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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

2. Sonntag nach Weihnachten, 04.01.2015

Heilige drei Könige
Predigt zu Matthäus 2:1-12 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Thomas Reinholdt Rasmussen

Eine märchenhafte Erzählung, die wie an den Heiligendrei Königen hören. Wie
hören von den Weisen aus dem Morgenland, die auszogen, um den neugeborenen
König der Juden zu sehen, denn sie haben seinen Stern aufgehen sehen,  und nun wollen sie ihn aufsuchen und anbeten.
Aber da ist von Anfang an etwas schief in dieser Geschichte- Den die Könige
kommen aus dem Morgenland und sind deshalb Heiden, das heißt Nicht-Juden. Warum
in aller Welt sollen die den neugeborenen König der Juden aufsuchen, wie sie so
deutlich sagen? Man sollte meinen, dass es der König der Juden ist und
nicht ihr König.
Aber von Anfang an ist die Geschichte größer als es unmittelbar scheint.
Dass sie seinen Stern im Osten gesehen haben und nicht nur über Israel,
sagt uns, dass das neugeborene Kind nicht nur für die Juden da ist, sondern für
die ganze Welt. Was da geschieht, ist nicht nur exklusiv, sondern inklusiv für
alle Menschen. Das besagt also, dass in diesem äußersten Winkel desrömischen
Reiches ein Kind geboren ist, das für die ganze Welt Bedeutung hat.
Und die Bedeutung des Kindes ist wahrlich deutlich. Unsere Zeitrechnung ist
nach ihm benannt. Sein Name wird in der ganzen Welt verkündet. Jesus Christus
heißt er, und die kulturellen und menschlichen Wirkungen, die seiner Spur im
Laufe der Zeiten folgen, sind ganz enorm.
Es ist in unserer Zeit fast Mode geworden, alle die Fortschritte zu
preisen, die dem Christentum zu verdanken sind: Freiheit, Gleichheit und
Brüderlichkeit. Und wahr ist, dass der christliche Glaube in sich den Keim zu
einer freien Auffassung vom Menschen trägt, weil das Christentum nicht
religiöse Gesetze und menschliche Hierarchien kennt.
Aber das kann auch überhand nehmen. Es ist, als sähen wir nur die
Qualitäten des Christentums als etwas, was hier in der Welt geschieht. Dass das
Christentum nur ein großer zivilisatorischer Faktor ist, wie man es ausgedrückt
hat, und das ist sicher richtig. Aber wenn die Dinge wirklich einen tiefen Sinn
haben sollen, müssen wir festhalten, dass das Christentum mehr ist als dies.
Christentum ist nicht nur Kultur und ein kulturelles Phänomen.
Christentum ist auch der Glauber, dass die Welt Gott gehört. Christliche Glaube
geschieht nicht nur in dieser Welt, er geschieht auch außerhalb der Welt.

Deshalb suchen die Weisen aus dem Morgenland den neugeborenen König der
Juden. Nicht um als Anthropologen die kulturellen und zivilisatorischen
Implikationen dieses neugeborenen Säuglings zu untersuchen, sondern um, wie sie
es auch selbst sagen, ihn anzubeten. Das ist doch ein wesentlicher Unterschied.

Denn die Weisen sind keine objektiven Betrachter. Sie sind keine
kulturellen Archäologen, die sich untersuchend zu ihrem Gegenstand verhalten.
Sie sind Anbeter im Geist und in der Wahrheit.

Sie Weisen sind Ausdruck dafür, dass Gott in die Welt gekommen ist, nicht
nur exklusiv zu wenigen gekommen ist, sondern in die Welt. Und dass dies
Kommen Bedeutung hat, eine Bedeutung für das Menschenleben, das über diese Welt
hinausreicht.
Und etwas, was über diese Welt hinausreicht, nenne wir Hoffnung. Hoffnung
erfordert, wenn sie diesen Namen verdienen soll, etwas mehr zu wollen als nur
das Naheliegende. Deshalb steht der Stern auch am Himmel, um die Hoffnung auf
dem Wege zu beleuchten.
Das Gefährliche ist, den Stern zu sehen und nicht was, was der Stern
beleuchtet. in unseren Tagen, wo wir so sehr die positiven Einflüsse des
Christentums auf die Kultur betonen, ist es als ob wir den Stern am Himmel
sehen hoch oben. Wir sehen den Stern, aber nicht das, was der Stern
beleuchtet.  Wir machen das Christentum
zu einem kulturellen Beitrag und nicht einer Verkündigung, dass die Welt Gott
gehört.
Das hat Grundtvig klar gesehen in einem Lied, das in Dänemark zu diesem
Sonntag gehört:
So die Weisen wie der Stern
hin zu Christus, unserm Herrn.
Uns ist auch ein Stern gegeben,
folgen dem wir gern im Leben,
kommen wir zu Jesus Christ.[1]

Der Stern, und das heißt auch alle äußeren Seiten und kulturellen
Implikationen des Christentums sind dazu da, uns zu Jesus zu führen. Wir sind
vielleicht allzu sehr auf den Stern fixiert und damit die Entwicklung des
Christentums in der Welt  und vergessen
vielleicht, dass es eigentlich um das Kind in der Krippe geht und den Mann am
Kreuz.

Deshalb schreibt Grundtvig auch:

Dieser Stern mit hellem Licht,
der uns führt und trüget nicht,
ist sein göttlich Wort, das klare,
das er uns ließ offenbaren,
uns zu leuchten auf dem Weg.

Alles weist auf Jesus Christus hin. Wahr ist, dass vieles in der Welt um
ihn entstanden ist. Menschliche Verhältnisse in Freiheit und Gleichheit,
politische Verhältnisse, Religionsfreiheit und vieles andere. Aber man darf im
Lichte dieser kulturellen Phänomene, die wie Sterne am Himmel leuchten, nicht
vergessen, dass das Entscheidende das Kind in der Krippe in Bethlehem ist, zu
dem die Weisen zogen, um es anzubeten, und als sie Jesus gesehen hatten, hören
wir nichts mehr von dem Stern, denn da war seine Aufgabe erfüllt. Sie waren zu
Jesus geführt worden und hatten den kleinen König des Himmels gesehen. Sie
hatten erfahren, dass wie Welt Gott gehört, und um das zu verkünden, zogen sie
aus in die Welt, um dies zu verkünden, damit auch es auch von uns heute gehört
werden kann: Uns ist nun ein Heiland geboren. Amen.


[1] Salmer på dansk og tysk, Nr. 113




Pastor Thomas Reinholdt Rasmussen
DK-9800 Hjørring
E-Mail: TRR@KM.DK

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