Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: R. Schmidt-Rost

1. Sonntag im Advent, 30. November 2003
Predigt übe
r Römer 13, 8-12, verfaßt von Matthias Petersen
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Gottesdienstablauf

Orgelvorspiel
Begrüßung
Gemeinde: Macht hoch die Tür (1, 1.3.5)
Psalm 24 (712)
Gloria Patri: Laudate, omnes gentes (181.6)
Vorspruch
Kyrie eleison (178.6)
Vorspruch
Gloria: Asante sana Yesu (591, 1.3.5)
Eingangsgebet
Lesung: Matthäus 21, 1-9
Gemeinde: Tochter Zion (13)

Taufe von Florian
Lesungen
Credo
Taufhandlung
Gemeinde: Ich bin getauft auf deinen Namen (200, 1.2.5)

Predigt: Römer 13, 8-12

Gemeinde: Die Nacht ist vorgedrungen (16, 1.2)
Abkündigungen
Gemeinde: O komm, du Morgenstern (19)

Feier des Heiligen Abendmahls
Abendmahlsgebet
Gemeinde: Agios o theos (185.4)
Vaterunser
Einsetzungsworte
Gemeinde: O du Gotteslamm (675.2)
Friedensgruß
Kommunion

Fürbitten (jeweils nach den einzelnen Bitten "Seht auf ..." - 21)
Gemeinde: Verleih uns Frieden (421)
Segen
Orgelnachspiel

begrüßung

siehe
dein könig kommt zu dir
ein gerechter und ein helfer
sacharja 9,9

herzlich willkommen
ihnen/euch allen am 1. advent
beginn eines neuen kirchenjahres

preetzer gemeindeglieder
junge und alte
und die gäste natürlich
florian wirzbicki und seine familie
aus stade kommt er
zum fest der heiligen taufe

und
der tanzaniagruppe
unsere afrikanischen partner/innen wollen wir bedenken
heute morgen
der erlös des adventsmarktes ist ihnen gewidmet

in der feier des heiligen abendmahles
sind wir untereinander
und mit ihnen
verbunden

wir freuen uns an diesem schönen tag
wir stellen uns alle unter gottes namen

im namen des vaters
und des sohnes
und des heiligen geistes

amen

kyrie eleison

P: Wir bitten um ein Licht in den Dunkelheiten dieser Welt

- Die Armut in der Gemeinde unserer afrikanischen Geschwister, die Kaffeebohnen verfaulen am Strauch, oft reicht das Essen nicht, Gehälter werden nicht mehr gezahlt, Kleidung fehlt ...

P: Wir bitten: Herr, erbarme dich

- Krankheiten: Malaria und Aids quälen die Menschen. Teure Medikamente könnten helfen, aber sie sind nicht bezahlbar

P: Wir bitten: Herr, erbarme dich

- Wir sind noch weit entfernt von wirtschaftlicher Gerechtigkeit. Noch immer leben die reichen Nationen des Nordens auf Kosten der Armen. Noch immer haben wir nicht verstanden, daß auch wir nicht heil sind, solange die Ungerechtigkeit regiert

P: Wir bitten: Herr, erbarme dich

Kantor/Gemeinde: Tau aus Himmelshöhn

gloria

P: Wir danken Gott für Lichter der Hoffnung, für seinen Advent mitten unter uns

- In Kirosha haben wir gelernt: Das Vertrauen in Gottes Gegenwart kann stärker sein als alle wirtschaftlichen Sorgen. Dafür sind wir dankbar. Wir haben uns anstecken lassen von der Zuversicht unserer Freunde

P: Wir sagen Gott Dank für die Lichter der Hoffnung

- In Tanzania haben wir erfahren, daß unsere Partnerschaft den Menschen dort Mut macht. Sie sind dankbar für die Freundschaft mit Mitchrist/innen in einem anderen Teil der Welt.

P: Wir sagen Gott Dank für die Lichter der Hoffnung

- In Afrika haben wir gelernt, daß Gerechtigkeit kein leeres Wort ist. Daß wir mit unserer kleinen Kraft beitragen können zu einer gerechten Welt. Gott braucht uns. Das macht uns stolz und fröhlich.

P: Wir sagen Gott Dank

Gemeinde: Asante sana Yesu .....

eingangsgebet

jesus christus
du kommst
mitten hinein in diese welt
in allen kummer und alle verletzung
mitten hinein
in feindschaft und armut
in ungerechtigkeit und dunkelheit
du zündest dein licht an
in der finsternis unserer mutlosigkeit

wir bitten dich
komm auch zu uns
zieh ein
in unsere herzen
in unsere leben
in unsere gemeinde

wir bitten dich sehr
maranatha
unser herr
komm

amen

predigt römer 13, 8-12

es ist schon jahre her
da stand unser sohn immer sehr früh auf morgens
um fünf
spätestens um sechs
zog sich an und marschierte los
heute tut er das nicht mehr
nicht vor
sagen wir mal zehnelf uhr
aber damals
wie gesagt
um fünf oder um sechs
schlafen ist doof erklärte das kerlchen ernsthaft
da verpaßt man so viel

kinder sind so
mit acht jahren
da ist die neugier grenzenlos
neugier auf das leben
neugier auf den neuen tag
neugier auf die sonne und den regen
und ob die katze nebenan junge gekriegt hat
die ziehen den eltern glatt die bettdecke weg
und drängen
nun kommt doch endlich
kommt
am weihnachtsmorgen zum beispiel
oder am geburtstag
oder einfach nur so

kinder sind so
erwachsene eher nicht
erwachsene stehen ungern auf
die muß man erst wecken
manchmal ganz mühsam

warum ist das so
vielleicht doch deshalb
weil erwachsene glauben alles zu kennen
nichts neues unter der sonne
ach schon wieder ein alltag
schon wieder ins büro oder in die werkstatt
schon wieder der tägliche kleinkram
all das generve
nein
heute würd ich am liebsten im bett bleiben

und dann sagen sie
wenn doch erst wochenende wär
oder
laß erst mal urlaub sein
oder
ihr werdet sehen wenn ich im ruhestand bin
und
so verschieben sie ihr leben
auf das wochenende
auf den urlaub
auf den ruhestand
kinder tun das nicht
die leben jetztheutehier
die leben
ganz und randvoll
vom aufstehen bis zum schlafengehen
erfüllt

steht auf vom schlaf
schreibt paulus
er weckt die gemeinde
wie ein ungeduldiges kind seine eltern weckt
los
kommt in die gänge
lebt nicht morgen
lebt jetztheute
es ist so weit
die sonne geht auf
gott kommt
es ist advent
wie ein ungeduldiges kind ist paulus

so haben wir auch die freunde gerade erlebt
die menschen in kirosha
in tanzania
ungeduldig
neugierig
nicht cool wie die leute bei uns
sondern aufgeweckt
hellwach
im heute lebend
nicht auf morgen wartend
dabei
sie hätten doch allen grund dazu
sie sind arm
bitterarm
sie leiden unter wirtschaftlicher ungerechtigkeit
der regen bleibt aus
oder es gibt zuviel davon
die kaffeepreise verfallen
die seuche aids hält furchtbare ernte
sie könnten doch sagen
wenn erst gerechtigkeit herrscht
oder
wenn erst der kaffeeanbau sich wieder lohnt
wenn erst die seuche besiegt ist
morgen oder übermorgen
dann leben wir endlich

nein
das sagen sie nicht
sondern
bless the lord
asante sana yesu
jetzt und hier ist advent
gott ist auf dem weg zu uns
und wir
singen ihm unsere lieder

sie haben viel von den kindern gelernt
unsere freunde
ü berhaupt kinder
kinder sind überall in kirosha
kinder bestimmen das straßenbild
das läßt auch die erwachsenen nicht unberührt
sehr unbefangen sind sie darum in vielem
sehr neugierig
sehr im heute lebend
und
darum können nun auch wir
wir nordeuropäer
so viel lernen von ihnen
erinnert ihr euch
jesus sagt
so hören wir es gleich wieder
bei florians taufe
wenn ihr nicht werdet wie die kinder
ihr werdet nicht in gottes reich kommen
natürlich nicht
wir erwachsenen würden es glatt verschlafen
das reich gottes
man verpaßt ja soviel wenn man schläft

aufwachen
wachsein
nichts anderes wird von uns erwartet
nicht mehr
aber auch nicht weniger
paulus schreibt es
seid niemandem etwas schuldig
außer gegenseitiger liebe
nehmt wahr
mit wachen augen
wachen ohren
was dem andern fehlt
hört seine klagen
seht seine not
wendet euch nicht ab
vom anblick der ungerechtigkeit und der gewalt
sehthört hin und handelt
tut taten der liebe
laßt das licht der liebe leuchten
in der dunkelheit der not
und nehmt gottes nähe wahr
selbst dort
wo ihr meint er sei fern

wir haben erfahren in tanzania
was gastfreundschaft bedeutet
und gegenseitige liebe
wir fragen
wie können wir davon lernen
für unser leben in preetz
für unsere christliche existenz in diesem land
in dem doch auch so viel not herrscht
drogen und gewalt
einsamkeit und arbeitslosigkeit
was bedeutet das für unseren umgang
mit den kindern in diesem land
mit unseren alten und kranken
und mit unseren freunden am andern ende der welt

am mittwoch bekommt unsere gemeinde besuch
meine freunde kommen zu uns
brüder aus dem kloster taizé
das ist eine gemeinschaft von männern in frankreich
sie leben dort in der überzeugung
jeder tag ist ein heute gottes

das leben beginnt nicht morgen
davon sind sie überzeugt
wie unsere freunde in kirosha auch
es beginnt heute
und
dieses bewußtsein bestimmt all ihr denken und tun

darum sagen sie:

"Jeden Tag als ein Heute Gottes willkommen heißen.
Jeder Jahreszeit Aufbrüche voll Poesie abgewinnen,
an lichtdurchfluteten Tagen wie in eisigen Winternächten.
Die Gegenwart des Auferstandenen führt zu unerwartetem Glück,
sie zerreißt die Nächte.
Die Finsternis ist nicht finster für dich,
die Nacht leuchtet wie der Tag."

amen

abendmahlsgebet

heute
mein gott
du kommst
nicht morgen
heute kommst du
und der tag bricht an
voller erwartung
voller staunen und neugier
wir gehen dir entgegen
gemeinsam mit aller kreatur
und singen deinem namen unseren lobgesang

fürbitten

dank für dein licht in der dunkelheit
für jedes gute wort
für jede mutige tat
für jeden gedanken der zuversicht

seht auf und erhebt eure häupter....

danke für die erfahrungen mit unseren afrikanischen freunden
die erfahrungen von zuversicht und verheißung
von glaubensgewißheit
wir bitten dich
laß das zarte pflänzchen der partnerschaft wachsen unter uns
schenke uns gute gedanken
und den mut zu beherzter tat

seht auf und erhebt eure häupter....

wir bitten dich für
deine kirche in dieser welt
besonders für diese gemeinde
um sprühenden heiligen geist
um überzeugendes reden

seht auf und erhebt eure häupter....

wir bitten dich für
- unsere taufkinder
- unsere brautpaare
- unsere verstorbenen

seht auf und erhebt eure häupter

wir bitten dich schließlich für uns alle
für unsere familien und unsere freunde
für uns selbst
laß diese wochen des advent uns werden
zu einer zeit
in der du ankommen kannst bei uns
zu einer zeit
die uns bereit macht
dir zu begegnen

seht auf und erhebt eure häupter


Propst Matthias Petersen, Preetz
petersen.m@t-online.de


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