Göttinger Predigten

Choose your language:
deutsch English español
português dansk

Startseite

Aktuelle Predigten

Archiv

Besondere Gelegenheiten

Suche

Links

Konzeption

Unsere Autoren weltweit

Kontakt
ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Reminiscere, 21.02.2016

Frieden mit Gott
Predigt zu Römer 5:1-5, verfasst von Rainer Kopisch

5,1Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus;
2durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben wird.
3Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse,
weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt,
4Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung,
5Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Liebe Gemeinde,

in den ersten fünf Versen des fünften Kapitels des Römerbriefes schreibt Paulus in apostolischer Autorität kraftvoll über den Stand der Christen und ihre Möglichkeiten, ihr Leben so zu gestalten, dass die Kraft der Liebe Gottes und seines Friedens sich in ihrem Leben deutlich entfalten können. Für Martin Luther war die Entdeckung dieser Verse die Errettung aus jahrelangen quälenden persönlichen Bemühungen, einen Frieden mit Gott zu finden. Es war für ihn die Befreiung aus vielen Versuchen, aus eigener Kraft und mit eigenem Tun Gott gnädig zu stimmen.

Der mit Strafen drohende Gott wurde für ihn zum liebenden Gott. Diesen Wandel des eigenen Gottesbildes hat auch Paulus selbst erlebt, nachdem Jesus Christus ihm vor Damaskus in einer Vision begegnet ist. In der Apostelgeschichte wird uns davon berichtet. Christen in Damaskus und den anderen Gemeinden haben Paulus das Evangelium von Jesus Christus und den christlichen Glauben

nahe gebracht.

Auf Grund eigener Erfahrungen und Erlebnisse hat Paulus diesen christlichen Glauben entfaltet.

Als Paulus den Römerbrief schreibt, kann er auf viele Jahre seines Lebens als Missionar zurückblicken. Er hat mit vielen Menschen gesprochen, ihnen zugehört und auf Ihre Fragen geantwortet. Er kannte die Nöte und Anliegen vieler Menschen.

Das Angebot seiner Verkündigung des Evangeliums war, Menschen zum Frieden mit Gott zu führen. Der Weg dorthin ist über den Glauben möglich. Gott spricht einen Menschen, der zum Glauben an ihn findet, gerecht. Das bedeutet für einen Menschen mehr als Vergebung von Sünden, als Aufhebung des Zustandes von schuldig sein und Gottesfeindschaft. Es bedeutet die Verbundenheit mit Gott, die Teilhabe an seiner zukünftigen Herrlichkeit und in der Gegenwart den Stand in der Gnade Gottes. Wenn Paulus sagt, wir rühmen uns der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, so meint er damit, dass wir diese Hoffnung als wichtigen Teil unseres Lebens verstehen.

Zu diesen wichtigen Teilen unseres Lebens zählt Paulus aber auch die Bedrängnis.

Deswegen schreibt er:

wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden.

Wir können uns den Worten des Paulus hier nicht so schnell anschließen, weil sie uns zu optimistisch klingen. Wenn wir nach Hilfe zum Verständnis suchen, werden wir uns an das erinnern,

was Paulus im 13. Kapitel des ersten Korintherbriefes über die Liebe schreibt:

die Liebe ist langmütig und freundlich . . . sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Diese Sätze können uns zum Verständnis dessen führen, was Paulus über die Entwicklung der Bedrängnis bis zur Hoffnung schildert:

wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung.
Hier sehen wir jetzt die Liebe Gottes in unseren Herzen bei der Arbeit.

Dies geschieht natürlich nicht von allein ohne unser Zutun. Es ist unsere Aufgabe, die Liebe Gottes in unseren Herzen auch in unser Leben hinein zu lassen.

Und es ist unsere Entscheidung, unser Leben zu öffnen, damit auch andere Menschen an dieser Liebe Gottes teilhaben dürfen.

Paulus wusste aus eigener Erfahrung, welche Kräfte von der Liebe Gottes ausgehen, die Gott in unsere Herzen durch den Heiligen Geist ausgegossen hat. Eine Eigenschaft dieser Liebe Gottes in unseren Herzen ist, dass sie unerschöpflich ist.

Aus diesem Grund können wir – ohne dass wir mit ihr haushalten müssten – anderen Menschen mit der Kraft der Liebe Gottes helfen, die Bedrängnisse in ihrem eigenen Leben in Geduld anzunehmen und schließlich zu einer sicheren Hoffnung zu kommen.

 

Wir haben nicht nur in diesen Tagen als Christinnen und Christen hinreichend Gelegenheit, anderen Menschen beizustehen und ihnen zu helfen.

In allen Städten und Kommunen gibt es die Aufgabe, Asylsuchenden zu helfen.

Die hauptberuflichen Kräfte können nicht alles machen.

Es gibt einen großen Bedarf an ehrenamtlichen Helfern. Es gibt eine große Nachfrage nach gebrauchter Kleidung und anderen Gegenständen des täglichen Bedarfs.

Es gibt aber auch Not und Angst bei sozial benachteiligten Einheimischen.

Unsere verständnisvolle und geduldige Einmischung ist gefragt.

Erkundigen sie sich, wann und wo sie helfen können.

Kirchengemeinden und Vereine bereiten Aktivitäten vor.

Achten sie auf Bekanntmachungen und Aufrufe.

 

Gott liebt alle Menschen ohne Ausnahme, sein Friede ist für alle da.

Es ist an uns, sie das erfahren zu lassen.

Wenn wir von Menschen nach dem Grund unserer Hilfe gefragt werden,

sollten wir ohne Scheu persönlich antworten.

Je tiefer wir über unseren persönlichen Glauben nachgedacht haben,

und je sicherer wir den Frieden Gottes und seine Liebe in uns spüren,

umso sicherer werden wir auch in unseren Antworten sein.

 

Denn dazu ist Jesus Christus in diese Welt gekommen, damit die Liebe Gottes

zu allen Menschen kommen kann.

 

Amen

 



Pfarrer Rainer Kopisch
Braunschweig
E-Mail: rainer.kopisch@gmx.de

(zurück zum Seitenanfang)