Gehorsam kann man erzwingen – Liebe nicht

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Gehorsam kann man erzwingen – Liebe nicht

20. Sonntag nach Trinitatis | Matthäus 21,28-44 (dänische Perikopenordnung) | von Preben Kræn Christensen |

Wir sind von Gott geschaffen in seinem Bilde – seit unserem Dasein im Mutterleib. Auch wenn wir an dieser wunderbaren Schöpfung teilhaben, vollzieht sich zugleich ein Vergehen. Schöpfung und Vergehen geschehen gleichzeitig. Wenn das gute Leben mit der Freude und der Liebe aufhört. Wenn Leben vom Tod eingeholt wird, Freude sich in Trauer verwandelt, wenn die Liebe verschwindet – wenn wir von dem verlassen werden, den wir lieben.

Das Heil Gottes kann nur frei empfangen werden. Das ist die Grundlage des Christentums. Wir können die Liebe Gottes nicht als Lohn für gute Werke oder irgendetwas sonst erwerben. Wir können sie nur als Geschenk empfangen. Und Gott kann auch nicht unsere Liebe kaufen, weder durch Bestechung noch durch Wunder oder moralisierende Drohungen. Man kann sich Gehorsam erkaufen oder erzwingen, aber nicht Liebe. Und eben Gehorsam war das, was in den Mauern existierte.

Jeder, der liebt, weiß, dass es mehr als weh tun kann zu lieben. Man denke an Liebe, die nicht erwidert wird: Wenn die Kinder sich plötzlich entziehen und die Eltern nicht mehr sehen wollen. Wenn Freunde verschwinden, und man weiß nicht warum, wo es doch so schön war. Das ist ja nicht schön, der zu sein, der immer gibt, weder in den menschlichen Beziehungen noch an der Bar, und nie etwas dafür bekommt.

Es ist nicht gut, nicht anerkannt zu werden!

In dem Gleichnis von den bösen Weingärtnern schickt der Hausherr seine Leute aus, um die Erträge einzuholen, die ihm die Pächter schuldig sind – nur um dann zu erleben, dass seine Knechte einer nach dem anderen erschlagen werden. Dann denkt er, er muss seinen Sohn schicken, dem können sie doch nichts antun. Der Sohn wird ausgesandt, aber auch er wird umgebracht.

Das ist ganz und gar verkehrt, denn so war das ja nicht gedacht! Es hätte so schön sein können und so einfach, aber der großzügige Gott wird zurückgewiesen. Und dann liegt man ja bekanntlich so wie man sich bettet. Es ist offenbar der Mensch selbst, der herrscht und sich selbst das Leid zufügt, das dies mit sich bringt. Damit hat Gott nichts zu tun. Das war weder sein Gedanke noch sein Plan, dass es so enden sollte. Er kam ihnen damals entgegen, und er kommt uns entgegen.

Wir müssen ganz dahin, wo Gott alles in allen ist, damit das Leiden aufhört. Aber bis dahin ist es so, dass Liebe und Leiden oft zusammengehören, weil der, der hinreichend liebt, auf Gnade und Ungnade dem ausgeliefert ist, den er bzw. sie liebt. Und weil er bzw. sie für die Liebe mit keinem anderen Mittel kämpfen kann als dem, dass man nicht aufhört zu lieben, auch wenn es wehtut.

Das gilt auch für Gott. Aber im Gegensatz zu unserer Welt steht seine Liebe fest. Sind wir untreu, so bleibt er dennoch treu. Gott lässt uns nicht einfach unseren eigenen Weg gehen. Er will uns, und er will unsere Liebe. Er sucht nicht Gehorsam. Und die einzige Weise, dies zu erreichen ist dies, dass er nicht aufhört, uns zu lieben, auch wenn wir ihn zurückweisen. Deshalb muss Gott den Preis des Kreuzes bezahlen, wenn wir ihn abweisen und tun, was wir selbst wollen, und nicht das, was er will. So opfert Gott sich!

Als der Künstler Robert Jacobsen in unserer Kirche in Hjerting bei Esbjerg den Altar ausschmücken sollte, sagte er: „Wir gehen aus von Christus“! Das ist klar und eindeutig evangelisch geredet und meint dies: Wir gehen aus von Christus, das gilt für jeden Mensch en und zu jeder Zeit. Gott setzt noch immer sein Leben ein, für uns, bis unser Zorn verflogen ist und Gott alles in allen wird.

Das ist Treue. Eine Treue, die nur Gott umfassen und festhalten kann. Vielleicht findet sie dann einen Spalt bei dem starrsinnigen und selbstbezogenen Menschen, wo das Licht hineinfinden kann. Das gelingt, wie wir heute hören, keineswegs immer, denn wenn das der Fall wäre, gäbe es keine bösen Weingärtner. Und die gab es ja. Wie gesagt, deshalb wurde es auch Karfreitag.

Das ist die frohe Botschaft dieses Tages, dass Gott in den Weinberg einmarschierte. Er ging hinein, auch wenn er wusste, dass da das Böse regierte. Und er tat es, um bei uns zu sein, mit uns alle Tage, die guten und die bösen Tage – dass er für uns glauben will und für uns hoffen will. Und das tut er, indem er noch immer den Zaun niederreißt, den wir zwischen ihm und uns errichtet haben. Amen.

Propst Preben Kræn Christensen
DK-6710 Esbjerg V

E-Mail: pkch(at)km.dk

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