Göttinger Predigten im Internet
hg. von U. Nembach, Redaktion: C. Dinkel und I. Karle

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Judika, 2. April 2006
Predigt zu 4. Mose 21, 4-9, verfasst von Juraj Bándy (Slowakei)
(-> zu den aktuellen Predigten / www.predigten.uni-goettingen.de)


Die Schlange ist nicht das sympathischste Tier. Gerade umgekehrt. Ich habe schon von lieben Hündchen und niedlichen Kätzchen gehört, aber niemand hat mir gesagt: Schauen Sie mal, wie schön und lieb ist diese Schlange. Vielleicht mehreren von uns kommt eine Gänsehaut, wenn ich Schlangen erwähne, weil für viele von uns die Schlange ausgesprochen hässlich und ekelhaft ist. Gewiss hat diese Tatsache dazu beigetragen, dass die Schlange zum Symbol der Sünde, des Übels und der Vernichtug geworden ist.

In dieser Rolle treten in der Geschichte, die wir gelesen haben, die feurige Schlangen auf. Auch wenn wir, die Leute von heute, diese Geschiche in den Bereich der Legenden und Märchen abschieben möchten, spricht diese Geschichte von solchen Sachen, die uns auch heute betreffen: von der Sünde und der Strafe, von der Buße und von der Rettung.

1. Von welcher Sünde spricht unsere Geschichte? Sie erzählt darüber, dass das israelische Volk „wurde verdrossen auf dem Wege“ (V. 4 – 5). Es ist unverständlich, dass diese Leute, die bei dem Auszug aus Ägypten, bei dem Durchzug durchs Schilfmeer und bei der Wüstenwanderung Gottes Hilfe und Gottes Beistand erfuhren, plötzlich ungeduldig wurden und wider Gott zu murren begannen. Sie klagten, dass sie umkämen, obwohl so etwas ihnen nicht drohte. Sie klagten gegen Mose: „Warum hast du uns aus Ägypten geführt, dass wir sterben in der Wüste?“ (V. 5). Obwohl ihnen kein Untergang drohte, sie murrten gegen Gott und Mose, dass sie in den Untergang geführt wurden.

Der liebe Gott macht es häufig so, dass er jemanden damit straft, womit er gesündigt hat. Die Israeliten haben damit gesündigt, dass sie unbegründet geklagt haben, dass Gott sie in die Vernichtung führe. Nun hat Gott eben das gesandt, was sie wollten: feurige Schlangen, die die Vernichtung verursachen sollten.

Hier hätten wir gleich die erste Lehre: Klagen wir nicht gegen Gott. Denen, die klagen und murren wendet sich gerade die Klage gegen sie selbst.

Von dem römischen Kriegsführer und Staatsmann G. I. Caesar ist aufgezeichnet, dass er einmal sehr sorgfältig eine prachtvolle Militärparade vorbereitet hat. Es hat aber geregnet und die Parade hat nicht stattgefunden. Caesar wurde zornig gegen Jupiter, von dem er vermutete, dass er den Regen gesand hatte. Zornig befahl er den Soldaten, gegen den Himmel Pfeile abzuschiessen, damit Jupiter wisse, das Caesar ihm böse ist. Die abgeschossene Pfeile sind bald darauf auf die Köpfe der Soldaten gefallen und manche sind verletzt geworden.

Klage nicht gegen Gott, damit sich deine Klage nicht gegen dich umdrehe wie die Pfeile der Soldaten von Caesar! Murre nicht gegen Gott wie die Israeliten in der Wüste, damit dein Murren sich nicht gegen dich umkehre und Schaden tue! Diese Lehre hat auch der Apostel Paulus aus dieser Geschichte gezogen, wenn er geschrieben hat: „Lasset uns auch den Herrn nicht versuchen wie etliche von jenen ihn versuchten und wurden von den Schlangen umgebracht. Murret auch nicht, gleichwie jener etliche murrten und wurden umgebracht durch den Verderber“ (1Kor 10, 9 – 10).

2. Als der Herr Schlangen gegen sein Volk sandte, erkannte das Volk seine Sünde und tat Buße. Sie taten Buße und suchten den Weg der Rettung. Sie sagten Mose: „Bitte den Herrn, dass er die Schlangen von uns nehme“ (V. 8).

Wenn uns der Herr straft, dann bekennen wir unsere Sünden, weil eben wegen ihnen wir unter der Strafe Gottes sind. Wenn wir unsere Sünden bekennen, zeigt uns der Herr den Weg der Rettung. Der liebe Gott gibt uns auch solche Rettung, wie dazumal den Israeliten: zuerst müssen wir das Böse anschauen. Als ob er auch zu uns sagte: du musst dem Bösen widerstehen. Haben wir keine Angst, die Sünde anzusehen. Beobachten wir sorgfältig die Sünden und die Gefahren, die uns umringen. Tun wir es gerade so, wie die Israeliten, die die feurige Schlangen angeschaut haben. Die Israeliten haben gemeint, dass sie mit feurigen Schlangen, mit einer Art von Drachen umgegeben gewesen sind. Wir wissen nicht, ob es deswegen so war, weil die Schlangen rote Flecken auf dem Rücken hatten, oder deswewgen, weil ihre Bisse wie Feuer waren. Es ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass die Schlangen gefährlicher zu sein schienen, als sie in der Wirklichkeit waren. Sie sind „nur“ giftige Schlangen und weder feurige Schlangen noch Drachen gewesen. Schauen wir auch die feurige Schlangen der Versuchung und der Sünde genauer an und erkennen wir, dass es keine unbekannten geheimnisvollen Drachen sind, sondern bekannte Wesen. Wenn wir etwas kennen, dann haben wir vor ihm nicht so grosse Angst. Wir haben grosse Angst vor dem, was wir nicht kennen und was geheimnisvoll zu sein scheint. Die Sünde ist für uns keine unbekannte und geheimnisvolle Grösse. Die Heilige Schrift spricht von ihr und von ihren Folgen mehr als genug. Wenn wir etwas kennen, dann haben wir nicht so grosse Angst.

3. Der Herr hat die murrenden Israeliten in der Wüste gerettet, aber nicht so, wie sie sich es vorgestellt hatten. Er hat die Schlangen nicht beseitigt. Er hat nur bewirkt, dass die Bisse der Schlangen nicht mehr tödlich waren. Er hat die Schlangen nicht beseitigt, aber hat Mose befohlen, dass er eine eherne Schlange mache und sie auf eine Stange stelle und „wer gebissen ist und sieht sie an, der soll leben“ (V. 8). Das war die Rettung: unter den giftigen Schlangen die eherne Schlange anzusehen. Die giftige Schlangen hörten nicht auf zu existieren, aber ihre Bisse waren nicht mehr tödlich.

Die eherne Schlange auf der Stange ist ein Zeichen, welches auf Jesus Christus zeigt. Herr Jesus Christus hat gesagt: „Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss des Menschen Sohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben“ (J 3, 14 – 15). Christi Opfer am Kreuz ist dasselbe wie die Erhöhung der Schlange in der Wüste – Rettung. Schaue Christus an und die Sünde hat keine Macht über dich. Schaue Christus an und wirst gerettet werden. Schaue Christus an und du erfährst, dass die Sünde keine geheimnisvolle feurige Schlange ist. Das ist das Evangelium, die gute Nachricht des heutigen Sonntages. Wenn du die Sünde durch das Kreuz Christi anschaust, musst du keine Angst haben, weil Christus die Macht der Sünde genommen hat.

„Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben“ (V. 9). Nicht nur auf dem Weg des wandernden alttestamentlichen Gottesvolkes gab es Schlangen. Auch auf dem Weg des neutestamentlichen Gottesvolkes, welches unter Christi Führung in das Himmelreich geht, gibt es Schlangen. Es sind die Schlangen der Verführung und der Sünde. Auch in der Wüste des Wohlstandes treffen wir die Schlangen des Leides und des Bedrängnisses.Wenn du die Nähe der Sünde fühlst, wenn das Beissen der Schlange dir weh tut, schaue Jesus Christus und sein Kreuz an. Er hat die Macht der Sünde genommen. Schaue Christus an, damit du wahrnimmst, dass die Bisse der Schlange nicht mehr tödlich sind. Wir haben die Geschichte von den feurigen Schlangen gehört. Nehmen wir es nicht auf die leichte Schulter, dass es ein Märchen ist. Nehmen wir lieber die Gefahren wahr, die auf uns lauern, bitten wir um die Hilfe Gottes und danken wir für unseren Herrn Jesus Christus, der uns zur Hilfe gekommen ist und die Macht der Sünde genommen hat.

Wer die eherne Schlange ansah, „blieb leben“ (v. 9). Schauen wir Christus an, schauen wir auf den, der durch das Kreuz erhöht wurde, der von den Toten auferstanden ist, weil die ihn ansehen und an ihn glauben, das ewige Leben haben (J 3, 16). Amen.

Prof. Juraj Bándy, Comenius-Universität Bratislava
juraj.bandy@fevth.uniba.sk

 


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