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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

10. Sonntag nach Trinitatis, 09.08.2015

Predigt zu Lukas 5:1-11, verfasst von Ekkehard Heise

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jesus Christus. Amen.

 

Liebe Gemeinde,

die Kraft zu allem Leben kommt von Gott:

         der Mut, der die Mutlosigkeit besiegt,

                   das Lächeln, das unter Tränen erblüht,

                            der Antrieb, der mich auch einen schweren Weg gehen lässt,

                                      das Vertrauen,

                                      ohne das mein Leben keinen Tag bestehen könnte.

 

   Worauf verlasse ich mich denn bei jedem Schritt, den ich gehe,

         wenn nicht darauf,

                   dass diese Erde gewollt

                                               und angelegt

                                                        und im Letzten getragen ist

von der Liebe eines guten Schöpfers.

 

   Selten sehen wir das deutlich.

Wie selbstverständlich lebt der Mensch auf einer Erde,

         deren Reichtum an Lebewesen

                   und Formen von Energien

                                      und Möglichkeiten

                                               frühere Generationen zu frommen Staunen

und dankbarem Lob eines fürsorgenden Gottes gebracht hat.

 

   Der moderne Mensch,

         überzeugt von der Machbarkeit aller Dinge,

ging daran,

         sich die Erde Untertan zu machen,

                            im schlechten Sinne des Wortes.

Er beutete seine Lebensgrundlage aus,

                                      versklavte die Natur

                                               und nahm die alles belebende,

                                                        Kraft spendende Liebe Gottes

als selbstverständliche Gegebenheit hin,

         auf die ein Anspruch jederzeit einklagbar wäre.

 

   Wir stehen heute am Ende dieses Denkens.

Die Grenzen menschlicher Machbarkeit sind erreicht.

Grenzen des Wachstums,

         Grenzen der Rohstoffvorräte,

                   ethische, moralische Grenzen,

                            die es verbieten, Mittel weiter zu entwickeln,

die alles Leben auf der Erde mit ihrer vollständigen Vernichtung bedrohen

                            oder der menschlichen Manipulierbarkeit ausgeliefert sind.

 

   Der Mensch hat getan, was er konnte.

Die besten Köpfe in Wissenschaft und Forschung haben gearbeitet,

         Atemberaubendes ist entdeckt und entwickelt worden,

                   doch werden wir dieses Fortschrittes nicht recht froh,

                            weil mit der Größe der menschlichen Leistung

                                      auch die Schatten größer und größer werden,

                                                                  die sie auf unser Leben wirft.

 

   Vom Auto bis zur Atomtechnologie,

         von der Embryonenforschung bis zum Klonen von Lebewesen,

         Transhumanismus, menschliche Selbstoptimierung...

sehen wir Gefahren,

                   und mit den Jüngern im Predigttext können wir sagen:

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.“

 

   Teure und intensive Forschung haben dem Menschen vielerlei Gutes getan,

aber in den Grundfragen des Lebens uns nicht weiter gebracht.

Mit den Errungenschaften wuchsen auch die Gefahren und Aporien des Lebens.

Eine organische Synthese von Mensch und Technik. eine Antropotechnik greift zu kurz, kann zur Technomianie werden.

 

Fischen mit einem zu grobmaschigem Netz,

nichts bleibt –

der Fang rutscht uns aus den Händen.

 

   Mit leeren Händen kehren die Fischer ans Ufer zurück.

Hier begegnet ihnen Jesus.

         der nicht resigniert,

                            der Mut macht:

„Fahrt noch einmal hinaus.

         Wiederholt eure Arbeit,

                   aber diesmal nehmt mich mit.“

 

   An dieser Stelle ist Entscheidung gefragt.

Aufgeben oder Weitermachen.

         War alles umsonst

         oder fehlte nur die Religion,

keine in der Vergangenheit verhaftete,

         sondern eine,

                   die heute von Gott und mit Gott zu reden weiß?

 

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen und jetzt kommst du und sagst wir sollen noch einmal...“

 

   Die Jünger entscheiden sich anders,

Simon Petrus spricht es aus:

„aber auf dein Wort hin, will ich die Netzte auswerfen.“

 

   Das ist der Glaube,

                   der nicht resigniert und sagt:

„Wir leben nun mal in einer gottlosen Welt.“

                   sondern der Glaube vertraut darauf,

                                               dass die gleiche Arbeit

in der Begleitung Jesu,

         unter dem Wort Gottes anders ausfällt,

                                      gute, reiche Ergebnisse zeigt,

                                                                           Sinn bekommt.

 

Wir Deutschen haben nach langen Jahren der Vorsicht und Abstinenz, wieder ein Verhältnis zu nationalen Symbolen bekommen.

Ist es nicht auch denkbar, dass wir,

- nach langer Zeit, in der die Rede von und mit Gott

         als peinlich oder zumindest sehr schwierig,

                   gar überholt empfunden wurde, -

wir es wieder lernen,

         auf Transzendenz zu achten,

                            nach Gott zu fragen,

                                               zu suchen,

                                                        und ihn mit hineinnehmen,

in alles,

         was unser Leben bestimmt?

 

   Nichts anderes tun die Jünger,

als sie zum zweiten Mal auf den See fahren.

Sie tun ihr gelerntes Handwerk

         aber in Begleitung Jesu,

                   deshalb ist es anders.

Das Vorzeichen verleiht ihrer Arbeit ein neues Gesicht: „... auf dein Wort hin, will ich die Netze auswerfen.“

 

Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische.

 

   Ich denke, das ist die verlorene Weisheit,die unmoderne Religion,

die menschliche Bemühungen gelingen lässt,

oder,

wo sie vergessen ist zum Scheitern bringt.

 

Wir sind die Sachwalter Gottes auf Erden, nicht die Herren, die Sachwalter,

die Stellvertreter,

IHM verantwortlich in allem, was wir tun.

Nur auf sein Wort hin dürfen wir die Erde nutzen,

von ihr leben

         und mit ihr umgehen.

 

   Deshalb muss jedes Ergebnis menschlicher Arbeit unter sein Wort gestellt werden.

Gottes Wort spricht von der Liebe,von lebensschaffender, ermöglichender, erhaltender Liebe.

Dies ist das Richtmaß,an dem unsere Statthalterschaft – menschliches Forschen und Entwickeln – sich halten muss.

 

Also keine einlinige Verbindung von Mensch und Technologie,

        sondern ein Dreieck,

                   in das sich Mensch, Technik und Gottesglaube einschreiben.

 

   „Auf dein Wort hin...“

         so verliert menschliche Leistung ihre Schatten.

                            verliert den bedrohlichen Beigeschmack,

macht den Menschen nicht kaputt,

                   schreit nicht nach Opfern.

 

   „Auf dein Wort hin...“

da wird die Routine unterbrochen,

da wird Frustration besiegt,

da verstehen sich Menschen in ihrem Alltag

von Gott beauftragt

und auf den Weg gebracht.

 

   Noch einmal sehe ich die Fischer am Ufer des Sees sitzen,

         sie flicken ihre Netze

                   am Ende eines Arbeitstages,

                                      ergebnislos wie so viele,

eben normal,

         lange schon hat man sich damit abgefunden:

Routine und Frustration,

                   ein halbes Leben,

                            das im Schatten steht.

Das gilt auch für den individuellen Bereich eines jeden einzelnen.

Wie viele Bewerbungen werden geschrieben,

         die ungelesen im Papierkorb verschwinden.

 

 

Auch um diese Erfahrung geht es,

         dass da jemand neuen Mut bekommt,

                   dass mir Ohren und Augen aufgehen,

                                               das Leben Farbe bekommt,

dass ich, - ich weiß nicht woher –

         wieder von der Kraft zu allem Leben spüre,

                            dass mir Mut zu einem weiteren,

                                               einem neuen Schritt zukommt.

Ich sehe das Alte mit neuen Augen,

                            wenn ich es mit Religion,

                                      aus dem Glauben betrachte.

 

   Die Kraft zu allem Leben kommt von Gott:

         der Mut, der die Mutlosigkeit besiegt,

                   das Lächeln, das unter Tränen erblüht,

                            der Antrieb, der mich auch einen schweren Weg gehen lässt,

das Vertrauen,

         ohne das mein Leben keinen Tag bestehen könnte.

 

   Um solche guten Erfahrungen weiter geben zu können,

brauchen wir nicht nur die Sprache der Religion,

         mit ihren reichen Bildern und Symbolen,

                   wir brauchen auch den Glauben daran,

                            dass solche Erfahrungen nicht Zufälle sind,

oder lediglich das Ergebnis

         eigener Bemühungen der Besseren,

sondern

         sie sind Früchte eines Gottvertrauens

das neu in unser Bewusstsein drängt:

 

Menschliche Wissenschaft,

                                      Leistung,

                                               Bemühungen

sind das eine,

dazu muss das andere kommen:

         Der Bezug zu Gott,

                            der Glaube,

                                      die Bindung und das Vertrauen zu IHM:

 

„Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet

und nichts gefangen.

Aber auf dein Wort hin,

will ich die Netzte auswerfen.“

 

Amen

 



Pastor Dr. Ekkehard Heise
Stade
E-Mail: ekkehard.heise@t-online.de

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