Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Estomihi, 26.02.2017

Reimpredigt zu Maria und Martha
Predigt zu Lukas 10:38-42, verfasst von Friedrich Schmidt-Roscher

Jesus zieht mit Jüngern durchs Land, von hier nach dort, predigt Menschen in Stadt und Dorf, hat keinen festen Ort. Er ist unterwegs, erzählt von Gott Männer und Frauen, lädt Groß und Klein ein, seiner Liebe zu vertrauen.

Eines Tages kommt Jesus müde nach Bethanien, hier leben Jüngerinnen, Maria und Martha, ihre Namen. Martha, die ältere Schwester, lädt Jesus in ihr Haus ein. Sie ist froh, dass er ja sagt, will gute Gastgeberin sein.

Schnell eilt Martha in die Küche, fängt an zu schaffen. Holt Holz, zündet Feuer an, – ach es ist viel zu machen. Sie rupft ein Hühnchen, nimmt es aus, pinselt es ein, wäscht die Hirse, wo ist nur der Lauch? Hab ich vom Wein?

Den besten süßen natürlich kaltgestellt für den hohen Gast oder trocknen? Ob dem Rabbi Wein überhaupt passt? Sie schneidet, hackt, rührt, würzt, sie rennt hin und her für Jesus‚ gut zu kochen, macht ihr Freude und ist Ehr’.

Sie plant, sie sorgt sich, sie kommt ins Schwitzen, das Essen gelingt, jetzt noch den Tisch herrichten. Wo ist denn wieder Maria, die Schwester, die Kleine? Das darf doch nicht wahr sein! Sitzt bei Jesu Beine!

Maria hat alles vergessen und hört die Worte des Meisters sie lauscht selig, und alles scheint viel, viel leichter. Kein Rennen, Sorgen, Mühen, nur Freude und Lachen! „Kein Wunder!“, denkt Martha, „die muss ja nichts schaffen!

Ich sorg‘ für den Rabbi und renn mir den „Herzbännel“ ab, koch‘ ein Menü und bin die ganze Zeit auf Trapp! Und was tut meine Schwester, diese faule Schnecke? Nichts! Ist faul! Sogar den Tisch muss ich decken!“

Mit rotem Kopf und Wut im Bauch, spricht Martha Jesus an: „Das ist doch nicht fair und gerecht, sag doch was, o Mann! Maria, spielt die feine Dame, legt die Hände in den Schoß. Macht es sich bei dir bequem, hört zu und lächelt bloß.

Sag du ihr endlich, dass das so nicht geht! Vielleicht kapiert sie es dann und versteht. Wenn sie aufsteht und hilft mir und schafft, dann haben wir das Abendessen gleich gemacht.“

Jesus schaut sie an, mit viel Liebe im Blick. „Martha, Martha, du bist ganz schön geknickt Du machst Dir viele Sorgen, schaffst wie verrückt, aber nur eines ist notwendig, und das genügt!

Maria hat das verstanden, hat ihre Wahl getroffen, sie hört auf das Wort, ist für die Botschaft offen. Sie ist eine Jüngerin und hört, was Gott von uns will, deshalb ruhen ihre Hände, sie ist aufmerksam und still.“

Martha fällt fast der Kochlöffel aus der Hand, verstummt. Nach Jesu Worten steht sie da belämmert und dumm. Ihr Kochen, ihre Mühe, Ihre Arbeit für den hohen Gast Scheint gar nichts wert zu sein, alles für die Katz.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn? Was strebst du an, wo willst du einmal hin? Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg Maria aber pausiert selig, sie ist ganz Ohr. Schaffe, schaffe Häusle baue bis zur letzten Ruh. Soll das dein Motto sein – was meinst denn du?

 

Sollen wir als Christen in der Nachfolge des Herrn nicht für andere da sein, oder nur zuhören gern? Wo es keine Marthas mehr gibt, wo kämen wir dann hin? Wenn alle zuhören und lauschen und wie Maria sind?

Das Lob für die untätige Maria war für Calvin ein Dorn im Auge und er predigte gegen den Text voller Zorn, und fand die emsige und fleißige Martha wirklich toll, war für Würde und Wert der Arbeit des Lobes voll.

Die Leute in Haßloch, das kann ich nach 9 Jahren sagen, die meisten sind fleißig und schuften und machen. Sie rennen und schaffen, werden ohne Arbeit „malat“. Wenn man Hilfe braucht, dann steht bald einer parat.

Es gibt Geschichten von 40 Jahre Arbeit und nie krank von fleißigen Händen und das Geld auf der Bank. Wenn „de Vadder“ mal krank war, nahm er ne Freischicht. Ob das auf Dauer wirklich gesund ist – ich weiß nicht?

Erst Arbeit im Betrieb oder Büro, dann in den Garten die Hände brauchen Betätigung und kein Warten. Sie brauchen Aufgaben, wollen schaffen und putzen, nach getaner Arbeit, noch schnell füttern die „Wutze“.

Es gibt viele Marthas in Haßloch oder, was meint ihr? Sogar ein Denkmal für‘s Schaffen steht nicht weit von hier Der Aniliner geht, nein er rennt, ganz schnell zum Zug, So ein richtiger Schaffer kriegt von der Arbeit nie genug.

Manch eine(r) schuftet und klotzt wirklich ran rennt wie ein Hamster im Rad und kann nicht mehr heraus aus Verpflichtung und Zwang Ist ein(e) Gefangene(r) seiner Arbeit ein Leben lang.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn? Was strebst du an, wo willst du einmal hin? Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg Maria aber pausiert selig, sie ist ganz Ohr. Schaffe, schaffe Häusle baue bis zur letzten Ruh. Soll das dein Motto sein – was meinst denn du?

Jetzt geht’s aber los, mit der Kritik an Arbeit und Fleiß Was ist das für eine Predigt, das ist doch eher… äh Mist. Gibt‘s nicht zu viele bei uns, die nur ihr Vergnügen Party feiern, rumhängen und dolce vita lieben?

Und all die Ehrenamtlichen in Kirchen und Vereinen, die für andere da sind, sich einsetzten und keinen, wirklich keinen übersehen, sondern besuchen und reden Muss es nicht solche fleißigen Marthas geben?

Braucht der himmlische Vater uns nicht als Helfer? denn der Herrgott macht ja wirklich nicht alles selber. Nein, er will als Bundespartner Männer und Frauen; die mit ihm eine gerechte und gütige Welt bauen.

Und was ist mit den Konfis, den Schülern, der Jugend, ist Mühe, Fleiß für die Schule nicht mehr eine Tugend? Von nichts kommt nichts, sagen wir hier in der Pfalz. Wenn ich an „Faul-Marie“ denk‘, krieg‘ ich so einen Hals!

Jesus sagt ja nicht: Martha, alles was du tust ist Mist. Aber er spürt: Sorgen haben bei ihr zu viel Gewicht. Er will vom falschen Sorgen befreien - Martha und uns. Dass wir wahres Leben wählen, das ist die große Kunst.

Es fehlt Freiheit, wo man nur noch schafft und macht, vielleicht ist das der Sinn von Karneval und Fasnacht! Wir dürfen einmal anders sein, eine neue Rolle probieren. So ein Rollentausch, kann zur Nachdenklichkeit führen.

An Fasching, dürfen die Fleißigen faul sein und lachen und die anderen haben mal was zu schaffen Wir sagen unseren Sorgen, Ade und gut Nacht. Und hoffen darauf, dass Gott alles gut macht.

An den tollen Tagen geschieht vieles ohne Sinn und Zweck die Narren sind los und durch die Straßen läuft der Jeck Zum Leben gehören Lachen, Feiern und Sorglosigkeit Aber auch freie Zeit Liebe, und Barmherzigkeit.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn? Was strebst du an, wo willst du einmal hin? Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg Maria aber pausiert selig, sie ist ganz Ohr. Schaffe, schaffe Häusle baue bis zur letzten Ruh. Soll das dein Motto sein – was meinst denn du?

 

Jesus sagt, dass für uns das Höchste Gebot hienieden heißt: Gott und seinen Nächsten herzlich zu lieben. Die meisten Frauen und selbst wir Männer wissen, was mein lieber Nächster keinesfalls darf missen.

Gott, den Herrn zu lieben, ist dagegen schwer! Das war’s schon immer, heutzutage eher mehr. Unsichtbar ist Gott und manchen ist er fremd. Wie kann man lieben, was man nicht mal kennt?

Maria kann mir zeigen, sie macht es uns vor. Denn sie tut nichts, ist einfach ganz und gar Ohr. Sie hört auf die Stimme Jesu, sie hört auf das Wort, wie kann ich es lernen und finden, an welchem Ort?

Jesus läuft nicht durch die Pfalz von Haus zu Haus. Um ihm zu begegnen, ihn zu hören, aber braucht`s ein Haus und andere Menschen und sein Wort. Das finden wir in der Bibel – nicht am andern Ort.

Wenn wir miteinander Gottesdienst feiern gern, dann zeigen wir, dass wir lieben Gott, den Herrn. In der Kirche, wenn wir auf Jesu Worte lauschen mit anderen sprechen und darüber austauschen,

dann können wir ihm begegnen hier und heute, alleine oder zusammen mit anderen Leute(n). Dann nehmen wir ernst, liebe den Herrn, deinen Gott! Sind ihm ganz nah, nicht erst, wenn groß ist die Not.

Am Aschermittwoch beginnen die Wochen des Fastens Vielleicht ist das die Gelegenheit, dem Hasten und Rennen und Sorgen eine Pause zu gönnen. Wär das was? Denn dann O Christ, gewönnen

wir neuen Freiraum und Zeit für das Leben wirkliches Leben, ja tatsächlich, das soll‘s geben. Leben das nicht hin und her springt und purzelt, sondern hoffnungsvoll tief in Gottes Liebe wurzelt.

Leben, das aufschnauft und atmet ganz frei, wärst du da nicht selber ganz gerne dabei? Erlöst und fröhlich, gelassen und heiter. Gottes Geist führt aus der Enge ins Weite.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn? Was strebst du an, wo willst du einmal hin? Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg Maria aber pausiert selig, sie ist ganz Ohr. Schaffe, schaffe Häusle baue bis zur letzten Ruh. Soll das dein Motto sein – was meinst denn du?

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Keiner lebt ewig, irgendwann kommt das große Muss, kommt der Tod, ist auf Erden einmal Schluss. Welche Überschrift wird es dann bei mir geben? Etwa: Arbeit war sein oder ihr ganzes Leben?

Was ist, wenn ich ohne Arbeit oder krank bin? Macht das Leben ohne Schaffen dann noch Sinn? Man fühlt sich überflüssig oder nichts mehr wert. Ohne Schaffen scheint alles nur noch verkehrt.

Wir können mit Maria lernen, dass zum Leben auch empfangen gehört, nicht nur immer geben. Wir brauchen Zeit zum Ruhen und zum Fest, dass man Gott einen guten Mann sein lässt.

Maria und Martha diese beiden Schwestern sind höchst aktuell und nicht von gestern. Denn beide zusammen machen es im Leben richtig, von beiden können wir lernen, was ist wichtig.

Im Leben von jedem, vom Mann und von einer Frau braucht es Maria und Martha – das wissen wir genau! Zeit zum Arbeiten, für andere da sein, schaffen und tun Zeit um das Wort Gottes zu hören, erholen und ruh’n.

Denn wir können nicht nur schaffen und geben, auch empfangen gehört zu einem guten Leben. Hört diese Worte, denn nur eines ist wirklich Not: lieben und vertrauen, dem Herrn unserem Gott.

Dieses Vertrauen zeigt sich, wenn ich nicht nur schaff‘, racker und renn, sorg und schuft und maloch wie ein Aff‘, sondern Gott die Ehre gebe und wirklich nichts tu. Glauben zeigt sich auch in Sorglosigkeit und Ruh.

Was ist dir wichtig? Was deines Lebens Sinn? Was strebst Du an, wo willst du einmal hin? Martha macht sich viel Arbeit und hat große Sorg Maria nimmt sich Zeit zur Pause, sie ist ganz Ohr. Kleine und große Schwester zeigen uns Geben und Empfangen, das ist die Kunst. Amen.



Pfarrer Dr. Friedrich Schmidt-Roscher
Hassloch
E-Mail: pfarramt.hassloch.4@evkirchepfalz.de

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