2. Korinther 4,3-6

2. Korinther 4,3-6

Lichtsignale in der Düsternis | Epiphanias | 06.01.2023 | 2. Kor. 4,3-6 | Markus Kreis |

Predigttext: 3 Ist aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, 4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes. 5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. 6 Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Alles andere als ein Strahlemann war Paulus zu Lebzeiten. Zumindest für viele Christen in Korinth. Armselig fanden sie dort sein Äußeres, langweilig als Redner, stur in Worten und Gedanken. Und dabei über Gebühr fordernd in seinen Anliegen: ordentlich zu spenden für die verarmten Schwestern und Brüder in Jerusalem.

Paulus kam eher als ein Opfer des Lichts daher. Denn er strahlte kaum etwas aus, blieb vielen Mitchristen dunkel. Hat kaum berührt. Und wenn, dann häufig Abwehr erzeugt, mindestens ein Kopfschütteln. Paulus ein Schattenmensch. Wie der halt so an einem vorbeigeht, wenn man des Tags in schöner Sonne schlendert. Als Strahlemänner zählten damals andere. Seine Rivalen in Korinth. Die inzwischen eher Dunkelmänner sind, denn sie und ihre Worte sind vergessen. Ohne weitere Wirkung.

Paulus erschien zu Lebzeiten eher als ein Opfer des Lichts. Von Anfang an, bei Damaskus. Bei seinem Wandel vom Verfolger zum Missionar. War gezwungen, drei Tage blind im Dunkeln zu hausen. Nur um gleich fix zu behaupten: Jetzt hab ich´s endlich geblickt. Und den anderen damit hartnäckig auf den Nerven herum zu trampeln. Die so kommenden Angriffe hat Paulus wissentlich als sein Kreuz auf sich genommen. So sehr fühlte er sich seinen Gegnern verpflichtet. Denn diese sollten den Glauben an Jesus unbedingt besser verstehen, statt weiter im Dunkel zu tappen. 5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen.

Wenn überhaupt etwas in ihm strahlte, dann sehr tief innen in ihm drin. So tief, dass von außen manchmal sehr, sehr wenig davon zu bemerken war. Und das alles war ihm selbst wohl klar, sonst hätte er nicht den Satz in unserem Bibeltext geschrieben: Vers 6 Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Heller Schein im Menschenherz! Was ist damit gemeint? Schwarz und Gelb, Schwarz und Gelb! Borussia Dortmund ist nicht gemeint. Auch nicht die Biene Maja. Es geht um Signale. Zu finden in Werkhallen, geklebt auf schlecht einsehbare Stufen. Um so etwas wie eine Lichtschranke, wie sie an Stanzpressen montiert sind. Nach dem hilfreichen Motto: Die Anlage schläft nie und macht dich kaputt – pass also auf.

Schwarz und Gelb, Schwarz und Gelb! Gemeint sind Licht und Finsternis. Beide treten irgendwie immer zusammen auf. Was war zuerst da? Die Henne? Oder das Ei? Die Bibel sagt in Genesis 1,1: die Finsternis. Andererseits war vor all dem schon Gott da. Und der wiederum hängt ja mit dem Licht zusammen. Also was jetzt?

Gewiss ist eines: Lichtsignale machen nur Sinn, wenn sie unterbrochen werden. Stellen Sie sich vor: Sie befinden sich nachts auf einem Schiff nahe der Küste. Ein Sturm peitscht Wellen, Regen und Wolken auf. Es ist so gut wie nichts zu sehen. Kentern droht, oder Auflaufen und Leckage. Halt, da war was. Ein Licht? War das jetzt der Mond? Ein Stern? Oder der Strahl eines Leuchtturms? Wenn das Licht regelmäßig von bestimmter Stelle leuchtet, dann hofft man: Ah, das Lichtfeuer eines Leuchtturms. Orientierung in Sicht.

Ein Lichtsignal ergibt also nur Sinn, wenn es wechselt mit Phasen der Finsternis. Dreimal kurz, dreimal lang, dreimal kurz. Oder es wechselt mit anderen Kontrasten. Es ist also egal, was zuerst da war, Licht oder Finsternis. Hauptsache, dies eine Licht ist da. Ok, es gibt auch Irrlichter. Aber Lichtsignale richten sich nach einem Code mit Regeln. Gesendete Signale müssen diesem entsprechen. Da ist ein bestimmtes nacheinander und ein bestimmtes zugleich vorgegeben. Ausgeschlossen ist ein Verknüpfen, bei dem das anders ist. So lassen sich wahre Signale letztlich von Irrlichtern unterscheiden.

Vielleicht ist ihnen das Bild vom Leuchtsignal zu technisch. Absender ist hier schließlich der Mensch und nicht Gott. Desgleichen gilt für das, was mitgeteilt wird. Es trägt eine Bedeutung, die nur von Menschen abgestimmt ist. Falls ihnen dabei unwohl ist, kann ich das verstehen. Gottes Lichtsignal lässt sich auch weniger technisch und mehr natürlich verstehen. Denken wir an die Gestirne. Und zuzeiten an die Seefahrer, die sich mit dem Sextanten in der Hand nach deren Lichtbild im tiefen Dunkelblau des Meers richten. Lichtquelle ist hier die Natur, der Mensch ist nur mehr Empfänger und Leser. Bei der Botschaft kann man sich hier streiten. Alle erforschten Ortspunkte und Strecken liegen in der Welt, sie gibt es auch ohne Menschen. Sie sind unter den Menschen abgestimmt, entstammen aber der Natur. Menschlich bleibt an dem Wissen nur, dass wir uns es zu eigen machen können. Für uns nutzen können. Was en Detail in diesem Fall gar nicht so ganz leicht ist. Im WWW gibt es ein gutes WikiHow dazu: Navigieren nach Fixsternen.

Gottes gutes Wort wirkt wie so ein Lichtsignal. Zusammen mit Finsternis. Leider auch zusammen mit Irrlichtern. Aber darin als eigenes Signal erkennbar. Auch wenn es manchmal übersehen wird. Oder Menschen Irrlichtern folgen. Oder gar gleich der Finsternis, weil sie als Dunkelmenschen meinen: Alles ist Finsternis, es gibt kein Lichtsignal, das orientiert. Das nach Regeln codiert ist. Es gibt nur mich als Licht, ich leuchte und meine Regeln. Oder wie Paulus es in diesem Brief ausdrückt: 3 Ist aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, 4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums.

Gottes gutes Wort wirkt wie so ein Lichtsignal im Zusammenspiel mit Finsternis. Es richtet sich aus, orientiert trotz, mit und in der Finsternis. Gottes gutes Wort strahlt nämlich Bindungsmacht in der Finsternis aus. Es ruft Gehör hervor, auch wenn einem ganz düster in Herz und Gemüt ist. Auch dort, wo es so finster ist, dass diese Herzkammer einem selbst verschlossen bleibt.

Gottes Lichtcode signalisiert einem düsteren Gemüt: Vergiss Dein Leben in Finsternis oder Irrlicht. Ich halte an Dir fest. Auch wenn Du bisher verloren gewesen bist für mein Wort. Blind für mich und mein Lichtsignal. Ich lass in Dir Neues entstehen. Ich mache Dich zu einem anderen Menschen. Auf dass Du selbst Neues entstehen lässt. Einen Wandel, in Dir und für Dich. In Dir und für andere.

Und oft ereignet sich das Neue wortlos, ohne Sprache. Plötzlich bricht einfach etwas in einem auf. Eine stille Verzweiflung ist gestillt. Und wenn einem das klar wird, oder jemand davon erzählt, hat er Mühe, für das Erlebte eine Sprache zu finden. Es in Worte zu fassen, um zu verstehen, was da vorgeht. Zuerst ist Mensch da meist ganz passiv. Oft werden typisch christliche Vokabeln und Sätze dann überhaupt erst für einen mit Bedeutung gefüllt. Die gemeinte Sache erst im Gemüt gespürt. Und was das Aktive angeht, das Ausdrücken und Mitteilen des neu Verstandenen: Es ist schon ein Glück, wenn dann eine einsame Melodie gesummt wird, oder ein Gebet stumm gestammelt.

Woher stammt dann nun das Wissen, dass Gottes Geist das Leben wandelt, Gefühle und Gedanken neu erschafft? Laut Paulus hängt das mit Christus zusammen, dem Ebenbild Gottes. Genauer gesagt: Mit der Menschen Wahrnehmung seines Lebens und Sterbens. Zum einen sagten viele damals: Jesus, das ist eigentlich nur einer von vielen namenlosen Toten. Vergiss´ es. Andere meinten: Jesus Christus ist das Ebenbild Gottes. Das ist er, weil er trotz Kreuzigung lebendig ist und wirkt. Und das gute Wort des Schöpfers in Menschen aufsteigen lässt. Bis heute und in Zukunft.

Solche Menschen gibt es seit über 2000 Jahren. Bei ihnen ist Gottes Lichtsignal und dessen Botschaft mit ihrem Leben verknüpft. Den Gegnern der Wahrheit verpflichtet wie Paulus. Düsternis dafür auf sich nehmend. Bis heute. Gott als Lichtquelle strahlt mit Jesu Leben und Sterben in die Düsternis von Herz und Welt. Das wird so bleiben in Ewigkeit. Mag sich die Kirche ändern, in welche Richtung auch immer. Gottes Licht leuchtet in die Düsternis. Geheimnis des Glaubens. Amen.


Markus Kreis OStR

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