Wasser-Gottesdienst

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Wasser-Gottesdienst

 

Göttinger Predigten im Internet
hg. von Ulrich Nembach und Johannes
Neukirch

Erntedankfest
3. Oktober 1999
„Wasser-Gottesdienst“-
Familien-Gottesdienst zum Erntedankfest

von Frau Ratzmann, Toskastr. 34a, 04159 Leipzig

Tel.: 0341 – 901 10 48


  1. Raumgestaltung
  2. Ablauf
  3. Bausteine
  4. Predigt

Raumgestaltung:

in der Kirche sind gut leserlich folgende Aphorismen
angebracht:
Auch eine Pfütze spiegelt den Himmel
Auch die kleinste Quelle bekommt ihr Wasser geschenkt
In den Brunnen, aus dem man getrunken hat, soll man keinen Stein werfen
Tote Fische schwimmen mit dem Strom, lebendige dagegen
Um an die Quelle zu kommen, muß man gegen den Strom schwimmen
Das Herz Gottes ist ein Meer, in dem eine Welle der Barmherzigkeit die andere
ablöst
In fließendem Wasser kann man sein eigenes Bild nicht sehen, wohl aber in
ruhendem Wasser
Vertrauen ist wie Wasser, das Wüsten zu Oasen macht
Der Mensch ist wie ein Brunnen, er kann sich nur von seinem Grund her
füllen
Einen bitteren Schluck sollte man nicht auf mehrere Gläser verteilen
Der Glaube an Gott ist wie das Wagnis des Schwimmens. Man muß sich dem
Element anvertrauen und sehen, ob es trägt

in der Kirche sind gut leserlich Sprüche aus der
Bibel zum Wasser angebracht:
Er führet mich zum frischen Wasser
Wie ein Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu
dir
Dürstet deinen Feind, so tränke ihn mit Wasser
Es soll das Recht offenbart werden wie Wasser
Wer will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst
Wer von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine
Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt

auf dem Altarplatz sind gut sichtbar Behälter mit
Wasser aufgestellt:
Regentonne, Karaffe, Tassen, Gläser, Flaschen, Pappen, Eimer,
Schläuche, Auffangbecken, Strohhalm, Kannen, Schalen, Gießkannen…

auf einem Tisch (Eingangsbereich) liegen leere Zettel
für „Wasser-Gedanken“:
Die ankommenden Gemeindeglieder schreiben ihre
„Wasser-Gedanken“ auf diese Zettel.
Diese Zettel werden für das Gebet verwendet.

in der Kirche sind gut leserlich folgende Infos
angebracht:
Die Weltgesundheitsorganisation setzt fest: einem Menschen sollen
täglich 40-50 Liter Wasser zur Verfügung stehen und die Wasserstelle
darf nicht mehr als 200 Meter vom Haus entfernt sein
In den Städten der Dritten Welt sind über 240 Mio Menschen ohne
sichere Wasserversorgung,
auf dem Lande sind es etwa eine Milliarde Menschen
In Mexico City (30 Mio Einwohner) kostet die Wasserversorgung jährlich 1,5
Milliarde
Westlicher Staaten verbrauchen rund zwei Drittel ihres Wassers in der Industrie
(USA 41%, Spanien 80%, Indien 93%
Wasser gehört inzwischen zu den wichtigsten Bodenschätzen der
Länder
In Deutschland werden 70% des Trinkwassers aus Grundwasser gewonnen
Wegen Wasser werden bereits Kriege geführt: die am Oberlauf gelegenen
Staaten können den Völkern am Unterlauf desselben Flusses
buchstäblich das Wasser abgraben
(beispielsweise baut die Türkei gegenwärtig ein System von 22
Staudämmen am Oberläufen von Euphrat und Tigris, um Energie zu
erzeugen und riesige Trockengebiete landwirtschaftlich nutzen zu können.
Dafür fließt aber weniger Wasser in die Nachbarländer Irak und
Syrien. Im Jahr 1989 nutzte die Türkei einen ganzen Monat den Euphrat
allein, um den Atatürk-Stausee zu füllen!)
(beispielsweise fügt Indien mit der rücksichtslosen Ausbeutung des
Ganges seinem Nachbarn Bangladesch schweren Schaden zu. Die Existenz von 100
Millionen menschen ist dadurch bedroht)
(beispielsweise „stirbt“ durch wirtschaftlichen Mißbrauch der
riesige Aralsee, das viertgrößte Binnenmeer der Erde.
Sadat hat bereits 1979 erklärt: „Der einzige Grund, der Ägypten
wieder dazu bringen könnte, Krieg zu führen, ist Wasser.“
Weltweit gehen durch Senkung des Grundwasserspiegels jährlich 1,5
Millionen ha Ackerland wegen Versalzung verloren
Die großen Meere werden bis heute durch unverantwortliche Einleitung von
industriellem Abwasser als chemisches Endlager mißbraucht
Im Mittelalter wurden Brunnenvergifter mit dem Tode bestraft. Aber wer bestraft
heute die Schuldigen in Wirtschaft und Politik.
Staudämme haben schlimme Konsequenzen: am Unterlauf eines gestauten
Flusses ist nichts mehr wie es vorher war.Artenvielfalt und Fischreichtum
nehmen rapide ab, wirtschaftliche und soziale Folgen sind verheerend
Goethe im Faust, Zwiter Teil: „Ohne Wasser ist kein Heil“
Die grauen Zellen in unserer Hirnrinde bestehen zu 85% aus Wasser
Eine normale lebende Zelle enthält etwa 80% Wasser, einige Pflanzenarten,
bestehen sogar zu 95% aus Wasser, Quallen zu 98%
Säugetiere und Menschen dürfen nicht mehr als 12-15% ihres Wassers
verlieren, sonst sterben sie
Durst macht sich schon bei 0,5% Wasserverlust bemerkbar
Bei 5% reagiert der Organismus mit Fieber
Bei 8% kommt es zu den ersten lebensbedrohlichen Erscheinungen:
Speicheldrüsen setzen aus, die Haut färbt sich blau
Bei 10% ist der Mensch bereits nahezu bewegungsunfähig
Wir alle haben uns einige Monate im Wasserbett der mütterlichen
Fruchtblase gerekelt und entwickelt
Der erste eigenständige Schluck Flüssigkeit, den wir nahmen war nicht
Muttermilch, sondern Fruchtwasser.
Kein Wassertröpfchen ist mit einem anderen identisch/gleich
Abschließend: Kurzgeschichte I/224 (aus dem „Kleinen Prinzen“)

  • Ablauf:
  • 01. Orgel freies Stück
  • evtl. Anklänge an die
    „Wassermusik“ (Händel)
  • 02. Begrüßung und Einführung in den FGTTD (mit einem guten
    Schluck Wasser auf jeden Hinweis)
  • 03. Chor: Himmel, Erde, Luft und Meer, Chorsatz. EG 504 aus:
    „Chorsätze zum EG“
  • 04. Lesung:
    „Wasser-Infos“ siehe Beilage
    „Wasser-Gedanken“ ausgefüllte Zettel vom Eingangsbereich
  • 05. Chor/Gem.: Ich singe dir mit Herz und Mund EG 324 (Auswahl)
  • 06. Lesung: „Wasser-Geschichte“ Lukas 8/22-25
  • 07. Chor: Deine Hände, großer Gott, Chorsatz, aus: „Chorbuch für Kinder“
    siehe Beilage (Achtung: 98 KB)
  • 08. „Wasser-Credo“ siehe Beilage
  • 09. Orgel: freies Stück
  • 10. „Wasser-Predigt“: siehe Beilage
  • „Bei dir ist die Quelle des Lebens“ Psalm 36, 10 (bei jedem
    neuen Gedanken ein Schluck Wasser „zutrinken“)
  • 11. Kanon: Ihr werdet Wasser schöpfen mit Freuden
    siehe Beilage
  • 12. Abkündigungen
  • 13. Chor/Gem.: Lobet den Herren, denn er ist sehr freundlich EG 304
    (Auswahl) Chorsatz
  • 14. „Wasser-Geld“ (Einsammlung des Dankopfers in
    Wasserschalen/schläuchen)
  • 15. „Wasser-Gebet“ siehe Beilage
  • 16. Vaterunser
  • 17. Segen
  • 18. Gem.: Bewahre uns Gott EG 171
  • 19. Verabschiedung
  • 20. Orgel: freies Stück

Bausteine:
Credo
Ich brauche Gott wie ich Wasser brauche – damit ich am Leben bleibe
Gott trägt wenn der Boden unter den Füßen verloren geht
Gott erneuert wenn alles heillos durcheinander gerät
Gott verbindet wenn Gemeinschaft zerbricht
Gott bewegt wenn Hoffnungslosigkeit lähmt
Gott verändert wenn alles sinnlos scheint
Ich brauche Gott wie ich Wasser brauche – damit ich am Leben bleibe

Gebet
O Gott, gib einen frischen Glauben
O Gott, gib einen klaren Glauben
O Gott, gib einen tiefen Glauben
Kyrie EG 178.9
O Gott, gib einen kräftigen Glauben
O Gott, gib einen verbindlichen Glauben
O Gott, gib einen tragenden Glauben
Kyrie
O Gott, gib einen bewegenden Glauben
O Gott, gib einen strömenden Glauben
O Gott, gib einen stärkenden Glauben
Kyrie
Gib solchen Glauben nicht nur uns. Erfülle mit solchem Glauben alle Welt.
Damit alles, was jetzt lebt, auch in Zukunft leben kann.
Laudate 181.6

Predigt – „Bei dir ist die Quelle des
Lebens“ (Psalm 36/10)

Das Bild einer Quelle ist wohl eines der schönsten „Bilder“
für „Gott“. Wir brauchen solche Vergleiche, um besser verstehen
zu können, wer „Gott“ ist und was „Gott“ will.

1. Eine Quelle ist etwas sehr lebendiges.

Wer aus einer Quelle getrunken hat, der ist wie neugeboren. Wer in einer
Quelle gebadet hat, der ist erfrischt, nicht mehr müde oder schlapp oder
lahm.

Manchmal sind wir sprachlos. Zuviel liegt auf den Schultern. Manchmal sehen
wir nicht mehr durch. Zu viele Einflüsse bringen uns durcheinander.
Manchmal ist innen alles lehr. Manchmal ist es Nacht in uns und um uns.
Manchmal scheint die Zukunft verbaut und verschlossen. Als ob wir uns in einer
unendlichen Wüste befinden. Dann ist eine Quelle die Rettung. Sie macht
wieder lebendig.

So wie Gott. Was tot ist oder tot macht, ist chancenlos angesichts dieser
Quelle.

Gott sei Dank für Dich.

2. Eine Quelle ist in jedem Moment anders und trotzdem dieselbe.

So wie Gott. Wir haben als Kinder eine andere Beziehung zu Gott, ein anderes
Bild von ihm als die Erwachsenen. Wir haben in Krankheit und Schwachheit ein
anderes Verhältnis zu ihm als dann, wenn alles gelingt.

In jeder Kultur, in jeder Religion, im Laufe der langen
Menschheitsgeschichte wird der Eine Gott immer anders gesehen, erlebt, erkannt,
beschrieben und verehrt. Veränderung ist ein Kennzeichen für alles,
was lebt. Auch ein Kennzeichen für den Einen lebendigen Gott. Für den
„Überall“ und „Allezeit“.

Gott sei Dank für Dich.

3. Eine Quelle bringt in alle Sinne neue Kräfte.

Wer aus einer Quelle geschöpft hat, hat nicht nur den Durst
gelöscht. Die Kraft der Quelle geht durch und durch. Die Füße
bewegen sich anders als vorher. Das Herz empfindet anders. Die Gedanken
arbeiten wieder. Arme und Hände bekommen neuen Schwung. Auch die Augen
blicken anders. Und selbst die Stimme kommt wieder zurück ins Leben.

Wer seine Kraft von Gott empfängt wie aus einer Quelle, dem geht es
ebenso.

Gott sei Dank für Dich.

4. Manchmal muß ich an einer Quelle ausruhen.

Eine Rast an der Quelle bietet viele Chancen auf einmal. Ich komme zur Ruhe.
Ich kann mich besinnen. Ich kann meine Gedanken ordnen. Ich spüre
Erleichterung und Entlastung. Es geschieht etwas mit mir. Und ich muß
mich nicht anstrengen dabei.

Es sind alles Möglichkeiten, die ich auch dann habe, wenn ich bei Gott
Station mache.

Gott sei Dank für Dich.

5. Immer finde ich Freunde auf dem Weg zur Quelle.

Das ist das Schöne. Partnerschaft, Verwandtschaft, Freundschaft,
Nachbarschaft, Begegnung unterwegs – auf dem Weg dorthin. Dorthin, wo die
Quelle ist, wo Gott erkennbar, erfahrbar, erlebbar, spürbar wird. Ich
muß nicht allein bleiben auf dem Weg zu Ihm.

Gott sei Dank für Dich.

6. Manchmal muß ich umkehren, wenn ich zur Quelle will.

Nicht immer bin ich im Bilde. Nicht immer bin ich so richtig drauf. Nicht
immer habe ich die Quelle – Gott – im Sinn. Manchmal bin ich weit weg. Manchmal
verdränge ich die Sehnsucht nach ihm und die Erinnerung an ihn. Das
muß nicht so bleiben. Ich kann die Richtung meines Lebens ändern.
Dann ist es gut, wenn ich umkehre.

Gott sei Dank für Dich.

7. Gelegentlich muß ich mich erinnern lassen, daß es die Quelle
gibt.

Heute ist so ein Tag. Hier ist so ein Ort. Bei ihm, bei Gott, ist die Quelle
für Leben. Und wir können es noch direkter sagen: Gott, bei Dir ist
die Quelle. Du bist die Quelle. Von Dir kommt Leben. Du bist
unerschöpflich.

Gott sei Dank für Dich.


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