Epheser 5, 1-8

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Epheser 5, 1-8
„So folgt nun Gottes Beispiel als
die geliebten Kinder 2 und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt
hat und hat sich selbst für
uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch. 3 Von
Unzucht aber und jeder Art Unreinheit oder Habsucht soll bei euch nicht
einmal die Rede sein, wie es sich für die Heiligen gehört.
4 Auch schandbare und närrische oder lose Reden stehen euch nicht
an, sondern vielmehr Danksagung. 5 Denn das sollt ihr wissen, daß kein
Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger – das sind Götzendiener
– ein Erbteil hat im Reich Christi und Gottes. 6 Laßt euch von
niemandem verführen mit leeren Worten; denn um dieser Dinge willen
kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Ungehorsams. 7 Darum seid
nicht ihre Mitgenossen. 8 Denn ihr wart früher Finsternis; nun aber
seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts.“Kunst hat etwas mit Können zu tun, liebe Gemeinde. Aber wer etwas
wirklich können will, der muß allerhand beachten. Und darum
geht es in unserem Predigttext.

Der hört sich zwar auf den ersten Blick wie eine verstaubte, rückständige
Moralpredigt an. Aber dieser erste Eindruck täuscht und die ersten
Hörerinnen und Hörer dieses Textes haben da wahrscheinlich
ganz andere Dinge gehört.

Denn bei genauerem Hinsehen stellen wir fest, daß im ersten Vers
unseres Textes eine Form des griechischen Wortes „Mimesis“ (dt.: Nachahmung)
steht, das aus der antiken Kunstlehre stammt. Und somit ist unser Predigttext
wohl auf dem Hintergrund der antiken Kunstlehre zu lesen.

Es geht hier also um die Kunst, als Christ zu leben. Und das in einer
Art und Weise, die heute nicht weniger aktuell ist als vor rund 2000
Jahren, als der Epheserbrief geschrieben wurde.

I.

Es geht hier um die Kunst als Christen, oder als „Kinder des Lichts“,
wie es in unserem Text heißt, zu leben. Und jede Kunst hat ihre
Regeln und braucht ihre Regeln. Denken Sie nur einmal an die Heilkunst
der Ärzte – was wäre die ohne Regeln. Aber auch die schönen
Künste, die Maler, die Bildhauer und die Komponisten haben Regeln,
von denen sie ihr Handeln leiten lassen.

Doch gibt es auch und braucht es auch Regeln für die Kunst, als
Christ zu leben. Und wenn hier in unserem Predigttext eindringlich vor
Unzucht, Habsucht, dummem Geschwätz, leeren Worten und anderem mehr
gewarnt wird, dann könnte man das alles auf die einfache Regel bringen: „Hütet
Euch vor Schmutz und Schund!“

Unser Predigttext verlangt, daß man sich von Schmutz und Schund
fernhält. Das ist eine erste Regel für die Kunst, als Christ
zu leben. Und es ist in der Tat eine Kunst, dem ganzen Schmutz und Schund
zu entkommen, der an vielen Orten auf uns wartet. Ich will hier
nur ein Beispiel nennen, nämlich das Fernsehen. Natürlich
weiß ich, daß das Fernsehen auch seine guten Seiten
hat. Es liefert uns Nachrichten und Informationen und bisweilen auch
gute Filme. Aber es liefert eben auch jede Menge Schmutz und Schund.

In verschiedenen Gewinnspielen kann ich Habsucht live erleben. In Talkshows
legen Menschen ihr Sexualleben bis in alle Einzelheiten offen – nach
dem Motto: je ausgefallener, desto besser. Und dazu noch: Dummes
Geschwätz und leere Worte am laufenden Band und ohne Ende.

Obwohl vieles im Fernsehen nichts weiter als Schmutz und Schund ist, übt
gerade auch dieser Schmutz und Schund eine eigenartige Anziehungskraft
aus. Die Einschaltquoten zeigen das: Mit guten Sendungen ist im
Blick auf die Zuschauerzahl oft recht wenig Staat zu machen. Aber je
mehr Intimitäten öffentlich ausgebreitet werden, je mehr Schadenfreude
eine Sendung, wie beispielsweise die „Versteckte Kamera“ auslöst,
desto mehr schauen zu. Und wer unter uns schaltet denn ab, wenn da auf
dem Bildschirm ein Politiker Phrasen drischt?

Wir wollen ihn immer wieder sehen, diesen Schmutz und Schund. Wir
wollen es immer wieder hören, das dumme Geschwätz und die leeren
Worte. Und so schalten wir ihn dann auch selbstverständlich immer
wieder ein, unseren Fernseher. Denn nur wenige unter uns beherrschen
die Kunst – und es ist wirklich eine Kunst! – ohne Schmutz und Schund
zu leben.

Ein Problem daran ist, daß unsere Gesellschaft im Geschwätz
zu versumpfen droht. Wir leben in einem Zeitalter der Geschwätzigkeit.
Und wo bei uns noch Wichtiges und Wesentliches gesagt wird, da droht
dies in der allgemeinen Oberflächlichkeit unterzugehen. Das gilt
auch für unseren Glauben: Der hat es oft recht schwer anzukommen,
gegen den großen Strom. Und so sind die Mahnungen unseres
Predigttextes heute noch so aktuell wie damals, als er geschrieben wurde.

II.

Als erste Regel für die Kunst, als Christen zu leben, habe ich
genannt: „Hütet Euch vor Schmutz und Schund!“ Eine zweite Regel
für die Kunst, als Christ zu leben, finden wir gleich im ersten
Vers unseres Predigttextes. Da heißt es: „So folgt nun Gottes Beispiel
als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns
geliebt hat.“ Folgt Gottes Beispiel und lebt in der Liebe – so könnte
man die zweite Regel für die Kunst, als Christ zu leben, kurz wiedergeben.

Ich habe schon mehrmals gesagt, daß das Leben eines Christen eine
Kunst ist. Und ich habe auch schon angedeutet, daß einer, der eine
Kunst erlernen will, gewisse Regeln erlernen muß. Nur ein Arzt,
der die Regeln der Heilkunst kennt, kann nach den Regeln der ärztlichen
Kunst (lege artis) praktizieren. Wer eine Kunst erlernen will, der muß aber
noch ein Zweites tun, der muß auch am Beispiel anderer, am Beispiel
von Vorbildern lernen, so wie auch ein angehender Arzt am Beispiel
von anderen Ärzten am Krankenbett lernt.

Von welchen Vorbildern lernen wir denn, liebe Gemeinde? Von welchen
Vorbildern, an welchen Beispielen lernt unsere Jugend?

Unser Predigttext sagt uns, an welchem Beispiel wir lernen sollen. Er
fordert uns auf, am Beispiel Gottes zu lernen, am Beispiel Gottes die
Kunst, als Christ zu leben, zu lernen. Ich will hier nur zwei Möglichkeiten
nennen, die uns zeigen, was wir am Beispiel Gottes lernen können
und sollen (vgl. 4,29).

Zum einen: Am Beispiel Gottes können wir Vergebung lernen. Indem
Gott uns vergibt oder indem wir einander vergeben, wird wieder in Ordnung
gebracht, was in der Vergangenheit schief gelaufen ist. Wenn wir einander
vergeben, dann ändert das die Vergangenheit. Denn durch Vergebung
können wir aus einer bösen Vergangenheit eine gute Vergangenheit
machen.

Wenn wir mit einem unserer Mitmenschen Streit hatten, dann sind wir
oft nachtragend. Aber: Nachtragend sein ist keine Kunst! Es ist jedoch
sehr wohl eine Kunst, sich dann wieder zu versöhnen, aus dem Weg
zu räumen, was trennt, sich zu vergeben und wieder zu einem guten
Miteinander zu finden. Und weil das eine Kunst ist, deshalb fällt
uns das auch so schwer, deshalb fällt es uns leichter nachtragend
zu sein.

Zum anderen: Gott hat uns versprochen, uns eine gute Zukunft zu schenken.
Er hat uns versprochen, uns auf unserem Lebensweg zu begleiten,
uns zu behüten und zu bewahren und für unser Wohl und unser
Heil zu sorgen. Ganz unaufgefordert hat Gott versprochen, für
uns da zu sein. Und auch hier können wir am Beispiel Gottes lernen.
Wir können am Beispiel Gottes lernen, anderen etwas zu versprechen,
etwas Gutes zu versprechen, ohne daß uns dazu irgend jemand auffordern
muß.

Wie aber, so könnten Sie nun fragen, sollen wir am Beispiel Gottes
das Vergeben und das Versprechen lernen? Wie können wir lernen,
Gottes Nachahmer zu werden? Die Antwort ist einfach: Durch das Hören
auf Gottes Wort. Das Hören auf die Heilige Schrift ermöglicht
es uns, Gottes Nachahmer zu werden, und, seinem Beispiel folgend, zu
vergeben und zu versprechen. Denn die Bibel sagt uns keine leeren Worte,
kein dummes Geschwätz, sondern Worte, die uns die Kunst lehren,
als Christ zu leben.

III.

Wer eine Kunst erlernen will, liebe Gemeinde, der muß erstens
gewisse Regeln erlernen und zweitens am Beispiel anderer, am Beispiel
von Vorbildern lernen. Wer eine Kunst erlernen will, der muß aber
noch ein Drittes tun, der muß sich auch in der Kunst üben.
Dementsprechend betonen übrigens die Befehlsformen im griechischen
Urtext unseres Predigttextes die Dauerhaftigkeit des geforderten Tuns
(Imp. Präsens = durativer Aspekt!). Eine Kunst will eingeübt
sein. Und das gilt auch für die Kunst, als Christ zu leben.

Denn die Gefahr für uns Christen ist ja nicht nur, daß wir
die Regeln vergessen, die mit unserem Glauben verbunden sind, und daß wir
uns an die falschen Vorbilder halten. Sondern wir stehen auch immer in
der Gefahr, aus der Übung zu geraten. Und so möchte ich Sie
gerne ermuntern, sich ein wenig zu üben – in der Kunst als Christ
zu leben.

Versprechen Sie doch einfach einmal jemandem ganz unaufgefordert,
dafür zu sorgen, daß er es in irgendeiner Hinsicht gut hat.
Freilich müssen Sie selbst herausfinden, wie so ein Versprechen
für Sie persönlich nun genau aussehen könnte. Wenn Sie
vielleicht recht wenig Zeit für die Familie haben, dann könnten
Sie beispielsweise Ihrer Frau oder Ihrem Mann versprechen, für
sie oder ihn bestimmte Zeiten für Gemeinsames freizuhalten.
Oder Sie versprechen Ihren Kindern einen schönen Ausflug einmal
in der Woche oder einmal im Monat.

Üben Sie sich doch einfach einmal ein wenig im Vergeben. Sagen
Sie doch dem Nachbarn oder Kollegen oder sonst jemandem, mit dem Sie
einen alten oder neueren Streit haben, daß es Ihnen leid tut, was
es da an Ärger gegeben hat, daß Sie gerne wieder zu einem
guten Miteinander finden wollen, daß Sie das Vergangene vergeben
und vergessen möchten, daß Sie für das, was Sie da falsch
gemacht haben, um Entschuldigung bitten.

Und üben Sie sich in der Vermeidung von Schmutz und Schund.
Gehen Sie dummem Geschwätz und leeren Worten aus dem Weg und schalten
Sie Ihren Fernseher rechtzeitig ab. Sie werden dann mehr Zeit haben
für Ihre Mitmenschen, für die Familie, für Ihre Freunde
und Bekannten, mehr Zeit für das Wesentliche, für das,
was wirklich zählt, mehr Zeit für die Kunst als Christ zu leben
– mehr Zeit für Gott. Und so soll es sein.

Michael Fragner
fragner@michelrieth.de

 

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