Göttinger Predigten

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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

23. Sonntag nach Trinitatis, 04.11.2018

Predigt zu Matthäus 5:13-16 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen

(In Dänemark wird dieser Sonntag als Allerheiligen, das heißt Totensonntag, begangen.)

Das Evangelium bedeutet, dass wir standhalten sollen und nicht das Salz verlieren sollen, sondern dass wir festhalten sollen.

Ihr seid das Salz der Erde.

Das stand über dem Bett ihres Vaters, gestickt mit goldenen Buchstaben. Das erste, was er morgens sah, und das letzte, was er am Abend erblickte. Plötzlich war sie wieder auf dem Hof. In einer Kindheit, wo man arm dran war. Jeden Tag war die Familie bei der Arbeit, sie schufteten, manchmal kamen ihre Brüder nicht in die Schule, weil sie ihrem Vater helfen mussten. Sonntags hatten sie frei und gingen in die Kirche und konnten hören, dass gerade sie das Salz der Erde waren. Sie waren arm, aber voller Hoffnung, denn alles war ja dabei, anders zu werden, so konnte es ja nicht weitergehen.

Ihr seid das Salz der Erde.

Wenn Jesus wiederkommt, dann würde eine neue Welt aufleuchten, die alte Welt würde vergehen. Da war nicht viel Reichtum, aber die Hoffnung gab ihrem Vater Salz, um weiterzumachen. Die Personen der Bibel waren ein Teil der Familie. Es war, als würde ihr Leben durch das Evangelium in einem anderen Licht stehen. Denn Jesus konnte ja die Welt auf ihren Platz stellen – und ihre Welt auf ihren Platz stellen. Plötzlich konnte Gott zu ihnen kommen wie damals, als er Gast war bei Abraham.

Ihr seid das Salz der Erde.

Ein Geräusch vom Weg zieht sie zurück in die Gegenwart, und sie macht sich daran, Abendbrot zu machen. Die Hoffnung, dass alles einmal Licht werden würde, hatte sie viele Jahre lang nicht besucht. Sie wollte weg vom Hof und sehnte sich danach, dass etwas einmal anders werden würde. Sie wollte etwas lernen, eine Ausbildung machen, so dass sie selbst eine Familie versorgen und ihre eigene Hoffnung sein sollte.

Ihr seid das Salz der Erde.

Sie machte das Radio an und hörte Neues über das Klima und neues über die Steuerbetrüger, wo dem Staat Milliarden gestohlen wurde. Sie schaltete das Radio ab und dachte daran, wie sie ihren Vater zugerufen hatte, dass es einen Himmel nicht gibt. Der war seine Hoffnung gewesen, ihre Hoffnung war ein ordentliches Leben. Das mit den Geschichten aus dem Radio verlor langsam das Salz.

Ihr seid das Salz der Erde.

Die Frau und ihr Vater sind das Salz der Erde, Menschen, die das Evangelium zum Leben erwecken. Menschen, die mit der Hoffnung leben, dass die Welt anders werden kann. Ein Heiliger ist wohl eine Person, die sich durch das Evangelium formen lässt. Sie versuchen, Jesus die Kunst nachzumachen, sich selbst für andere zu opfern. Weniger kann es auch sein – wie die beiden, die Frau und ihr Vater, die je in ihrer Weise das Heilige in ihr Leben bringen. Das ist das Evangelium, dass wir standhalten sollen und das Salz nicht verlieren sollen, dass wir daran festhalten und der Hoffnung treu sein sollen, dass Gott mit uns ist.

Ihr seid das Salz der Erde.

Wer ist Salz in deiner Erzählung? Wer gab dir Mut und Glauben, das Leben zu leben? In der Bibel gibt es Menschen, die das Salz verloren haben, wie der, dem wir im Buch des Predigers begegnen, wo alles endlose Leere ist. Die meisten leben jedoch in der Fülle der Wirklichkeit, an der sie teilhaben. Es ist die Fülle, die ihnen die Kraft, das Leben unserer Mitmenschen zu salzen. Deshalb schicken wir auch heute an Allerheiligen einen Dank an alle die, die Salz in unserem Leben waren.

Ihr seid das Salz der Erde.

Ihr, die ihr heute gekommen seid, sollt hingehen und Salz sein in der Woche, die kommt. Ihr seid das Salz, das es gibt, wir, die dien dem Evangelium Leben und Gestalt geben. Wir, die wir die Hoffnung sind, die Gott für die Welt hegt, dass wir auch dazu beitragen können, einer Welt Salz zu geben, der in allem Treiben eben dies fehlt.

Ihr seid das Salz der Erde. Amen.



Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen
Odense, Dänemark
E-Mail: lrl(at)km.dk

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