Der Auferstandene wirkt …

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Der Auferstandene wirkt …

Der Auferstandene wirkt in seiner Gemeinde und Kirche | 11.4.21 | Joh 21, 1 – 14 | Kurzpredigt | verfasst von Michael Plathow |

 

„Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“; „Christus ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden“ und wirkt in der Gemeinde.

Liebe Gemeinde, das ist die Botschaft vom Schüler des Evangelisten Johannes heute.

 

  1. Nach den Ereignissen in Jerusalem hat der Alltag die Jünger wieder. Sieben von ihnen gehen ihrem Tagwerk nach mit Pflichten, Freuden und Sorgen dort am See Genezareth in der Nähe von Tiberias. Über Nacht fahren sie aus zum Fischfang. Aber das Netz bleibt leer. Der Ertrag der Anstrengung bleibt aus. Als sie am Morgen anlegen, erwartet sie ein Mann am Ufer: Begegnung mit einem Unbekannten. „Alles Leben ist Begegnung“. Der Mann fragt: „Habt ihr nicht etwas Fisch zu essen?“ Sie antworten „Nein“. Da sagt der Fremde: „Werft das Netz an der rechten Seite aus. Dann werdet ihr etwas fangen“. Ein törichtes Unterfangen ist es, jetzt am hellen Tag auszufahren. Alle fachmännische Erfahrung spricht dagegen. Dennoch, die Männer tun es. Sie folgen den Worten. Und tatsächlich, das Unwahrscheinliche geschieht: sie fangen viele Fische; das Netz ist voll.

Als sie wieder landen, brennt am Ufer ein Kohlenfeuer. Fische sind schon gebraten; Brot liegt schon bereit. Der Fremde lädt ein: „Kommt und esst!“. Er nimmt das Brot und gibt es den Jüngern; er teilt den Fisch mit ihnen – da, wie bei den Jüngern bei Emmaus im Lukasevangelium, wissen sie, dass es Jesus ist. Christus ist auferstanden; er lebt; er ist da.

In dieser wundersamen personalen Beziehung von Fremdheit und Nähe kommt es zur Begegnung mit Jesus Christus, weil der Auferstandene selbst seine Nähe erfahrbar macht, sich zu erkennen gibt.  Betroffen und ergriffen von ihm, glauben die Jünger. Traurige Enttäuschung, schuldhafte Skepsis, ängstliches Hinterfragen und arrogantes Erklären hat ein Ende. Die Jünger ahnen nicht nur, sie wissen: es ist der Auferstandene, der einlädt. Wie er als Geber und Gabe Gemeinschaft mit ihnen hat, bei und mit ihnen ist, so auch sammelt und erhält er durch seine Predigt vom Reich Gottes die Gemeinde.

Über Wissen und Verstand sind sie gewiss: Es ist der Herr. Und der gegenwärtige Herr ist er da überall am Sonntag und am Alltag, in Freizeit und Beruf mit seinen Aufgaben und Pflichten. Glaube ganz. Glaube als Leben bestimmendes Vertrauen umfasst alle Bereiche. Glauben und Leben gehören zusammen. Wie Jesus Christus „Gottes Zuspruch der Vergebung aller unserer Sünden ist, so und mit gleichem Ernst ist er auch Gottes kräftiger Anspruch auf unser ganzes Leben“ (Barmer theologische These 2). Davon erzählen die Apostel weiter; davon geben sie Zeugnis.

 

  1. Liebe Gemeinde, auf Jesu Wort fahren die sieben Jünger erneut auf See, um zu fischen und dann als Apostel Zeugnis zu geben vom auferstandenen Christus als ihrem Herrn. Der Tod ist „verschlungen“ in den Sieg: Christus ist Sieger. Der Tod des Todes zugunsten des Lebens.

Der Blick ist auf den Herrn gerichtet. „Du stellst unsere Füße auf weiten Raum“ (Ps 31, 9). So geben sie Zeugnis von der „Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“ (1 Petr 1, 3) und vom neuen Leben in der Gemeinschaft mit ihm.

Da begegnen ihnen auch Befremdung, Zweifel, Ablehnung, Anfeindung. Aber „mit meinem Gott kann ich über Mauern springen“ (Ps 18, 30). Und „siehe, ich bin bei euch alle Tage“.

„Eine freudige Nachricht breitet sich aus“ (EG 649). Das Evangelium ergreift die Herzen der Menschen und schafft Glauben. Vertrauen und Zuversicht in den gegenwärtigen Herrn Jesus Christus wächst. Menschen werden gesammelt und sammeln sich lokal und global im weiten Raum der Ökumene. 153 Fische haben die dem Ruf Jesu folgenden Jünger beim Fischzug gefangen. Seit dem Kirchenvater Hieronymus wird diese Anzahl als Bild für die Fülle interpretiert.

Mitgenommen in die Nachfolge Jesu, verkündigen die Jünger das Evangelium bis an die Enden der Erde; viele, sehr viele glauben der Predigt von der Hoffnung in der Verbundenheit mit Jesus Christus. Menschen „letzter“ und „vorletzter“ Hoffnung sind sie auf ihren Auferstehungswegen:

der „letzten“ Hoffnung durch Gottes alleinige Tat in der Auferstehung Jesu Christi zur Auferweckung der Toten, zur Neuschöpfung von Himmel und Erde, zur Überwindung der Macht des Todes. Wende der Zeit durch Gottes einseitige Tat zum Heil der Welt;

und „vorletzter“ Hoffnung als Mitarbeiter in der von Gott erhaltenen, unter Leid seufzenden Welt für mehr Frieden, mehr Gerechtigkeit und für mehr nachhaltig gepflegte Mitwelt.

Nicht von verzweifelter Hoffnung sind sie, einer Utopie, die zu Schanden wird, vielmehr Menschen „lebendiger Hoffnung“. Sie haben Gemeinschaft mit Jesus Christus in Gemeinde und Kirche. Sie geben die Hoffnung, die in ihnen ist, zuversichtlich weiter in Wort und Tat. So werden sie wahrgenommen als sichtbare Zeichen der Hoffnung auch in ihrer Umgebung.

 

  1. Liebe Gemeinde, vielstimmig und vielgestaltig wirkt der Auferstandene in Gemeinde und Kirche. In dieser österlichen Erzählung berichtet der Schüler des Evangelisten Johannes zum einen vom Jünger Johannes: beliebter und liebenswerter Begleiter Jesu war er; so war er ihm nah. Auf dem Berg der Verklärung war er dabei. An der Seite Jesu saß er beim letzten Abendmahl. Unter Jesu Kreuz stand er zusammen mit der Mutter Maria und mit Maria Magdalena. Er rannte, auf die Nachricht der entsetzten Frauen, los und kam als erster beim leeren Grab an. Und nun in diesem Bericht erkennt er den Fremden zuerst als den auferstandenen Herrn.

Zum anderen wird von Simon Petrus erzählt: der bekennt sich überschwänglich zu Jesus, den Christus; dreimal erklärt er seine überschäumende Liebe zu Jesus. Ein Hitzkopf ist er. Denn wenig später verleugnet er dreimal die Zugehörigkeit zu Jesus. Er ist es dann, der im Wettlauf mit Johannes als erster das leere Grab betritt. Und nun in diesem Bericht stürzt er sich im Übereifer in den See, um vor den anderen bei Jesus zu sein. Fels der Gemeinde und Kirche zu sein, wird ihm versprochen.

Verschieden sind diese Apostel, unterschiedlich ihr Charakter und ihre Begabung. Verschieden sind auch die, die im apostolischen Auftrag predigen und Gemeinde pflanzen. Unterschiedlich sind die Menschen, die Gemeinschaft mit Jesus Christus in der Kirche haben: Fromme und Liberale, Starke und Angefochtene, Männer und Frauen, Junge und Alte, Kranke und Gesunde, Reiche und Arme, Gewinner und Verlierer; Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, Kultur, Sprache, Beruf und Tätigkeit – wie neugeboren sind sie gemeinsam durch den Glauben an ihren auferstandenen Herrn. „Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“ verbindet sie (Eph 4, 5) – bei Durchhalten all der Konflikte und auch im Streit. Gemeinschaft in und durch Vielheit kennzeichnet die Gemeinde Jesu Christi am Ort und in der weltweiten Ökumene. So auch hier.

 

Der Auferstandene wirkt in der Gemeinde und Kirche. Im Hören auf das biblische Wort und im antwortenden Gebet, in der Feier des Abendmahls als Antwort auf die gemeinsame Taufe, in Zeugnis und Dienst mit einander und für andere sind sie unterwegs, getragen von der Hoffnung, die in der Auferstehung Jesu Christi verheißen und gepriesen wird: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns in seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten“.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, der bewahre unser Denken und Tun im Glauben an unseren Auferstandenen Herrn Jesus Christus, Grund aller Hoffnung.

 

michael@plathow.de

 

 

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