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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

20. Sonntag nach Trinitatis, 29.10.2017

Predigt zu Matthäus 22:1-14 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Elof Vestergaard

Evangelium bedeutet frohe Botschaft, aber unmittelbar ist da kein großer gr4und zur Freude, wenn wir das Gle9chnis Jesu von der der königlichen Hochzeit hören. Das meiste, was wir hören, klingt nicht gut in unseren Ohren. Das Gleichnis, das, wie Jesus sagt, vom Himmelreich handelt, ist ja voll von Gewalt und destruktivem Verhalten.

Matthäus: Gewalt und Mord

Erstens ist die Reaktion der Eingeladenen unhöflich und gewalttätig. Sie lehnen nicht nur die Einladung ab, sondern wir hören, wie die Eingeladenen die Knechte des Königs ergriffen, sie verhöhnten und töteten“. Ihre Reaktion ist ganz unverhältnismäßig, unverständlich und inakzeptabel. Die Eingeladenen hätten sich ja nur entschuldigen können und freundlich nein danke zur Einladung zur Hochzeit sagen können.

Zweitens ist die darauf folgende Reaktion des Königs unverhältnismäßig hart. Er schickt seine Heere aus, tötete die Mörder und brannte ihre Stadt nieder. Mord muss bestraft werden und die Strafe an den Mördern ist verständlich. Aber geht das nicht zu weit, wenn er geradezu ihre Stadt niederbrennt?

Und schließlich drittens wirkt die spätere Reaktion des Königs auf den Gast mit verkehrter Kleidung auch ganz übertrieben. Der arme Mann, der keine hochzeitliche Kleidung anhatte, wird nicht nur angewiesen an der Tür zum fest, sondern an Händen und Füßen gebunden, und draußen in die Finsternis geworfen, wo Heulen und Zähneklappern herrscht.

Wo ist das Evangelium, die frohe Botschaft, in diesem Gleichnis, das Jesus sogar mit der Bemerkung einleitet, dass es vom Himmelreich handelt? Unmittelbar kann ich nicht viele Spuren des Himmels in dieser Erzählung sehen. Hier sind keine milden und hellen Worte, die die bange Seele und jeden von uns, der des Trostes bedarf, trösten und ermuntern können.

 

Lukas: Die Generosität Gottes

Das Leichteste wäre denn auch, einfach die andere Version dieses Gleichnisses zu nehmen, wie wir sie bei einem anderen Evangelisten finden, nämlich dem Evangelisten Lukas (Luk. 4).

Die Version dieses Gleichnisses bei Lukas endet zwar auch mit einem Urteil über die zuerst eingeladenen: „Keiner der Männer, die eingeladen waren, wird mein Abendmahl schmecken“. So lässt der Evangelist Lukas den Hochzeitswirt die beurteilen, die die Einladung abgelehnt haben. Aber das Gleichnis Jesu ist in der Version des Lukas ganz anders als bei Matthäus. Das Gleichnis ist beim Evangelisten Lukas in erster Linie mild, hell und nicht zuletzt einehmend.

Jesus malt hier zwar die Gründe der zuerst eingeladenen für die Ablehnung der Einladung aus. Da sind der Kauf eines Ackers, von Tieren und eine neue Heirat, die der Teilnahme im Wege stehen. Die Entschuldigungen häufen sich, und die mehr oder weniger plausiblen Entschuldigungen sprechen für sich selbst. Das tragende Bild des Gleichnisses ist jedoch der Wirt mit seiner Fähigkeit, alle Welt einzubeziehen und einzuladen. Er breiten generös seine Arme aus. Haben die ersten nein danke gesagt, lädt er andere ein. „Geh schnell hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt und führe die Armen und Verkrüppelten und Blinden und Lahmen herein“, befiehlt er seinen Dienern. Und als noch Platz ist, befiehlt er seinen Dienern, noch weiter hinauszugehen und auch die einzuladen, die auf den Wegen und an den Zäunen sitzen.

Es ist kein Zufall, dass der dänische Maler Joakim Skovgaard diese Version im Dom von Viborg abbildete. Der Hausherr mit offenen Armen steht in der Mitte des großen Wandgemäldes und bitten alle herein. Er steht wie der segnende Gott, wie Christus, der alle in sein Reich einlädt, die mühselig und beladen sind. Es sind die Liebe Gottes seine große umfassende Fürsorge und Generosität, die aus diesem Gleichnis hervorgeht, die Version der Lukas vom großen Festmahl.

 

Matthäus und Lukas – Liebe und Gericht

Aber zurück zu dem Gleichnis, das wir heute gehört haben. Das leichteste wäre nun, zu sagen, dass die Version des Matthäus sicher nicht die wahre ist. Unser Evangelist hat da vielleicht etwas falsch verstanden?

Das können wir nicht wissen. Es wäre jedoch nicht richtig, nur die eine Version ernst zu nehmen. Es ist sicher kein Zufall, dass beide Versionen seit alter Zeit ihren Platz in den Texten des Kirchenjahres gefunden haben. Die milde Version hören wir am 2. Sonntag nach Trinitatis, d.h. im frühen Sommer kurz nach Pfingsten, die andere hören wir jetzt im letzten Teil des Kirchenjahres. Die milde Version gehört in den Sommer, die harte Version zu den gefallenen Blättern der kurzen Tage des Herbstes.

Wir sollen in erster Linie beide Gleichnisse beim Wort nehmen, auch die Version des Matthäus, die wir heute gehört haben, trägt das Evangelium in sich. Und vielleicht sollen wir versuchen, uns nicht gleich der der Gewalt und der Destruktion des Gleichnisses zu stoßen, sondern und von dem getroffen fühlen, was wir hier hören.

Da ist so viel in diesem Gleichnis, mit dem wir uns identifizieren können und das uns und unserer Welt von heute gleicht: all diese destruktive und zerstörende Kraft in dem Gleichnis.

Und zugleich sollen wir auch hören, wie Gott in seiner Liebe ein fordernder Gott ist. Die Generosität Gottes, seine Liebe, ist deutlich. Alle guten gaben kommen von oben, von Gott. Die Bibel ist voll vom Willen Gottes, uns und seine Geschöpfen nahe zu sein, aber er ruft auch uns an und fordert alles von uns, lädt uns ein, ja bittet uns hinein in sein Reih. Das Gesetz Gottes ist, dass wir lieben sollen, Gott lieben sollen und unseren Nächsten.

Gott ist anspruchsvoll in seiner Liebe, und deshalb ist sein Urteil auch so hart, wenn wir das ablehnen und das Gegenteil tun von dem, was er will, dass wir tun sollen. Sie waren nicht würdig, zum Fest zu kommen, stellt Jesus in dem Gleichnis fest. Nicht würdig ist ein hartes Wort, und es bestehen noch immer gute Gründe, uns vor Menschen zu warnen, wenn wir die Gräben errichten wollen und einander urteilen zwischen würdig und unwürdig, drinnen oder draußen.

Denn selbst wenn es erbaulich ist, z.B. in den Psalmen zu lesen, dass der, der würdig ist, vor Gott zu stehen, der ist, „der schuldfrei ist und reinen Herzens“ und der nicht lügt, so ist die Pointe ja die: Wenn wir diese Forderungen an unser eigenes Leben stellen, dann können weder du noch ich da bestehen. In diesem Sinne haben wir all die falsche Kleidung an und müssen uns jeder mit dem identifizieren, der von dem Fest herausgeworfen wurde, hinausgestoßen in die Finsternis. Ein schuldloses Herz und ein reines Herz hat wohl niemand von uns.

Sich an Händen und Füßen gebunden fühlen und draußen im Finstern zu liegen gehört zur menschlichen Erfahrung. Das ist das Los unseres Lebens, ein Zug an unserem Dasein, den wir wiedererkennen können. Die schweren dunklen Abendwolken gibt es im Himmel und auf Erden. Wir sind an den Gang der Welt gebunden und an die die Bedingungen, unter denen wir als verletzliche Menschen in der Welt leben. Und auch wenn wir in einem in vieler Hinsicht privilegierten Teil der Welt leben, gibt es auch hier Finsternis, Ausgestoßensein, Trauer und Weinen. Auch hier erfahren wir, an Händen und Füßen gebunden zu sein. Marginalisierung Schikane, Stress, Einsamkeit, Isolation. es gibt viele Namen für das, was uns in die Finsternis bringt, das unsere Gedanken verwirrt und uns in der Öde festhält.

Aber wo sind dann der Himmel und das Evangelium in diesem Gleichnis? Es genügt ja nicht, das da so vieles ist, mit dem wir und identifizieren können. Die Gleichnisse Jesu bilden ja nicht nur die Welt ab und stellen sie dar?

Jesus leitet das Gleichnis mit den Worten ein, dass das Himmelreich einem König gleicht, der die Hochzeit seines Sohnes hält. Das ist das Evangelium. Gott ist wie ein König, die die Hochzeit seines Sohnes hält. Wie wir und wir in der Welt darauf reagieren, nimmt nichts zurück von diesem Ausgangspunkt, der Einladung Gottes. Der Ausgangspunkt ist, dass wir zu einem Fest eingeladen sind. Sogar einer Hochzeit. einer Feier der Liebe. Hier ist das Verhältnis zwischen Gott und Mensch. Denn so sollen wir das Verhältnis zwischen Gott und Mensch verstehen. Ungeachtet der fehlenden Würdigkeit, Liebe und unserer falschen Kleidung, und all dem Gericht, das das die frohe Botschaft des Evangeliums auch ist, so ist das A und O, Anfang und Ende, die Einladung Gottes, dass das Himmelreich nahe ist. Das Fest hat begonnen. Und wie Jesus an anderer Stelle sagt: „Ihr habt es für nichts erhalten, gebt es für nichts“. Dazu helfe uns Gott. Im Namen Jesu. Amen.

 



Bischof Elof Vestergaard
Ribe
E-Mail: eve(at)km.dk

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