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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

10. Sonntag nach Trinitatis, 31.07.2016

Predigt zu Matthäus 11:16-24(dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Das muss doch Konsequenzen haben?

Selten und spät kommen wir in die Kirche, und wenn wir kommen, schlafen wir oder reden wir mit einander, und wenn wir wach sind, sind unsere Gedanken bei unserem Geld, Händel und unserer Arbeit. Wir lassen das Wort in das eine Ohr hinein, und zum anderen wieder heraus, die wenigsten hören es ernsthaft und verbessern sich. Wir dienen stattdessen unseren Götzen: dem Leib mit überflüssigen Kleidern, dem Bauch mit Völlerei, dem Mammon mit Wucher und Geiz, während wir das selige Wort Christi in den Wind schlagen und es uns nicht zu Herzen gehen lassen. Das straft Gott mit zeitlicher Strafe und leiblicher Plage, so dass er mit einem väterlichen Reisig dafür sorgt, dass wir die väterliche Gnade nicht vergeblich annehmen. Dies sind nicht meine Worte, sondern die Worte einer der dänischen Reformatoren, der die Zeichen der Zeit so deutete:

Das muss doch Konsequenzen haben?

Jesus predigt Gericht, wenn sie weder Johannes hören wollen, den sie einen Besessenen nennen, oder Jesus, den sie einen Fresser und Säufer nennen. Das wird Konsequenzen haben, und es wird Sodoms Land besser ergehen am Tag des Gerichts als dir. Sowohl der Reformator als auch Jesus züchtigen die Gemeinde und wollen, dass sie sich bekehrt. Haben sie Recht, sind wir auf dem falschen Wege? Mit der Zeit sind die Gerichtsprediger weniger geworden. Die Mitarbeiter Luthers teilten seine Botschaft auf in Gesetz und Evangelium, und die Pastoren wählten den guten Teil. Sie vertrauten darauf, dass Christus allein den Zorn und die Strafe Gottes verschwinden lassen konnte.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Die klassische Gesetzespredigt verschwand mit der Zeit fast ganz. Viele vergaßen deshalb das letzte Gericht und konzentrierten sich auf das eigene Gericht und das der anderen über das Leben. Das Gesetz wurde zu Gesetzen, über die wir uns alle einig sind und von denen alle sehen konnten, dass sie gut sind. Wo die Generation zuvor von Gott geschaffen war, hatten die Menschen plötzlich die Möglichkeit, die Gesetze selbst zu schaffen. Das gab Freiheit und Lebensmut, die letzte Autoritätsgeneration bekam Blumenkinder, wo Frieden und Freiheit eine Chance bekamen.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Dass die Blumen in einem Treibhaus standen, wusste niemand, die Wärme war dazu da, dass man die Kleider ablegen konnte, aber die individuelle Freiheit bedrohte allmählich die alten Gemeinschaften. Die Kleinfamilie, die die Urbanisierung hinterlassen hatte, sprengten die Blumenkinder ohne Rücksicht auf die eigene Hartherzigkeit. Die Erziehung wurde nahezu abgeschafft, es gab nichts zu erziehen, denn man meinte, Gott habe seinen Berg längst verlassen. Die vaterlose Gesellschaft nahm Form an und gab Rechte, und niemand scherte sich darum, ob man nun auch die richtige Wahl traf.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Eines Tages stand in der Zeitung, dass sie in einem Treibhaus lebten, dass die ganze Wärme aus den vielen Reisen, Autotouren und Paradiesfrüchten, die hergebracht wurden, im Treibhaus geblieben war. Sah das Individuum zum Himmel, war keine Hilfe zu holen, selbst der Urin der Astronauten kreiste um die Erde dort, wo sie ihn hinterlassen hatten. Sie konnten nicht entkommen, und die Welt hatte einen Hitzschlag bekommen von all den individuellen Entscheidungen. Vielleicht hatten die Reformatoren doch Recht, als sie predigten, dass wir unserem Götzen Leib mit überflüssigen Kleidern, Gold und Perlen dienen, dem Bauch mit Völlerei, dem Mammon mit Wucher und Geiz. Einige sagte, das war die Strafe Gottes, denn das musste ja Konsequenzen haben, aber die meisten wussten sehr wohl, dass es ihre eigene Schuld war. Das standen sie schukldig und Vaterlos, mit der Stimme einer Mutter im Ohr: Daran habt ihr alle schuld. Der Tag des Gerichts war wieder da, jetzt begannen die Leute es zu sehen, das Wetter wurdeheftig, und Grönland begann zu schmelzen.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Die Welt musste bekehrt werden, warme Glühbirnen wurden durch blaue Sparlampen ersetzt. Die individuelle Wahlfreiheit, auf der die Gesellschaft beruhte, hatte plötzlich tödliche Konsequenzen für die Gemeinschaft. Denn jede Entscheidung brachte uns alle näher an die magische Temperaturgrenze, wo es so warm wird, dass es zu spät ist. Einige kauften Klimatickets für den Flug, andere bekamen CO2 als Weihnachtsgeschenk, die meisten taten nichts, und damit taten sie doch etwas. Die Welt hatte lange ohne Gott gedacht werden können, aber dass Gott sie ohne die Menschen denken konnte, daran hatte niemand gedacht.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Wer kann die Konsequenzen seiner Wahlentscheidungen überschauen? Ganz gleich, wie unverantwortlich der verantwortliche Mensch handelt, hatte er doch für seine Taten Recht bekommen. Wenn es dann die Strafe Gottes gewesen wäre wie vor 500 Jahren, dann bestünde ja Hoffnung, dass das Reich Gott5es kommen möge. Aber das war es nicht, sondern es waren viele kleine Wahlentscheidungen, die zu einer großen falschen Wahl wurden.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Der vaterlose Rundkreis zeigte auf einander, um dann auf sich selbst zu zeigen, während sie dasaßen und zeigten, fiel ihnen etwas ein. Es war nicht der Tag des Gerichts, was geblieben war, es war das Gesetz, sie konnten noch umkehren. Sie konnten noch Jesus nachfolgen und auf all das verzichten, von dem sie glaubten, dass es ihnen gehörte. Ohne etwas waren sie plötzlich jemand, jedenfalls waren sie in guter Gesellschaft mit einem Fresser und Trinker. Das war ja nicht ihre Wahl. Der Mensch gehörte noch immer Gott, sündig und schuldig wie immer, aber mit der Hoffnung, dass Jesus etwas für sie tun konnte. Auf diese Weise konnte er die menschlichen Treibhäuser öffnen, so dass die Hitze entweichen und der Heilige Geist hineinkommen konnte. Das Reich Gottes fand einen neuen Weg in die warmen Körper, und den Glauben daran, dass das Leben, das sie mit einander lebten, wieder gut werden konnte.

Das muss doch Konsequenzen haben?

Plötzlich zeigte niemand auf sich selbst oder auf einander, sondern auf Christus. Er hatte gelitten, wie sie gelitten hatten, sich ganz verlassen gefühlt, aber in der sechsten Stunde hatte Gott den Himmel verfinstert, um ihn Ostermorgen aufzuerwecken. Wenn es mit den Menschen aus wäre, wäre es auch aus mit Jesus, aber da hatte Gott eine Grenze gesetzt. Sie hatten das Gefühl, als sähen sie plötzlich einen Regenbogen voll Hoffnung. Die Welt konnte nicht untergehen, denn Christus war noch immer in ihr gegenwärtig. Die Angst vor dem Morgen begann zu weichen, und die Hoffnung darauf, dass auch die Zukunft Gott gehört, kehrte langsam zurück,

Das muss doch Konsequenzen haben?

Die Welkt gehörte plötzlich wieder Gott, vielleicht vor allem deshalb, weil der Mensch nicht für alles die Verantwortung übernehmen konnte. Aber der halb-verantwortliche Mensch begann faktisch auch etwas zu tun. Einige versprachen, dass sie sich künftig begrenzen würden, andere setzten sich selbst schon heute Grenzen. Christus hatte es allein bewirkt, aber die neuen Menschen waren nicht länger allein, sie glaubten daran, dass Gott mit ihnen war. Die Welt gehörte wieder Gott, und der Mensch ging hinaus in seinen Garten und pflanzte einen Baum.

Das muss doch Konsequenzen haben?

 

Amen

 



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense C
E-Mail: rl(at)km.dk

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