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ISSN 2195-3171





Göttinger Predigten im Internet hg. von U. Nembach

1. Sonntag nach Epiphanias, 08.01.2017

Predigt zu Matthäus 4:12-17 mit Lied , verfasst von Johannes Lähnemann

Vorgeschlagen wird, das Lied von Hans von Lehndorff vor der Predigt und vielleicht auch nach der Predigt singen zu lassen.

 

Der Predigttext (Übersetzung: Lutherbibel 2017):

 

12 Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.

13 Und er verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali,

14 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1):

15 »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden,

16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.«

17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

 

 

Liebe Gemeinde! „Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben.“ Dieses Lied, das wir eben gesungen haben, passt in besonderer Weise zu unserem heutigen Predigttext, ja, es ist wie eine Auslegung zu den Versen im 4. Kapitel des Matthäusevangeliums in unsere Gegenwart hinein. Hans von Lehndorff hat es 1968 gedichtet und unter das Motto gestellt „Westdeutsche Weihnachtswünsche“.

Unser Bibeltext ist kein klassischer Weihnachtstext. Aber er ist ein zentraler Text für das Kommen Jesu in diese Welt. Er fasst zusammen, was im Matthäusevangelium bisher geschildert worden ist - und ist wie eine Überschrift über das ganze weitere Wirken Jesu: Jesus kommt in diese Welt, so wie sie ist. Es ist die Welt, in der die Weisen aus dem Orient den Retter der Welt in dem unscheinbaren Ort Bethlehem finden. Es ist die Welt, in der schon das Baby Jesus und seine Eltern zu Flüchtlingen vor dem Despoten Herodes werden, der dann die neugeborenen Knaben in Bethlehem ermorden lässt. Es ist die Welt, in der Johannes der Täufer in der Wüste die Menschen zur Umkehr ruft und in der Jesus dem Ruf des Johannes folgt und sich taufen lässt. Es ist die Welt, in der Jesus vom Teufel versucht wird und in der es teuflische Versuchungen gibt - Versuchungen, Macht auszuüben im Dienst des Bösen -, denen Jesus widersteht. Es ist die Welt, in der Johannes der Täufer wegen seiner Kritik an dem Herrscher Herodes gefangen gesetzt und getötet wird.

In diese Welt kommt Jesus. Und das Matthäusevangelium ist erfüllt davon, sichtbar zu machen, dass Jesus in eben diese Welt das Licht und das Heil Gottes hinein trägt, in der er die Zeichen setzt, die Hoffnung dort aufleuchten lassen, wo es dunkel ist, wo Menschen in Angst und Verzweiflung zu versinken drohen - und wie er zum Umdenken, zu alternativem Handeln Mut im Sinn von Liebe und Gerechtigkeit Mut macht. Matthäus erinnert dazu an die uralte Vision, die der Prophet Jesaja für das verlorene Volk, das Land, das im Dunkeln wandelt, hat: dass gerade für dieses Volk das Licht aufgehen soll!        

„Komm in unsre stolze Welt“ - so dichtet Hans von Lehndorff. Wie wäre es, wenn Jesus tatsächlich käme? Was würde er sehen, worüber staunen, worüber erschrecken, worüber traurig sein? Und: Was würde er uns bringen? Wie würde er sich einmischen? Wo würde er protestieren? Wo würde er Mut machen?

Hans Graf von Lehndorff hat sich umgesehen:

Wie sieht denn die Welt heute aus? Wodurch ist sie geprägt?

Lehndorff geht diesem Gedanken nach, in jeder der fünf Strophen unseres Liedes kommt eine besondere Sicht auf die gegenwärtige Welt zur Geltung. Er sieht eine stolze Welt – Vers 1, er sieht ein reiches Land – Vers 2, er sieht eine laute Stadt – Vers 3, er sieht feste Häuser – Vers 4 und – er sieht dunkle Herzen – Vers 5. Dabei redet er nicht von der Welt allgemein, sondern es ist unsre Welt, auf die er blickt: unsre stolze Welt, unser reiches Land, unsre laute Stadt, unser festes Haus, unser dunkles Herz. Er redet nicht aus der Distanz über diese Welt, sondern er beschreibt sie so, wie er sie erfährt und wie wir sie erfahren können. Und damit nimmt er jeden von uns in sein Gedicht mit hinein. Es entsteht ein Lied, das eine vielfältige Bitte ist, man kann auch sagen ein Gebet. Es ist der große Wunsch, dass unser Herr, dass Jesus Christus mit seinem Geist, mit seinem Wirken, mit dem er Gottes Liebe selbst gelebt hat, zu uns kommt, dass er bei uns bleibt und uns und unsre Welt wandelt und verändert. – Dabei gebraucht Lehndorff unkonventionelle Bilder, unerwartete Wendungen, die wir so in alten Kirchenliedern kaum finden würden.

Das beginnt gleich in der ersten Strophe:

 

                    Komm in unsre stolze Welt, Herr, mit deiner Liebe Werben,

                    Überwinde Macht und Geld, lass die Völker nicht verderben.

                    Wende Hass und Feindessinn auf den Weg des Friedens hin.

 

Man könnte ja denken, diese Worte wären nicht in den Jahren 1967 und 1968 niedergeschrieben worden, in den Jahren also, in denen die Studenten gegen Autoritäten und Machtstrukturen rebellierten, sondern im Jahr 2016: einem Jahr, in dem gründlich entlarvt worden ist, was eine stolze Welt ist, eine Welt, in der mit Macht und Geld skrupellos umgegangen wird, in der eigener Profit über verantwortliches Wirtschaften und Zukunftshandeln gestellt wird. – Aber auch das Andere, wovon diese Strophe spricht, ist eine bedrängende Realität: dass immer noch Hass und Feindessinn herrschen und gepflegt werden - von Politikern, die zur Sicherung der eigenen Macht Vorurteile gegen andere Völker und Gruppen pflegen und dazu vor Falschmeldungen und Lügen nicht zurückschrecken; von Dschihadisten und Populisten, die religiösen und nationalen Fanatismus nähren. Lass die Völker nicht verderben - die Völker in Syrien, im Irak, in Libyen, im Süd-Sudan - wie sehr muss uns dieser Wunsch auf der Seele liegen für das neue Jahr!

Lehndorff bittet, dass Gott mit seiner Liebe Werben in unsre Welt kommt. Ein ungewöhnlicher Gedanke: Gottes Liebe wirbt um uns, um unsre Welt! Wie kommt Lehndorff auf dieses Bild? Ich denke, er kann damit an Jesus selbst erinnern: Wenn Jesus zur Buße ruft, um für das Reich Gottes bereit zu sein, dann ermutigt er zum Neu-Denken, zum Um-Denken - so müssen wir das griechische Wort „metanoia“ für Buße eigentlich übersetzen. Und dabei spielt das Werben eine große Rolle. Jesus sagt nicht nur: „Liebet eure Feinde“, sondern mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter wirbt er um das Verständnis des Schriftgelehrten, der im Samariter traditionell den Glaubensfeind selbst gesehen hat. – Nur da, wo unbeirrt mit der Liebe geworben wird, kann das Verderben ganzer Völker überwunden werden. Graf Lehndorff weiß, wovon er spricht, wenn er bittet: „Lass die Völker nicht verderben“. Er hat den Untergang der ganzen ostpreußischen Kulturwelt am Ende des 2. Weltkrieges und in den Jahren danach miterleben müssen und in seinem „Ostpreußischen Tagebuch“ unvergesslich festgehalten. Aber er ist darüber nicht verbittert geworden. Er gehörte nicht nur in der Bekennenden Kirche zum Widerstandskreis gegen Hitler, sondern er hat sich wie auch andere ostpreußische Adelsfamilien dem Versöhnungsprozess mit den Völkern des Ostens gewidmet. Ein wichtiges Werbedokument für diesen Prozess ist für mich die Ostdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland gewesen, in der Deutschlands Schuld benannt und um Versöhnung gebeten wurde, ein Dokument, das unserer Politik überhaupt erst die Türen geöffnet hat, über das angetane Unrecht hinweg Verständigung und Versöhnung anzubahnen.

 

In der 2. Strophe unseres Liedes wendet sich Lehndorff der deutschen Realität zu, wie er sie erlebt:

 

                    Komm in unser reiches Land, der du Arme liebst und Schwache,

                    dass von Geiz und Unverstand unser Menschenherz erwache.

                    Schaff aus unserm Überfluss Rettung dem, der hungern muss.

 

Jesus selbst gibt das Beispiel, wenn er sich bei dem geizigen und geldgierigen Zöllner Zachäus einlädt und dadurch sein Herz für die Umkehr gewinnt, so dass er seine Betrügereien wieder gut macht und die Hälfte seines Besitzes den Armen gibt.

Wir können natürlich fragen: Ist unser Land wirklich reich, wenn in ihm die Kinderarmut zunimmt, wenn in der Bildungsentwicklung immer noch die Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen herausfallen, wenn Obdachlosigkeit und Überschuldung von Haushalten zunehmen. Auf der anderen Seite hat es noch nie in der Geschichte in unserem Land so viel an Privatvermögen gegeben wie gegenwärtig, und wir dürfen auch die soziale Verantwortung, die viele Vermögende wahrnehmen, nicht schlecht reden. Aber Geiz und Unverstand sind zwei Untugenden, die sich immer wieder in unseren Herzen einnisten. Und Lehndorff bittet darum, dass unser Herz sich zum Gegenteil erwecken lässt: zu Freigiebigkeit und Fantasie. Freigiebigkeit allein reicht nicht, unsere denkerische Fantasie ist ebenso gefragt: Wie helfen wir so, dass bei den Bedürftigen nicht Abhängigkeit entsteht, dass sie in die Lage kommen und lernen, aktiv an der Verbesserung ihrer Situation beteiligt zu sein?

Dabei muss unser Überfluss nicht allein der materielle Überfluss sein. Es kann auch die Zeit und die Kraft sein, die wir für andere einsetzen – so wie Jesus sich an die Seite der Gebrechlichen, Kranken und Schwachen begeben hat – an die Seite derer, die unter Lebensdurst und Lebenshunger leiden. Graf Lehndorff hat nach seiner langen Tätigkeit als Chefarzt noch viele Jahre als Krankenhausseelsorger gewirkt. In einer Ansprache zum Reformationsfest 1978 hat er dazu eine bewegende Erfahrung berichtet.[2] Er erzählt, wie das Gespräch bei einem jungen Familienvater, der sich über den Verlauf seiner schweren Krebserkrankung keine Illusionen macht, im Zeichen des Haderns mit Gott steht. Lehndorff beschreibt die Situation: „Lauter Fragen, auf die ich ihm keine Antwort geben konnte. Nachdem er sich seine Anklagen von der Seele geredet hatte und etwas ruhiger geworden war, fragte ich ihn, ob ich ein Gebet für ihn sprechen dürfte. Zu meiner Überraschung nickte er zustimmend und ich sprach ein paar Sätze, die infolge meiner eigenen tiefen Betroffenheit von der Schwere dieses Schicksals sicher kein vorbildliches Gebet darstellten. Als ich den jungen Mann das nächste Mal besuchte, sagte er: „Wollen Sie wieder mit mir beten?“ Ich antwortete, ich täte es gern, wenn er mit meinem Gestammel zufrieden wäre. Da erwiderte er: „Ja, das Stammeln, das ist es gerade, was mir hilft.“ Rettung dem, der hungern muss: Ich denke, auch dieses bei dem Kranken sein ist dafür ein Beispiel, wenn wir mit unserem Überfluss – der auch ein Überfluss an Fantasie, an zeitlichem Einsatz, an klugem Mit-Bedenken sein kann – anderen zur Seite stehen.

 

In der dritten Strophe wendet sich Lehndorff der Frage zu, woher uns Kraft zukommen kann, angesichts großer menschlicher Nöte nicht zu verzweifeln:

 

                    Komm in unsre laute Stadt, Herr, mit deines Schweigens Mitte,

                    dass, wer keinen Mut mehr hat, sich von dir die Kraft erbitte,

                    für den Weg durch Lärm und Streit hin zu deiner Ewigkeit.

 

Was meint Lehndorff damit, wenn er von des „Schweigens Mitte“ spricht? Ich denke, er meint damit die Kraft, die aus der Stille kommen kann. Die Evangelien berichten uns davon, wie Jesus immer wieder auch die Stille aufgesucht hat: beim Fasten in der Wüste, im Rückzug zum Gebet und schließlich im Garten Gethsemane, wo er darum bittet, dass der Leidenskelch an ihm vorübergeht. Und sie berichten, wie er gestärkt aus diesen Stille-Zeiten hervorgeht.

In unseren Nürnberger Jahren haben wir es uns in unserer Familie zur Gewohnheit gemacht, dass wir bei Wegen in die Innenstadt versucht haben, wenigstens fünf Minuten in der Kirche St. Lorenz mit ihren wunderbaren geistlichen Kunstwerken einzukehren. Es sind immer einige Menschen da, die in Stille im Gebet versunken sind. Im Angesicht des Engelsgrußes, in dem Maria den Worten Gabriels lauscht, und der berühmten Rosette, die das himmlische Jerusalem symbolisiert, waren wir dann verbunden mit den lieben Menschen, die uns in Gottes Welt vorausgegangen sind, und nahmen etwas mit von der Kraft der Stille für den Lärm, der uns draußen wieder erwartete. Ich freue mich deshalb in Goslar auch, wenn ich hier am Markt diese offene Kirchen finde, die zu solcher Sammlung, zu solchem Aufatmen einlädt.

Wenn Lehndorff dann in dieser Strophe von dem Weg zu Gottes Ewigkeit hin spricht, dann ist das für ihn keine Vertröstung auf ein Jenseits, sondern ein Glaubensgut, das uns für die Gegenwart stärkt - dass wir sehen, wie im Weg Jesu schon die Herrschaft Gottes, seine gute neue Welt, angebrochen ist. In einem Brief an einen Freund schrieb Lehndorff einmal: „Wirklicher Glaube hat nichts mit menschlicher Vermutung zu tun. Er ist vielmehr ein Ergriffensein von der Gewissheit, dass Gott Mensch geworden und uns nahegekommen ist; dass er die Macht des Todes gebrochen und damit den Weg freigemacht hat zu einem neuen Leben, einem Leben, das nicht erst nach dem Tode beginnt, sondern schon jetzt aktuell ist für jeden, der es in Anspruch nimmt.“[3]

 

Die nächste Strophe war die Lieblingsstrophe meiner verstorbenen Frau Susanne, wohl auch deshalb, weil sie in ihr eine gute Begründung für ihre überaus große Gastlichkeit fand:

 

                    Komm in unser festes Haus, der du nackt und ungeborgen.

                    Mach ein leichtes Zelt daraus, das uns deckt kaum bis zum Morgen;

                    denn wer sicher wohnt, vergisst, dass er auf dem Weg noch ist.

 

Bei dieser Strophe verstehen wir gut, warum Lehndorff sein Gedicht ursprünglich unter den Titel gestellt hat „Westdeutsche Weihnachtswünsche“, auch wenn es jetzt nicht unter den Weihnachtsliedern in unserem Gesangbuch steht. Es erinnert ja an die Geburt Jesu, an das ärmliche Zur-Welt-Kommen fern des Wohnortes der Eltern. Es erinnert aber auch daran, wie Jesus später den Mann, der ihm nachfolgen will, mit den Worten warnt: „Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester. Aber der Menschensohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege.“ Der Ort Jesu war nicht ein abgeschirmter Palast, sondern die ungesicherte Existenz eines Wanderpredigers; aber eben so begegnet er auch den Aussätzigen, die draußen leben müssen, ausgestoßen, den Blinden am Straßenrand, den verfemten Zöllnern, eben den Menschen, die ihn brauchen.

Lehndorff verwendet hier das einprägsame Bild von einem leichten Zelt, zu dem unser festes Haus werden soll. Das muss nicht unbedingt im wörtlichen Sinne verstanden werden, soll aber eine Herausforderung für uns sein und uns solidarisch werden lassen mit denen, die als Obdachlose kein festes Dach über dem Kopf haben, sowie mit denen, die aus Not und Elend geflohen sind und bei uns eine menschenwürdige Bleibe suchen, und besonders auch mit den Hunderttausenden, ja Millionen, die als Flüchtlinge in den Zeltstädten im Nahen Osten wohnen: dass die Hilfsorganisationen ihnen dort ein Leben ermöglichen, das sie dort vor den größten Nöten bewahrt - auch mit der Hoffnung, einmal in ihre Heimat zurückkehren zu können.

Unsere Strophe lädt freilich nicht nur dazu ein, offene Häuser zu haben, sondern darüber hinaus, nicht stehen zu bleiben, sich nicht einzuigeln, Neues zu wagen und sich auf den Weg zu machen, so wie Gott es schon mit Abraham unternommen hat.

 

Die letzte Strophe schließlich spricht eine große Bitte ganz persönlich aus:

 

                    Komm in unser dunkles Herz, Herr, mit deines Lichtes Fülle;

                    dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz deine Wahrheit uns verhülle,

                    die auch noch in tiefer Nacht Menschenleben herrlich macht.

 

Das Kommen Jesu brauchen wir dann am dringendsten, wenn wir ein dunkles Herz haben. Dunkel ist unser Herz, wenn wir von Schwerem bedrückt sind, wenn wir in unseren Gedanken nur noch um uns selbst und um unsere Probleme kreisen. Graf Lehndorff ist das täglich begegnet, nicht nur in den schweren Monaten nach dem 2. Weltkrieg in Ostpreußen, sondern auch an den Krankenbetten, an denen er den Menschen zuhörte. Das Licht, um dessen Fülle er bittet, ist nicht das Licht einer Gala-Show, mit der uns das Fernsehen beglücken will. Es ist das Licht, das in der Finsternis und in die Finsternis hinein scheint – sowohl das Licht, das die Engel den Hirten in der Weihnachtsnacht auf dem Feld bringen, als auch das Licht für die Völker, die im Schatten des Todes leben, wie es in unserem Predigttext heißt, und schließlich das große Licht, das am Ostermorgen aufleuchtet, nach der dunklen Nacht des Todes Jesu am Kreuz.

Es soll für jeden und jede von uns hineinkommen in unser Leben, gerade auch dann, wenn es dunkle Nächte gibt und die Tage voller Sorgen, die uns so leicht gefangen nehmen wollen, und diesen Tagen Trost und Hoffnung verleihen.

 

Blicken wir auf das ganze Lied von Hans von Lehndorff zurück, so können wir es zusammenfassen in der Bitte, dass unsre stolze Welt, unser reiches Land, unsre laute Stadt, unser festes Haus und unser dunkles Herz durch das Kommen Jesu immer wieder getroffen, gewandelt und frei werden kann. Amen.

 

[1] Aus Johannes Lähnemann: Ich singe dir mit Herz und Mund. Liedpredigten II. Nürnberg 2009 (Helmut Seubert Verlag) S. 149f.

[2] Nach J. Lähnemann/U. Hahlbohm: Studienbuch Jesus Christus. Frankfurt a. M. (Diesterweg) 31989, S. 177.

[3] Aus E. Kock: Sein letztes Buch hieß „Lebensdank“. In: Hans Graf von Lehndorff. Hg. v. Johanniterorden 1988, S. 5-9, 9.

 



Prof.Dr. Johannes Lähnemann
Goslar
E-Mail: johannes.laehnemann@gmail.com

Zusätzliche Medien:
170108_KommInUnsreStolzeWelt.pdf


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