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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Okuli, 24.03.2019

Predigt zu Lukas 11:14-28 (dänische Perikopenordnung), verfasst von Eva Tøjner Götke

  1. Mos 18,9-15; Epheser 5,6-9; Lukas 11,14-28 (dänische Perikopenordnung)

 

Passionsgottesdienst mit der Taufe von Konfirmanden

 

 

Der Rahmen des Gottesdienstes

An diesem Sonntag werden zwei Konfirmanden getauft.

Der Predigt geht eine kurze Einführung voraus zum Thema des Gottesdienstes voraus, dazu eine längere Taufansprache, wo die Taufe der Konfirmanden als eine „Konfirmation“ für die große Sonntagsgemeinde bezeichnet wird, die ihre Taufe mitfeiern.

 

 

Die Predigt

Es wäre gelogen wenn man sagte, das Leben sei leicht.

Wir wollen so gerne Macht haben über unser Leben.

Macht über die Situation.

Aber immer wieder müssen wir erkennen – durch teuer erkaufte Erfahrung – hat dass wir diese Macht überhaupt nicht immer haben.

Wir stehen immer wieder in Situationen, wo wir die Wahl haben, und wir glauben, dass wir das im Griff haben und dass es nur darauf ankommt, die richtige Entscheidung zu treffen.

Aber oft – vielleicht immer – ist uns das Leben zuvorgekommen, hat sich uns in den Weg gestellt, ist uns in die Quere gekommen oder auch hat uns neue Wege eröffnet, die wir nicht für möglich hielten.

Oft geraten wir in Konflikt mit uns selbst und unserer Umgebung.

Wir wollten das Gute tun, wollten wirklich, suchten das Gute.

Aber die Konsequenzen waren ganz andere als all das ach so Gute, was wir wollten.

Wir wollen vielleicht einer Freundin einen Dienst erweisen, und dann werden wir so völlig missverstanden.

Es werden einem Motive unterstellt, die man gar nicht hatte – oder hatte man sie doch?

Man kann ganz im Zweifel kommen.

Das ist es, was das ganze so schwer macht.

Man wollte das Gute, für den anderen.

Aber plötzlich fragt man sich, ob man das nicht nur für sich selbst getan hat.

Als Eltern wollen wir alle das Beste für unsere Kinder.

Um alles in der Welt wollen wir uns nicht vorwerfen lassen, unsere Kinder zu versäumen.

Und aus lauter gutem Willen umklammern wir dann unsere Kinder, halten sie in ihrer Rolle als Kinder fest.

Und wir wollen ihnen nicht die Freiheit geben, ihre eigenen – teuer erkauften – Erfahrungen zu machen.

Und ein solches Verhältnis zwischen Eltern und Kindern kann ein ganzes Leben andauern.

Dann kann man als Erwachsener nicht die Kindheit ablegen und auf eigenen Beinen stehen und das Leben kennen lernen – so wie es ist, wenn wir nicht in Watte eingepackt sind – oder selbst das Leben in Watte eingepackt haben.

Man gerät so mit sich selbst in Konflikt in Bezug auf das, was gut und böse ist, richtig und falsch.

Und man verliert den Grund unter den Füßen.

Man dachte, dass man sein Leben unter Kontrolle hat – das Haus war gekehrt und geschmückt, und dann kommen diese Teufel daher gefahren und machen die gute Stimmung und unsere eigene Selbstzufriedenheit zunichte. Und entlarven die Lebenslüge, mit der wir leben.

Das sind harte Worte heute.

Aber nicht härter als dass wir sie ertragen können.

Wir sollen erschüttert werden.

Wir können nicht nur den stummen Dämon uns stumm und blind machen lassen gegenüber all dem in der Welt, worüber wir nicht reden mögen – all dem, was wehtut.

All das, wofür wir uns schämen, von dem wir wissen, dass wir uns darüber schämen müssten.

All das, was wir nicht wahrhaben wollen.

Wenn die Taufe bedeutet, dass wir nichts zu fürchten haben, dann sollen wir auch keine Angst haben vor dem, was die Glanzbilder von unserem Leben zerstört, die wir anderen aufzuschwatzen wollten – so wie wir uns darstellen und aufführen – auf Facebook oder Instagram.

Wenn die Taufe bedeutet, dass wir nichts zu fürchten haben sondern vielmehr „Licht in dem Herrn“ sind, wie es im Epheserbrief heißt, dann sollen wir auch keine Angst haben vor der Erkenntnis, dass wir das Leben – und uns selbst – nicht unter Kontrolle haben.

Wir sollen Gott vertrauen.

Das ist das einzige, worauf wir uns wirklich verlassen können – immer.

Und das ist der Trost des heutigen Evangeliums.

Wir sollen darauf vertrauen, dass wir ‚in dem Herrn‘ Licht sind.

Denn ihr wart früher Finsternis, nun aber seid ihr Licht in dem Herrn; Wandelt als Kinder des Lichts, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

Gott hart seinen Finger mit im Spiel.

Das Reich Gottes ist zu uns gekommen.

Gott ist lauter Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit.

Gott ist die Vergebung, die die Finsternis in Licht verwandeln kann – in uns und um uns.

Das bewahrt uns davor zu glauben, wir selbst sollten alles kontrollieren.

Jesus ist in die Welt gekommen, um gegen den Tod zu kämpfen, der Macht über uns alle hat.

Und er hat den Tod besiegt.

Aber nicht, in dem er mit roher Kraft, Macht und Gewalt kämpfte, sondern indem er die Verletzlichkeit und Schwachheit auf sich nahm.

So können wir in ihm sein – die Übermacht der Liebe darin sehen, dass wir es wagen, die schwachen und unsicheren und suchenden Menschen zu sein, die wir sind.

Denn: Selig sind die, die Gottes Wort hören und bewahren.

Amen.



Pastorin Eva Tøjner Götke
Odense, Dänemark
E-Mail: etg(at)km.dk

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