Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

2. Advent, 10.12.2017

Predigt zu Matthäus 25:1-13(dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

In der Adventszeit warten wir, warten und warten. Denn da ist etwas unterwegs mit Licht in der Finsternis. Wir warten wie die zehn Brautjungfrauen warteten, bis sie einschliefen. Einige wachten auf zum Fest, andere verpassten das Fest. Man denke, du verpasst das Fest, wie das Kind, das am Heiligen Abend einschlief und erst am Weihnachtsmorgen aufwachte. Das Evangelium handelt davon, wie man alles verpasst. Eine Furcht, die wir alle teilen zu Weihnachten. Was tun wir, um bereit zu sein? Die meisten von uns halten die Lampen hell und werfen uns in das Leben und hoffen und glauben, wenn der Ruf kommt, dann haben wir Öl genug.

Er hatte nie etwas verpassen wollen, war 100 Prozent da und hatte getan, was er konnte, um alles unter Kontrolle zu halten. Plötzlich begann er, Verabredungen zu vergessen, Treffen, die wichtig waren. Der Körper spielte plötzlich nicht mehr mit, es war gleichsam vorbei mit ihm. Der Arzt sprach von Stress und Verschleiß, selbst mochte er morgens kaum aufstehen. Sein Licht war ausgegangen und er konnte nichts anderes als zu Hause sitzen und alles verpassen. Nach einer Zeit ging es ihm etwas besser, er bekam eine einfache Aufgabe, er sollte Jonas um drei Uhr im Kindergarten abholen. Es war das erste Mal, dass er dafür Zeit hatte. Um drei Uhr gingen die beiden Hand in Hand den kurzen Weg nach Hause, der immer lang wurde, weil sie unterwegs anhielten und über alles Mögliche redeten. Wieviel hatte er doch verpasst, auch wenn er mehr erreicht hatte als die meisten.

Wir begegnen heute auch Leuten, die alles verpasst haben, weil sie beim Kaufmann sind, als der Festumzug, an dem sie teilnehmen sollten, an ihnen vorbeizog. Plötzlich ist das, was so leicht wäre und einfach, an ihm teilzunehmen, für sie unmöglich. Das Gleichnis und das Leben dieses Mannes gleichen einander dort, wo sie erleben, dass die Zeit vergeht und etwas endgültig zu spät ist, aber auch dort, wo man darauf warten muss, dass etwas Neues geschieht. Vielleicht verpassen wir auch heute etwas Wesentliches. Aber was ist eigentlich wesentlich?

Das Evangelium sagt: Es ist der Ruf, der der Wartezeit Sinn gibt. Auf diesen Ruf müssen wir, wie die zehn Jungfrauen, alle geduldig warten. Denn wenn er kommt, macht es plötzlich Sinn, im Dunkeln zu warten. Den Sinn finden sowohl die zehn Jungfrauen als auch der Mann im Lichte dessen, was kommt. Sie sind nicht allein mit ihrer Sehnsucht danach, dass Gott Licht in ihr Dasein bringt und sie zum Fest einlädt. Gehen wir nicht alle in der Welt umher und sehnen uns danach, dass der Ruf Gottes die Wartezeit beendet und das Reich Gottes sich mitten in der Finsternis einfindet? Vielleicht ist gerade diese Hoffnung der Stoff, aus dem unser Glaube besteht, ein festes Vertrauen darauf, dass die Zeit der Finsternis einmal vorbei sein wird.

Das Evangelium bringt uns zurück in das Leben mit den Worten davon, darauf zu warten, dass Gott in unser Leben kommt. In der Wartezeit ist Zeit genug, zum Kaufmann zu gehen und Öl mitzunehmen, denn es ist Advent, wo wir noch immer darauf warten, dass das Licht kommen wird. Auf diese Weise gibt uns jedes neue Kirchenjahr eine Chance, mit zum Fest zu kommen. Vielleicht können wir dieses Jahr etwas besser empfangen, was zu uns kommt. Da können selbst die klugen Jungfrauen klüger werden im neuen Kirchenjahr und ihr Öl den törichten Jungfrauen ausleihen. Das feiern wir in der Kirche, dass wir die sind, die umhergehen und auf das Licht warten.

Du sollst dich nicht umhertasten im Schein deiner eigenen flatternden Öllampe, sondern kannst ruhig wie die Jungfrauen im Dunkeln mit uns anderen warten, du kannst sogar ruhig schlafen – denn das Licht kommt. Gott ist auf dem Wege zu uns, die im Dunkeln sitzen und warten, er kommt. Und in dem Licht wird das, was wir als Menschen erfahren, Sinn machen. Lasst uns deshalb zusammen im Dunkeln warte, denn es wird Licht. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
DK-5000 Odense
E-Mail: lrl(at)km.dk

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