Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Neujahr, 01.01.2017

Ein frohes Neues Jahr!
Predigt zu Lukas 2:21(Dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Neujahr ist ein weltlicher Feiertag, der in der Kirche begangen wird. Die Königin hat gestern gesprochen, und bald spricht der Ministerpräsident, der mit Wünschen und Hoffnungen für das neue Jahr kommt. Das ist eine Tradition, die uns daran festhält, wer wir als Menschen sind und wohin wir gehen. Der Gottesdienst heute ist auch eine Tradition, wo wir Gott das Wort geben.

Traditionen geben uns Menschen Wegmarken, wenn wir den Weg durch das Leben finden sollen. Sie bewirken, dass ich euch sagen kann, wer ich bin, auch wenn ich nicht weiß, wohin der Weg geht. Sie sind da, wo ich herkomme, und das nehme ich mit, wenn ich hinaus in die Welt gehe. Traditionen halten mich, geben mir Bodenhaftung, halten mich fest, in der Verantwortung. Sie bewirken, dass man mich ertragen und lieben kann - Leute, die mit mir zusammenleben sollen.

Vorher haben wir von Maria und Joseph gehört, zwei Menschen auf dem Weg durch das Leben mit einem acht Tage alten Kind in ihren Händen. Ein Leben soll ihnen gelingen, aber wie? Vielleicht dadurch, dass sie sich von Traditionen tragen lassen, das tun, was zu tun ist, und ihn beschneiden lassen. Sie geben ihm den Namen, den ihnen der Engel gesagt hat, Jesus, das bedeutet Gott hilft.

Jesus ist ein Mensch wie wir, der den Gesetzen der Zeit unterworfen ist, der Schwerkraft und all dem, was uns als Menschen bestimmt. Seine Eltern machen ihn zu einem Teil ihrer Tradition, indem sie ihn beschneiden lassen. Er ist ein jüdischer Junge, geboren, um dem Gesetz des Mose zu gehorchen, mit dem guten Namen Jesus, der bedeutet, dass unser Heil letztlich bei Gott liegt.

Josef und Maria müssen bald mit ihrem Jungen flüchten. Eine Flucht, wo sie erleben, dass Gott mit ihnen ist auf Ihrer Wanderung durch das Leben. Wir müssen uns auch in das neue Jahr bewegen mit der Hoffnung, dass Gott mit uns ist auf unserem Weg, dass das neue Jahr faktisch gut sein wird.

Keiner in der Geschichte kann mit uns tauschen, wir haben jeder für sich ein eigenes Leben mit Kämpfen und Siegen. Und keiner will mit dir tauschen und deinen Kater von gestern übernehmen - oder?

Vor über 500 Jahren saß ein Mann in der Kirche und feierte Neujahr. Er sang mit im gottesdienstlichen Wechselgesang und wusste nicht, dass sein Name Martin Luther bekannt werden würde, weil er die 95 Thesen an der Tür der Schlosskirche in Wittenberg anschlagen und damit die Reformation auslösen sollte.

Der Wechselgesang zum Neujahrstag lautet: O wunderbarer Tausch! Der Schöpfer des Menschengeschlechts, indem er menschliche Gestalt annahm, ließ sich herab, von einer Jungfrau geboren zu werden, und erschien als ein Mensch, doch ohne Samen, und schenkte uns seine Göttlichkeit.

Der Text stammt aus dem 5. Jahrhundert, aber die Zeile von dem wunderbaren Tausch stieß plötzlich auf zwei Ohren, die sie in einer neuen Weise hörten. Diese Worte vom wunderbaren Tausch wurden ein Zentrum in Luthers Theologie. Denn wenn uns die Taufe die Vergebung der Sünden und das ewige Leben schenkt, dann deshalb, weil Jesus den Platz mit uns tauscht und den Karfreitag auf sich nimmt.

Der wunderbare Tausch beschreibt den Tausch, der zwischen Menschen und Gott geschieht. Gott wird in Jesus Mensch, damit die Menschen an der Gottheit teilhaben können. Er wird Teil unserer Geschichte – ganz gleich wie einzigartig wir sie finden, denn da ist tatsächlich jemand, der unseren Kater von gestern auf sich nimmt.

Luther variiert diesen Gedanken und sagt an anderer Stelle, dass Jesus sich dem Sünder gibt, damit der Sünder gerechtfertigt wird. Oder dass im Glauben an den Sohn Gottes die Sünde mit der Gerechtigkeit eingetauscht wird, Tod mit Leben, Menschliches mit Göttlichem. An diesem Tage mehr als 1000 Jahre, nachdem die Worte niedergeschrieben wurden, wurden sie endlich gehört und erhört. Dass Jesus den Platz mit uns tauscht und uns besser macht, als wir eigentlich sind.

Das ist ein Weihnachtsgeschenk, das man nicht umtauschen soll, deshalb ist es auch so, dass die Taufe, wo der Tausch stattfindet, nicht umgetauscht werden kann. Wenn man getauft ist, ist man getauft, ein Beschluss, von unseren Eltern getroffen, die dafür gesorgt haben, dass wir Teil einer Tradition sind.

Die Taufe kann man nicht umtauschen, und deshalb können wir auch zuversichtlich dem neuen Jahr entgegengehen in der Gewissheit, dass Gott mit uns ist, ganz gleich, was i dem neuen Jahr geschieht. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
Odense
E-Mail: lrl@km.dk

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