Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

2.Sonntag nach Trinitatis, 25.06.2017

Predigt zu Matthäus 22:1-14, verfasst von Suse Günther

Jesus redete abermals in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Gäste zur Hochzeit zu laden, doch sie wollten nicht kommen. Abermals sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Gästen, siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und Mastvieh sind geschlachtet, alles ist bereit, kommt zur Hochzeit.

Aber sie verachteten das und gingen weg, einer in seinen Acker, der andere an sein Geschäft.

Einige aber griffen seine Knechte, verhöhnten und töteten Sie.

Da wurde der König zornig und schickte seine Heere aus und brachte die Mörder um und zündete die Stadt an.

Dann sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Gäste sind es nicht wert. Darum geht hinaus auf die Straßen und ladet zur Hochzeit ein, wen ihr findet.

und die Knechte gingen auf die Straße hinaus und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute, die Tische wurden alle voll. Da ging der König hinein, sich die Gäste anzusehen und sah da einen Menschen, der hatte kein hochzeitliches Gewand an. Er sprach zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen und hast doch kein hochzeitliches Gewand an? er aber verstummte. Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße und werft ihn in die Finsternis hinaus, da wird Heulen und Zähneklappern sein. Denn viele sind berufen, wenige aber sind ausgewählt.

Gott, gib uns ein Herz für Dein Wort und nun ein Wort für unser Herz. AMEN

 

Liebe Gemeinde!

Mit einem Teil meiner Zeit arbeite ich in Hornbach. Dort bin ich zuständig für die Trauungen, die im Klosterhotel stattfinden. Menschen aus der ganzen Welt kommen in diesen kleinen Ort, um sich trauen zu lassen und zu feiern. Das ist nicht ganz billig. Um nicht zu sagen: Richtig teuer.

Ich frage die Paare, die zu mir kommen, warum sie sich gerade für diesen Platz, entschieden haben, trotz der hohen Kosten. Und die Antwort ist fast immer gleich: Wir möchten eine gemeinsame Zeit mit unsren Freunden und Verwandten verbringen. Die Leute sollen nicht nur schnell aus ihrem Alltag zu uns hetzen. Wem wir es wert sind, wem es unser Fest wert ist, der nimmt sich Zeit und verbringt ein Wochenende mit uns. Und wer das nicht mag, dem sind wir es nicht wert. Und der braucht dann auch nicht zu kommen.

Meine Tochter hat ihr Studentenbudget als Bedienung im Klosterhotel aufgebessert und kann berichten: Das ist ein ganz großes Fest. Die besten Weine, schöne Musik, köstliches Essen in mehreren Gängen, freundlicher Service: Die meisten Gäste gehen erst gegen Morgen und werden das Erlebnis nicht vergessen.

Von solch einem Fest ist im Predigttext die Rede. Vom ganz großen Feiern beim König. Kaum zu glauben, dass jemand eine solche Einladung ausgeschlagen hat. Da muss man wohl seine Gründe haben.

Vielleicht war einem genau dieser König nicht wirklich geheuer. Vielleicht hat man sich nicht hingetraut. Vielleicht wollte man das Fest, das für den Sohn des Königs ausgerichtet wurde, nicht feiern. Schuster, bleib bei Deinen Leisten. Beim eigenen Acker, im eigenen Geschäft.

Nach dem Bericht des Matthäus reagiert der König heftig auf die Ablehnung. Die Stadt wird vernichtet. Dazu muss man wissen, dass Matthäus seinen Text im Jahr 70 n. Chr. geschrieben hat. Unter dem Eindruck der Zerstörung Jerusalems. Matthäus weiß, wie eine zerstörte Stadt aussieht. Wie ein als unzerstörbar geltender Tempel aussieht, von dem nichts mehr übrig geblieben ist als die Westmauer, die heutige Klagemauer. Matthäus versucht, sich und den Zuhörern eine Erklärung zu geben für diese Katastrophe:

Die Leute waren es nicht wert, sagt er. Sie haben Gottes Einladung nicht angenommen. Sie wollten seinen Sohn nicht haben und schon gar nicht mit ihm feiern. Die Leute wollten nicht mit Gottes Sohn im großen Festsaal ankommen, mit ihm das Abendmahl feiern und mit ihm ins ewige Leben gehen.

Gott hat eingeladen. Er hat noch mal eingeladen. Die Menschen haben die Einladung abgelehnt, ja sie haben sogar Gottes Mitarbeiter getötet. Die Zerstörung Jerusalems ist in den Augen des Matthäus vielleicht die logische Konsequenz aus dieser Ablehnung.

Andere Menschen haben andere Konsequenzen gezogen aus diesem Gleichnis. Unter anderem wurzelt die Grausamkeit der Kreuzzüge darin. Denn wenn es die eingeladenen Gäste nicht wert sind, dann muss man die herbeiholen, die von nichts eine Ahnung haben. Die Heiden. In der Parallelstelle im Lukasevangelium (14) heißt es sogar: „nötigt sie“ also „zwingt sie“ hereinzukommen. Damit sind in den Augen so mancher Ausleger der brutalen Zwangsmission Tor und Tür geöffnet worden.

Wenn wir heute den Predigttext lesen, dann müssen wir innerlich die sogenannte „Return“ Taste drücken. Also die Taste an Schreibmaschine und Computer, die einen Schritt zurückführt. Die Ausschmückungen und Interpretationen ablegen und fragen: Wie war es eigentlich gemeint?

Eigentlich war es gut gemeint.

Am Anfang steht die Einladung zum Fest des Lebens. Zu diesem Fest lädt Gott seine Leute ein. Und als die nicht kommen wollen, lädt er noch andere ein. Ein Angebot Gottes an uns alle. Zu dieser großen Hochzeit meines Sohnes habe ich keine Kosten und Mühen gescheut, kommt alle mit, Ihr seid eingeladen.

Meine Tür steht euch offen.

Gottes Tür steht uns offen. Wir sind eingeladen, um mit Gott und seinem Sohn zu leben und zu feiern.

Es liegt an uns, ob wir uns diese Zeit nehmen wollen. Ob uns diese Einladung so wichtig ist, dass wir uns auf den Weg machen. Ob uns dieser Sohn so wichtig ist, dass wir mit ihm feiern wollen.

Wir sind frei für diese Entscheidung. Wir brauchen keine Angst zu haben, dass bei Ablehnung unsere Stadt zerstört wird. Und wir brauchen keine Angst zu haben, dass wir an den Haaren in den Festsaal gezogen werden. So hat Gott es nicht gemeint, das sind menschliche Auslegungen.

Immer beim Abendmahl können wir einen Vorgeschmack bekommen auf das, was uns erwartet. Speis und Trank an Gottes Tisch, Gemeinschaft mit Gott und seinem Sohn, ein neuer Anfang, bei dem, was falsch gelaufen ist im Leben.

Dieses Mal drückt Jesus die „Return“ Taste, „zurück zu den Anfängen“ – vergeben!

Ja, und dann war da im Predigttext noch der Mann, der nicht im festlichen Kleid zum Fest kam. Auch hier findet Matthäus harte Worte. Dieser unangemessene Gast wird hinausgeworfen in die Finsternis.

 

Mir fallen in diesem Zusammenhang Worte des Apostels Paulus ein (Gal. 3,27): Denn Ihr alle, die Ihr auf Christus getauft sein, habt Christus angezogen.

Das ist das Festkleid, mit dem wir Zugang zu Gottes Einladung bekommen: Gottes Sohn selbst. Wenn wir uns zu ihm halten, dann sind wir angemessen gekleidet für Gottes Einladung.

„Viele sind berufen, wenige aber sind auserwählt“ – Eine Herausforderung für uns. Berufen sein und sich berufen lassen. Eingeladen sein und die Einladung annehmen.

Was spricht dagegen?

Dass wir den nicht wirklich kennen, der uns eingeladen hat?

Dass wir glauben, eine so herrliche Einladung nicht verdient zu haben? Weil wir dieses Fest gar nicht feiern wollen? Weil wir uns die Zeit nicht nehmen wollen?

 

Was spricht dafür?

Dass der, der uns eingeladen hat, uns mit dabei haben möchte.

Dass uns ein wunderbares Fest erwartet und der Zugang zu noch viel größeren Freuden.

Dass wir dann auch den kennenlernen werden, der uns eingeladen hat.

Dass wir zusammen mit anderen Menschen lebendig sein dürfen.

Dass Gott uns sogar das angemessene Feierkleid anbietet: Zieht an den neuen Menschen….

 

Wollen wir das? ich würde vorschlagen: Probieren wir es doch einfach aus. Die Tür steht offen.

AMEN



Pastorin Suse Günther
Zweibrücken
E-Mail: suse-guenther@outlook.de

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