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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Heilig Abend - Christvesper, 24.12.2017

Jesus hilft tragen
Predigt zu Jesaja 9:1-6, verfasst von Thomas Jabs

Zur Predigt einen kleinen Rucksack aufsetzen oder schon so zum Gottesdienst kommen

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

 

Jes 9,1-6

1 1Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Lk 1,79)

2 Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man Beute austeilt.

3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians. (Ps 81,7)

4 Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; (Jes 22,22; Mi 5,1)

6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

 

 

 Liebe Gemeinde!

Sie haben es längst gesehen, einen Rucksack schleppe ich mit mir herum.

Nein ich bin nicht der Weihnachtsmann.

Mein Rucksack ist viel zu klein dafür. Ich wollte erst einen großen nehmen einen Seesack aber das hätte nicht gestimmt für mich heute Abend. Am Ende der Predigt werden Sie das verstehen.

Jetzt will ich Ihnen schon sagen, wie ich darauf kam einen Rucksack zu tragen am heiligen Abend.

Ein Mann sagte zu mir, er trage seit seiner Kindheit einen Rucksack mit Problemen und bösen Erfahrungen.

Liebe Kinder, sagt mal: Was meint er denn damit, einen Rucksack mit Problemen, mit bösen Erfahrungen tragen?

Älteres Kind fragen.

Sicher meinte er nicht so einen Rucksack, wie ich ihn heute trage. Doch trage ich diesen Rucksack, weil er mir das gesagt hat und weil vom tragen in unserem Predigttext gleich zweimal die Rede ist. Um diese beiden Arten des Tragens geht es mit heute.

Die erste: 3 Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen wie am Tage Midians.

Damals gab es noch keine Rucksäcke. Es gab Jochstangen.

Daran wurde alles gehängt was einer tragen sollte. Die Soldaten mit ihren Mänteln und Stiefeln, die Starken jener Zeit zwangen die Schwachen Jochstangen zu tragen.

Sie sollten für die Starken arbeiten. Sie hatten unter der Gewalt der Starken zu leiden und machten ihre bösen Erfahrungen.

Sie hatten den Rucksack voll mit bösen Erfahrungen und Hunger, Krankheit, Unterdrückung und Schuld. Darum waren sie Volk das im Finstern wandert. Jeder hatte an seinem Rucksack schwer zu tragen auf einem dunklen Weg.

Sie haben es natürlich schon längst gehört liebe Gemeinde. Ich rede nicht von Rucksäcken, wie ich einen auf dem Rücken trage. Es geht um Angst, um Krankheit, um Not, um leiden unter Ungerechtigkeit unter Gewalt, um Schuld. Darum geht es in diesem Text.

Daran haben viele Menschen schwer zu tragen auch heute. Wir können glücklich sein hier in Deutschland zu leben. Keine Soldaten treten uns mit ihren Stiefeln. Niemand zwingt uns unseren Rucksack zu nehmen und unser zu Hause verlassen zu müssen. Wir können hier singen und dann zu Hause essen.

Und doch sind unter uns Menschen wie dieser Mann mit seinem Rucksack voller böser Kindheitserfahrungen und neuer Probleme.

Und doch sind unter uns Menschen wie jene Frau, die mir sagte:

Diese Diagnose, diese Krankheit, kann ich nicht alleine tragen. Und doch sind unter uns Menschen, wie der Schüler, der auf Facebook schreibt: Ich ertrage das alles nicht mehr.

Das Volk das im Finstern wandelt.

 

Und doch weiß der Text des Propheten Jesaja weiter.

 

1 1Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht,

Dieses große Licht ist ein Kind, das trägt.

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter;

6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

Dieses Kind trägt die Herrschaft. Eine Herrschaft des Friedens, des Rechts und der Gerechtigkeit.

Wir Christen bekennen, dieses Kind ist Jesus. In ihm kam Gott selbst zur Welt als kleines bedürftiges Neugeborene.

Er ist nicht der Weihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke und mit der Rute. Der sich mit Gewalt Respekt verschafft und durchsetzt, den man fürchten muß, gegen den man sich wappnet mit Gedichten oder dicke Hosen.

Gott kommt nicht mit Geschenken, die einige kriegen und andere neidisch machen. Er kommt als Kind, das die Herrschaft trägt. Er ließ Maria und Joseph ängstlich auf ihn achten, damit ihm nichts zustößt. Die starken Erwachsenen, die sich um das schwache Kind sorgen.

So kehrt Frieden in diese finstere Welt.

 

 

Nicht die Starken zwingen die Schwachen für Sie zu tragen.

Not, damit die Starken reich sein können

Gewalt ertragen, weil die Starken ihren Zorn leben wollen

Krankheit, weil die Gesunden das am liebsten gar nicht sehen, nicht für sie da sein wollen mit ihrer Zeit, mit ihrem Geld.

 

Der starke Gott hat das geändert, als er geboren wurde in Bethlehem. Er nimmt das Recht des Schwächeren wahr. Ein Kind das schreit wenn es hungert. Ein Baby das zittert und einen zu Tode ängstigt mit hohem Fieber, weil es friert.

Von nun an richtet Gott diese Herrschaft auf. Das Vorrecht des Schwächeren, die Angst umeinander, die Sorge füreinander. Den Frieden für uns alle.

Dieses Kind trägt die Herrschaft der ganzen Welt. Aus diesem Kind wurde ein Mann, der starb und wieder zum Leben erweckt wurde von Gott. Stark genug die Probleme der Welt und alle unsere bösen Erfahrungen mitzutragen.

Der Mann, der zu mir sagte er trage seit seiner Kindheit einen Rucksack mit Problemen und bösen Erfahrungen.

Dieser Mann sagte auch, er wünsche sich den Rucksack aufschnüren und einige dieser Dinge herausnehmen zu können. Wenn er leichter wäre, dann trüge er seinen Rucksack auch weiter.

Jeder von uns hat sein Päckel zu tragen im Leben. Doch Hin und wieder müssen wir es aufschnüren können. Brauchen jemanden, der sich mit uns ansieht und anhört, was uns bedrückt.

Einen der uns tragen hilft.

Jesus ist so einer. In unseren Gebeten können wir ihm unsere Lasten geben, in seiner Gemeinde finden wir Gelegenheiten, Orte, Menschen, Strukturen, die uns helfen. Aus dieser Wurzel sind in der Geschichte viele Hilfsorganisationen und soziale Strukturen gewachsen. Wir in Deutschland profitieren davon.

Das ist mit Jesus in die Welt geboren worden.

Darum liebe Gemeinde ist mein Rucksack klein. Die bösen Erfahrungen, die Probleme und Sorgen, die mir im Leben in den Rucksack gesteckt worden sind, hat Gott mir immer wieder abgenommen und er wird es wieder tun. Für mich und für Sie. Nun verstehen Sie warum genau dieser Rucksack stimmt für mich heute Abend. Amen



Pfarrer Thomas Jabs
Berlin
E-Mail: Pfarrer.Jabs@kirche-mahlsdorf.de

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