Johannes 14,23-27

Home / Bibel / Neues Testament / 04) Johannes / John / Johannes 14,23-27
Johannes 14,23-27

Pfingsten

Predigt zu Johannes 14,23-27, verfasst von Dr. Petra Savvidis


14, 23 Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. 24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. 25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. 26 Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe. 27 Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.

Wo wohnt Gott? Wo ist er zuhause? Wo kann ich ihn finden, wenn ihn brauche? Wo fühlt er sich wohl, wo ist er heimisch, wo hat er sich häuslich eingerichtet?

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben“, sagt Jesus, „und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“

Da also wohnt Gott. Bei den Menschen, die Jesus lieben, die seine Worte halten. Bei den Christen wohnt Gott. In der Kirche wohnt er, in der großen, weltweiten Gemeinschaft von Menschen, die ihm liebevoll verbunden sind, die ihm vertrauen und
ihm folgen. Da ist er zu finden, da ist er zuhause.

Zum Abschied sagt Jesus seinen Jüngern diese Worte. Damit sie nicht allzu traurig sind, dass er geht. Getröstet sollen sie sein durch das Versprechen, dass der Heilige Geist kommen wird. Der wird sie an alles erinnern und alles lebendig halten, was Jesus gesagt und getan hat für sie. Die Jünger bleiben nicht ganz allein zurück.

Zum Abschied trifft Jesus eine Verabredung mit ihnen: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“ Das klingt nicht nach einem kurzen Besuch (mal nach dem Rechten gucken), das klingt schon nach dauerhafter Untermiete. Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist mit ständigem Wohnsitz in der Kirche.

Pfingsten feiern wir heute, den Geburtstag der Kirche. Als damals der Heilige Geist die Menschen auf Trab brachte und sie begeisterte und so unwiderstehlich war, dass sie sich für Gott und seine gute Botschaft ins Zeug legten, da wurde die Kirche geboren. Denn da begriffen die Menschen auch, dass sie Gemeinschaft brauchten, gemeinsames Beten und Feiern, tätige Nächstenliebe, Dienst füreinander. Und sie konnten nicht für sich behalten, was sie da erlebt und erfahren hatten, sondern mussten es weitererzählen. Die Kirche hat Geburtstag. Freuen wir uns für die alte Dame, dass sie fast 2000 Jahre geschafft
hat seit dem ersten Pfingstfest. Und sie hat sich recht gut gehalten. Immerhin, die meisten Menschen im Lande sind ihr freundlich gesonnen oder finden es zumindest richtig und gut, dass sie da ist. Und gebraucht wird sie auch noch, immer mal wieder, in besonderen Lebenslagen vor allem.

Obwohl: da sind schon manche Alterserscheinungen, etwas verwirrt scheint sie manchmal, nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, so, als wüsste sie nicht recht, wo es lang geht. Etwas zaghaft ist sie auch oft, so als dächte sie, sie könne nicht mehr mitreden und solle lieber ihren Mund halten. Schade eigentlich, denn sie hat so viel zu sagen und zu erzählen. Schlimm ist wohl, dass sie immer einsamer wird. Sie kriegt immer weniger Besuch, die Menschen haben einfach keine Zeit mehr, oder sie finden es nicht so wichtig, oder sie fühlen sich nicht wohl, weil es manchmal schon etwas altmodisch zugeht bei der alten Dame Kirche.

Dennoch: sie hält sich gut. Und sie erlebt auch immer mal wieder kleine Jungbrunnen, Ereignisse, die sie wieder richtig aufblühen lassen. Gerade erst feierte sie in Berlin ein lang ersehntes Familienfest. Da haben sich die zerstrittenen Schwestern und Brüder von katholischer und evangelischer Seite wieder getroffen und das erste Mal solch ein großes gemeinsames Fest auf die Beine gestellt. Mut macht das und Lust auf mehr. Da steckte Begeisterung drin. Ein Stückchen Pfingsten. Jung und Alt zusammen, neue Impulse, frischer Wind, verbindende, verbindliche Gemeinschaft und vor allem Freude, die ansteckend ist.
All das schenkt der Heilige Geist auch. Und so sieht Kirche eben auch aus.

Für alles das, was danach kommt, was nach diesem Fest kommt, für den Alltag in den Gemeinden vor Ort, für ein langes Leben der alten Dame Kirche, da ist nötig, was Jesus zum Abschied verspricht: Der Heilige Geist wird trösten und erinnern und Frieden schenken.

Das kann die Kirche, das können wir alle, durch Gottes Kraft:  Da, wo Menschen getröstet werden, da, wo sie ein offenes Ohr finden für allen Kummer und alle Sorgen, da, wo sie ermutigt werden, ihr Leben getrost zu leben, da ist Gottes Geist spürbar. Da, wo Menschen Erleichterung finden, da, wo sie Lasten ablegen können und freier werden, da ist sein Geist gegenwärtig. Und da werden wir erinnert an all das, was Jesus gesagt und getan hat für uns: Wie grenzenlos Gott ist, wie unbegreiflich nah er uns ist,  wie unvorstellbar stark er sich für uns macht. Wir werden daran erinnert, um davon zu erzählen, um das laut werden
zu lassen in der Welt, um das sichtbar werden zu lassen durch das, was wir sind und tun. Das kann Kirche, das können wir alle, durch Gottes Kraft, durch seinen Geist.

Und vielleicht das Beste verspricht Jesus zum Schluss: „Frieden gebe ich euch, ich lasse euch meinen Frieden hier. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“

Heil werden mit allem, was schmerzt und schwer ist, versöhnt werden mit manchem, was zerrissen ist, eins werden mit dem Leben und mit der Welt ringsumher, Frieden finden für sich und Frieden schließen mit den Menschen und mit Gott, diesen Frieden weitertragen und ausbreiten, das kann Kirche auch, das können wir alle auch, durch Gottes Kraft, durch seinen Geist.

Die alte Dame Kirche wird auf Trab gehalten. Ausruhen gilt nicht, der Heilige Geist weht und bewegt und frischt auf und sorgt dafür, dass sich weder Bequemlichkeit noch Altersstarrsinn breit machen. Sie hat viel zu erzählen und viel zu geben. Sie muss sich nicht verstecken, sie kann sich sehen lassen. Sie wird gebraucht, gerade in unseren Zeiten. Weil das, was sie weiterzusagen hat, eben nicht nur lieb und ewig gestrig ist, sondern ganz aktuell und lebenswichtig. Für Menschen, die getröstet werden wollen, für Menschen, die festen Halt suchen, für Menschen, die Frieden und Versöhnung vermissen.

Wo wohnt Gott? Wo ist er zuhause? „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben“, sagt Jesus,„und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“

Heißen wir Gott willkommen bei uns, lassen wir ihn bei uns wohnen, damit er uns tröstet und erinnert und seinen Frieden schenkt. Amen.


Lied: Wenn das Brot das wir teilen, EG Westfalen 667


Dr. Petra Savvidis
Zum Vulting 13a
59514 Welver
savvidisp@hotmail.com

de_DEDeutsch