Göttinger Predigten

Choose your language:
deutsch English español
português dansk

Startseite

Aktuelle Predigten

Archiv

Besondere Gelegenheiten

Suche

Links

Konzeption

Unsere Autoren weltweit

Kontakt
ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Ostermontag, 17.04.2017

Er ist auferstanden - mehr als du denkst
Predigt zu Lukas 24:36-45, verfasst von Peter Schuchardt

Liebe Schwestern und Brüder!

 

Das Osterfest ist wunderbar. Es spricht mit so vielen Dingen unsere Sinne an. Unsere Augen freuen sich an der Natur, die nun aus dem Winterschlaf erwacht. Die gelben Osterglocken, die nun überall in den Gärten und am Wegesrand leuchten, läuten zum großen Fest. Unzählige bunte Schokoladenostereier werden versteckt und hoffentlich alle gefunden. Lasst sie euch schmecken! Und das schönste Zeichen für Ostern ist die Osterkerze. Wir haben sie in der Osternacht in unsere Kirche getragen. Sie hat mit ihrem hellen Schein das Dunkel vertrieben. So vertreibt auch Christus das Dunkel unseres Lebens. So leuchtet er in jede Grabesfinsternis und schenkt neues Leben. Er leuchtet auch in die Gräber, in denen wir liegen, während wir eigentlich noch am Leben sind. Auf unseren Lebensgräbern steht: Verzweiflung, Schuld und Angst, aber auch: keine Lust auf irgendetwas, Oberflächlichkeit oder auch „ich glaube nicht, dass noch etwas Neues geschieht“. Gott aber will nicht, dass wir in diesen Lebensgräbern liegen bleiben. Er möchte, dass wir leben. Wir dürfen uns freuen an den Osterglocken, an der bunt-blühenden Natur, an den Ostereiern und Schokohasen. Und wir dürfen uns an unserem Leben freuen. Darum feiern wir gemeinsam Ostern. Wir feiern die Auferstehung Jesu von den Toten. „Der Herr ist auferstanden!“ Das ist das Wort, das die Welt verändert. Denn auch die Jünger waren ja in so einem Lebensgrab gefangen. Sie hatten Jesus so lange schon begleitet. Sie hatten doch gesehen und gehört, wie er Menschen neue Hoffnung geben hatte. Sie waren nach Jerusalem gekommen. Das Reich Gottes, seine neue Welt voll Gerechtigkeit, Frieden und Liebe, wird nun anbrechen. Doch dann war Jesus getötet worden, wie in Verbrecher. Und dann hatten sich die Jünger in das Grab ihrer Trauer zurückgezogen. Sie waren enttäuscht. Alles war anders gekommen, als sie es sich gedacht hatten. Und nun erzählt uns der Evangelist Lukas im letzten Kapitle seines Evangeliums von dem Sonntag nach dem Karfreitag, dem ersten Tag der neuen Woche. Morgens gehen die Frauen zum Grab. Sie wollen dort trauern. Aber es ist leer. Ein Engel sagt ihnen: Jesus ist nicht hier. Er ist auferstanden! Die Männer aber sagen: Was soll das denn heißen, auferstanden? Das ist doch nur dummes Geschwätz. Petrus läuft zum Grab, aber wundert sich nur: Das Grab leer, Jesus ist nicht mehr da. Aber er versteht nichts. Dann gehen zwei der Jünger zurück nach Hause. Jesus begegnet ihnen und geht den Weg mit ihnen. Aber sie erkennen ihn zuerst nicht. Erst als er mit ihnen zusammen isst, gehen ihnen die Augen auf: Das ist doch Jesus. Er war tot. Aber nun lebt er und ist bei uns. Die beiden laufen, so schnell sie können, zurück nach Jerusalem, zu Petrus und den anderen. Sie sitzen ja noch in dem Grab ihrer Trauer und hören ganz erstaunt, was die beiden ihnen erzählen. Und nun erzählt Lukas uns von einer dritten Begegnung (Lk 24, 36-45): Als die Jünger aber von dem, was in Emmaus geschehen war, redeten, trat Jesus selbst mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! 37 Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist. 38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? 39 Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. 40 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und Füße. 41 Da sie es aber noch nicht glauben konnten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? 42 Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43 Und er nahm's und aß vor ihnen. 44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose und in den Propheten und Psalmen. 45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, dass sie die Schrift verstanden.

Liebe Schwestern und Brüder, Ostern ist ein wunderbares Fest. Es spricht alle unsere Sinne an. Und es öffnet uns einen ganz neuen Blick auf das Leben und auf Gott. Denn mit dem Wort „Jesus ist auferstanden!“ schließt Gott unsere Lebensgräber auf und stellt uns hinein in seine neue Welt, die mit dem Osterfest angebrochen ist. Alles, was Lukas uns hier in seinem letzten Kapitel erzählt, ist voll von Neuanfang, Aufbruch und dem ganz Neuen. Aber das Neue übersteigt unser Denken und unsere Vorstellungen. Darum wundert sich Petrus, als er das leere Grab sieht. Darum sind die Jünger jetzt so erschrocken, als Jesus zu ihnen kommt. Natürlich waren sie traurig, weil sie seinen Tod mitansehen mussten. Aber dass er nun lebendig zu ihnen kommt, das ist so neu und so anders als ihr ganze bisherige Lebenserfahrung. Lukas beschreibt das sehr schön: Sie konnten es nicht glauben vor Freude. Sie freuen sich. Ihr Jesus ist wieder da. Aber sie begreifen noch nicht, was das denn heißt. Ist er ein Geist, eine Vision, eine Erscheinung?

 

So wie die Jünger fragen auch heute Menschen, was das denn heißt: Er ist auferstanden? Und die Antworten, die Menschen damals wie heute geben, sind auch gleich. Manche sagen: Sie haben ganz viel von ihm erzählt, das hat sie dann getröstet, und es war so, als wäre er immer noch da. Oder: Sie haben die guten Gedanken und Worte von Jesus weitererzählt, und darin lebt er weiter. Lukas weiß das alles, und darum ist der auferstandene Jesus hier ganz anders. Kein Geist, keine Vision, sondern ganz lebendig, gesprächig und zugewandt. Und vor allem: Er ist da, mitten unter den Jüngern. Er ist da, wenn wir zusammenkommen als Gemeinde. Darum erkennt Jesus sofort, welche Gedanken sie haben. Er sieht ihre Furcht und Angst, genauso wie er sie immer vor dem Karfreitag gesehen hat. Er zeigt ihnen: Ich bin keine Vision, kein Geist. Ihr könnt mich anfassen. Er isst mit ihnen. Das zeigt: Ich bin jetzt hier, in diesem Moment. Eine Vision, ein Geist, eine Erinnerung guckt immer zurück auf das, was früher war. Aber der Auferstandene ist keine Erinnerung an früher, sondern jetzt lebendig in seiner Gemeinde. Darum erklärt er ihnen, dass in dem Alten Testament schon alles geschrieben steht, was mit ihm geschehen ist. Und da verstehen die Jünger endlich. Sie verstehen auch: Die Auferstehung von Jesus übersteigt unser Denken und alles, was vorher war. Auferstehung ist mehr als wir uns denken und vorstellen können. Denn unsere Erfahrung sagt uns: Tot ist tot, Schluss, aus und vorbei. Unsere Erfahrung lässt uns auch sagen: Aus dir wird nie was. Du bist am Ende. Vergiss es, du hast keine Chance. Aber Gottes Liebe kann aus dem, was tot ist, neues Leben schaffen. Gottes Liebe besiegt den Tod. Gottes Liebe holt uns aus unseren Lebensgräbern. Gottes Liebe sieht unsere Angst und schenkt uns dagegen neue Hoffnung. Gottes Liebe öffnet uns die Zukunft. Jesus Christus, unser Herr, ist auferstanden. Und das ist wirklich mehr, als wir uns denken können. Ich glaube, wir müssten verzweifeln, wenn wir Menschen allein der Maßstab wären, wie die Welt sich entwickelt. Aber Gott sei Dank entscheiden nicht unsere oft so engen Vernunftgrenzen über unsere Zukunft, sondern allein Gottes Liebe. Mit ihm hat unsere Welt Hoffnung und Zukunft.

 

Darum: Freut euch an den vielen bunten und fröhlichen Dingen, die uns von der Osterfreude erzählen, an den Osterglocken, den Schokohasen und Ostereiern, an dem Licht der Osterkerze. Freut euch daran, dass Gott jedem von uns die Zukunft öffnet. Freut euch, dass der auferstandene Jesus Christus bei uns ist, wenn wir zum Gottesdienst zusammenkommen, wenn wir beten, wenn wir singen, wenn wir auf seine Wort hören. Jetzt ist er da, nicht als Vision oder Erinnerung, sondern als der lebendige Herr. Ich wünsche euch frohe und gesegnete Ostern! Amen



Pastor Peter Schuchardt
Bredstedt
E-Mail: pw-schuchardt@versanet.de

(zurück zum Seitenanfang)