Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Rogate, 10.05.2015

Predigt zu Johannes 16:23b-28 , verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Ich sitze im Verkehr mit zwei Kindern auf dem Rücksitz, die schreien und denen schlecht ist. Die Autobahn ist voll von stehenden Autos, eingeschlossen in Reihen und Staus ohne Aussicht auf eine Ausfahrt. Ich nehme die Hand vom Lenkrad und bitte darum, dass sie sich ein wenig bewegen. Nichts geschieht, und da denkt man an das Evangelium des heutigen Tages und fügt hinzu im Namen Jesu und ruck-zuck, kein Stau mehr. Wie gerne möchte ich die Welt verändern mit diesem kleinen Wort im Namen Jesu. Funktioniert es auf der Autobahn, funktioniert es sicher auch bei meinem notleidenden Bankkonto und meiner Hecke, die noch nicht geschnitten ist. Im Namen Jesu, und die Welt gehört mir, das Auto füllt sich mit gratis Waren, denn sonst droht ihnen im Namen Jesu. Das funktioniert eine Weile, dann treffe ich einen anderen Kirchgänger, der dasselbe im Namen Jesu tut – und ruck-zuck bin ich in seiner Macht.

Eine wörtliche Auslegung legt einen Ruck-zuck-Effekt des Gebets nahe. Man braucht einen Pastor, der uns erklärt, dass es so nicht gemeint war. Einige sagen, Gott wirkt in mystischer Weise, andere sagen, dass er nicht mehr wirkt. Einer sagt, wir beten zu viel, ein anderer sagt, dass heute viel zu wenig gebetet wird. Was soll man glauben? Der Pastor meiner Kindheit würde mir wohl erzählen, dass es daran liegt, dass ich um falsche Dinge bete, zu denen Jesus sich nicht bekennen will, Dinge, die nicht geschehen können.

Diese Pointe ist in Ordnung. Aber wie damals, als ich im Namen Jesu darum bat, dass mein Opa noch leben sollte, damals gab es auch keinen Ruck-zuck-Effekt. Dass dies nicht der Fall war, überrascht uns nicht, es war j auch kein Karfreitag. Und ja, da lösen wir faktisch das Rätsel, warum Gott nicht Jesus zu Hilfe kam, als er bat: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Das war in der Tat, weil er nicht im Namen Jesu bat. Das es das nicht tat, war nicht aus Vergesslichkeit, sondern weil nicht sein Wille geschehen sollte, sondern der Wille Gottes. Ich bin mir nicht sicher, ob der Tod der Wille Gottes ist, aber Jesus stirbt, da gibt es auch keinen Ruck-zuck- Effekt für den Sohn Gottes. Darin gleicht sein Leben deinem und meinem Leben. Der Wille Gottes war doch nicht der Tod, sondern dass er Ostermorgen von den Toten auferstand.

Es gibt keinen Ruck-zuck-Effekt des Gebets – warum dann überhaupt um etwas beten? Das wohl darum, weil die Tatsache, dass wir ohnmächtig sind, nicht den Willen beseitigt, etwas zu tun. Beten heißt, machtvoll daran festhalten, dass die Welkt gut sein soll, und Gott nicht loslassen, ehe er uns segnet.

Im Namen Jesu ist es falsch, wenn ich meine Macht dazu benutzen will, die Welt zu meiner Welt zu machen. Im Namen Jesu ist es falsch, wenn Tod und Krankheit die Welt heimsuchen, die wir Menschen aufbauen wollen. Das Gebet gibt uns die Macht, der Welt zu widersprechen. Dem Bösen, das willentlich geschieht, und dem das nur geschieht, weil wir dazu geboren sind zu sterben. Wir sollen Einspruch erheben, wenn die Welt nicht so gut ist wie damals, als sie in die Welt gesetzt wurde und alles gut war. So gut, dass selbst Gott such ausruhen durfte.

Ostern erzählt uns, dass es Gott genauso geht, dass er auf der Seite der Menschen ist, wenn es zu all dem kommt, was im Leben schief gehen kann. Wir sehen das Böse und den Tod nicht als einen Teil der guten Welt, und das tut Gott auch nicht. Wir glauben gegen alle Widerstände, dass die Welt eine gute Heimat ist und dass uns die Menschen, mit denen wir hier sind, uns Gutes wollen. Wenn das nicht der Fall ist, ficht uns das an, und wir betten oder rufen wie Jesus, dass unsere gute Welt von Gott verlassen ist und dass wir damit nicht leben können.

Wir stehen hier auf der Autobahn und warten, aber jetzt habe ich ein Gebet entsandt. Ich entdecke, dass weder Gott noch das Böse den Stau auf der Autobahn geschaffen hat, sondern der Unfall, an dem ich vorbeifahre. Sei mit denen, Gott, wie du mit mir warst im Auto, als ich wartete im Namen Jesu. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense
E-Mail: lrl(at)km.dk

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