angst.
Haben sie schon einen Autounfall hinter sich? Sie haben es bestimmt kommen sehen in
letzter Sekunde. Vielleicht auch noch reagiert. Doch es kam unabwendbar. Und die Angst
war da: Gleich knallt's. Als es vorbei war, da haben sie sich gefangen. Doch seitdem
kommt sie immer wieder die Angst. Am liebsten fahren sie gar nicht mehr allein. Das hilft
ihnen, wenn die oder der neben ihnen mit aufpasst und sie wissen es.
Haben sie schon einmal getrauert. Und sie hatten Angst davor allein zu sein, ohne diesen
Menschen. Und sie haben doch nur daran denken können, nur darauf schauen. Sie kamen
nicht los davon - nicht von allein. Irgend etwas, irgend jemand hat sie dann abgelenkt.
Ihre Arbeit oder jemand aus der Familie. Das hatte ihnen geholfen, weil sie sich mit
anderen beschäftigt haben.
Kennen Sie jemand, der Angst hat um seinen Arbeitsplatz. Er sieht bald nur noch das.
Setzt sich, sein ganzes Leben, seine Zeit nur dazu ein, dieser Angst zu begegnen, dieser
Angst und den Ansprüchen, die an ihn oder sie gestellt werden, gerecht zu werden.
Allein, steigert man sich immer mehr hinein. Da hilft nur die Aussicht auf eine andere Arbeitsstelle.
Jemand der sagt: Du kannst auch in unserer Firma Arbeit bekommen.
Haben sie Angst davor pflegebedürftig zu werden? Sie werden es kennen: Diese Angst
treibt Sie dazu ständig an die zu denken, die es sind und sie zu bedauern. Sie mögen da
gar nicht hingehen, sie haben Angst davor es zu sehen. Sie igeln sich ein. Allein können
sie dagegen gar nichts tun. Da hilft nur einer, der ihnen sagt: Mach dir keine Sorgen, ich
werde für dich da sein. Sie müssen es der - oder demjenigen nur glauben können.
Die Liste des Schlangensyndroms lässt sich fortsetzen. Angst, kennen wir in unendlichen
Formen und Varianten. Wir können uns daraus nicht retten, nicht allein. Und damit sind wir
beim nächsten Schritt.
„Niemand" nannte die 14 jährige Sabine Ihr Gedicht. Niemand ist da, ich bin allein. Das
macht Angst und das macht ohnmächtig in der Angst. Wir brauchen jemanden, der da ist
in der Not, jemanden der hilft.
Jesus wusste, was ihm und seinen Jüngern bevorstand. Todesangst in der Verfolgung. Er
wollte seine Jünger darauf vorbereiten. Darum schilderte er ihnen die Todesangst:
Lk 21,25-26
Und es werden Zeichen geschehen an Sonne und Mond und Sternen, und auf Erden wird
den Völkern bange sein, und sie werden verzagen vor dem Brausen und Wogen des Meeres,
26 und die Menschen werden vergehen vor Furcht und in Erwartung der Dinge, die kommen
sollen über die ganze Erde; denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Lukas nimmt das in sein Evangelium auf, denn inzwischen kannten die Christen Verfolgung,
kannten Gerichte vor die sie gezerrt wurden. Sie sollten sich von Christus lossagen
und die Kaiserstatue anbeten. Da standen oder knieten oder lagen sie geschlagen schon,
ein schlimmeres Urteil befürchtend. Angst, die nackte Angst ergriff sie und machte sie taumelnd.
Untergang nur noch Untergang vor Augen als wenn der ganze Kosmos ins Wanken
gerät.
Lukas schrieb für sie die Worte Jesu auf: Lk 21,27 27 Und alsdann werden sie sehen den
Menschensohn kommen in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit. 28 Wenn aber
dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung
naht.
Jesus sagte den Jüngern zu: Ihr werdet nur aufsehen brauchen. Ihr werdet nur vertrauen
brauchen. Ich werde euch zu Hilfe kommen in eurer Not. Ja, selbst wenn Himmel und
Erde vergehen. Ich werde für euch da sein.
Wie in einer Wolke. Noch nicht wirklich zu sehen und doch in eurer Nähe. Noch nicht der
König in dieser Welt und doch schon kommend in eure Not, noch nicht alle Not verhindernd
aber in aller Angst an eurer Seite. Die Wolke ein Symbol dafür und auch der Feigenbaum.
Wenn er ausschlägt dann ist der Sommer nahe. Er ist noch nicht da aber er ist nahe und
wird kommen. So auch Jesus in jeder Angst ist er nicht zu sehen, nicht vorher schon da,
um sie zu verhindern. Er ist nahe. Er kommt und stärkt mitten in der Angst.
Das sagt der Feigenbaum. Er wurde das sichtbare Zeichen für die Wahrheit dieser Worte.
Feigenbäume stehen überall in dieser Gegend des Mittelmeeres. Man sieht sie immer wieder.
Die Jünger sahen Feigenbäume als Jesus schon tot und auferstanden, war. Sie sahen
einen Feigenbaum, als sie beschimpft und bedroht wurden. Sie sahen einen Feigenbaum
oder erinnerten sich daran als sie eingesperrt und verurteilt wurden. Ein Feigenbaum
konnte sie ablenken als sie Angst hatten, solche Angst, dass sie allein nie von dieser
Angst losgekommen wären. Sie waren nicht allein. Ein Zeichen war ihnen der Feigenbaum
eines für Jesu Worte.
Jesus hatte ihnen ein sichtbares Zeichen gegeben. Den Feigenbaum ein Zeichen gegen
die Angst. Das ist wichtig ein Zeichen gegen die Angst zu haben. Denn dann sind wir nicht
allein, auch wenn niemand da ist. Ein Zeichen ein Symbol erinnert an den, der es uns gab.
Für uns ist es im Advent die Kerze. Sie ist unser Symbol für den ankommenden, den adventlichen
Jesus. Immer wenn uns Angst beschleicht vor der Zukunft, vor der Arbeitslosigkeit,
vor der Einsamkeit oder was es auch sein mag; zünden sie sich eine Kerze an. Denken
sie an den Advent, das Kommen Jesu. Lassen sie sich ein auf ein Gebet. Er wird ihnen
dann nahe kommen und der erste Schritt aus der Angst ist getan, die Ohnmacht kann
nicht mehr über uns herrschen. Wir werden wieder in der Lage sein, selbst Schritte zu gehen
aus der Angst und gegen die Not.
Die Jünger jedenfalls hatten sich auf Jesu Worte eingelassen, ihm vertraut, aufgesehen
auf ihn, ihn angebetet und angefleht in jeder Angst die sie ergriff. Und Er war gekommen
zu diesen Jüngern jedenfalls, davon berichtet Lukas später in der Apostelgeschichte reichlich.
Weil auch Lukas es erlebt hatte. Jesus war gekommen hatte ihn abgelenkt von der
Angst und damit den ersten Schritt getan diese Angst zu besiegen.
Ich hatte ein Buch in meiner Kindheitsangst, sie haben vielleicht einen guten Beifahrer im
Auto oder einen guten Bekannten, der ihnen bei bewerbungenhelfen wird. Sie haben vielleicht
liebe Verwandte, die sie pflegen werden oder besuchen und vielleicht auch einen guten
Arzt und gute Gesundheit, dass ihnen das erspart bleibt.
Die Jünger Jesu hatten seine Worte, Lukas auch, und den Feigenbaum. Wir haben Jesu
Worte und die Adventskerzen. Wir zünden sie an und dann erheben wir unsere Häupter
und Hände zum Gebet und lesen vertrauensvoll seine Worte.
Eure Erlösung naht.
So müssen wir nie mehr ohnmächtig bleiben angesichts einer Angst denn wir sind nie allein.
Darum erlaube ich mir das Gedicht der 14 jährigen Sabine für uns umzuschreiben:
Christus
Jemand, der da ist.
Jemand, der mich festhält.
Jemand, mit dem ich reden kann.
Jemand, der mich tröstet.
Jemand, der mit mir lacht.
Er ist hier immer in meiner Nähe!
Ich halte alles aus.
Ich hab doch Jemand.
Amen
Und der Friede gottes der höher ist alle Vernunft, der bewahre eure Herzen und sinne in
Christus Jesus unserem Herrn.

Pfarrer Thomas Jabs
Berlin
E-Mail: Pfarrer.Jabs@kirche-mahlsdorf.de

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