1. Könige 3,5-15

1. Könige 3,5-15

9.So. n. Trinitatis | 06.08.2023 | 1. Kön 3,5–15* | Was soll man(n) sich wünschen? | Hansjörg Biener |

Für die Begrüßung

Lassen Sie mich mit einem Witz beginnen: Ein Mann hat 60. Geburtstag. Eine Fee erscheint und sagt: „Du hast einen Wunsch frei.“ [Pause] Der Mann schaut auf seine Frau: [Pause] „Ich wünsche mir eine 30 Jahre jüngere Frau.“ Sagt die Fee: „Kein Problem.“ Und: Poff! Der Mann ist 90. [Pause] (nach https://deine-mutter-witze.net/fee-witze.html)

Wunschwitze gibt es mit einem oder drei Wünschen, mit einer guten Fee, aber auch mit einem Geist aus einer Wunderlampe. Viele der Witze, die ich im Internet gegoogelt habe, wollte ich gar nicht kennen und passen nicht für eine fromme Seele. Trotzdem ist das eine interessante Frage, an der man wachsen kann. „Was würdest Du Dir wünschen, wenn Du einen Wunsch frei hättest?“ [Pause] Der heutige Predigttext hat genau das zum Thema. Gott erscheint dem neuen König Salomo im Traum: „Bitte, was ich dir geben soll!“ Mehr dazu später.

Predigt

Der Predigttext

„5 Und der HERR erschien Salomo […] im Traum […], und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll! 6 Salomo sprach: […] 7 HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. 8 Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. 9 So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. […] 10 Das gefiel dem Herrn […]. 11 Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, auf das Recht zu hören, 12 […] so tue ich nach deinen Worten. […] ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird. 13 Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast: Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten. 14 Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, […], so will ich dir ein langes Leben geben. 15 Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum.“ (1. Könige 3,5–15*)

Der Plan

Als ich den Predigttext sah, war die Predigtidee klar: „Was soll man sich wünschen, wenn man einen Wunsch frei hat?“ Ich wollte mit Aladin und der Wunderlampe beginnen, einer Geschichte aus 1001 Nacht. Dann wollte ich auf den weiser gewordenen Salomo aus unserem Predigttext eingehen. Als drittes wollte ich auf die sogenannte Versuchung Jesu kommen, dem drei verlockende Angebote gemacht wurden. Und das Ganze wollte ich mit ein paar Wunschwitzen garnieren.

So einfach wurde es nicht. Ich habe gesehen, dass die meisten Wunschwitze im Internet sexistisch sind. Es geht um Reichtum und gutes Leben, aber auch um große Genitalien und immer willige Frauen. Und damit wurde es für mich kompliziert. Es ging nicht mehr um die Frage „Was soll man sich wünschen?“. Ich musste nun beim „man“ ein großen M und ein zweites n mitdenken.

Das heißt für die Predigt: Die Frage nach dem richtigen Wunsch bleibt, aber ich lasse offen, wie sehr die Überlegungen am Beispiel von Aladin, Salomo und Jesus auch für Frauen gelten. Vielleicht sind die dort verhandelten Wünsche und die Wünsche von Frauen ja nicht 1:1 identisch. Die Grundgliederung bleibt: Einsichten aus der Weltliteratur, Einsichten aus dem Alten Testament und Einsichten aus dem Neuen Testament. Am Ende muss „jedermann“ selbst spüren, was auch ihn oder sie angeht. Vielleicht bleiben manche Einsichten richtig, egal was man ist. Man muss die Frage „Was würdest Du Dir wünschen“ halt für sich selbst durchdenken. Nehmen Sie das Folgende einfach als Denkanregung dafür.

Beginnen wir mit den

Einsichten aus der Weltliteratur

Zunächst also Aladin und die Wunderlampe. Ich nehme an, Sie kennen dieses Stück Weltliteratur mindestens dem Namen nach. Ich habe es auch nicht gelesen. Ich kenne nur die wunderbaren Zeichentrickfilme von Disney (Filme ab 1992 und Serien 1994-1996). Und der Star war für mich Dschinni: Er ist der Geist aus der Wunderlampe, die Aladdin [sic] in die Hände gefallen ist. Aladdin hat ihm die Freiheit geschenkt, aber Dschinni ist bei ihm geblieben. Er ist extrovertiert, sensibel und stets gut gelaunt. Dschinni hat immer noch magische Kräfte, die oft nützlich sind, die er aber auch für Unfug einsetzt. Ich fand den Film und die Zeichentrickserie lustig. (https://de.wikipedia.org/wiki/Aladdin_(Zeichentrickserie))

In der Originalgeschichte ist Aladin ein junger Taugenichts, dessen Vater verstorben ist und eine arme Witwe hinterlassen hat. Ein Zauberer glaubt, dass nur Aladin eine mit Zauberkräften ausgestattete Öllampe aus einer Höhle holen könnte. Er kommt zu Aladin, gibt sich als sein Onkel aus und bringt ihn zur Höhle. Aladin bekommt vom Zauberer einen Schutzring und betritt eine wahre Schatzhöhle. Aladin packt sich die Taschen mit Juwelen voll, ist aber misstrauisch. Er will dem Zauberer die Lampe erst übergeben, wenn er ihm wieder aus der Höhle herausgeholfen hat. Der Zauberer wird wütend und verschließt den Eingang der Höhle. Verzweifelt reibt Aladin an dem Ring: Ein mächtiger Dschinn erscheint, der die Wünsche des Ringbesitzers erfüllen muss. Mit Hilfe dieses Geistes kommt Aladin wieder ins Freie und kann zu seiner Mutter heimkehren. Als diese die Lampe sauber machen will und an ihr reibt, erscheint ein noch mächtigerer Geist, der ebenso hilfreich an der Seite des Lampenbesitzers steht.

Mich interessiert die Idee eines Geistes aus der Wunderlampe und, was es mit dem Wünschen auf sich hat. Ein Dschinn muss sein Leben lang dienen und Wünsche erfüllen. Wenn ein Meister seine drei Wünsche aufgebraucht hat, wird der nächste Finder der Flasche oder Lampe der neue Meister. Bei der Internetrecherche ist mir dann aufgefallen, was man sich von einem Dschinn wünschen kann und was nicht. Offensichtlich haben hier schon viele Menschen mitgedacht und Wünsche ausgeschlossen. Ich nenne vier Beispiele (vgl. https://onceuponatime.fandom.com/de/wiki/Dschinn):

Nr. 1: „Kein Wunsch nach mehr Wünschen.“ – Das wäre eine typische Kinderantwort. Vielleicht lässt uns das lächeln. Vielleicht werden wir aber auch auf unsere möglicherweise bestehende Unersättlichkeit von Wünschen aufmerksam.

Nr. 2: „Drei Wünsche, nicht mehr, nicht weniger.“ – Das ist ein spannender Gedanke. Man könnte sich ja mit einem einzigen Wunsch aus der Begegnung mit sich selbst stehlen. Dann stellt man beispielsweise den Weltfrieden nach vorne, und versteckt „Mann“, mit großem M und Doppel-n, damit vielleicht die in den Feen-Witzen zum Durchbruch kommenden Wünsche männlicher sexueller Dominanz.

Nr. 3: „Kein Wunsch nach Liebe.“ – Frauen lieben statt besitzen, das wäre ein Ausweg aus frauengefährdender Männlichkeit. Doch Gegenliebe ist immer ein Geschenk. Dieses kann, so die Einsicht, auch kein Dschinn bewirken.

Nr. 4: „Kein Wunsch, um die Vergangenheit zu ändern.“ – Das muss nicht einmal mit Reue oder Schuld zu tun haben, die aus Aktionen mit zu viel Testosteron oder Alkohol im Blut entstanden sind. Es gibt ja auch Sachen, wo man nüchtern sagt: Mit dem Wissen von heute hätte ich einen anderen Beruf gewählt. Ich wäre nicht nach X gezogen. Ich hätte dieses oder jenes anders entschieden. Aber man weiß, man ist jetzt so weit gekommen, und damals waren die Umstände eben so. Punkt.

Nach den Einsichten aus der Weltliteratur nun als zweiter Hauptteil:

Einsichten aus dem Alten Testament

Christenmenschen glauben hoffentlich nur theoretisch an Dschinns, Feen oder andere Wunscherfüllungsautomaten. Was aber wäre, wenn Gott einen nach seinen Wünschen fragt? [Pause] Und damit sind wir beim Predigttext für heute. Ich habe ihn schon einmal vorgelesen. Jetzt werde ich ihn noch einmal durchgehen und meine Akzente setzen.

„5 Und der HERR erschien Salomo […] im Traum des Nachts.“

Wir verlassen die Fantasiewelt von 1001 Nacht und kommen erneut in eine Ausnahmewelt, den Traum. Sie wissen: Träume funktionieren anders als unser normales Bewusstsein. Es gibt weniger Schutz, weniger Verdrängung dessen, was man wirklich will.

„und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!“

Das ist neuer Zugang zur Frage „Was würdest du dir wünschen?“. Dschinns sind gebunden. Sie müssen den Wunsch erfüllen. Gott muss nicht erfüllen. Er bleibt frei, die Qualität von Wünschen zu beurteilen und sie zu erfüllen oder nicht. Und damit stellt sich neben die Frage: „Was würdest du dir wünschen?“ die Frage „Welcher Wunsch würde vor Gott bestehen?

„6 Salomo sprach: […] 7 HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein.“

Salomo nennt sich „jung“. Wie jung er war, steht nicht im hebräischen Bibeltext. Aber Bibelleser wissen: Ganz jung und vom Leben unberührt ist er nicht. Im Kampf um die Thronfolge haben Davids Söhne sich selbst und sich gegenseitig aus dem Weg geräumt. Selbst wenn für Salomo intrigiert wurde: Salomo ist an dem Ziel, für das die anderen Prinzen ihr Leben gelassen haben.

Die gewonnene Position macht ihn demütig:

„8 Dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann. 9 So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. […] 10 Das gefiel dem Herrn.“

Einsicht in das, was gut und böse ist, um gut zu regieren. Das ist ein nobler Wunsch. Es wäre großartig, wenn er aus den Tiefen eines Traumes kommt. Wie gerne sähen wir bei den Mächtigen dieser Welt, dass der Wunsch nach guter Regierungsführung in den Tiefen der Seele verankert wäre. Der Blick auf die Machthaber und Milizführer in vielen Ländern dieser Welt ist ernüchternd: Da geht es doch eher um Machterhalt, Reichtum und Tod der Feinde. Sie kennen die Beispiele sicher selber aus den Nachrichten. [Wenn es aber wirklich nötig ist, könnte ich als aktuelles Beispiel aus der Tagesschau Kambodscha nennen: „Kambodschas Langzeit-Ministerpräsident Hun Sen tritt nach fast 40 Jahren an der Macht von seinem Amt zurück. […] Hun Sen hatte einst unter Diktator Pol Pot für die Roten Khmer gekämpft, war aber später zu den Vietnamesen übergelaufen. 1985 wurde er Regierungschef im Königreich. Bereits seit Jahren hat Hun Sen seinen Sohn als Nachfolger aufgebaut. Menschenrechtler verglichen die Situation in dem südostasiatischen Land mit der in Nordkorea und sprachen von einer ‚Erb-Diktatur‘.“ https://www.tagesschau.de/ausland/asien/kambodscha-machtwechsel-100.html (26. Juli 2023)]

Kehren wir zurück zu Salomo und seinem Traum:

„11 Und Gott sprach zu ihm: Du hast weder um langes Leben gebeten noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, auf das Recht zu hören, 12 […] so tue ich nach deinen Worten. […] ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird. 13 Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast: Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten.“

Salomo hat um das Richtige gebeten: Salomo bekommt ein weises und verständiges Herz. Und Gott ist großzügig: Oben drauf kommen Reichtum und Ehre. Um das Männerthema viele Frauen muss Gott sich nicht kümmern, denn der Harem war für einen König selbstverständlich. Nach 1. Könige 11,3 hatte Salomo „siebenhundert fürstliche Frauen und dreihundert Nebenfrauen“. Selbst wenn man das als literarische Übertreibung betrachtet, hat sich Salomo da sicher ausleben können.

Gott ist großzügig, liefert sich aber nicht aus, denn der Segen kommt mit Bedingungen:

14 Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, […], so will ich dir ein langes Leben geben. 15 Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. […]“

Und hola! Sie ahnen schon, wo es laut Bibel mit Salomo kritisch wurde: Die Begleitumstände seines Harems wurden zum Anlass für ein Zerwürfnis zwischen Gott und Salomo. Salomo wandelte in manchen Dingen nicht mehr in den Wegen des Herrn. Und das hatte Konsequenzen: Salomo hat von David ein Reich geerbt. Nach Salomo bestand es so nicht mehr.

Wünsche Dir das Richtige, und alles andere fällt dir zu. Das klingt sehr nach einem Jesus-Wort aus der Bergpredigt. „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.“ (Matthäus 6,33). Ich habe schon angekündigt, dass es im Neuen Testament eine Geschichte gibt, in der Jesus auf dieses Thema getestet wird.

Darum nun als letzter Hauptteil:

Einsichten aus dem Neuen Testament

Das Matthäus-Evangelium erzählt, dass Jesus bei seiner Taufe durch Johannes eine Botschaft hörte. „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ (Matthäus 3,17) Sohn Gottes wird man nach traditioneller biblischer Vorstellung nicht durch eine wunderbare Zeugung, sondern durch eine göttliche Berufung zu einem besonderen Auftrag. (vgl. Psalm 2,7 Throneinsetzung) Sehr vernünftig geht Jesus in die Stille, um sich des Erlebten klarer zu werden.

Wieder eine Ausnahmesituation, aber auch die ist für uns nicht völlig unzugänglich. Wer heutzutage wie Jesus in die Stille geht, um seine Seele zu klären, macht das freiwillig. Aber wir alle haben in der Corona-Zeit Isolation erlebt und womöglich gesehen, wie „Dämonen“ in uns oder bei anderen aufgestiegen sind: Unbewältigte Erinnerungen, unbefriedigte Wünsche, Alkohol- und Internetsucht – und wieder mehr Gewalt gegen Frauen und Kinder. Ich setze die Dämonen in Anführungsstriche. Wer Strom benutzt oder die psychische Wirkung von Medikamenten/Drogen kennt, sollte die Begriffe Dämonen oder auch Teufel nur in einem übertragenen Sinn verwenden. Sie gehören in eine Zeit und Sprachwelt, in der vieles, was uns selbstverständlich ist, als dämonisch/teuflisch beschrieben worden wäre. Die Versuchung kommt aber nicht von fremden Mächten. Sie hat primär mit unserer Versuchlichkeit zu tun. Diese Sicht haben wir sogar schon im Neuen Testament. Im Jakobus-Brief heißt es: „Ein jeder, der versucht wird, wird von seiner eigenen Begierde gereizt und gelockt.“ (Jakobus 1,14)

An der Geschichte von Jesu Versuchung interessiert mich jetzt nicht der Versucher und auch nicht Jesu Abwehr. Es geht mir um die versuchlichen Angebote:

 2 Als Jesus vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. 3 Und der Versucher trat herzu und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden. 4 Er aber antwortete […]: Es steht geschrieben: »Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«

5 Da führte ihn der Teufel […] in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels 6 und sprach […]: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: »Er wird seinen Engeln für dich Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, […].« 7 Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.«

8 Wiederum führte ihn der Teufel […] auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit 9 und sprach[…]: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. 10 Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! Denn es steht geschrieben: »Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.« 11 Da verließ ihn der Teufel. (Matthäus 4,2-11)

Jesus verzichtet auf den Versuch, durch ein Wunder Steine zu Brot zumachen. Jesus verzichtet auf den Test, ob Gott ihn wirklich schützt. Und dann staune ich über das Angebot der Weltherrschaft. Jesus hat auf die wunderhafte Befriedigung grundlegender Bedürfnisse wie Nahrung und Schutz verzichtet. Warum sollte er vom Angebot der Weltherrschaft angezogen sein? Ich glaube, dass im Angebot unbegrenzter Macht nicht nur eine Versuchung für Potentaten liegt. Sie könnte auch eine Falle für Wohlmeinende sein. Nehmen wir einfach mal mich… Wie die Tagesschau berichtete, war am 2. August der Erdüberlastungstag. [https://www.tagesschau.de/inland/erdueberlastungstag-ressourcen-102.html (26. Juli 2023)] Das heißt, die Weltbevölkerung verbraucht seit wenigen Tagen mehr Ressourcen, als die Erde nachproduzieren kann. Nehmen wir nun an, ich würde ein Radikalprogramm für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung durchsetzen, um die Umwelt zu schützen und Menschen zu ihrem Glück zwingen. Alle Menschen der Welt bekommen ein Jahresbudget mit exakt denselben Rechten und Ressourcen: gleich viel Wasser und Nahrungsmittel, Rohstoffe und Technik, Wohnraum und Gesundheitsfürsorge. Wohlgemerkt: Seit August hat die Weltbevölkerung ihr Jahresbudget aufgebraucht. Noch schlimmer: Würden alle so leben wie die Deutschen/Österreicher/Schweizer wären wir bereits seit 4. Mai/6. April (sic)/13. Mai 2023 im Minus. (https://www.overshootday.org/newsroom/country-overshoot-days) Sie erkennen leicht, welche Unruhe in der Bevölkerung ich selbst als wohlmeinender Weltherrscher seit dem Frühjahr unterdrücken müsste. Dagegen sind die mit den Klimaklebern verbundenen Proteste und Gegenproteste nichts.

Irgendwann kommt die Zeit, wo Reichtum, langes Leben oder Sex keine Rolle mehr spielen und auch nicht Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Darum noch ein kurzes Wort über:

Letzte Wünsche

In den letzten Jahren habe ich immer wieder Spendenwerbung für „Letzte-Wünsche-Wagen“ erhalten (vgl. https://wuenschewagen.de). Das sind auf Palliativmedizin spezialisierte Krankenwagen. Menschen, die auf der letzten Lebensstrecke sind, sollen noch einmal auf einem Berg, der ihnen wichtig war, die Aussicht genießen. Oder den Reiterhof besuchen, wo sie ein Pferd stehen hatten. Mich berührt das sehr. Zumal es viele andere letzte Wünsche gibt, die nicht mehr erfüllt werden können. Eine Versöhnung beispielsweise, eine Jugendliebe wiedersehen oder einfach nur der Wunsch einer demenzkranken Frau, die keinen Geschmack mehr hat, aber ihre Familie noch einmal richtig bekochen will.

Der Blick auf die letzten Wegstrecken anderer mahnt uns, unseren letzten Willen rechtzeitig zu bedenken. Das gilt für das Testament, auch für die Patientenverfügung und andere Festlegungen z. B. für die Beerdigung. Ich persönlich glaube, dass man irgendwann daran arbeiten und darum beten muss, dass man im Frieden mit sich und seinem Leben, mit Gott und der Welt sterben kann. [Pause]

Weil das jetzt vielleicht ein bisschen schwer war, noch

Ein Wünsche-Witz zum Abschluss

In dem Witz geht es um drei Präsidenten: Donald Trump, Wladimir Putin und den Präsidenten von Mexiko. Und eigentlich muss man nur wissen, dass ein Herzensprojekt von Donald Trump eine Mauer an der Grenze zu Mexiko war. Damit sollte der Zustrom von Bürgerkriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen aus Lateinamerika in die USA gestoppt werden.

Donald Trump, der mexikanische Präsident und Wladimir Putin begegnen einer Fee. „Jeder von euch hat einen Wunsch frei.“, sagt die Fee. Der Präsident von Mexiko sagt: „Ich war ein Bergmann, mein Vater war Bergmann, und mein Sohn wird auch einer sein. Ich wünsche mir, dass Mexiko für alle Zeiten reich an Bodenschätzen ist.“ Zack. Mexiko ist für alle Zeiten reich an den seltensten Bodenschätzen. Donald Trump ist beeindruckt. Aber Trump weiß längst, was er will. Er wünscht sich, was er sich immer gewünscht hat: Eine Mauer gegen Migranten. „Mach mir eine Mauer um die USA, so hoch, dass kein Migrant in unser Land hineinkommen kann.“ Und tatsächlich: Eine riesige Mauer baut sich auf. Sie umschließt die Vereinigten Staaten rundum. Putin überlegt. Dann sagt er zu der Fee: „Ich bin neugierig. Erzähl mir mehr über diese Mauer.“ Die Fee erklärt: „Gut, sie ist fünfzig Meter hoch, 10 Meter breit und umschließt die USA von allen Seiten.“ Daraufhin Putin: „Fülle sie mit Wasser.“ (adaptiert nach https://deine-mutter-witze.net/fee-witze.html)

Dr. Hansjörg Biener (*1961) ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und als Religionslehrer an Nürnberger Gymnasien tätig. Außerdem ist er außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Hansjoerg.Biener (at) fau.de)

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