Die transzendentale Erdverankerung

Home / Bibel / New Testament / 01) Matthäus / Matthew / Die transzendentale Erdverankerung
Die transzendentale Erdverankerung

Matthäus 11,2-10 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Elof Westergaard |

 

 Jesus Christus.

Du Rose in der Wüste und Sohn Gottes,

deine Wurzeln sind im Himmel,

und sie nähren die Erde.

Du verwandelst das unfruchtbare Land in einen blühenden Garten.

Weir bitten dich:

Gib uns himmlische Schwerkraft,

so dass wir Fuß fassen.

Stärke unsere unruhigen Herzen,

dass der Glaube an dich wächst

und die Gemeinschaft zwischen uns blüht.

Öffne unsere Ohren für dein Wort,

und gib uns einen Blick für das neue Leben, das du in die Welt bringst.

Wir warten auf dein Kommen,

du, der du bist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Johannes der Täufer sitzt im Gefängnis, und er muss deshalb andere ausschicken, seine Jünger, um Jesus zu fragen, ob er wirklich der ist, auf den sie warten: „Bist du, Jesus, wirklich der Messias, Christus, der Erlöser?“ Jesus antwortet ihnen, dass sie zurückgehen sollen zu Johannes dem Täfer und ihm erzählen sollen, was sie sehen: Blinde können wieder sehen, Taube hören und Tote stehen auf.

Unmittelbar, wenn ich das Evangelium heute höre, komme ich nicht umhin, daran zu denken, ob Johannes der Täufer, der Jesus getauft hat, vielleicht doch an der Identität und Autorität Jesu gezweifelt hat.  Saß Johannes der Täufer in seinem Gefängnis und zweifelte an seinem alten Schüler? Darüber brauche ich aber nicht weiter nachzudenken. Die folgenden Worte Jesu an die Volksscharen machen nämlich deutlich: Indem Johannes der Täufer seine Jünger ausschickt, um Jesus zu fragen, wer er ist, tut er nur das, was er immer tut, nämlich auf Christus hinzuzeigen. Er schickt seine Jünger aus, so dass sie sehen können, wer Jesus ist.

Es besteht somit kein Grund, ein tiefgründiges Portrait von Johannes dem Täufer zu zeichnen, die Zweideutigkeit hervorzuheben, die sicher in ihm war, die sicher in jedem Menschen wohnt, der Zweifel und die Unsicherheit, die in uns wohnen kann und die uns gegenüber einander gegenüber und in Bezug auf alles in der Welt verunsichern kann. Nein, Jesus sagt es so deutlich: Johannes der Täufer ist der Engel, der Sendbote, der den Weg bereitet für Jesus. Johannes der Täufer steht stets da und verweist auf Christus.

*

Neulich las ich ein kleines Buch über ein Gespräch mit dem Titel: Gott, Geist und Geld, 2012 nach der Finanzkrise geschrieben. In dem Gespräch zwischen den Philosophen Peter Sloterdeijk und Thomas Macho sowie dem Dichter Manfred Osten führte der letztere aus, wie wir in unserer Zeit die transzendentale Erdverankerung verloren haben.

Diesen Ausdruck hatte ich noch nie gehört. Wir haben die transzendentale Erdverankerung verloren. Was bedeutet das? Ja, hier in unserer Zeit kommt geht alles um Geld und das was man sehen, messen und wiegen kann. D.h. hier vergessen wir leicht das, was über das hinausgeht, was man messen kann. Wir haben eine starke Tendenz, alles zu rubrizieren und damit das Rätselhafte und Verwunderliche im Dasein zu reduzieren, all das was uns Leben, Freude und Hoffnung schenkt.

Hier kann es sehr wohl angebracht sein, auf Johannes den Täufer zu blicken und sich von ihm inspirieren zu lassen. Das Verlorene bekommen wir nicht so einfach wieder. Das moderne Leben hat uns im Griff. Aber wir können uns darin üben, unseren Sinn schärfen für die transzendentale Erdverankerung, so wie Johannes der Täufer dies tat, indem er weg von sich selbst zeigte und hin auf Christus, auf die Hoffnung, den Frieden, die Vergebung und die Freiheit, die er in die Welt bringt.

Das bedeutet nicht, dass wir dem modernen Leben den Rücken zukehren sollen, in ein inneres Kloster gehen sollen, aber wir sollen wie Johannes der Täufer verstehen, dass uns anderes und mehr begegnet als das, was wir sehen und wiegen können. Gott kommt uns entgegen. Dass dies geschieht, darauf warten wir in der Adventszeit, wo wir auf Weihnachten warten, auf die Geburt Jesu. Wenn Gott bei uns ist, haben wir im Grunde nichts zu befürchten. Licht scheint in der Finsternis, die Rosen, so dürfen wir hoffen, werden blühen, selbst im leeren und öden Land.

Das geschehe im Namen Jesu. Amen.

 

Bischof Elof Westergaard

Korsbrødregade 7

DK 6760 Ribe

eve(at)km.dk

 

en_GBEnglish (UK)