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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Christvesper, 24.12.2014

Von der Weihnachtsfreude
Predigt zu Lukas 2:1-20, verfasst von Martin Herche

Liebe Gemeinde,


 wieder haben wir die wohl berühmteste und schönste Geschichte gehört: „Es begab sich aber zu der, dass ein Gebot von Kaiser Augustus ausging…“ - Wenn diese Worte anheben, dann wissen wir: jetzt ist Weihnachten! Viele kennen die Geschichte seit Kindertagen. Sie weckt Erinnerungen, lässt uns eintauchen in selige Stimmungen. Die Worte klingen und schwingen in uns.


Ich grüße alle, die beim Krippenspiel einst Maria waren oder Josef oder ein Hirte oder der Verkündigungsengel oder ein Wirt. Wie oft haben wir die Worte der Weihnachtsgeschichte gehört oder auch selber aufgesagt.


Aber mancher hört diese Worte heute zum ersten Mal und so grüße ich auch Sie herzlich, die noch nie vorher in einem Weihnachtsgottesdienst waren. Wie schön, dass Sie heute hier sind! Denn der Glanz der Weihnacht gilt ja uns allen. Und ich wünsche uns, dass wir, ohne Ausnahme, etwas davon spüren und dass es uns gut tut.


Freude verkündet der Engel. Und es ist seine Botschaft über alle Zeiten und Orte hinweg auch für uns. Und so lasst uns in dieser Stunde dieser Botschaft unser Herz öffnen. Aber vielleicht hat sie uns ja schon erreicht und begleitet uns in diesem Gottesdienst:



Ja, die Weihnachtsfreude hat so viele Gründe und Gelegenheiten, uns zu ergreifen. Nehmen wir sie als ein Gleichnis für die Freude, die der Engel verkündet:


Siehe ich verkündige euch große Freude, sagt er, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. (Lukas 2, 10.11)


 Liebe Weihnachtsfestgemeinde, von dieser großen Freude muss heute Abend unbedingt gesprochen werden. Denn die Botschaft von ihr gibt unserem Fest erst seine tiefen Sinn und hat Bedeutung für unser ganzes Leben.


Euch ist heute der Heiland geboren. (Lukas 2,11) - Das ist die Botschaft an diesem 24. Dezember 2014 auch für uns heute Abend hier in der Peterskirche. Im griechischen Urtext steht für „Heiland“ das starke Wort „Soter“ - „Retter“.


Für alle, die sich fragen, ob unsere Welt denn noch zu retten ist, gibt die Engelsbotschaft die Antwort: Ja! Denn Christ, der Retter ist da! Das ist die Hoffnungsbotschaft der Weihnacht. Sie ist keine Vertröstung auf ein besseres Jenseits, sondern eine Ermutigung für uns in unserem Hier und Heute. Was kann das heißen? Cyriakus Schneegass, ein Thüringer Pfarrer, der in Luthers Jahrhundert lebte und schon im Alter von 52 Jahren sterben musste, dichtet am Ende seines Lebens:


In dir ist Freude, in allem Leide,


o du süßer Jesus Christ.


Durch dich wir haben himmlische Gaben,


du der wahre Heiland bist. (EG 398)


Dieses Lied steht in unserem Gesangbuch unter der Überschrift „Geborgen in Gottes Liebe“. Es spricht eine Erfahrung aus, die auch uns zu Teil werden kann, wenn wir es annehmen und uns daran festhalten: Jesus ist auch unser Heiland und Retter.


Wer in diesen Weihnachtsgottesdienst mit einem schweren Herzen kam, lasse es sich sagen: dort im Stall, in der Krippe kannst Du Gottes Freundlichkeit schauen. Sie soll Dir zur Kraftquelle werden und Dich einstimmen lassen in dieses so unglaublich starke Bekenntnis: In dir ist Freude in allem Leide!


Manchmal ist es eine geradezu abenteuerliche Freude, die uns im Vertrauen auf Christus, unseren Retter und Heiland erfasst.


 Ein anderes Lied kommt mir in den Sinn. Darin heißt es


Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl.


Das macht das Herze still und friedevoll. (Hedwig von Redern)


Die Zeilen stammen von Hedwig von Redern, einer engagierten Christin, die selber viel Schweres zu bewältigen hatte. Wie viele Menschen sind durch ihre Worte schon getröstet worden!


Vermutlich kennen Sie auch Menschen, die heute am Heiligen Abend darunter leiden, dass sie nicht wissen, wie es für sie weitergehen kann. Und vielleicht kennen sie solch eine Hilf- und Ratlosigkeit aus eigener Erfahrung.


Wer in diesen Weihnachtsgottesdienst mit der Sorge um seine Zukunft kam oder voller Sorge um seine Lieben, lasse es sich sagen: dort im Stall, in der Krippe kannst Du Gottes Ermutigung schauen. Sie soll Dir Zuversicht geben, so dass Du es nachsprechen kannst: Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl. Das macht mein Herze still und friedevoll.


Manchmal ist es eine ganz stille Freude, mit der wir im Vertrauen auf Christus beschenkt werden.


 Freilich, in der Weihnachtsgeschichte ist es alles andere als still: alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen:


Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden


bei den Menschen ein Wohlgefallen. (Lukas 2, 14)


Wenn es um Christus, unseren Retter und Heiland geht, kann es gar nicht anders sein, als dass Gott gelobt und gepriesen wird. Warum? Weil durch ihn Friede einkehrt: Friede auf Erden und also auch in unseren Herzen. Im 1. Johannesbrief heißt es: Wenn wir aber unsere Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt und reinigt uns von aller Untugend. (1. Johannes 1,9)


Siehe, ich verkündige euch große Freude“, sagt der Engel. Jetzt wird deutlich, warum er von großer Freude spricht! Wer je in seinem Leben das Geschenk der Sündenvergebung erleben konnte, weiß, wie befreiend und frohmachend diese Erfahrung ist. In der Vergebung unserer Sünde schenkt uns Gott Frieden, versöhnt er uns mit uns selbst und untereinander, lässt er Frieden werden zwischen ihm und uns.


Wer in diesen Weihnachtsgottesdienst mit der Last seiner Schuld gekommen ist, lasse es sich sagen: dort im Stall, in der Krippe kannst Du Gottes Frieden schauen. Er will Dein Friede sein und Dir alle deine Schuld vergeben, so dass du einstimmen kannst in den Jubelgesang: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden – Friede auch bei mir und in mir! Es ist eine ganz tiefe, dankbare Freude, mit der wir im Vertrauen auf Christus beschenkt werden. Und so haben wir allen Grund, das Fest der Christgeburt zu feiern. Dabei blenden wir die Probleme, die uns oft bedrängen nicht aus und reden die Ängste, die unter uns sind, nicht klein und verdrängen nicht, was uns in unserem Leben misslungen ist, sondern nehmen alles und bringen es in unseren Gedanken und Gebeten zu Jesus Christus, dem Heiland und Retter der Welt - unserem (!) Heiland und Retter und Erlöser. Und dann haben wir allen Grund und alles Recht der Welt zu singen: O du fröhliche, o du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Welt ging verloren, Christ ist geboren, freue dich, freue dich, o Christenheit.


Amen.


 



Landessuperintendent Martin Herche
Göritz
E-Mail: m.herche@ekbo.de

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