Predigtbeitrag

Predigtbeitrag

zu Mk 14,(1-2)3-9 | verfasst von Susanna Kschamer |

Zu meiner Predigt:

Da auch bei uns in Kosel (bei Eckernförde in Schleswig-Holstein) keine gemeinsamen Gottesdienste gefeiert werden können, wird diese Predigt zusammen mit zwei Orgelmeditationen unseres Organisten am Sonntag auf unserer Gemeindehomepage (www.kirche-kosel.de) eingestellt.

Menschen ohne Internetzugang bekommen die Predigt auf Wunsch zugesandt.

Wer noch ein Lied zur Predigt hören will, dem oder der empfehle ich:

Du bist heilig, du bringst Heil https://www.youtube.com/watch?v=Lcmy_pYz79Y

Ich bete an die Macht der Liebe https://www.youtube.com/watch?v=iI8bCQxPWmU

und für Kinder

Du bist da, wo Menschen leben https://www.youtube.com/watch?v=SgQAA-si1vE

 

 

 

 

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Gemeinsam mit der ganzen Welt sind wir auf einem Weg, den wir uns nicht ausgesucht haben – auf dem Weg durch eine Seuche. Ein Weg, der mit viel Einschränkungen im Alltag verbunden sind. „Social distancing“ heißt das Gebot der Stunde. Und das hat viele Folgen. Wirtschaftliche Einbußen, verbunden mit der Sorge um die eigene Existenz. Soziale Folgen – Einsamkeit. Trennung von Menschen, nach denen man sich sehnt. Oder mehr Nähe zu den Menschen, mit denen man zusammenlebt, als einem gut tut. Bis hin zu vermehrter Gewalt an Kindern und Frauen. Besonders hart trifft es wieder die, die ohnehin schon benachteiligt sind, bei uns und weltweit. Die Spitze der Infektion ist hier in Deutschland noch nicht erreicht. Es werden umfangreiche Maßnahmen getroffen, um Menschenleben zu retten.  Und zugleich wissen wir, dass Menschen daran gestorben sind und auch in Zukunft sterben werden, die sonst noch hätten leben können. Auch wenn wir – Gott sei Dank! – mit lebenswichtigen Gütern versorgt sind, und die meisten von uns unbehelligt in ihren Wohnungen leben können, ist es eine für uns alle anstrengende Situation.

In manchem erinnert mich unsere Situation an die von Jesus und seinen Jünger in der Passionsgeschichte. Es gab zunehmende Auseinandersetzungen mit dem religiösen Establishment. Die Lage wurde bedrohlicher.  Bald nach dem feierlichen Einzug in Jerusalem, wurde auch dem letzten Jünger klar, dass sich ihre Hoffnung auf einen glanzvollen politischen Neuanfang so nicht erfüllen würde und dass sie nicht unbeschädigt aus dieser Situation herauskommen würden. Auch sie haben sich diesen Weg nicht ausgesucht. Auch sie suchten nun so gut es ging den Alltag zu bewältigen. Dazu gehörte auch das gemeinsame Essen.

Ich lese den Predigttext aus Markus 14:

Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

Ich stelle mir vor wie Jesus und seine Jünger in gemütlicher Runde zu Tische lagen.  Sich über die Einladung ihres Gastgebers freuten. Das Brot duftete, auch die anderen Speisen rochen lecker. So gut es ging genossen sie das Essen, das auf dem Tisch stand. Sie führten Alltagsgespräche und dachten über ihre Lage nach. Hin und wieder tranken sie einen Schluck Wein. Mitten hinein in diese äußerlich normale Situation kam eine Frau mit einem Alabastergefäß in der Hand, gefüllt mit kostbarem Nardenöl. Sie trat an Jesus heran. Sie zerbrach das Gefäß. Tat sie es absichtlich, als prophetisches Zeichen? Oder aus Ungeschicklichkeit, weil sie so aufgeregt war? Sie trat von hinten an Jesus heran. Und salbte ihn, den wir den Messias, den Christus, also den Gesalbten nennen mit dem kostbaren Öl. Der Duft verschwenderischer Liebe erfüllte den Raum. Beruhigend und betörend wie Lavendel.  Es roch zugleich nach Königskrönung und Totensalbung. Ein Duft, der alle im Raum ganz tief erreicht haben wird. Schließlich ist das Riechen in einem sehr alten und ursprünglichen Teil des menschlichen Gehirns verortet. Ein Duft, der die Spähre im Raum weitete hin zu Gott und seiner Liebe.

Manche der Männer muss das irritiert haben. Und so kamen sie schnell auf die Kosten der Aktion zu sprechen – wie so oft, wenn man einem nichts einfällt. Eine Idee, was besser mit dem Geld hätte gemacht werden sollen, war auch sofort zur Hand. Schließlich hätte das Jahresgehalt eines Arbeiters bekommen, wenn man das Öl verkauft hätte. Und die Armen hätten das Geld gut gebrauchen können. Eine aus ethischen Gründen nicht abwegige Argumentation. Aber ob sie das auch gesagt hätten, wenn die Frau sich selbst damit parfümiert hätten? Oder war es vielleicht eher ein rationaler Versuch sich dieser besonderen Stimmung zu entziehen, die so voller Liebe, voller Trauer, und auch voller Hoffnung auf das Reich Gottes war?

Jesus stellte sich allerdings auf die Seite der Frau. „Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan.“ Er verstand ihr Handeln als prophetische Zeichenhandlung und deutete sie entsprechend. „Sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis“ Und mehr noch: er hat betont, dass das Evangelium nicht ohne solche Liebestaten, die uns den Himmel erschließen, zu haben und zu verstehen ist. „Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat“

Die Erinnerung an diese Tat wünsche ich mir nicht nur in der ganzen Welt, sondern auch in den engen Wänden unserer Häuser und Wohnungen – möge auch dort der Duft der verschwenderischen göttlichen Liebe einziehen. Möge Gott so unseren Blick weiten über unseren begrenzten Blick hinaus. Auch die Coronaprobleme sollen und können unser Leben nicht bestimmen, denn Gott hat mehr mit uns vor.  Möge Gott uns so Kraft geben für den Weg der vor uns liegt. Und wenn Sie mögen, riechen Sie an einen schönen Parfum oder machen sich eine Duftlampe an, um sich daran zu erinnern.

Der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

de_DEDeutsch