Genesis 12,2

Genesis 12,2

 


Göttinger Predigten im Internet
hg.
von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch


Konfirmationspredigt zu einem Gottesdienst mit
Erwachsenenkonfirmation
Gott spricht: Ich will dich segnen und du sollst ein
Segen sein (1.Mose 12,2)

Almut Henze-Iber


Vorbemerkung: In diesem Gottesdienst wurden 24 ältere
Jugendliche und Erwachsene aus der ehemaligen Sowjetunion konfirmiert, die
zuvor an einem Kurs “Konfirmandenunterricht für Erwachsene”
teilgenommen haben.
Während der fünfmonatigen Konfirmandenzeit
hing in der Kirche ein Bild zu dem Bibelwort 1. Mose 12,2, in das Photos von
allen Konfirmandinnen und Konfirmanden hineingeklebt waren.

Ablaufplan:
Vorspiel (Einzug)
Begrüßung

Lied: EG 447,1-3.7: Lobet den Herren
Gebet
Lesung: 1. Mose 12,1-4

Instrumentalmusik
Predigt über 1. Mose 12,2
Lied: EG 317: Lobe
den Herren
Worte an die KonfirmandInnen
Credo
Konfirmationsfrage

Gebet
Lied: EG 365,1 Von Gott will ich nicht lassen
Einsegnung

Lied: EG 171: Bewahre uns Gott
Worte an die Neukonfirmierten/Worte an
die Gemeinde
Lied: 331,1+5: Großer Gott, wir loben dich

Abkündigungen
Lied: 324: Ich singe dir mit Herz und Mund

Fürbittengebet
Abendmahl
Dankgebet
Lied: EG 561 (3x):
Herr, wir bitten, komm und segne uns
Segen
Nachspiel

Konfirmationspredigt über 1. Mose 12,2: Gott spricht: Ich
will dich segnen und du sollst ein Segen sein

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden! Liebe festliche Gemeinde!

Wie es bei uns schon üblich ist, haben wir die
Konfirmandenzeit mit einem Bild begonnen. Es hängt hier vorne im
Altarraum.
Dieses Bild stellt dar einen Abschnitt aus einer ganz bekannten
Geschichte aus dem Alten Testament, nämlich der Geschichte von Abraham.
Wir haben diesen Abschnitt eben auch als Lesung gehört.

An Abraham ergeht die Stimme Gottes. Gott fordert Abraham auf,
sein Land zu verlassen, sein Vaterhaus, seine Verwandtschaft, alles ihm
Vertraute zurückzulassen. Er soll in ein Land gehen, das Gott ihm zeigen
will. Abrahams Nachkommen sollen, so verheißt Gott ihm, einmal so
zahlreich sein wie die Sterne am Himmel. Und Gott verspricht Abraham: Ich
will dich segnen und du sollst ein Segen sein.

Liebe Gemeinde, wir haben über diese Geschichte Abrahams im
Konfirmandenunterricht geredet: Über den Mann, der eigentlich schon zu alt
ist, sich noch einmal aufzumachen, der den größten Teil seines
Lebens schon hinter sich hat, und der noch einmal – zusammen mit seiner Frau
und seinen engsten Angehörigen – ganz von vorne anfangen wird. Was auf ihn
zukommt, weiß er dabei nicht.

“Wie bei uns”, hat eine Konfirmandin spontan gesagt.
“Auch wir haben doch alles zurückgelassen: unseren Besitz, unsere
Häuser und Gärten, viele Erinnerungen, vertraute Menschen, Freunde,
mit denen wir lange gelebt haben, dazu unsere Gräber, unsere Wurzeln, ja
unser ganzes bisheriges Leben. Um uns aufzumachen in ein anderes Land. In eine
ungewisse Zukunft.”
“Und so verschieden alt wir sind”, so
erzählten sie weiter: “für alle, für jeden und jede von uns
war das ein großer Schritt: für die Kleinen in der Familie genauso
wie für die Großen, wie für die Alten.”
Was kommen
würde, war für alle unklar. Da gab es zwar schon Berichte und
Erzählungen von anderen: Aber es selber zu erleben, ist doch immer etwas
anderes.

Und doch haben Sie sich auf den Weg gemacht: vor fünf sechs,
sieben Jahren.
Die Fahrt ging schnell: zwei/drei Tage. Doch das Ankommen,
das Heimischwerden das dauert länger, viel länger: Das Land, die
Wohnung, die Nachbarn, die Schule, der Arbeitsplatz, die Bräuche und
Gewohnheiten! So vieles war neu, musste kennen gelernt und organisiert werden.
Und muss es für viele immer noch.
Sechs, sieben Jahre hier, das ist
für das Herz immer noch eine kurze Zeit.

Auch für Abraham war der Weg weit. Und alles andere als
einfach. Viele Schwierigkeiten lagen da auf dem Weg. Bedrohungen und
Ängste. Enttäuschungen und Irrwege.
Ob er ankommen würde,
da, wo Gott es ihm verheißen hatte, war für ihn ungewiss. Vieles
sprach eher dagegen.
Aber Abraham vertraut darauf. Dieses Vertrauen gab ihm
immer wieder Kraft. Doch Beweise, eine Garantie, dass es klappen würde,
hatte er keine.
Und so wird er so manche Nacht unter dem Sternenhimmel
gestanden haben und sich und Gott gefragt haben, ob seine Entscheidung zum
Aufbruch die Richtige gewesen ist.

Gott spricht: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen
sein.

Was ist denn nun Segen? Was heißt es, gesegnet zu sein?
Diese Frage haben die Menschen Gott auch immer wieder gestellt, besonders dann,
wenn es schwierig wurde, wenn man Zweifel an Gottes Segen bekam.

Im Alten Testament gibt es eine wunderbare Erklärung, ganz
kurz, ganz einfach, was Segen ist.
Gott spricht: Ich bin mit dir!

Ich bin mit dir! Das ist Gottes Segen. Er begleitet mich, wo immer ich
auch hinziehe, wo immer mich auch mein Lebensweg hinverschlägt. Ich bin
mit dir,
wo immer du auch hinziehst, sagt Gott. Er ist bei mir, was
mir auch widerfährt. In guten und in schweren Zeiten gilt Gottes
Versprechen.
Darauf hat Abraham vertraut. Und darauf dürfen wir
vertrauen. Keiner von uns weiß, wie unser Lebensweg weiter verläuft,
wohin er uns führen wird. Wie wertvoll ist da Gottes Verheißung:
Ich bin mit dir!

Liebe Gemeinde, an Abraham ist dieses Versprechen vor langer Zeit
gegeben worden. Mit ihm wurden, so verheißt Gott, gesegnet alle seine
Nachkommen, das ganze Volk Israel.
Uns, uns Christen hat Gott diese
Versprechen durch seinen Sohn Jesus Christus gegeben. In Jesus Christus hat
Gott seinen Bund erneuert und uns durch die Taufe in diesen Bund mit
hineingenommen. Daran werden wir heute bei der Konfirmation erinnert. Dazu
wollen wir uns und besonders die Konfirmandinnen und Konfirmanden sich heute
bekennen.

Gott spricht: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen
sein.

Wenn wir nun diese Verheißung genau betrachten, so
enthält sie eigentlich zwei Teile.
Wir, alle, die zu seinem Bund
gehören, sind Gesegnete, und wir, die Gesegneten, sollen anderen zum Segen
werden. Und du sollst ein Segen sein.

Wir sollen Gottes Segen nicht nur für uns behalten, sondern
er soll durch uns weitergetragen werden, er soll wirksam werden in unserem
Umfeld und unserer Umgebung. Durch uns, jeden und jede einzelne von uns.

Der Segen Gottes, der mit Strömen der Liebe regnet, wie wir
gleich beim nächsten Lied singen werden, braucht nicht gespart, nicht
ängstlich zurückgehalten zu werden, sondern den können wir
weitergeben: mit offenem Herzen und ohne die Sorge, dass er knapp wird.

Wirksam werden kann Gottes Segen z.B. in unserem Zusammenleben. Auch und
gerade zwischen Einheimischen und Neuzugezogenen:
Da, wo wir einander
wahrnehmen, aufeinander zugehen und uns zur Seite stehen.
Wo wir uns mit
Wohlwollen und Verständnis begegnen, einander achten und nicht vorschnell
übereinander urteilen. Da kann sich Gottes Segen entfalten, fällt er
auf fruchtbaren Boden.

Liebe Gemeinde, dass wir Gesegnete sind, das soll auch das Bild
hier vorne ausdrücken. Abgebildet sind hier neben Abraham erst mal die
Konfirmandinnen und Konfirmanden. Doch eigentlich, wäre das Bild
groß genug, müssten Sie alle, die Sie hier im Gottesdienst sitzen,
ebenfalls auf diesem Bild abgebildet sein.

Denn so zahlreich wie die Sterne am Himmel sind, so groß ist
die Gemeinschaft Gottes. Und wir gehören dazu. Mit unseren
unterschiedlichen Lebenswegen, aber verbunden miteinander durch die Taufe, in
der wir alle in Gottes Bund aufgenommen wurden und zu dem Menschen aus aller
Welt gehören. Weit mehr als nur Stolzenauer, Loccumer, Liebenauer oder
Steyerberger.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde, dass wir
den Segen Gottes in unserem Leben erfahren, dass er wirksam werde unter uns und
unser Leben gestalte, das wünsche ich uns allen. Amen

Lied: EG 317

Almut Henze-Iber
Pastorin für Aussiedlerseelsorge im
KK Stolzenau-Loccum
Oldemeyerstraße 4
31592 Stolzenau
Tel.:
05761/3938
Fax: 05761/2659
E-Mail:
A.Iber@online.de

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