Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

17. Sonntag nach Trinitatis, 08.10.2017

Predigt zu Lukas 14:1-11 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Rasmus Nøjgaard

Glaubst du?

Dann musst du noch einmal nachdenken.

Denn es geht gar nicht um deinen Glauben.

Du brauchst dich nicht anstrengen, um zu glauben, denn das nützt sowieso nichts. Dein Glaube ist gar nichts.

Das einzige, was etwas bedeutet, ist das Überraschende: Du bist geliebt!

Vielleicht hast du das Glück erlebt, geliebt zu werden. Du hast jedenfalls davon geträumt, geliebt zu werden. Ist das nicht wahr?

Vielleicht erlebst du, dass du nicht gut genug bist. Vielleicht willst du gerne etwas mehr geliebt werden. Vielleicht möchtest du nur so geliebt werden wir du bist.

Ehrlich gesagt: Es ist ein evangelischer Gedanke, dass du so nie geliebt wirst. Nur so wie du bist. Ganz nackt, ganz bis auf die Haut entblößt. So wirst du nie geliebt werden. Von der Welt. Du kannst nicht erwarten, dass du so geliebt wirst. Vielleicht in Augenblicken: „Ich liebe dich“.

„Wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden“. Vielleicht kann man das etwas positiver formulieren: „Wer sich selbsterniedrigt, wird erhöht werden“.

Glaubst du, das bedeutet, dass du dich selbst demütigen sollst? Dann überlege, ob du dich nicht schon selbst demütigst und dabei damit rechnest, erhöht zu werden. Denn dann ist die Demut nur ein Schein.

Denke noch einmal nach.

Kann es wirklich sein, dass Gott in seinem hohen Himmel seinen Sohn gesandt hat, um dein und mein ewiges Streben nach Gerechtigkeit zu wiederholen? Was glaubst du, bedeutet die Gerechtigkeit Gottes?

Hast du daran gedacht, ob Jesus konsequent die liebt, die es nicht verdient haben?

Glaubst du, dass du die Gerechtigkeit Gottes verdienen kannst?

Gerechtigkeit!

Mein oder dein Recht?

Denke noch einmal nach!

Glaubst du wirklich, dass es um deine Fähigkeit geht, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden?

Glaubst du wirklich, dass deine Fehler und Boshaftigkeiten Gott in die Knie zwingen werden, so dass er keine anderen Möglichkeiten hat als dich zu hassen und dein Leben zu zerstören?

Dann denke noch einmal nach.

Gott bekam einen Sohn, der auf unserer Erde lebte. Gottes Sohn wurde ein Mensch.

Nicht ein Gespenst oder ein Geist, sondern ein Mensch wie du und ich. Ein Mensch, der sich im Garten Gethsemane verlassen fühlte. Der erlebte, verraten zu werden. Der als Mensch nicht bestand.

Gott wurde Mensch – nicht damit sich Menschen unverwundbar fühlen sollten, sondern um zu zeigen, dass wir Menschen nichts anderes können als so zu sein wie Menschen sind: unsicher, wankelmütig, eigennützig und selbstgerecht. Hast du nicht selbst an das Tischende gesetzt und gedacht: Hier ist mein Platz?

Aber hier ist nicht dein Platz. Hier sitzt schon Gott! Bist du bereit, seinen Platz einzunehmen? Das versuchte sein Jünger Petrus. Aber wie erging es ihm? Er verleugnete den, der er liebte, ehe der Hahn drei Mal krähte.

Denk noch mal nach.

Denn ist es wirklich deine Überzeugung, dass du mit deinem ganzen Glauben Gott bewegen kannst? Dann gehe in dich!

Gott wurde Mensch, um dir Glauben zu geben.

Gott wurde Mensch, um unmissverständlich klar zu machen, dass er – unser Herr und Schöpfer – an uns Menschen glaubt.

Christus glaubt daran, dass du ein Mensch sein kannst.

Christus glaubt daran, dass du sein Bruder und seine Schwester bist, und ie er selbst es tat, dass du auch für den Fremden da bist.

Bist du das?

Gott ist Liebe. Das Wort ward Fleisch wie du und ich, das Wort, das fragt: Willst du die Liebe?

Willst du deinen Bruder und deine Schwester lieben?

Willst du den Fremden, Kranken und Bedürftigen lieben?

Wenn du willst, dann ist da kein Platz, dich selbst zu wählen statt des bedürftigen.

So ist nur die Liebe.

Die Liebe, die uns Gott schon erwiesen hat in Jesus Christus. Jesus, der sich selbst opferte im Namen der Liebe. Er, der die Welt so sehr liebte, dass er lieber sterben wollte, als dass die Welt verloren ginge.

Aber wenn du das nicht glaubst – dann denke noch einmal nach.

Denn das hat mit Glauben nichts zu tun.

Gott hat seinen Sohn nicht dahingegeben, um uns mehr Werke abzufordern, sondern allein, um seine Liebe zur Welt zu zeigen.

Es geht um den Glauben Gottes an die Welt. Im Zutrauen Gottes liegt Hoffnung für die Zukunft.

Das sollen wir nicht nur glauben. Danach sollen wir leben.

Demütig leben, ohne uns selbst zu erhöhen. Gut leben, ohne uns selbst zu entschuldigen. Denn in Christus sind alle eins trotz aller Unterschiede. Das ist der Glaube, den er an dich und mich hart: Du bist geliebt mit derselben Liebe, die er zu allen hat.

Es ist eine Befreiung, geliebt zu werden wie alle anderen. Das ist Gemeinschaft, das ist Anerkennung und Respekt – das ist, in der Liebe Gottes Ruhe zu finden

Glaubst du, dass die Liebe Gottes Gerechtigkeit ist – dann musst du umdenken!

Hier ist Platz für alle, für dich und mich, wir, die wir unvollendet sind.

Amen.



Pastor Rasmus Nøjgaard
DK-2100 København Ø
E-Mail: rn(at)km.dk

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