Apostelgeschichte 10, 34a.36-43

Apostelgeschichte 10, 34a.36-43

 


Ostermontag, 1. April 2002
Apostelgeschichte 10, 34a.36-43, verfaßt von Christian Tegtmeier


Liebe Gemeinde!

Es gab jemanden, der sich Ostern ganz persönlich im Kreise seiner
Familie ansagen ließ, dabei ein Zeugnis des Predigers erwartete,
das über die Allgemeinplätze frommer Reden und religiöser
Einsichten hinausging. Was ihn interessierte, weshalb er die Predigt einer
seiner Jesusfreunde suchte, war – schlicht genommen – dies: wir möchten
von dir, Petrus, hören, „was dir von Gott befohlen ist“.
Und jener begann, ohne langes Zaudern und ohne umständliche Auswege
zu sagen, was er in Gottes Namen zu sagen hat. Er sagt: Eigentlich wißt
auch ihr, was Gott seinem Volk und den Glaubenden verkündigt hat,
daß Frieden sei unter einander durch Jesus Christus. Der ist jetzt
Herr und Herrscher. Der war in eurer Heimat unterwegs, hat hier und dort
gelehrt und gepredigt, von Galiläa angefangen, nach seiner Taufe
durch Johannes. Von seinem Vater gesalbt und in der Vollmacht des Heiligen
Geistes war er unterwegs, hat gelehrt und geheilt, Teufel ausgetrieben,
den Leuten eine Perspektive zum Leben vermittelt, für die zu leben
und zu arbeiten sich lohnt. In allem war Gott dabei und mit ihm. Ich kann,
ja ich werde das auch öffentlich bezeugen. Später, als er nach
Judäa kam, in die Hauptstadt nach Jerusalem, da haben sie mit ihm
kurzen Prozeß gemacht. Er wurde angeklagt, gefoltert, am Kreuz ist
er gestorben. Für die Leute war damit die Sache Jesu erledigt, für
seinen Vater noch lange nicht. Der setzte einen neuen und anderen Anfang,
er ließ den Gottessohn von den Toten auferstehen nach drei Tagen,
dann war er – Jesus Christus – wieder unter uns, bei denen, die sein Vergrauen
genossen und die ihn bezeugen. Erkannt haben sie ihn beim Brotbrechen,
im Abendmahl. Er hat uns gesagt, daß wir dies predigen sollen, daß
wir dem Volk bezeugen, daß er jetzt zur Rechten Gottes sitzt, die
Macht über alle Mächte in den Händen hat. Er ist der, von
dem die Propheten einst sprachen; und er ist jener, der denen, die ihm
vertrauen, die Sünden erläßt. Das ist mein Zeugnis, daran
glaube ich, davon werde und will ich predigen.

Die schlichte Predigt des Petrus hat den Zuhörern gefallen. Cornelius
und seine Hausgemeinde ließen sich taufen und wurden Christen. Dies
Beispiel hat viele bewegt und eingeladen, ihren Weg zum Christsein zu
wählen; und viele andere haben sich im Zeugnis des Petrus gestärkt
gefühlt, daß darin Mitte und Gewicht ihres Glaubens als Christen
sich finden. In der Tat ist die Konsequenz und Treue des Petrus zu seinem
Zeugnis beeindruckend, er spricht ohne Wenn und Aber, von vielen Versuchen
des Verstehens und mancherlei Zweifeln läßt er sich nichts
anmerken; im Gegenteil, unerschütterlich fest und klar kann er bekennen:
daß Jesus von den Toten auferstanden ist, daß wir mit ihm
danach Gemeinschaft haben und er zur Rechten Gottes die Macht in den Händen
hält – das ist für mich, den Apostel Petrus, Grund und Ziel
des Glaubens. Daraus lebe ich, daraus schöpfe ich meine Hoffnung,
darin gründet sich für mich die Gemeinschaft, die Christen sein
wollen.

Gewiß, zu Lebzeiten Jesu haben mich seine Predigten berührt
und überzeugt, dann waren es wieder seine Erfolge im Umgang mit kranken
Menschen. Letztlich sein Charisma, das Herzen beflügeln, begeistern,
ansprechen konnte. Doch lange ging das nicht gut. Es gab anfangs verhaltenen
Widerstand, doch später wurde es ernst und dem Druck mußte
er schließlich weichen. Viele haben gedacht – ich nehme mich da
nicht aus – viele haben gedacht, schön und gut, was Jesus da gesagt
und getan hat, aber er ist nicht der, der alles im Griff hat. Jetzt, bei
Haß und Leid, bei bösen Worten und der Anklage, den Tod vor
Augen, versagt sein Anspruch, scheitert sein Charisma, ist auch er am
Ende. In seinen besten Tagen war er eine überzeugende Persönlichkeit,
aber nur da, jetzt ist er an dem Punkt, wo wir auch oft ankommen. Sollte
das Gottes ehrliches Angebot sein, der verheißene Messias, Gottesknecht,
Retter und Heiland, der scheitert, wo er eigentlich hätte mächtig
sein sollen?

Wir haben uns getäuscht, und ich, Petrus, bewundere im Stillen den
Cornelius, der eigentlich nicht viel vom jüdischen Glauben kannte
oder wußte, daß er den Kern der Sache Jesu so rasch begriffen
hat. Wenn er mich gefragt hätte, wenn mich heute Leute fragen, was
bedeutet dir Ostern? Weshalb ist dir die Auferstehung Jesu von den Toten
so wichtig? Dann berichte ich ihnen wie eben auch euch, liebe Gemeinde,
was ich mit Jesus erlebt habe und sage: Stellt euch vor, da wo er und
wir Menschen am Ende sind, bei Sterben und Tod, wo wir unsere Ohnmacht
und Schwäche spüren, nichts mehr ausrichten, viele bereits an
Gott und ihrem Glauben zweifeln, da fängt Gott erst an. Da setzt
er seinen neuen Anfang; da setzt er Leben frei, für den Toten am
Kreuz, für die Toten, die im Glauben an Jesus Christus durch die
Welt gegangen sind. Ich habe das anfangs nicht glauben wollen, daß
Jesus lebt und nicht mehr im Grabe ist. Als er dann mitten unter uns war,
das Brot brach, das Abendmahl mit uns feierte, gingen mir die Augen auf.
Wir waren am Ende, er war im Vollbesitz seiner Kraft und nahm unser Leben
wieder in seine Hände. Aus dieser, seiner Kraft der Auferstehung
haben auch wir wieder das Leben für uns gefunden; Mut und Zuversicht,
die Hoffnung, daß mit dem Tod noch nicht alles aus ist, sondern
Gott einen neuen Anfang setzt.

Für diese Hoffnung haben wir einen guten Fürsprecher, diesen
Jesus Christus, der, wenn er zur Rechten seines Vaters sitzt, im Regiment
ist, die Fäden aller Macht in den Händen hält, eben auch
die Fäden an denen er den Tod vergeblich zappeln läßt.
Der wird um Gottes Willen seinen Pyrrhussieg nicht auskosten. Ich weiß
aus eigener Erfahrung, daß dies so ist. Auch ich bin oft an Grenzen
gekommen, die unüberwindbar waren – wegen einer Erkrankung, weil
andere mich hinderten beim Erfolg oder im Beruf. Manchmal mußte
ich weite Umwege gehen, um an das Ziel zu gelangen, das ich mir gesteckt
habe. Ich bin dort hingelangt, wohin ich kommen wollte, dank seiner Kraft
und seines Geleites. Mag sein, daß ich nicht immer sehr mutig gewesen
bin, daß mir öfter die Zweifel stärker zusetzten als der
Schimmer Zuversicht und Glauben. Dennoch, ich habe es gewagt und habe
ihm vertraut. Und wie es im Volksmund so schön heißt: „…
hinterher ist man schlauer!“ – nun, das stimmt auch hier. Frisch
gewagt ist halb gewonnen. Deshalb predige ich davon, deshalb bin ich ein
mutiger Zeuge für die Auferstehung. Deshalb ist mir Jesus Christus
wichtig. Deshalb und darin ist er für mich Herr über Leben und
Tod, Heiland, Retter und Erlöser.

Und wenn andere fragen, dann sage ich: Auf deinen Versuch kommt es jetzt
an. Versuch es, du kannst dich an mir oder an Cornelius oder an anderen
orientieren. Wisse, daß es dein persönlicher Weg ist, der dich
mit dem Auferstandenen zusammenbringt, glauben läßt und Leben
schenkt. Wie gesagt: Jetzt kommt es auf einen Versuch an.
Amen.

Pfr. Chr. Tegtmeier
Alte Dorfstraße 4
38723 Kirchberg
Tel.: 05381 – 8602

 

 

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