Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

12. Sonntag nach Trinitatis, 19.08.2018

Predigt zu Matthäus 12:31-42 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

Er hatte gesagt, dass er sie liebt, und sie war hoch erfreut. Sie hatten sich bei einem Festival getroffen und einander tief in die Augen gesehen, das hier war einfach schön. Nervosität, Herzklopfen – alle Symptome, wenn man verliebt ist. Jemand liebt sie, die Worte erwiesen im Laufe des aber Sommers als leer, sie hatten sie in all ihrer naiven Freude verführt, sie mit Glück erfüllt, obwohl sie leer waren und eben nur deshalb gesprochen, sie dazu zu bringen, ihm zu folgen. Die leeren Worte hatten sie gefangen, sie hatte sein Spiel mitgemacht. Voll von Leben und Glück – und leeren Reden. Sie hatte all die leeren Wort6e geliebt, die ihr eine schöne Welt vorgaukelten, die in Wirklichkeit eine Lüge war.

 

Heute hören das junge Mädchen und wir anderen, dass man für leere Worte zur Rechenschaft gezogen wird. Es ist nicht egal, was für eine Welt wir einander vorstellen, sie muss für beide Seiten wahr sein. Für leere Worte wird man zur Rechenschaft gezogen, denn das ist vielleicht die Sünde wider den Heiligen Geist, dass man die Welt des Anderen mit leeren Worten füllt und ihn auf Abwege bringt, weil man es kann. Dass man versucht, einem anderen Menschen die Freude zu nehmen. Dass man etwas herbeiredet oder herabwürdigt, das die Welt im Grunde schön macht. Dass man einem Mädchen sagt, dass man es liebt, obwohl das nicht wahr ist, oder dass man zu den Jüngern sagt, dass der Teufel hinter all dem steht, was der gute Jesus tut. Was sollen wir im Grunde machen, wenn Worte leer sein können und das herabwürdigen, was wir sehen, so dass das, was wir sehen und fühlen, nicht mehr wahr ist? Jesus kann viele Sünden vergeben, aber der, der den heiligen G eist dämonisieren will, dem kann nicht vergeben werden, vielleicht weil der Geist eben das ist, was das Leben lebendig macht.

 

In einer SMS, die reuelos brummte, hatte er schließlich geschrieben: Du kannst mir doch wenigstens vergeben. Sie hatte geschrieben: Ja, das ist in Ordnung. Und so waren die leeren Worte auch in ihre Welt eingedrungen, denn es war nicht in Ordnung, und sie konnte ihm nicht vergeben. Aber sie hatte die leeren Worte an ihn geschrieben. Worte, die so leer waren wie die Liebe, die er ihr erklärt hatte.

 

Die Vergebung hat eine Grenze, die man nicht durchbrechen kann. Tun wir das dennoch, so sind das nur Worte, die wir sagen. So wie die Vergebung für die Sünde wider den Heiligen Geist nicht möglich ist. Der Heilige Geist ist die Freude der anderen, der Geist, der die Jünger an Pfingsten dazu brachte, wie im Rausch zu reden.

 

Die Furcht vor der Sünde wider den Heiligen Geist hat Generationen geprägt, denn wie kommt man da raus, genug ist genug – und man hat etwas getan, das unverzeihlich ist. Wer sich dem Heiligen Geist verschließt, der versündigt sich an dem Geist, von dem wir als Menschen leben, an dem Glauben und der Hoffnung, die wir für das Leben haben, das wir miteinander leben.

 

Glaube handelt ja davon, dem Wort Jesu zu glauben, dass wir geliebt sind, dass es so wahr ist, wie er es sagt. Wir sollen uns frisch verliebt über diese Worte freuen, die uns eine andere Geschichte erzählen als die, die wir uns selbst erzählen können. Dass ein Mensch nicht nur das ist, was er selbst ist, sondern dass er vom Heiligen Geist und der Freude erfüllt werden kann, das Licht Gottes in sich tragen kann, so dass es auf die Menschen scheint, denen wir auf dem Wege begegnen.

 

Am Tage des Gerichts kommen nicht nur die Worte der Menschen auf den Prüfstand, ob sie leer waren, sondern auch das Wort Gottes, auf dem wir unser Leben und unsere Kirche bauen. Das Dasein und das Leben, das wir miteinander haben im Glauben daran, dass es sich so verhält, wie die Leute sagen, wenn das Wort: Ich liebe dich nicht wie ein leeres Wort klingt, sondern bedeutet, dass eben dieser Mensch eben dich liebt. An dem Tag glauben wir daran, dass wir eben diese Worte aus dem Munde Jesu hören müssen. Dass er so ist, wie wir geglaubt haben, während wir in der Kirche saßen und darauf hofften, dass er etwas für uns tun konnte, einem jungen Mädchen den Glauben an die Liebe zurückgibt. Unsere Welt mit Worten voller Bedeutung erfüllt, die den Kampf gegen die leeren Worte aufnehmen können. Deswegen kommen wir in die Kirche – um eben die Worte zu hören, die wir uns nicht selbst sagen können, Worte, die wir mitnehmen auf unserem Weg. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
Odense, Dänemark
E-Mail: lrl(at)km.dk

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