Lukas 24, 13-35

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Lukas 24, 13-35

Ostermontag, 21. April 2003
Gottesdienst zu Lukas 24, 13-35, verfaßt von Matthias Petersen


Ein Osterfestgottesdienst für Familien und Singles
von und mit vielen Konfirmand/innen, einem Pastor und einem alten Weihnachtsbaum

Vorbemerkung: Schon wieder hab ich nach Weihnachten den Termin zur Abfuhr des Weihnachtsbaums verpaßt. Er liegt immer noch – Anfang April – auf dem Hof, rostbraun und mehr als unansehnlich. Aber vielleicht läßt sich noch etwas draus machen.

Was Sie brauchen: Einen alten Weihnachtsbaum, einige freundliche Konfis als Sprecher/innen und bunte Ostereier aus Tonpapier, dazu Stifte und Bänder zum Aufhängen

Ablauf:

Orgelvorspiel
Begrüßung
Gemeinde: Wir wollen alle fröhlich sein (100, 1.2.4.5)

Zwischentext
Klagen 1
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Klagen 2
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Klagen 3
Gemeinde: Kyrie eleison (178.9)
Eingangsgebet
Gemeinde: Holz auf Jesu Schulter (97)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 1. Teil
Gemeinde: Freunde, daß der Mandelzweig (606)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 2. Teil
Gemeinde: Fürchtet euch nicht (607)

Zwischentext
Lesung: Lukas 24, 3. Teil
Gemeinde: Er ist erstanden, Halleluja (116, 1-3)

Zwischentext
Psalm 118 (747)
Gemeinde: Alle Knospen springen auf

Hoffnungen 1
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)
Hoffnungen 2
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)
Hoffnungen 3
Gemeinde: Ich lobe meinen Gott (272)

Ansprache: Lukas 24

Orgelmusik
(währenddessen Schmücken des Baumes mit Blumen und Ostereiern)

Gemeinde: Gelobt sei Gott im höchsten Thron (103)
Fürbitte 1
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Fürbitte 2
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Fürbitte 3
Gemeinde: Laudate omnes gentes (181.6)
Vaterunser
Gemeinde: Christ ist erstanden (99)
Segen
Orgelnachspiel


Klagen

Gelobt sei Gott im höchsten Thron – das ist eins der schönsten Osterlieder überhaupt. Aber – können wir das so einfach singen. Mitten in einer Welt, in der es Hunger gibt und Ungerechtigkeit und Krankheit und Krieg. Können wir Gott so einfach loben?

Klagen 1: Siehst du, wie die Menschen sterben im Irak? In Palästina und in deinem Heiligen Land? Kinder, Jugendliche wie wir, Frauen, alte Leute, Männer… Warum läßt du das zu, Gott? Als du geboren wurdest im Heiligen Land, da haben wir auf Frieden gehofft. Aber inzwischen sind unsere Hoffnungen auf Frieden sind fast erstorben – wie dieser alte Weihnachtsbaum…

Ach Gott, erbarme dich!

Klagen 2: Siehst du, wie viel Ungerechtigkeit es gibt auf der Welt? Wieviele Menschen hungern und leiden und unterdrückt werden? Als du geboren wurdest unter den armen Leuten damals in Bethlehem, da haben wir auf Gerechtigkeit gehofft für diese arme Welt. Aber inzwischen sind unsere Hoffnungen auf Gerechtigkeit so dürr geworden wie diese arme alte Tanne …..

Ach Gott, erbarme dich!

Klagen 3: Siehst du die Angst unter den Menschen? Siehst du sie? Ihre Einsamkeit und ihre Sehnsucht und ihr Unerfülltsein und ihre Ziellosigkeit. Guter Gott, wir hatten so gehofft, daß Jesus uns Ziele gibt und Wege zeigt – und nun scheint alles verloren – so wie dieser nutzlose Christbaum, der nur noch gut ist für den Ofen …

Ach Gott, erbarme dich!

Eingangsgebet

Guter Gott, Vater im Himmel,
wir haben viele Fragen.
Vieles beschäftigt uns.
Vieles verstehen wir nicht.
Gerade weil Ostern ist.
Wir bitten dich sehr:
Komm du zu uns,
höre unsere Fragen
hilf uns, Antworten zu finden.
Dein Geist sei jetzt bei uns!

Amen.

Das Neue Testament erzählt die Geschichte von zwei Jüngern. Der Kleopas war das und sein Freund. Die haben auch so geklagt. Die hatten so große Hoffnungen in Jesus gesetzt. Die waren sich ganz sicher, daß nun, nachdem sie Jesus kennengelernt hatten, alles ganz anders und besser werden sollte. Doch dann kam das furchtbare Ende. Jesus wurde gekreuzigt. Alle Hoffnungen waren dahin. In großer Angst liefen die Jünger davon. Bloß weg aus Jerusalem! Ihre Hoffnungen waren geworden wie dieser alte Weihnachtsbaum. Nichts war von der ursprünglichen Schönheit übriggeblieben… Aber hört selbst.

Lesung 1: Lukas 24, 13-16

Habt ihr gehört? „… Da blieben sie traurig stehen.“ Das ist noch nicht viel, aber ein bißchen ist es schon. Zumindest rennen sie nicht mehr weg. Das ist eigentlich ein ganz gutes Zeichen. Ein Fremder kommt dazu, bietet an, sie zu begleiten – und schon ist die Angst nicht mehr ganz so groß. Das kennen wir auch. Selbst wenn das Problem damit noch lange nicht gelöst ist.

Und dann erklärt ihnen Jesus alles. Aber: Den Jüngern geht es genauso, wie es auch uns oft geht: Sie haben Tomaten auf den Augen und Petersilie in den Ohren. Sie verstehen das gar nicht. Obwohl Jesus selbst es ist, der ihnen da eine Predigt hält. Er erinnert sie an alle Wunder, an alle seine Worte. Völlig vergeblich: Die beiden Jünger sind schon sehr sehr begriffsstutzig. Ihre Hoffnung ist immer noch so kahl wie in alter Weihnachtsbaum.

Aber vielleicht blitzt jetzt doch schon ein ganz ganz kleines bißchen Osterhoffnung auf …

Lesung 2: Lukas 24, 17-29

Die Begleitung durch Jesus hat die Angst besiegt. Aber die Predigt hat nichts geholfen. Das haben wir nun gehört. Aber nun folgt etwas Erstaunliches: Jesus tut jetzt etwas. Er teilt Brot und Wein. Er teilt Hoffnung und Freude. Er teilt Sterben und Leben mit den Freunden.
Und was die Wegbegleitung nicht erreicht hat, was auch die Predigt nicht bewirken konnte, das geschieht jetzt: Den beiden Jüngern geht ein Licht auf, es wird buchstäblich hell in der Finsternis von Trauer und Angst.

Lesung 3: Lukas 24, 31-35

Und nun endlich können wir sprechen und singen, wie die Jüngerinnen und Jünger am Ostermorgen, wie die Menschen seitdem voller Freude sprechen und singen und beten konnten:

Wechselgebet Psalm 118

Hoffnungen 1: Ach guter Gott, es stimmt ja. Auch wenn es viel Unrecht gibt. Aber es gibt so viele Menschen, die machen Hoffnung, die kämpfen für den Frieden, die treten ein für Gerechtigkeit, die beten für eine neue Welt. Menschen, die uns zeigen: Du bist mitten unter uns. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Hoffnungen 2: Ach guter Gott, es stimmt ja. Die Zeichen des neuen Lebens sind überall. Die Sonne geht immer neu auf. Die Natur erwacht zum Leben. Freunde sind an unserer Seite. Es gibt so viel, für das wir dankbar sein können. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Hoffnungen 3: Guter Gott, Bruder Jesus, du bist auferstanden. Du bist wahrhaftig auferstanden! Das Licht siegt über die Finsternis. Das Leben siegt über den Tod. Die Angst siegt über das Vertrauen. Der verdorrte Baum unserer Hoffnung blüht wieder neu. Darum, Gott, ist es gut, dir unseren Dank zu singen:

Gemeinde: Ich lobe meinen Gott

Fürbitten

A: Guter Gott, Vater im Himmel, du hast Jesus auferweckt von den Toten. Du zeigst uns, daß der Tod seine Macht verloren hat. Du zeigst uns, daß deine Liebe stärker ist als alles Böse. Du zeigst uns, daß das Leben siegt. Du zeigst uns, wie der verdorrte Baum der Hoffnung neue Früchte trägt. Darum danken wir dir aus ganzem Herzen. Wir danken dir mit deiner ganzen Schöpfung. Wir danken dir gemeinsam mit allen Menschen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes

B: Weck auch uns auf aus dem Tod – aus unserer Angst, aus unserer Feigheit, aus unserer Tatenlosigkeit. Laß uns auferstehen. Laß uns aufstehen gegen Haß und Gewalt, gegen Hoffnungslosigkeit und Resignation, gegen alles, was das Leben schwermacht auf dieser Erde. Laß uns zu deinen Helfern werden, die den Baum des Lebens blühen lassen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes

C: Laß auch denen das Leben blühen, die im Schatten des Todes sitzen. Die Menschen im Irak und in Palästina und in Israel nennen wir dir. Die Menschen in Afghanistan und in allen Kriegsgebieten der Erde. Die Menschen in den Todeszellen der Gefängnisse. Die Hoffnungslosen in den Slums und Favelas der Großstädte. Laß auch für sie Ostern werden und den Lebensbaum der Hoffnung blühen.

Gemeinde: Laudate omnes gentes

Lukas 24, 13-35

Warum ist es so schwer Vertrauen zu haben? Wahrscheinlich doch weil vertrauen immer wieder enttäuscht wird
wir werden enttäuscht und wir enttäuschen.

Wahrscheinlich doch weil wir gelernt haben, daß eine gesunde Portion Mißtrauen nicht schaden kann. Wahrscheinlich doch,
weil nicht enttäuscht werden kann, wer nicht zuviel vertraut. Aber überlegt mal, was wäre das für ein Leben, wenn ich aus Angst vor Enttäuschung keine Wünsche mehr wagen würde. Keine Hoffnungen, keine Träume mehr hätte. Das leben wäre
kahl, struppig und unansehnlich wie dieser alte vertrocknete Weihnachtsbaum.

Ihr Konfirmandinnen und Konfirmanden. Ihr müßt sollt viel erwarten vom Leben. Träume haben und Hoffnungen, damit euer Leben bunt ist und schön .und lebenswert. Und wir – eure Eltern, die erwachsenen Gemeindeglieder –, wir wollen das ja auch für uns, weil wir sonst aufhören würden zu leben und das wollen wir doch nicht – ein Leben voller Mißtrauen, voller Enttäuschung
voller es nützt ja doch alles nichts. Ein Leben wie der alte Weihnachtsbaum. Ein Leben ohne Erwartungen. Das könnten wir auch nicht ertragen.

Die beiden Jünger – wir haben von ihnen gehört –, die hatten ja so viel erwartet vom Leben. Die waren Jesus begegnet
und sie waren glücklich. Das Leben war offen. Die Sonne ging auf. Es gab Hoffnung für die Zukunft. Es gab neue Wege.

Aber dann kam die riesengroße Enttäuschung, Verhaftung, Tod. Ihre Hoffnung war so sehr enttäuscht worden und die Angst war groß. Die Verzweiflung auch. Natürlich mit Recht kann man sagen, was mir auffällt. Die Jünger haben ganz offensichtlich nie richtig zugehört. Jesus hat ja so oft davon gesprochen, was ihn erwartet. Er hat von Auseinandersetzungen gesprochen, von mächtigen Gegnern, von seiner Angst und sogar von seinem Tod.

Aber das hatten sie nicht hören wollen. „Mensch Jesus“, hatten sie gesagt, „mach mal halblang so schlimm wird’s schon nicht werden.“

Sie hatten einfach nicht zugehört und darum hatten sie jetzt das Gefühl ihr Vertrauen sei enttäuscht worden und so waren ihre Hoffnung kahl geworden und häßlich wie dieser alte Weihnachtsbaum.

Und da half es auch gar nichts, daß der auferstandene Jesus unerkannt ihnen das alles noch mal erklärte. Er hat sich wirklich redliche Mühe gegeben, aber Worte helfen oft nicht weiter. Oft genug nicht. Jeder weiß das, der schon mal versucht hat andere zu trösten oder selbst Trost gebraucht hat

Was also hat geholfen? Damals in Emmaus? Ganz einfach, was Jesus dann tat, das hat geholfen. Ein Zeichen setzen, Brot und Wein teilen, miteinander essen und trinken. Das hat geholfen und ganz plötzlich wird den jüngern leicht ums herz. „Du bist ja doch da. Wir sind ja gar nicht allein. Das Leben hat ja doch einen Sinn.“

Wie schön, daß es solche Zeichen gibt. Zeichen, die uns helfen, wo Worte versagen: ein Händedruck, ein Kuß, eine Umarmung, ein Streicheln; oder etwas zum anfassen haben: ein Kuscheltier, ein Freundschftsband, eine Blume, einen Ring; oder Brot und Wein im Abendmahl. Das Wasser der Taufe. Gott erinnert uns: Ich bin bei euch in der Kraft des Brotes, in der Fröhlichkeit des Weins, in der frischen Lebendigkeit des Wassers. Ihr dürft Vertrauen haben. Ich bin bei euch.

Auch ein Weihnachtsbaum ist ja so eine Erinnerung voller Lichter. Gottes Licht scheint in der Dunkelheit, sagt er uns, mitten in der Finsternis des Winters.

Aber manchmal da vertrocknen solche Zeichen ein bißchen, werden unansehnlich und überzeugen nicht mehr, Da müssen wir sie dann aufpolieren, sie neu schmücken. Damit wir uns wieder erinnern: „Aha, so war das ja.“ Wir dürfen Vertrauen haben: Gott ist bei uns. Auch wenn wir Zweifel haben, auch wenn alles dunkel scheint. Gott ist bei uns das Leben ist offen.

Daran wollen wir uns jetzt erinnern. Sie haben bzw. ihr habt am Eingang bunte Papierostereier bekommen und einen Stift. Wenn ihr mögt dann schreibt darauf oder malt ein Bild, welches Zeichen der Hoffnung begleitet mein Leben. Wofür möchte ich danken. Was macht mein Leben hell.

die Orgel wird dazu spielen und dann kommt nach vorn mit den bunten Ostereiern. Die Konfis werden helfen den alten dürren Baum zu schmücken mit den Zeichen der Hoffnung bis er wieder bunt ist, bis er wieder ein bißchen farbe kriegt und strahlt wie die Sonne am Ostermorgen

Damit wir es nicht vergessen. Damit wir es begreifen. Damit wir Hoffnung haben und Vertrauen. Denn der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!

Amen


Matthias Petersen
Kirchenstraße 37
24211 Preetz
E-Mail: petersen.m@t-online.de

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