41 Petrus aber sprach: Herr, sagst du dies Gleichnis zu uns oder auch zu allen? 42 Und der Herr sprach: Wer ist nun der treue und kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde setzt, dass er ihnen zur rechten Zeit gebe, was ihnen an Getreide zusteht? 43 Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, solches tun sieht. 44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. 45 Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen sagt: Mein Herr lässt sich Zeit zu kommen, und fängt an, die Knechte und Mägde zu schlagen, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen, 46 dann wird der Herr dieses Knechts kommen an einem Tage, an dem er's nicht erwartet, und zu einer Stunde, die er nicht kennt, und wird ihn in Stücke hauen lassen und wird ihm sein Teil geben bei den Ungläubigen. 47 Der Knecht aber, der den Willen seines Herrn kennt und hat nichts vorbereitet noch nach seinem Willen getan, der wird viel Schläge erleiden. 48 Wer ihn aber nicht kennt und getan hat, was Schläge verdient, wird wenig Schläge erleiden. Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Liebe Gemeinde,
Petrus fragt Jesus im Vers vor unserem Predigttext, ob Jesus die Jünger oder alle Zuhörer im Gleichnis anspricht. Predigthörer werden diese Frage normalerweise nicht hören, denn sie steht zwischen zwei Predigtexten. Nur Bibellesern begegnet sie. Ich nehme den Vers also dazu und lese aus dem Evangelium des Lukas in Kapitel 12 die Verse 41 bis 48:
Jesus nimmt für sein Gleichnis ein Beispiel aus der Sklavenhalter-Wirtschaft seiner Gegenwart.
Der Herr sucht sich einen seiner Sklaven aus, dem er die Aufgabe überträgt, allen Sklaven seiner Wirtschaft regelmäßig das ihnen zustehende Getreide zur Nahrung zu geben. Wenn er das treu und gewissenhaft erledigt, empfiehlt er sich für größere Aufgaben. So sieht es sein Herr. Sein Herr kann sich um seine anderen Aufgaben kümmern und muss nicht anwesend sein.
Wenn aber ein Sklave über andere Sklaven gesetzt wird, die dann von ihm abhängig sind, kann es passieren, dass eine längere Abwesenheit des Hausherrn, zu Machtmissbrauch führt. Machtmissbrauch gehört zu den menschlichen Versuchungen seit es die Gesellschaften von Menschen gibt. Machtmissbrauch von Herren führt bei Sklaven zu der an sich unsinnigen Vorstellung, so dürften Herren leben. Im Gleichnis zeigt Jesus, wie ein Sklave solch eine Vorstellung in die Tat umsetzt, als ihm dazu die Möglichkeit gegeben wird. Er schikaniert und schlägt Sklaven und ergibt sich dem Fressen und Saufen. So genießt er seinen kurzen Machtrausch.
Selbst den abgehärteten Bibelleser wird es grausam vorkommen, wenn der Herr den untreuen und total durchgeknallten Sklaven in Stücke hauen lässt. An diesem Punkt ist mir ein Exeget sehr sympathisch, der meint, hier müsse sich bei einem Schreiber ein Hör- und Verständnisfehler eingeschlichen haben, denn diktiert wurde ihm, dass dem Täter Schläge zugeteilt wurden, statt in ihn Teile zu schlagen.
Dass Sklaven mit Schlägen bestraft worden sind, kennen wir auch heute noch aus Büchern wie Onkel Toms Hütte. Jesus nimmt diesen Sachverhalt und Tatbestand auf, indem er die Ordnung des Strafmaßes wiedergibt. Wer trotz besseren Wissens gegen den Willen seines Herrn handelte, bekam viel Schläge, wer weniger vom Willen des Herrn wusste bei gleichem Vergehen weniger. Wir wissen aus dem klassischen Verständnis der Gleichnisse Jesu, dass sie etwas über das Reich Gottes aussagen. Manchmal heißt es: Mit dem Reich Gottes ist es wie ... .
Der Vergleichsbezug dieses Gleichnisses ist der Rechtsbezug des Strafmaßes zur Tat und ihren Umständen, wie es auch in der heutigen Rechtsprechung üblich ist. Jesus schließt das Gleichnis, in dem er auch hier vom Reich Gottes spricht.
Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern.
Mit dem Wirken Jesu ist das Reich Gottes in dieser Welt neu sichtbar geworden. Mit der Botschaft Jesu wird es Gegenwart.
Weißt du, wie viel Liebe dir Gott in dein Leben gegeben ist? <Stille bis es Zeit für die nächste Frage ist>
Wie hast du die Liebe wachsen lassen und auf welche Weise weitergegeben? <Stille bis es Zeit für die nächste Frage ist>
Weißt du, wie viele Möglichkeiten zur Liebe Gott dir für dein Leben anvertraut worden sind? <Stille bis es Zeit für die nächste Frage ist>
Hast du begriffen, dass Gott dein Leben in den weiten Raum seiner Schöpfung gestellt hat, in dem du mit deiner Liebe ein Teil bist, und dass du den anderen Teilen der Schöpfung in der Liebe Gottes zu uns allen begegnest? <Stille bis es wieder Zeit für den nächsten Satz ist>
Die Frage des Petrus an Jesus, wen er mit dem Gleichnis erreichen will, lässt uns heute antworten: Alle Menschen haben Verantwortung für diese Welt anvertraut bekommen. Wir erleben, hören und sehen es in den Nachrichten, wie andere Menschen mit dieser Verantwortung umgehen. Wir sollten nicht unterschätzen, welchen Einfluss und wie viel Macht wir selbst in dieser Gesellschaft haben.
Die Kraft und den Mut, Einfluss zu nehmen, gibt uns Gott selbst:
Es ist die Liebe Gottes, aus der wir leben und in der wir auch sterben dürfen, ohne sie zu verlieren.
Amen