Das gibt es nicht! – Doch, das…

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Das gibt es nicht! – Doch, das…

Das gibt es nicht! – Doch, das gibt es | Markus 16,1-7 | von Ulrich Nembach |

Liebe Gemeinde,
so kann unser heutiger Predigttext überschrieben werden: Das gibt es nicht! – Doch, das gibt es.

1.

Hören Sie selbst.
Der Text steht im Markusevangelium im 16. Kapitel, die Verse 1ff.

1 Und als der Sabbat vergangen war, kauften Maria von Magdala und Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome wohlriechende Öle, um hinzugehen und ihn zu salben.
2 Und sie kamen zum Grab am ersten Tag der Woche, sehr früh, als die Sonne aufging.
3 Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?
4 Und sie sahen hin und wurden gewahr, dass der Stein weggewälzt war; denn er war sehr groß.

Eine Fraueninitiative, bestehend aus drei Frauen, wird aktiv nach Jesu Tod. Sobald sie können, starten sie frühmorgens. Nach unserer Zeitrechnung ist das der Sonntagmorgen. Am Sonnabend konnten sie nichts unternehmen, weil dieser Tag ein Sabbat, ein Tag absoluter Ruhe war. Sie kaufen wohlriechende Öle, um Jesu Leichnam zu salben. Sie wollen das tun, was man damals einem lieben Toten schuldig war. Der zeitliche und finanzielle Aufwand ist kein Hindernis für die Drei.

Als sie unterwegs sind, merken sie, dass sie etwas übersehen haben, etwas Wichtiges. Jesus wurde begraben in einer aus dem Fels gehauenen Höhle, und vor der liegt ein großer und schwerer Stein. Ihn wegzurollen ist zu schwer für sie. Sie überlegen, wer ihnen helfen kann. Sie überlegen und gehen weiter. So kommen sie zum Grab. Da bemerken sie eine angenehme Überraschung. Der Stein ist weggerollt.

Das gibt es doch nicht. Das ist eigentlich unmöglich. Am Sabbat konnte niemand hierher zum Grab gekommen sein und jetzt auch nicht. Sie waren frühmorgens gekommen. Das gibt es nicht. Und doch, das gab es.

So geht es auch weiter. Die Frauen gehen ins Grab. Die Gräber waren damals groß. Was sehen sie dort?

5 Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Gewand an, und sie entsetzten sich.

Ein junger Mann sitzt im Grab. Die Frauen sind entsetzt. Gleich noch einmal: Das gibt es nicht, und doch gibt es das.

Ehe sie reagieren können, werden sie angesprochen. Der junge Mann sagt zu ihnen:

6 Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, wo sie ihn hinlegten.
7 Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus, dass er vor euch hingehen wird nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.

Der junge Mann erkennt ihr Entsetzen und spricht sie freundlich an. Sie brauchen keine Angst zu haben. Jesus ist nicht hier. Das sehen sie. Deshalb sagt der junge Mann gleich, was geschehen ist. Er, Jesus von Nazareth, ist auferstanden. Was? Er ist auferstanden, sagt er. Das gibt es doch nicht. Tot ist tot.

Wir heute erleben das Tot-ist-tot täglich. Die Zeitungen und die Fernsehnachrichten sind voll von Todesmeldungen. Es werden nur noch die Zahlen genannt, weil seit der letzten Meldung wieder soundso viele Menschen verstorben sind. Unsere Friedhöfe sprechen seit Jahren, ja seit Menschengedenken eine deutliche Sprache. Nun soll das alles nichts sein?! Das gibt es doch nicht. Doch das gibt es.

Die Frauen bekommen zu der Erklärung noch einen Auftrag. Sie sollen Jesu Jüngern berichten und eine Begegnung Jesu mit seinen Jüngern vorbereiten. Toll! Das also ist Auferstehung.

2.

Ja, was heißt das heute? Kirchliche Obere sagen, dass Ostern das höchste christliche Fest sei. Im Mittelalter war es nicht anders. Darum kam etwa der deutsche Kaiser Otto der Große (912-973) stets zu Ostern auf seine Burg in Quedlinburg, um dort Ostern gebührend feiern zu können.

Was heißt Ostern in der Zeit von Corona? Lassen Sie mich mit einem Bild antworten. Der Friedhof kommt mir heute vor wie ein Bahnhof, an dem Endstation ist. Der Zug fährt ein, und aus dem Lautsprecher ertönt der Ruf: Bitte alle aussteigen, der Zug endet hier. Aber – und das ist entscheidend – Ostern bedeutet den Umbau des Bahnhofs. Aus dem Bahnhof Endstation ist ein Umsteigebahnhof geworden. Wir – Sie, ich –, wir verlassen den Zug Irdisches Leben und steigen ein in einen neuen Zug. Dieser Zug fährt ins Ewige Leben.

In unserem Alltag erkennen wir diesen Umsteigebahnhof nicht. Wir sehen nur den Bahnhof als Endstation. Wir sprechen deshalb vom Friedhof. Der Fraueninitiative ging es genauso. Sie haben sich eilig auf den Weg gemacht, um Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Als sich dann alles änderte, als alles anders war, als sie es erwartet hatten, waren sie entsetzt und meinten: Das gibt es doch gar nicht. Der junge Mann, den sie antrafen, musste ihnen die Situation erklären. Jesus war umgestiegen.

Das ist wahrhaftig Grund zur Freude. „Erschienen ist der herrlich Tag,…“ – so sang 1560 Nikolaus Herman. Er reihte sich damit ein in die Linie, die Otto den Großen Ostern in besonderer Weise feiern ließ und heute die kirchlichen Oberen sagen lässt: „Ostern ist das höchste christliche Fest.“

Wer trotzdem noch Zweifel hat und meint: Das gibt es nicht, der höre: Doch, das gibt es. Ja, es ist die Wahrheit und das Leben.

Amen.

de_DEDeutsch