Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

8. Sonntag nach Trinitatis, 22.07.2018

Predigt zu Matthäus 7:22-29 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Elof Westergaard

Die Bergpredigt Jesu schließt mit einer Ermahnung, dass wir die Worte Jesu nicht nur hören, sondern auch nach ihnen handeln sollen. Um das zu veranschaulichen, gebraucht er ein Bild, wie der Kluge bzw. der Törichte sein Haus baut. Wer hört und das Gehörte in die Tat umsetzt, baut auf Felsengrund, während der, der hört, aber nicht danach handelt, auf Sand gebaut hat. Das erste Gebäude steht fest, widersteht Wind und Wetter, während das andere zusammenfällt. Das erste Haus kann allen Unwägbarkeiten der Natur widerstehen, so wie Sturm und Überschwemmungen, das andere fällt zusammen beim ersten Sturm und verschwindet im Meer.

Beständig und fest steht nur der, der das, was er hört, mit dem Tun vereint. Es ist gut, zu hören, aber das genügt nicht, nur zu hören. Hören ist zwar auch eine aktive Tat, aber Jesus fordert von uns, dass wir hören und nach dem handeln, was er sagt.

 

Die Worte Jesu und seine Forderungen sind aber so allumfassend, dass die Handlungen, die sie von uns fordern, nie auf die F rage beschränkt werden können, inwieweit wir nun eine Reihe von noch so guten und  zweckmäßige Gebote und Gesetze befolgt haben. Die Bergpredigt Jesu enthält viele Gebote und Auslegungen alter Gebote, aber es ist für jeden Menschen unmöglich, sie alle, jedes einzelne zu befolgen. Jesus erweitert das Gebot des mosaischen Gesetzes, dass wir nicht töten sollen, so dass es den geringsten Zorn gegen den Bruder meint. Und wer ist nicht zornig zu seinem Bruder und zu seinem Nächsten gewesen? Jesus deutet das Gesetz um, dass man nicht die Ehe brechen darf, so dass es nun für jeden lüsternen Blick auf die Frau deines Anderen gilt. Jesus ersetzt das alte ‚Auge um Auge‘ durch eine Forderung an uns, die andere Backe darzubieten. Jesus verlangt die unmögliche Liebe, die Liebe zum Feind, und er erlaubt keinem Menschen, seine Harmonie in Gebet und Fasten zu finden. Er verwirft jedes sich selbst hervorheben. Jesus will, dass wir weniger an uns selbst denken und stattdessen mit der notwendigen Unruhe leben sollen, die seine goldene Regel bedeutet: „Alles, was Ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Wir sollen uns weniger um uns selbst kümmern als um unseren Nächst5en. Wir sollen Gott vertrauen, denn aus ihm und im Glauben an ihn entspringt die Liebe.

 

Es genügt nicht, die Worte Jesu zu hören, Handeln ist angesagt. Aber dann ist es auch wichtig, sowohl den Geist als auch die Radikalität in den Worten Jesu zu hören, Gottes Wort versetzt uns in ständige Unruhe.

Es wäre schön und viel leichter, wenn ich ein Gebot nach dem anderen ankreuzen könnte, wenn ich mich vor dem Richter verbeugen könnte, ein ausgefülltes Evaluierungsschema vorlegen und friedlich sagen könnte: „Ich habe nun alles getan und will gerne etwas Ruhe haben. Die zehn Gebote habe ich einigermaßen gehalten. Alle anderen guten und klugen Lebensregeln kann ich ankreuzen, die habe ich ja befolgt. Außerdem möchte ich gerne darauf aufmerksam machen, dass ich Nichtraucher bin, ökologisch esse und co2-konform lebe“.

Aber all das - wie gut es auch sein mag – genügt nicht vor Gott. Das sichert weder dich oder mich. Das kann vielleicht kurzfristig etwas Ruhe geben hinter den Deichen, aber sein Leben auf seine eigenen Leistungen zu bauen heißt auf Sand bauen.

Auf Felsengrund bauen heißt dagegen auf Christus bauen, auf das Evangelium. Das heißt, dass ich mich als der unvollkommene Mensch, der ich bin, in die verletzliche Gemeinschaft begebe, die wir miteinander hier in dieser Welt teilen. Das heißt am Rande der Unsicherheit aller Welt zu leben, mit der Berufung, dass Gott uns geliebt hat, sollen wir einander lieben und bewahren. Amen.



Bischof Elof Westergaard
Ribe, Dänemark
E-Mail: eve(at)km.dk

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