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Reminiszere,
7. März 2004 |
Predigt in Stichworten über Markus 9, 14-29 (dänische Perikopenordnung) Der Glaube Hier ist der Mensch wie ein Spiegel, der nur wiedergibt, was und wer sich in ihm wiederspiegelt. Wenn wir einem glaubwürdigen Menschen begegnen, können wir gar nicht anders als ihm glauben. Wenn wir Gott durch sein Wort begegnen, kommt der Glaube. Es sei denn, wir hätten unsere Liebe schon auf etwas anderes geworfen, das deshalb unser Herz erobert hat und den Platz eingenommen hat, so daß nichts anderes hineinkommen kann. Der arme Vater, von dem wir im heutigen Evangelium hören, ist gespalten. Er will gerne glauben, denn er glaubt, daß der Glaube die Voraussetzung dafür ist, daß sein Sohn wieder gesund werden kann. Aber er kann nicht, denn Jesus war nicht imstande, ihm Zutrauen oder Vertrauen einzuflößen. Die Schuld Denn das war ja durch die Krankheit gestört. So ist es ja auch heute. Immer mehr Leute stellen sich die Frage: Willst du krank sein? Wenn
du nicht willst, wirst du es nicht. Krankheit ist heute eigene Schuld. Deshalb ist der Bericht im heutigen Text so aktuell wie je. Die Vergeßlichkeit Vergessen ist oft schlecht angesehen. Seit den mittelalterlichen Sündenspiegeln bis hin zu modernen Psychiatrie hat man die Vergeßlichkeit bekämpft. Die Angst davor, die Augen zu verschließen und sich nicht mehr erinnern zu können, ist ein Merkmal unserer Kultur. Alzheimer ist eine der am meisten gefürchteten Krankheiten. Die Verdrängung wird mit allen Mitteln bekämpft. Mnemotechnik, Schrift und Elektronik werden mobilisiert, um die Vergeßlichkeit zu bekämpfen. Vergebung aber ist, daß Er vergißt. Und wenn Er das tut, können wir es auch. "Vergißt du, dann erinnere ich mich", heißt es in einem dänischen Song. Wenn es ein Kirchenlied wäre, müßte es heißen: "Vergißt du, brauche ich mich auch nicht mehr zu erinnern". Dem armen Vater fiel es schwer zu vergessen. Er war wie die meisten für kürzere oder längere Zeit im Leben schizophren. Nicht im Sinne einer Diagnose, sondern als Existenz. Gott ist Liebe. Gott sieht alles, Gott behält alles, aber er vergißt alles andere als die Liebe. Menschen, wir sind glücklich. Wir sind durchschaut und übersehen. Amen. Bischof Dr. theol. Jan Lindhardt
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