Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

16. Sonntag nach Trinitatis/Erntedankfest, 01.10.2017

Erntedankgottesdienst mit Konfirmanden
Predigt zu Lukas 7:11-17, verfasst von Eva Tøjner Götke

 

Hört die Worte, die die Konfirmanden gerade vorgelesen haben:

 

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,

ich kann sie nicht begreifen.!

Jesus erweckt einen toten Jungen zum Leben!

Mit den Worten:

„Jüngling, ich sage dir, steh auf!“

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,

ich kann sie nicht begreifen!

 

(Der Pastor von der Kanzel):

Lasst uns mit beiden Beinen auf der Erde bleiben!

Wir leben hier. Auf der Erde.

Mit Krankheit und Tod, Fest und Freude, Unglück und Glück.

So haben die Menschen immer gelebt.

 

Und das Christentum spricht in dieses Leben hinein – das voll von Leid ist – und Freude. Und gibt uns die Hoffnung, dass das Leben stärker ist als der Tod.

Weil Gott der Gott des Lebens ist.

Das will Jesus uns sagen, indem er heute den toten Jungen auferweckt.

Er zeigt, welch Lebenskräfte in Gott sind. Welche Schöpferkräfte.

 

Als das Christentum nach Dänemark kam, lebten die Leute viel mehr in Übereinstimmung mit der Natur als wir heute.

Sie hatten Erde an ihren Händen.

Sie hatten Blut an ihren Händen nach Kriegen und Rachefeldzügen.

Sie kannten das Korn, das man in die schwarze Erde legt.

Den Winter, wo die Kälte tötet.

Und den Frühling, wo das Licht kommt.

Sie lebten nah am Leben und am Tod.

Von Ihrer Arbeit mit der Erde und ihrem Verhältnis zur Natur wussten sie, welche Kräfte da wirkten.

Zwischen Leben und Tod.

Das war also eine sehr konkrete Botschaft für sie.

 

Jesus selbst gebrauchte Bilder aus der Natur.

Er verglich sich selbst mit einem Weizenkorn.

Das unfassbare Wunder – dass etwas, das i die schwarze Erde gelegt wird, sprießt und wächst, Ähren trägt und zu einem wogenden Kornfeld wird und Brot auf unserem Tisch.

 

So wurde Jesus auch selbst begraben. Wie ein Weizenkorn.

Und am dritten Tage auferstanden von den Toten.

Dank sei Gott, der Leben aus dem Tod schafft.

„Jüngling, ich sage dir, steh auf!“

 

Es ist das Leben, das stärker ist als der Tod, das Jesus uns zeigen will.

All das Wunderbare.

Das, was wir nicht verstehen können.

Jesus will, dass wir das hoch achten.

So dass wir uns freuen können, dass wir leben, und Gott dafür danken.

 

Das Menschenleben ist Leid und Freud, es ist Mühe und Arbeit, Schule und Hausaufgaben, Leichtigkeit und Tanz – es ist Lächeln und Wut, es ist Klage und Enttäuschung.

Das alle ist es.

Und Gott ist mitten dabei.

Gott nimmt sich in all dem unser an.

Und deshalb können wir das Leben lieben, auch wenn es weh tut, und auch wenn wir wissen, dass wir es verlieren werden.

 

Wenn früher wirklich gefeiert wurde, wenn die Ernte eingefahren war, so war das aus Freude darüber, dass man gemeinsam die harte Arbeit auf den Feldern getan hatte.

Damals waren alle mit dabei. Draußen auf dem Felde. Alle halfen mit, klein und groß.

Und es war ein Wettlauf mit der Zeit. Mit dem Wetter.

Und man mühte sich ab.

Es tat weh, man war müde, die Arme waren am Ende schwer. Und der Hals tat einem weh von all dem Staub, den man einatmete.

 

Und als dann alles überstanden war, konnte man nicht anders als Gott danken für all die Gaben, die man nun eingefahren hatte.

Auch wenn man sich abgemüht hatte, so wusste man sehr wohl, dass das Leben, das aus der Erde kommt, ein Wunder ist, über das man sich mit gutem Grund freuen kann.

 

Heute ist die Ernte nicht mehr ein gemeinsames Projekt. Die Bauern fahren umher mit großen Computer gesteuerten Maschinen – mit GPS, ganz allein mit einem Ipod im Ohr.

Und wir in den Städten haben mit der Ernte nichts zu tun.

 

Aber wir können uns im Kleinen freuen.

Über das, was wir selbst in unseren Gärten sammeln und pflücken konnten.

Was die Konfirmanden heute mitgebracht haben und womit wir die Kirche geschmückt haben.

So wie man mit Blumen zu einer Beerdigung kommt, und drinnen alles von Blumen duftet, mitten in aller Trauer.

Und wir können die Früchte nach dem Gottesdienst mit einander teilen.

Und aus diesem Anlass in der Kirche feiern und tanzen.

Wie heute.

 

Und so wie wir dafür sorgen sollen, die Freuden mit einander zu teilen, sollen wir auch dafür sorgen, das Leid mit einander zu teilen.

Damit zeigen wir, dass wir uns lieb haben.

Und dass wir es gut meinen mit einander.

So wie Gott in Jesus gezeigt hat, dass er den Menschen gern hat – nicht nur das, sondern den Menschen liebt, es gut mit uns meint, wenn uns das Schlimmste passiert – so wie er den Sohn der Witwe in Nain auferweckte.

Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,

ich kann sie nicht begreifen!

Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn,

drum dankt ihm, dankt, drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn.

Amen.

 



Pastorin Eva Tøjner Götke
Odense M
E-Mail: Etg@km.dk

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