Genesis 28, 10-22

Genesis 28, 10-22

 

Göttinger Predigten im Internet

hg. von Ulrich Nembach und Johannes Neukirch


 

14. Sonntag nach Trinitatis,

16. September 2001

Genesis 28, 10-22, eine Predigt nach den Terroranschlägen in den

USA,

verfaßt von Ulrich Nembach


Gebet: Ps 38 (EG 721)

Liebe Gemeinde,

am Dienstag war das meist gehörte Wort zu den Bildern des Grauens

aus New York und Washington „Apokalypse“.

In der Tat, solche Bilder des Grauens – gleich mehrere – kennt das letzte

Buch der Bibel. Unser Alltag kennt solche Bilder nicht. Gott sei´s

gedankt.

Es ist schon unfassbar, dass ein Mensch auf den Gedanken kommt, unschuldige

Menschen mit Messer zu bedrohen, um sie so gefügig zu machen, um

sie dann als Bombe benutzen zu können, um andere unschuldige Menschen

zu töten. Nicht vorstellbar ist es, dass dieser Mensch seinen Gedanken

zu einem Plan, einem teuflischen Plan, ausarbeitet, um diese Idee zu

realisieren. Völlig unvorstellbar ist es, dass dieser Mensch andere

Menschen gewinnt, überredet, dabei mitzumachen und dabei ihr eigenes

Leben zu vernichten.

Dieses Unvorstellbare, Unvorstellbarere, Unvorstellbarste – unsere Sprache

kennt nicht einmal diese Wortformen – ist Realität geworden. Wir

wurden dessen Zeugen. Die Bilder kamen in unsere Wohnstuben, unsere

Arbeitsplätze. Apokalypse, in der Tat.

Aber das letzte Buch der Bibel endet nicht mit solchen Schreckensbildern.

Die Bibel ist nicht Hollywood. Die Bibel spielt nicht mit dem Grauen.

Sie spielt auch nicht mit Menschen. Das letzte Wort hat Gott. Er greift

ein. Er greift ein um der Menschen willen. Und es folgt ein wundervolles

Bild. M.W. hat sich kein Maler daran getraut, dieses Bild nachzumalen:

Gott wischt die Tränen von den Augen der Menschen (Apk. 21,4a).

Laßt uns beten: Ps. 23 (EG 711)

Gott handelt nicht nur in Zukunft. Dazu ein Blick zurück.
Im 1. Buch der Bibel wird von einer Begebenheit berichtet, an die ich
jetzt denke. Sie erzählt, wie es oft in der Bibel geschieht, von
zwei Brüdern. In diesem Fall hat ein Bruder seinen Bruder betrogen.
Die eigene Mutter half dabei. Nun ist der Bruder auf der Flucht – aus
gutem Grund, sehr gutem Grund. In dieser Situation passiert etwas Außergewöhnliches,
völlig Außergewöhnliches. Er wird müde – soweit
ist noch alles klar, verständlich. Er kann nicht weiter. Er schläft
ein auf freiem Feld.

Da, da, wo er nun am Ende ist, greift Gott ein.Gott läßt
ihn auch ihn nicht allein. Gott wählt einen ungewöhnlichen
Weg. Gottes Klavier hat eben mehr Tasten als unsere. Gott wählt
einen Traum. Seit Sigmund Freud wissen wir um die Bedeutung von Träumen.
Allerdings beschränkt Freud seine Arbeit an Träumen auf die
Welt, unseren Alltag, besonders den der Kindheit. Gott aber ist auch
hier nicht an Grenzen gebunden. Sein Klavier hat eben mehr Tasten.

Jakob, so heißt der Betrüger, darf den Himmel offen sehen,

ja, er darf eine Leiter von seinem Schlafplatz zum Himmel schauen, und

sogar Gott selbst darf er erblicken. Gott setzt dann noch eins drauf

– ich habe keine andere sprachliche Steigerungsmöglichkeit; unsere

Sprache kennt nur 3 Formen: schön, schöner, am schönsten.

Aber Gott setzt noch eins drauf: Er verheißt Jakob Gutes. Er segnet

Jakob und dessen Nachkommen, wenn auch Jakob zuvor noch harte Zeiten

durchstehen muß. Auch wird er sich mit seinem Bruder versöhnen.

Der Text, er steht wie gesagt im 1. Buch der Bibel, Gen 28, 10-22. Es

ist der für den nächsten Sonntag vorgeschlagene Predigttext.

Zufall?

Verlesung von Gen. 28,10-22.

Wir beten zu Gott, wie uns sein Sohn, unser Herr, selbst gelehrt hat:

Vater-unser…

Amen

Lied: EG 303,1-3

Prof. Dr. Dr. Ulrich Nembach
unembac@gwdg.de

 

 

de_DEDeutsch