Von der Wahrheit des Weinstocks

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Von der Wahrheit des Weinstocks

18. Sonntag nach Trinitatis |Johannes 15,1-11 (dänische Perikopenordnung)| von Elof Westergaard |

Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. So sagt Jesus infolge des Johannesevangeliums.

Mit dem Bild vom Weinstock und dem Weingärtner will Jesus sagen, wie er und Gott zusammengehören. Und wenn er später hinzufügt, dass wir Reben an dem Weinstock sind, der er ist, macht er zugleich deutlich, wie er und wir zusammengehören.

Ja, wir sind in der Tat grundlegend abhängig von ihm, so wie die Reben im Übrigen von dem Weinstock abhängig sind, an dem sie hängen. Und zugleich auch davon abhängig, dass da ein Weingärtner ist, der den Weinstock pflegt und nach seinen Reben schaut.

Weingärtner, Weinstock mit Reben sind so ein Bild für den großen Zusammenhang, der zischen uns untereinander und zwischen uns und Gott besteht.

Das Bild von dem Weingärtner, dem Weinstock und den Reben erzählt von einer Beziehung und einer Abhängigkeit. Es ist das umfassende Bild für die Beziehung und die Verbindung zwischen Gott und Mensch, ein Bild der Fürsorge Gottes und seiner reinigenden und versöhnenden Kraft.

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Wenn nun das Bild eigentlich so einfach und klar ist, warum sagt Jesus dann von sich selbst, dass er der wahre Weinstock ist? Das Wort „wahr“, griechisch „aletheia“, was hat das in diesem Zusammenhang zu suchen? Ist es notwendig?

Sprachlich gesehen würde ich sagen nein. Es scheint unmittelbar ein überflüssiges Wort zu sein, das nicht richtig in diesen Zusammenhang passt. Wir reden ja nicht von einem wahren oder falschen Baum. Ein Weinstock ist ein Weinstock, und es macht mehr Sinn von seiner Höhe und seinem Wachstum zu reden, seiner Art und seinem Aussehen, aber nicht davon, inwiefern er wahr ist.

Es besteht aber vielleicht trotzdem ein Grund dafür, dass Jesus von sich selbst als dem wahren Weinstock redet, nämlich in diesem Sinne: Da die Reben vom Weinstock genährt werden, ist es nicht gleichgültig, um was für einen Weinstock es sich handelt. Das Wort „wahr“ kann bedeuten richtig, echt, verlässlich, es meint vielleicht in seiner Grundbedeutung, dass etwas wirklich ist und existiert. Dass etwas wahr ist, das bedeutet, dass es nicht einfach verschwindet und unsichtbar wird. Was wahr ist, hat den Charakter von Wirklichkeit.

Und Gott ist wirklich, auch wenn wir ihn nicht fassen können. Jesus ist wirklich, auf Erden geboren, ging umher und verkündigte das baldige Kommen des Reiches Gottes. Und wir sind wirklich, so wie die Reben am Weinstock, wie Zweige an einem Baum.

Wir können abgeschnitten und gebrochen werden, auf die Erde fallen und so merkwürdig allein liegen zwischen dem Laub des Herbstes, aber wir sind nach den Worten Jesu noch immer Reben an dem Weinstock, der er ist. Und indem er der wahre Weinstock ist, sagt er uns, dass das, was er uns bringt, uns nicht nur auf Erden, sondern auch im Himmel beheimatet. Wir sind Kinder Gottes, weil er der wahre Weinstock ist.

Lebe in dieser Hoffnung.

Mögen wir leben vom Saft des wahren Weinstocks.

 

Das geschehe – im Namen Jesu.

Amen.

 

Bischof Elof Westergaard

DK 6760 Ribe

eve(at)km.dk

 

 

 

 

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