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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

Lätare, 31.03.2019

Brot zum Leben, Überleben und ewigen Leben!
Predigt zu Johannes 6:47-51, verfasst von Andreas Pawlas

Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

 

Liebe Gemeinde!

Ist das nicht in der Weltgeschichte immer so:Wer Brot geben kann, der wird gefeiert, der wird bewundert, der wird gewählt, der wird König, Präsident, KanzlerIn?

 

Denn von Leuten,die nur leere Worte machen, von denen hat man genug. Mit fantastischen Versprechungen, da ist man schon genug abgespeist worden. Denn man muss doch einfach etwas zwischen den Zähnen haben können! Denn man muss doch einfach etwas haben, womit man seinen leeren Bauch füllt! Und für das alles steht das Brot. Und nicht umsonst beten wir im Vaterunser: Unser täglich Brot gib uns heute.

 

Allerdings soll das nicht heissen,dass es nun täglich die knackige Mehrkorn-Schnitte geben soll, das Croissant oder das Schwarzbrot. Sondern das Brot steht nun einmal für alles, was wir zum Leben brauchen. Und wie erklärt uns das Martin Luther im Kleinen Katechismus? Er sagt: Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib und Leben, wie Essen, Trinken, Kleider, Schuh, Haus, Hof, Acker, Vieh, Geld, Gut, fromme Eheleute, fromme Kinder, fromme Gehilfen, fromme und treue Oberherren, gute Regierung, gut Wetter, Friede, Gesundheit, Zucht, Ehre, gute Freunde, getreue Nachbarn und desgleichen.

 

Ja, so umschließt der Begriff Brot eben alles,was nötig ist, alles, was eben not tut für Leib und Leben!

 

Aber Moment!Wozu sollen wir denn dann noch glauben, wie es uns Jesus da im Bibelwort zuruft? Überhaupt, was soll wohl Glauben mit Brot zu tun haben? Ich merke das doch ganz deutlich, wenn ich ein Stück Brot in den Mund bekomme. Da muss ich doch nichts glauben!

 

Oder stimmt das alles gar nicht?Lassen Sie uns darum einmal etwas genauer darauf schauen, wie es sich wirklich verhält mit dem Brot und mit dem Glauben.

 

Denn was mache ich eigentlich,wenn ich in die Bäckerei gehe, mir ein Brot kaufe, mir zu Haus eine Scheibe abschneide, sie belege und dann herzlich hineinbeisse? Bringe ich da nicht diesem meinem Bäcker eine ganze Menge Glauben entgegen? Wieso? Weil ich doch fest daran glaube, dass mein Bäcker nur gutes Mehl und weitere gute Zutaten für das Brot verwandt hat. Und ich glaube dem Bäcker auch, dass er mit sauberen Fingern den Teig für das Brot geknetet hat, denn sonst würde ich es eklig finden. Und vielleicht würde mir sogar das Brot deshalb gar nicht bekommen und ich würde mich gleich in Bauchkrämpfen winden.

 

Aber was ich auf jeden Fall nicht gleich gemacht habe, ist, dass ich das Brot des Bäckers einer sofortigen Lebensmittelkontrolle unterzogen habe. Nein, es ist einfach Tatsache: ich habe ihm blind geglaubt. Und da will jetzt jemand sagen, Brot und Glauben hätten nichts miteinander zu tun? Wie unrealistisch! Da kennt sich jemand nicht aus! Aber es geht ja noch weiter:

 

Denn selbst wenn ich auf den Gedanken käme,beim Kauf eines Brotes meinem Bäcker nicht alles zu glauben und deshalb sein Brot und seine Brötchen einer sofortigen Lebensmittelkontrolle unterziehe, will ich das dann etwa beim Kauf von Kohl und Radieschen genauso machen, oder beim Kauf der Milch oder des Weins? Aber es geht ja noch weiter:

 

Will ich etwa,wenn ich zum Einkaufenfahren ins Auto steige, jeden Handgriff des Monteurs aus der Autowerkstatt nachkontrollieren, ob mich das Auto auch sicher zum Einkaufen bringen kann? Will ich etwa, wenn ich den Bus benutzen will, jeden Busfahrer kontrollieren, ob er auch fahrtüchtig ist oder will ich etwa im Supermarkt prüfen, ob das Gebäude stabil genug ist, um nicht über mir zusammenzubrechen?

 

Der Tag hat doch gar nicht so viel Stunden,um allen Überprüfungen Raum zu geben, die ich vornehmen müsste, wenn ich nicht bereit wäre zu glauben! Aber, selbst wenn ich nicht persönlich alles überprüfe, und alles amtlichen Überprüfern übergebe, so müsste ich doch denen alles glauben.

 

Es ist in der Realität also alles viel dramatischerals zunächst gedacht! Es ist offenbar in der Realität nicht nur so, dass Brot und Glauben eine Menge miteinander zu tun haben, sondern offenbar ist in der Realität wohl überhaupt das Meiste, mit dem wir zu tun haben, das Meiste, das wir zum Leben brauchen ganz eng mit der Frage verknüpft nach dem, was wir glauben.

 

Und nachdem wir das so ein bisschen verstanden haben, kommt genau in diese Situation hinein die Ansage Jesu: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat das ewige Leben.

 

Aber das ist doch jetzt eine Überraschung! Denn wir hatten doch eben gesehen, dass wir alle im normalen Alltag gar nicht darum herumkommen zu glauben. Warum denn wohl jetzt dieses Wort vom Glauben und ewigen Leben?

 

Offenbar weil sich genau an dieser Stelleder maßgebliche Unterschied zeigt, was es mit dem Glauben wirklich auf sich hat. Wieso? Weil es offenbar sehr genau darum geht, was man glaubt, was man hofft, was man denkt. Und Jesus beschreibt das sehr deutlich in unserem Bibelwort, denn er sagt: Eure Väter haben in der Wüste das Manna gegessen und sind gestorben. Ja gut, das ist das alte Gottesvolk; und daran können wir uns auch vielleicht noch erinnern, wie es damals vierzig Jahre durch die Wüste geirrt ist. Das ist nichts Überraschendes.

 

Allerdings, müsste dieser Satz nicht genausofür unser eigenes Volk gesagt werden? Sie, unsere Vorfahren, sie sind doch jahrelang durch die Wüsten des Lebens geirrt, haben manchmal genügend Brot gehabt und manchmal nicht und sind gestorben – egal, was sie geglaubt, gehofft und gedacht haben?

 

Und vielleicht sagt darum jetzt mancher:So ist das eben. Alles Leben muss nun einmal sterben, ob Mensch oder Vieh. Warum muss das extra erwähnt werden? Ja, manche reden wirklich so, besonders in der heutigen Zeit. Und es steht in einer freiheitlichen Gesellschaft auch niemandem an, ein solches Reden zu bewerten oder ein solches Denken über das Leben zu beurteilen.

 

Aber bitte: fragen darf man doch? Ja, fragen darf man doch: was wäre das für ein Leben mit einem solchen Glauben? Ein Leben ohne Hoffnung? Ein Leben ohne Perspektive? Leben nur als biologische Funktion? Leben nur als chemischer Prozess? Was wäre das für ein viechisches Leben! Der Mensch nur als eine Art als Brotverarbeitungsmaschine?

 

Wie unrecht muss man mit solchem Denkenallen Mensch tun, die lieben! Wie unrecht muss man mit solchem Denken allen Mensch tun, die trauern! Wie unrecht muss man mit solchem Denken allen jungen Mensch tun, die sich ausstrecken wollen, das Leben zu erobern und zu erspüren!

Denn was würde letztlich anderesein solches Leben ohne Hoffnung, ein solches Leben ohne Perspektive bedeuten als eine Art Totalresignation?

 

Aber Gott sei Dank,ist uns ein solches Leben nicht zugedacht!

 

Gott sei Dank,ist uns ein Leben zugedacht, bei dem wir nicht nur dem Bäcker, dem Kaufmann, Automechaniker oder Architekten glauben müssen! Gott sei Dank, ist uns ein Leben zugedacht, in dem wir lebendig glauben, hoffenund lieben können und dürfen. Darum sagt uns Jesus: Ich bin das Brot des Lebens.

 

Und das gibt uns eine ganz anderePerspektive für unser Leben: eine ewige Perspektive. Denn er erklärt ja, was seine Worte wirklich bedeuten. Denn er fährt fort: Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, damit, wer davon isst, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit.

 

Vielleicht erinnert sich jetzt mancher,wie diese Worte schnell missverstanden wurden, als ginge es hier darum, einen Menschen wirklich zu essen. Das ist makaber. Aber gerade der letzte Satz unseres Bibelwortes, könnte leider so missverständlich aufgenommen werden: Und das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch – für das Leben der Welt.

 

Jedoch, wenn wir uns hier an Martin Luther und seinen Kleinen Katechismus halten, dann wird alles ganz einfach: Denn wir haben es noch im Ohr. Er sagt doch: Was heißt denn tägliches Brot? Alles, was not tut für Leib und Leben. Das alles dürfen wir durch Jesus Christus von Gott in unser ganzes Leben aufnehmen. Und noch mehr: Jesus Christus will in unser Leben eingehen, damit wir nicht nur einfach Leben haben, sondern ewiges Leben! Das dürfen wir glauben! Und von diesem Glauben dürfen wir uns leiten lassen in Liebe und Hoffnung. Jesus Christus als Brot des Lebens will uns nicht nur nähren wie Schwarzbrot oder Feinbrot, wie Croissant oder Kuchen – ja, bitte auch Kuchen, denn die Süße des Lebens die gehört auch mit dazu! –

 

Jesus Christus als Brot des Lebenswill uns erfüllen und tragen, trösten und stärken von jetzt bis in alle Ewigkeit. Gott sei Dank!

Amen.



Pastor i. R. Prof. Dr. Andreas Pawlas
Kl. Offenseth-Sparrieshoop, Schleswig-Holstein, Deutschland
E-Mail: Andreas.Pawlas@web.de

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