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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Epiphanias, 06.01.2008

Predigt zu 2. Korinther 4:3-6, verfasst von Christiane Borchers

Liebe Gemeinde !


Licht leuchte aus der Finsternis hervor,
denn finster soll es nicht bleiben.
Ohne Licht kein Leben, ohne Sonne kein Wachstum.
Mit Weihnachten ist ein Licht in die Welt gekommen.
Mitten in dunkler Nacht gebiert Maria das göttliche Kind,
den Erlöser der Welt.
Das Licht scheint in der Finsternis,
die Hirten haben es zuerst gesehen.
Die Engel verkündeten ihnen die große Freude:
Euch ist heute der Heiland geboren.
Licht kam vom Himmel und mit ihm die frohe Botschaft,
die die Dunkelheit durchbricht.
Dunkel soll es nicht bleiben,
die Menschen sollen Hoffnung haben.
Mitten in der Nacht leuchtet ein Licht der Hoffnung.
Die Botschaft bringt Menschen in Bewegung,
sie schenken ihr Glauben, machen sich auf den Weg,
gehen zur Krippe, zum warmen Schein,
der von dem Stall in Bethlehem ausgeht.
Sie wärmen sich an dem Schein,
blicken mit Freude im Herzen auf die Mutter und das Kind,
verkünden die frohe Botschaft,
die ihnen der Engel über dieses Kind gesagt hat.
Ein Glanz legt sich auf die einfachen Menschen nieder,
sie lassen sich bescheinen vom Licht der Krippe,
werden selbst licht und klar.
Die Botschaft hat ihre Herzen erreicht.
Sie sind erleuchtet vom Lichtschein der Krippe.
Ein Strahlen und ein Glanz sind in ihre Welt gekommen,
die die Finsternis nicht überdecken kann.
Wo ein Licht scheint, muss die Finsternis weichen.
Wo ein Licht in ein Leben getreten ist,
hat die Dunkelheit keinen Platz mehr,
wo das helle Licht der Sonne leuchtet,
ist die Nacht überwunden.

Die Hirten haben verstanden, wer im Stall von Bethlehem zur Welt gekommen ist. Sie haben durch die Armseligkeit hindurch Gott erkannt. Im Stall von Bethlehem liegt der Heiland der Welt. Er ist Sonne und Schild, ein Gerechter, der als Erwachsener in Demut und Sanftmut den Menschen dienen wird. Die Mächtigen können es nicht ertragen, dass einer kommt und die geltenden Werte auf den Kopf stellt. Sie können es nicht ertragen, dass jemand ihre Autorität in Frage stellt und Gott mehr gehorcht als den Mächtigen der Welt.
Der weltliche König hat von vornherein Angst und fürchtet um seinen Thron. Vorsichtshalber lässt Herodes alle Neugeborenen ab dem zweiten Lebensjahr töten.
Jesus geht konsequent seinen Weg.
Er ist erniedrigt und gedemütigt worden,
verhöhnt und verspottet und ans Kreuz geschlagen worden.

Können wir in diesem Menschen Jesus, der Schmach und Schande erdulden musste, der Schmerzen hatte und der Willkür der weltlichen Machthaber und der religiösen Autoritäten ausgeliefert war, Gott erkennen?

Stellen wir uns Gott so vor? Müsste unser Gott nicht strahlend, schön, vor der Welt erfolgreich sein?
Es ist gewiss schwer, sich Gott vorzustellen als einen, der nach menschlichem Ermessen gescheitert ist.
Und doch kommt unser Gott in Armut und Niedrigkeit,
geht den untersten Weg, damit er uns Menschenkindern nahe kommen kann.

Was hätten wir von einem Gott, der fern oben im Himmel thront und nicht zu uns herunter kommt. Gott wird Mensch, uns zugute. Er kennt alle Niedrigkeit, hat erfahren, was es bedeutet, verlassen und allein zu sein, weiß um jede menschliche Not. Die Dunkelheit der Welt ist ihm nicht fremd. Er kennt die Kälte der menschlichen Herzen, weiß um die Finsternis, die in der eigenen Seele sein kann. Er weiß, wie sehr die Welt auf Licht wartet und das Licht braucht. Wir sehnen uns nach Wärme und Sonnenschein in dunklen Tagen. Wir sehnen uns danach, dass die Welt ein wenig freundlicher wird, dass es gerechter zugeht. Wir wünschen uns, dass die Voraussetzungen geschaffen werden, dass jeder Mensch ein Leben in Würde führen kann. Es gibt so vieles in der Welt, das krank und erlösungsbedürftig ist. Mit Weihnachten ist der in die Welt gekommen, von dem gesagt wird, dass er das Heil bringt.

Glauben wir dieser Verheißung? Dürfen wir das glauben? Können wir das glauben? Paulus schreibt an die Korinther: Jesus trägt das Antlitz Gottes. Er ist der von Gott Auserwählte. Mit ihm kommt Gott in die Welt, um sie zu erlösen. Paulus wird nicht müde, der störrischen Gemeinde in Korinth immer wieder das Evangelium neu zu verkündigen. Er wirbt eindringlich um sie. Er will, dass sie das Leben erlangt. Für Paulus geht es ums Ganze, um Leben oder Tod. Er lebt in Naherwartung. Er erwartet den Anbruch des Reiches Gottes in naher Zukunft. Er denkt seine eigene Gegenwart als Endzeit. Es wird nicht mehr lange dauern, da wird sich der Mensch vor Gottes Thron im Endgericht verantworten müssen. Es ist ihm nicht gleichgültig, ob ein Mensch in Jesus Christus Gottes Antlitz erkennt und ihn als den Heiland der Welt anerkennt, der am Ende der Zeiten mit auf dem Thron sitzen und Gericht halten wird.

Das Evangelium von Jesus Christus ist manchen Menschen verdeckt, sodass sie das Licht des Evangeliums nicht sehen. Sie werden verloren gehen und nicht das ewige Leben erhalten. Paulus ist in großer Sorge um diese Menschen und versucht sie zu überzeugen, dass sie sich vom Licht des Evangeliums bestrahlen lassen. Sie sollen zu der Erkenntnis kommen, dass Christus, der in Armseligkeit das Licht der Welt erblickte und am Kreuz gestorben ist, der von Gott Auserkorene ist, der den Menschen das Heil bringt.

Wir sind befähigt, sagt Paulus, in Christus Gott zu erkennen. Denn Gott hat ein Licht aus der Finsternis hervorleuchten lassen, der uns als heller Schein in unser Herz aufgegangen ist. Dieser helle Lichtschein erleuchtet uns und führt uns zu der Erkenntnis, dass Gott in seiner Herrlichkeit im Angesicht Jesu und seiner Niedrigkeit sichtbar ist.

Paulus wählt die Formulierung: „Gott sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorbrechen." Damit nimmt er Bezug auf den ersten Schöpfungsakt am ersten Schöpfungsmorgen. Gott sprach: „Es werde Licht." Es ist ein schöpferischer Akt Gottes, die Welt nicht in der Dunkelheit zu lassen. Mit der Erschaffung des Lichts schafft er das Leben und ermöglicht so das Wachstum der gesamten Kreatur. Es soll bei der Gottesfinsternis nicht bleiben. Das Licht, das am ersten Schöpfungsmorgen die Welt erhellt, leuchtet auch im Herzen eines jeden Menschen. Durch dieses Licht ist er in der Lage, Gott und seine Herrlichkeit in Jesus zu erkennen. Paulus, ehemals ein frommer Mann im jüdischen Glauben, musste selbst von diesem Licht erleuchtet werden, damit er zu der Erkenntnis kam: Jesus ist mehr als ein großartiger Gelehrter, ein vorbildlicher Mensch mit besonderen Fähigkeiten oder ein Wanderprediger wie viele seiner Zeit auch, er ist Gottes Sohn. Dem Paulus ist ein Licht aufgegangen. Er hat erkannt, wer Jesus ist. Er ist erleuchtet worden von dieser Erkenntnis und will, dass auch andere Menschen zu dieser Erkenntnis kommen. Paulus erkennt im Licht seiner Schau des auferweckten Gekreuzigten auf dem Weg nach Damaskus, als ihm Christus erscheint, die Herrlichkeit Gottes. Er erkennt in dem Schöpfergott, der Himmel und Erde gemacht hat und das Licht von der Finsternis getrennt hat, den treuen Gott Israels, der zu allen seinen Verheißungen steht. Der Messias, auf den alle Welt wartet, ist mit Jesus Christus in die Welt gekommen. Der Gott Israels ist auch der Vater Jesu Christi. Dass Paulus zu dieser Erkenntnis kommt, versteht er nicht als eigene Denkleistung, sondern er schreibt sie Gott zu, der ihm und allen Menschen die Fähigkeit zur Erkenntnis gegeben hat. Diese Einleuchtung ist ein kreativer Schöpfungsakt Gottes.

Das Bild vom hellen leuchtenden Schein in unseren Herzen verweist auf das Wirken des Heiligen Geistes in uns. Nun kann aber unser Sinn verblendet sein, dass wir das helle Licht des Evangeliums nicht sehen. Paulus macht „den Gott dieser Welt" dafür verantwortlich. Der Gott dieser Welt ist der Satan, der am Werk ist und der uns vom Heil abbringen will. Für Paulus ist der Satan ein böse handelndes, machtvolles Wesen. Wir aufgeklärte moderne Menschen des 21. Jahrhunderts sprechen dem Satan als böse handelndes Wesen keine reale Existenz zu. Aber weil wir als moderne Menschen nicht mehr an den Teufel glauben, so bedeutet das nicht, dass es böse Mächte und Kräfte in der Welt und teuflisches Handeln nicht gibt. Manchmal geht es wahrhaftig teuflisch zu in der Welt und das Böse scheint mehr Macht und Wirkung zu haben als alle gut gemeinten Anstrengungen und Bemühungen. Am Ende der Zeiten, das steht für Paulus fest, wird der barmherzige und gerechte Gott alle Macht Satans in dieser Welt überwunden haben. Aber noch ist Satan in der Lage, Geschöpfe Gottes in den eigenen Untergang hinabzuziehen, indem er das heilvolle Leuchten Gottes zudeckt und damit die Erkenntnis der Herrlichkeit in Jesus Christus verhindert.

Das Böse in der Welt stellt eine machtvolle Wirklichkeit dar, die sich zwischen Geschöpf und Schöpfer schieben kann. Das Böse ist real und wirkt stark. Seine Macht endet aber da, wo Gottes Licht zum Leuchten kommt. Das Licht durchbricht die Finsternis. Das Böse findet seine Grenze in dem liebenden Gott, der nichts und niemanden fallen lässt. Er trägt und bewahrt uns. Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes, weder Hohes noch Tiefes, weder Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges noch eine andere Kreatur, die in Jesus Christus ist. Noch wirkt das Böse in der Welt, aber es findet seine Grenze in Gottes Barmherzigkeit, Liebe und Gerechtigkeit.

Den göttlichen Lichtschein in uns leuchten lassen,
das ist es, was not tut, damit uns die Erkenntnis erreicht:
Der in Armut Geborene und der Gekreuzigte
trägt das Antlitz der göttlichen Herrlichkeit.
Der Liebe Gottes Raum geben, das ist es, was not tut,
damit die bösen Kräfte keine Chance haben, Leben zu zerstören.
Der Botschaft der Engel trauen, das ist es, was not tut,
damit wir das Heil bei uns einlassen.
Paulus ist einer, der für das Leben kämpft. Er will nicht, dass ein Mensch verloren geht, dass Satan das Licht des Evangeliums verhüllt und die Menschen ins Verderben führt. Es geht in der Verkündigung des Paulus um Leben oder Tod, letztendlich um ewiges Leben oder ewigen Tod.

Für uns bedeutet das: Dass wir erst einmal das göttliche Licht in unserem Herzen wahrnehmen. Der nächste Schritt ist, es nicht nur bei uns selbst wahrzunehmen, sondern auch bei anderen. Denn auch ihnen hat Gott einen hellen Schein ins Herz gelegt. Dann folgt daraus, darauf aufzupassen, dass unser und das Licht der anderen nicht verdeckt wird. Es besteht die Gefahr, dass es zum Erlöschen kommt. Das Licht in unserem Herzen führt zu der Erkenntnis: Jesus ist das Licht der Welt. Die Finsternis hat keine Macht mehr. Sie muss diesem hellen warmen Lichtschein weichen.

Wir feiern heute Epiphanias. Epiphanias heißt: Erscheinung. Gott offenbart sich in seiner Herrlichkeit. Jesus leuchtet im Licht Gottes. Der Evangelist Johannes fasst den Sinn des Festes Epiphanias in einem knappen Satz zusammen; indem er schreibt: „... und wir sahen seine Herrlichkeit..." (Joh 1,14). Epiphanias war das erste Christusfest, das in der christlichen Kirche kalendarisch festgelegt wurde. Die koptischen Christinnen und Christen in Ägypten feierten Epiphanias am 6. Januar. Biblische Schwerpunkte waren die Geburt Jesu, die Weisen aus dem Morgenland, die Taufe, die Hochzeit zu Kana. Auf der Hochzeit zu Kana offenbart Jesus seine Herrlichkeit durch die Fülle des Weins. Im römischen Reich wurde Epiphanias fast ausschließlich zum Fest der Heiligen Drei Könige.
Es geht um das Erkennen der Herrlichkeit Gottes.
Die Hirten kamen und glaubten an den neugeborenen König.
Die Weisen aus dem Morgenland fielen nieder auf ihre Knie, brachten dem Kind kostbare Geschenke und beteten es an. Einfache Hirten und ungläubige Heiden erkannten, wer da liegt in der Krippe. Das Erscheinen Gottes in der Welt ist vielen anderen oft verborgen geblieben. Die Botschaft will erkannt und geglaubt werden, auch heute noch. Amen.

EG 33,1-3 Brich an, du schönes Morgenlicht, und lass den Himmel tagen...



Pfarrerin Christiane Borchers
Emden
E-Mail: christiane.borchers@web.de

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