Exodus 20, 17

Exodus 20, 17

 

Predigtreihe zum Dekalog, März 2002
Das neunte Gebot – Exodus 20, 17, Jan Szarek (Polen)

Das neunte Gebot – Du sollst nicht begehren
deines Nächsten Haus.

Der heutige Mensch, wie uns die Psychologen sagen, ist den Trieben unterstellt,
diese sind auch der Motor unseres Handelns. Begehren, Lust, und Neid beherrschen
unsere Gedankenwelt und treiben uns durch unser ganzes Leben. Wir müssen
uns heute fragen – können wir noch die Schaufenster ansehen ohne
die vielen Verbrauchsgüter zu begehren? Oder sind wir nicht neidisch
gegenüber unseren Arbeitskollegen oder dem Nachbar, der gerade ein
neues Auto oder ein Haus gekauft hat? Wenn diese Triebe von den Psychologen
gerechtfertigt sind, dann ist dieses Gebot ein unmögliches Gesetz,
es geht gegen menschliche Natur.
Andererseits wissen wir aber, dass diese Triebe eine zerstörische
Wirkung haben, sie können zu schlaflosen Nächten führen
und unsere Gedankenwelt kaputt machen.

II
Was dann geschieht, sehen wir am Beispiel des israelitischen Königs
Ahab. Die Bibel berichtet uns, dass er auf seinem Lager liegt – finster,
mürrisch und verdrossen. Was ist geschehen? Er hat seinem Nachbarn
Nabot angeboten, dass er ihm seinen Weinberg mit Silber aufwiegen oder
ihm ein anderes, näheres Grundstück dafür geben wolle,
weil der Weinberg in seiner Nähe lag und er ihn begehrt hatte. Aber
Nabot weigerte sich, das Erbe seiner Väter zu verkaufen. Da trat
die Frau des Königs Jesebel zu ihm und sprach: Ich will dir den Weinberg
verschaffen. Und stellte falsche Zeugen auf, und Naboth wurde gesteinigt,
und der Weinberg wurde des Königs Eigentum.

Ja, so ist es immer in unserer Welt: Was man nicht hat, das eben bräuchte
man, und was man hat, kann man nicht gebrauchen! Das ist der Fluch der
bösen Lust oder Begierde. Diese Triebe bewirken, dass du nicht mehr
froh werden kannst, weil es deinem Nachbarn besser geht.

Wir Menschen haben in der Geschichte nachgewiesen, dass wir sehr erfinderisch
sind, wenn es um die Ausübung unser Triebe geht. Diese können
des Nächsten Leib und Leben, sein Eigentum, seinen guten Namen zerstören.

M. Luther, gerade im Hinblick auf dieses Handeln und solche klugen Praktiken,
kann im Grossen Katechismus sagen, dieses Gebot sei „nicht für
die bösen Buben…, sondern für die Frommen gestellt, die da
wollen gelobt sein, redlich und aufrichtige Leute heißen, die wider
die vorigen Gebote nichts verschulden“.

Es gibt immer noch Christen die nur einen Teil der Gebote halten oder
diese sehr oberflächlich nehmen. Oft können wir hören :
Ich habe niemanden getötet! Ich glaube doch an Gott! Ähnliche
Möglichkeiten zur Ausrede hatten auch die Juden.

III
Unser Herr Jesus in seiner Bergpredigt nimmt die Gebote ernst, und seine
Auslegung ist radikal, das heißt, von der Wurzel her, und unerhört
modern erweitert und verschärft. So genau kennt Er den Menschen.
An dieser Stelle ruft er uns zu: Gottes Gebot steht so hoch über
dir, du musst an ihm scheitern. Für Christus findet die Sünde
des Menschen nicht erst mit der Tat, sondern schon im Wunsch und Willen
statt. Die Bibel sagt uns: „das Dichten und Trachten des menschlichen
Herzens ist böse von Jugend auf“. (Mose 8,21). Die Heilige Schrift
erwähnt zweimal die Lust neben dem Mord, Zorn, Streit und Ehebruch.
Das Urteil ist ernst: “ aus dem Herzen der arge Gedanke “ (Mt.15,19).

Wir alle kennen dieses Begehren, den Neid und Lust die unser Handeln
treibt. Dieses furchtbare, das Menschenherz zerquälende und zerfleischende
Ungetüm stellt sich auf deinen Lebensweg und lässt dir alles
das gering erscheinen, was du hast, und alles groß, was dir fehlt!
Es gibt auch schlaflose Nächte, ähnlich wie der König David
erlebt hat nachdem er die Frau des Urias begehrt hatte.

Der Neid kann sich auch auf unseren Gesichtern ausprägen. Weißt
du, wie Neid den Menschen innerlich herunterbringt und äußerlich
abmagert? Schließlich kann er sogar unser Verhältnis mit Gott
zerstören. Hast du es schon an dir erfahren, wie man unter diesem
schnöden Feind leidet?

Von diesen schlechten Trieben ist niemand frei, jeder wird versucht,
wenn er von der Gottwidrigkeit der Lust in seinem Herzen gelockt wird.
Dieses Unkraut sät der alte Verführer selbst in deine Seele.
Wehe, wenn es aufgeht, dann beginnt die Sündenlawine zu rollen. Die
Sünde findet zuerst in den Gedanken und im „Herzen“ des
Menschen statt, und dann in der Tat. Der Apostel Jakobus warnt uns und
spricht: Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde:
die Sünde aber, wenn sie vollendet ist gebiert den Tod“ (Jk.1,15).
Jeder von uns muss erkennen, wer er in Wahrheit ist. Wenn das nicht geschieht,
so kann uns nicht geholfen werden.

IV
Wenn nun diese böse Lust sich mächtig in deiner Seele regt und
dein Gebetsleben verhindert und deine Arbeit belastet und dich nimmer
froh werden läst, dann rede mit deinem Gott, dann geht dir wieder
der Morgenstern auf!

Es gibt kein anderes Mittel gegen die böse Lust, gegen die harte
Gier, gegen das Leben verzehrenden Neid als das Sündenbekenntnis
vor Gott, dann kann erst dein Herz und deine Gedankenwelt gereinigt werden.

Wenn du schon einmal beim Zahnarzt warst, dann weißt du, dass eine
Wurzelbehandlung nicht gerade zum Angenehmsten gehört, was einem
dort widerfahren kann. Und doch weisst du auch, dass eine solche Wurzelbehandlung
je und je nötig ist, um die Zähne gesund zu halten.
Auch das 9 Gebot ist eine Art Wurzelbehandlung. Sie ist auch nicht besonders
angenehm, aber nötig, wenn unser ganzes Leben gesund bleiben soll.
Es ist, als ob der Geist Gottes hier den Bohrer ansetzen würde, um
die innerste Wurzel bloßzulegen. Und wir entdecken voll Schrecken
den Fäulnisherd in unserem Herzen, der unser ganzes Leben vergiftet.
Wir fragen uns selber, ist denn wirklich die Begierde die letzte verborgene
Wurzel jeder Sünde und jedes Ungehorsams?

Der Apostel Jakobus sagt in seinem Brief: „..ein jeder der versucht
wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Danach, wenn
die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde
aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“

Welch unheimliche Verderbenskette, in der ein Glied am andren hängt:
Gelüste, Begierde – Sünde – Tod! Eins folgt mit zwingender Logik
aus dem anderen. Mit dem Begehren fängst an, mit der Sünde geht’s
weiter, und es endet mit dem Tod.

Welch unheimliche Macht ist doch das Begehren in unserem Menschenleben!
Nicht dass du etwas stehlen würdest, was dir nicht gehört, aber
es ist so ein stilles Verlangen in deinem Herzen.

Ja das Unkraut muss entfernt werden, wir wissen, wie nutzlos es ist,
nur die Stauen und Blätter ab zureisen. So lange die Wurzel im Boden
bleibt, hilft es gar nicht. Die Wurzel ist muss heraus!

V
Wie kann ich aus diesem Teufelskreis heraus kommen?
Es gibt nur einen Weg in die Freiheit und zwar zurück zum 1 Gebot,
zu deinem Gott, nur Er kann uns helfen. Er offenbarte seine Liebe zu uns
in seinem Sohn Jesus Christus. Dieser zeigt uns nicht nur, wo und wie
wir zu jäten haben. Christus bindet sich selbst den Gärtnerschurz
um. Er kniet hinein in das Unkraut deines Leben. Seine Hände werden
schmutzig und blutig. Er hilft jäten und wird nicht müde. Nur
mit Christus und seiner Hilfe können wir wieder stehen.
„Die aber Christus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt
samt den Lüsten und Begierden“(Gal.5,24) sagt Paulus.

Jetzt siehst du den Ort, wo alle Lüste und Begierden hingehören
– das Kreuz Jesu Christi ist dieser Ort. Dorthin gehören alle Unkrautwurzeln,
deine Sünden, auch alle Begierden.
Wir sind heute gefragt, ob wir bereit sind, alle unsere Sünden an
diesem Platz abzulegen. Christus hat dort für uns alle die Vergebung
und Freiheit bereitet. Nur auf diesem Weg kommen wir wieder zum 1. Gebot
zurück und Gott wird unser Herr, dann werden wir wieder Gott über
alle Dinge fürchten, lieben und vertrauen. Ja, das 1. Gebot muss
in unserem Leben “ leuchten, es strahlt über die anderen “
sagt M.Luther.

VI
Unser Gott redet hier im 9 Gebot ganz praktisch : „Du sollst nicht
begehren deines Nächsten Haus „. Das ist alles, was man sich
unter dem Begriff Haus vorstellen kann.
M.Luther gibt uns in jeder Erklärung zu den Geboten eine Aufgabe:
„Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir nicht mit List
nach dem Nächsten Erbe oder Hause stehen,…sondern ihm dasselbige
zu behalten förderlich und dienstlich sein.“

Und nun schweige in dir Missgunst, Neid, heimliche Lust, es schwinde
der giftige, scheele Blick und das Auge, das sauer und hart sieht! Und
du lernst: das Wesen der Gemeinschaft besteht nicht darin, dass man einander
beneidet, sondern dass man sich an des Nächsten Glück freut
und erquickt.

Das Gesangbuch enthält ein Lied von Paul Gerhart : „Gib dich
zufrieden und sei stille in dem Gott…“ Die Strophen dieses Liedes
sind eine gute Meditation über die Überwindung des Neides.

Es gibt ja in der Bibel auch ein Begehren, an dem Gott Freude hat. Der
Zöllner Zachäus ist ein Beispiel dafür. Er begehrte, Jesus
zu sehen, auch die Volksmenge zur Zeit Jesus je und je in die Wüste
hinausgelockt, hatte dasselbe Begehren, Jesus zu sehen.
Wo die Wurzel der falschen Begehrlichkeit herausgenommen ist, da bekommt
ein neues, heiliges Begehren Raum, das Begehren nach Gott, das Verlangen
nach dem Reich Gottes, nach seiner Gerechtigkeit Gemeinschaft, nach seinem
Frieden und Heil.
Wo Liebe aufbricht und das Leben zu gestalten beginnt, da ist Gottes Reich
angebrochen.
Das ist der Anfang eines neuen Leben, in unseren Familien in der Schule
und in den Betrieben.

Vor uns sind zwei Wege, zwei einander gegenüberstehenden Ketten:
Begierde – Sünde – Tod, dieser Weg führt ins Verderben. Und
der andere Weg Begehren nach Gottes Reich – Liebe – Leben führt zur
Gott.
Die Gebote Gottes dienen nicht dazu, dich zu beschweren, sie sind ein
Zeichen der Liebe Gottes für dich, Er will dich heilen und erlösen.
„Heute wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure
Herzen nicht“ spricht unser Gott.(Heb.3,7-8.).
Dein Herr und Gott wartet auf deine Antwort.

Bischof i R. D. Jan Szarek
ul. Starobielska 13
43-300 Bielsko-Biala
Polen
E-Mail: luter2@a4.pl

 

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