Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Invokavit, 18.02.2018

Predigt zu Lukas 22:24-32 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Wenn Jesus in ein Gespräch eingreift, geschieht das immer mit einer neuen Perspektive in Bezug auf die Welt, die wir kennen. Wir müssen einhalten und neu nachdenken. Die Jünger begegnen uns dagegen immer als unsere Verbündete, Menschen, die wie wir ihre Welt nicht ganz verstehen, die Jesus ihnen zeigt. Sie haben dieselben Probleme wie du und ich. Heute streiten sie darüber, wer von ihnen der größte sein soll. Ihre Logik ist für uns klar: Die Jünger haben alles verlassen, und ein großes Opfer muss doch zu einer großen Belohnung führen, denken sie und wir. Jesus stellt das alles auf den Kopf, und ein ganz festes Denkmuster nimmt plötzlich eine neue Form an. Denn er stoppt sie mitten im Streit, so sollen sie nicht sein. Denn wer ist am größten? Wenn Jesus unter uns ist als der, der dient, auch unter den Jüngern, soll der Größte wie einer sein, der dient.

Jeder Mensch weiß, was eine Hierarchie ist und wo unser Platz in ihr ist. Oben über ihnen die, die die meiste Macht haben, sitzt Gott und kann mit seiner Macht alles beenden. So sieht die Welt aus, aber Gott geht nun plötzlich in der Welt umher zusammen mit seinen Jüngern. Arm und demütig und letztlich auch ohnmächtig an dem Tag, als die Macht hinter ihm her ist. Als Gott schließlich seine Macht durchsetzt, war dies nicht, indem er Römer und Juden niederschlug, sondern indem er Jesus am Ostermorgen von den Toten auferweckte. Aber gibt Jesus nicht dennoch den Jüngern einen besonderen Platz? Wer ist am größten? Fragte Jesus und scheint ihnen einen Vorrang einzuräumen, wenn er antwortet: Ihr seid es, die ihr ausgeharrt habt bei mir in meinen Anfechtungen. Und dann wird ihnen das Reich anvertraut, und sie sollen auf Thronen sitzen und Israel richten. Es gibt also eine Hierarchie im Himmel, da sind wir wieder mit dabei und kennen die Welt, die Jesus beschreibt.

Da ist nur das kleine Problem, dass niemand von ihnen unter den Anfechtungen tatsächlich bleibt, selbst Petrus fällt ab im Vorhof des Hohen Priesters. Keiner von ihnen bleibt unter den Anfechtungen, und deshalb ist keiner groß genug, um an dem Tisch zu sitzen, von dem er spricht. Und dennoch sitzen wir alle gleich zusammen und essen und trinken.

Der Tisch, wo wir essen und trinken, ist ja das Abendmahl, das Jesus eingesetzt hat am Gründonnerstag, damit wir uns versammeln können, obwohl wir nicht bei ihm blieben unter den Anfechtungen. Deshalb ist das letzte Stück des Textes mit dabei über Simon Petrus. Simon, den der Satan begehrt, aber für den Jesus betet, damit er die Brüder stärkt. Wer in Band II, der Apostelgeschichte, weiterliest, wird wissen, dass es Petrus tatsächlich gelingt, die Brüder zu stärken und zusammenzuhalten an dem Tag, wo Jesus fort ist. Fort, aber doch überall mit seinem Wort gegenwärtig, dass es unsere Pflicht ist zu dienen und nicht sich bedienen zu lassen.

Simon Petrus muss wie wir zwischen der Welt und dem Reich hin und her wechseln, vom dem Jesus erzählte, dem Reich Gottes, wo alles so anders ist, dass wir vor lauter Wundern oft das tun, was wir gewohnt sind. Wir müssen wie er immer wieder umkehren und hier in die Kirche zurückkommen und die Worte hören, die nicht dem gleichen, was wir sonst hören. Die Worte von damals haben noch nicht eine andere Welt geschaffen, sondern sie gestalten noch immer die alte Welt auf neue Weisen. Deshalb kommen wir hierher, um unseren Platz zu finden, wo wir hingehören in einer Welt, wo alles umgekehrt wird, wer groß ist und wer die Kleinen sind. Amen.

 



Pfarrer Lasse Rødsgaard Lauesen
Odense, Dänemark
E-Mail: lrl(at)km.dk

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