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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

4. Advent, 21.12.2014

Predigt zu Lukas 1:39-45, verfasst von P. Friedrich Schleinzer

Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!

 

Der vierte Adventsonntag, wir stehen vor der Geburt. Wenn Sie sich erinnern, so war die Frage der Johannesjünger im Evangelium vom vergangenen Sonntag, was sollen wir tun? Speziell werden genannt, die Zöllner, also die Steuereintreiber der Besatzungsmacht und auch die Soldaten. Johannes gibt ganz konkrete Anweisungen, was sie tun sollen. Auch uns beschäftigt die Frage: Was sollen wir tun? Denn manchmal stehen wir vor scheinbar unlösbaren Problemen und wir fragen uns, was sollen wir jetzt tun? Die Frage für den persönlichen Bereich aber auch ist es eine Frage der Gesellschaft der Welt, wenn Sie an den Klimagipfel denken, was soll die Welt tun, wenn es nicht schon zu spät ist. Und auch die Frage in der Kirchenpolitik, was sollen wir tun? Im Streit mit den Kreuzen in der Schule, mit dem Bau vom Minoriten und Moscheen, mit den angesagten Rückschritt in der Kirche. Heute wird eine Antwort gegeben auf unsere Fragen: Was sollen wir tun?, nämlich die Antwort: Guter Hoffnung sein.

 

Heute sollten eigentlich einmal in der Kirche schwangere Frauen predigen und uns erzählen, wie das ist, wenn man als Mutter ein Kind erwartet. Früher hat man zu schwangeren Frauen gesagt, sie sind guter Hoffnung, es ist ein Begriff den man heute fast kaum mehr hört. Der Evangelist berichtet uns heute von einer Begegnung zwischen Elisabeth und Maria. Die eine, eine junge Frau, die andere eine erfahrene betagte, das heißt, beide erwarten ein Kind, beide tauschen ihre Erfahrung aber auch ihren Glauben aus. Es ist ein Fest der Begegnung. Es ist eine andere Begegnung als wenn wir einen Stehempfang ausrufen oder eine Kennenlernparty, oder wenn der Arzt auf eine Kurzvisite kommt. Begegnung bedeutet mehr, Begegnung heißt füreinander Zeit haben, offen sein, einander wertschätzen und vor allem Vertrauen entgegenbringen.

 

Ich denke an eine Darstellung aus der Kunst „Die Heimsuchung Mariens". Sie haben auch solche Bilder vor Augen, entweder in Kirchen oder auf Kalendern. Es ist eine doppelte Begegnung. Maria begegnet Elisabeth und man sieht - es stellt die Mitte des Bildes dar - wie die Frauen sich mit ihren Händen halten, fassen, berühren, in Beziehung treten. Man sieht auch wie sich ihre Körper, ihre Bäuche berühren und in goldener Mandela dargestellt, ihre Kinder Johannes und Jesus. Auch sie berühren sich bereits vor der Geburt, Johannes der Vorläufer des Messias. Gott tritt mit den Menschen in Beziehung, er ergreift die Initiative weil wir Menschen es vielfach nicht mehr vermögen mit Gott z.B. im Gebet in Beziehung zu treten. Ich will noch einige Aspekte zu dieser inneren Beziehung und Verbindung zwischen Mutter und Kind sagen. Denn auch nur so können wir den Satz verstehen der auf Maria hin gesagt wird: „Ein Schwert wird deine Seele durchbohren". Die innige Beziehung zwischen Mutter und Kind, neun Monate intensiv gelebt steht als Bild der Beziehung von Gott und Mensch. Mir hat eine Mutter gesagt, sie leidet denselben Schmerz mit, wenn ihr Kind geimpft wird, wenn ihr Kind Schmerz erfährt. Sie selbst spürt ganz massiv mehr noch diesen Schmerz wie ihr Kind. Wir wissen auch, wie viele Tragödien entstehen, wo diese Verbindung zwischen Mutter und Kind nicht möglich ist, ja, wo sie vielleicht unterbrochen wird, wo die Kinder den Müttern weggenommen, entführt, für Organspenden missbraucht werden oder in Kinderheime abgeschoben werden. Wir alle haben in unserem Leben schon erfahren wie es das ist, mit dem Trennungsschmerz und mit dem Ablösen von der Mutter und wie dieses Ablösen gelingen oder misslingen kann.

 

 

Neben diesem Beziehungsbild wird uns noch ein zweites Bild deutlich, in guter Hoffnung sein. Menschen machen sich immer wieder Hoffnungen.

Kranke Menschen hoffen, dass sie wieder gesund werden, dass ihr schlechtes Befinden heute nur auf das Wetter zurückzuführen ist. Verlassene, Zurückgelassene, Einsame, haben die Hoffnung, dass sie wieder einen Menschen finden. Arbeitslose geben die Hoffnung nicht auf, dass sie wieder einen Gelderwerb finden. Wo wir am offenen Grab eines Toten stehen, da umfängt uns auch die Hoffnung, dass es ein Weiterleben gibt, ein Leben nach dem Tod. Dass es einen Gott gibt der uns auferweckt. Wenn wir in einer verzwickten Situation sind, dann haben wir die Hoffnung, dass es gut ausgeht. Manche Menschen verfallen in Hoffnungslosigkeit. Wir sprechen auch oft dieses Wort gedankenlos aus, es ist ein resignierendes Wort, ein Wort, das die Menschen hinunterzieht bis hin zur Depression. Wir sagen leichtfertig er oder sie sind hoffnungslos verloren, die Situation ist ausweglos, verfahren. Heute wird uns deutlich, dass wir guter Hoffnung sein sollen, denn Gott ist mit uns, er kennt uns mit Namen, er will uns zu Weihnachten in einem Kind begegnen, er ist unser Retter und Erlöser. Heute Nacht habe ich die Fahrt bei Sturm und Schnee überstanden, in der Hoffnung, dass ich gut ankomme. Ich bin nach 400 km gut angekommen. Jetzt blicke ich in guter Hoffnung auf das Ankommen des Herrn, auf seine Geburt bei uns Menschen.

 

AMEN

Univ. Prof. Mag. Dr. P. Friedrich Schleinzer
Salzburg
E-Mail: Friedrich.Schleinzer@sbg.ac.at

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