Matthäus 11,2-6 (7-10)

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Matthäus 11,2-6 (7-10)

Influencer | 3. Adventssonntag | 17. Dezember 2023 | Mt 11,2-6 (7-10) | Kira Busch-Wagner |

Heute im Gottesdienst begegnen uns einige Influencer. Leute, die ganz großen Einfluss genommen haben. Aber manchmal auch dachten: Jetzt bin am Ende. Gescheitert. Aus und vorbei. – Dass wir heute über sie reden, uns mit ihnen beschäftigen, zeigt, wie wichtig sie geblieben sind.

Einen Influencer aus der Zeit, als das Radio solch eine Rolle spielte wie heute Tiktok, haben wir mit dem ersten Lied kennengelernt. Jochen Klepper. Einer, der nicht Pfarrer werden wollte wie sein Vater, eher Schauspieler, oder Schriftsteller, irgendwas Aufregendes in der Weltstadt Berlin. Er wurde ein Radiostar, und dann geriet er unter den Druck der Nationalsozialisten. Wurde gekündigt. Schrieb einen Roman. Bekam für den Druck Papier genehmigt. Dann wieder nicht. Doch Lieder, die er dichtete, wurden in den Gottesdiensten gesungen. So wie bei uns. Insofern war er erfolgreich. Er war nicht erfolgreich, seiner Frau und seiner Stieftochter zu helfen. Als die beiden, weil sie als Jüdinnen galten, in Lager gebracht werden sollten, wollte er lieber mit ihnen sterben, als sie aufzugeben.

Jochen Klepper war vor 100, vor 90, vor 80 Jahren ein christlicher Influencer, der seine Kirche verändert hat. Er hat ganz fest vertraut: Jesus Christus kommt mir, kommt uns entgegen. Wir gehen auf Weihnachten zu.  Immer wieder. Und am Ende gibt es Weihnachten für immer. Zusammensein mit Gott. Das hat Klepper weitergegeben. Bisher erfolgreich.

Auch der biblische Abschnitt von heute berichtet von zwei Influencern, von denen der eine eine erfolgreiche Zeit hinter sich hat und der andere gerade beginnt, Leute zu sammeln. Follower. Schüler. Luther hat das übersetzt mit „Jünger“.

Das eine in unserem Bibelabschnitt ist Johannes und das andere ist Jesus. Johannes hat seinen ganzen Einfluss genutzt, um zu sagen: da kommt noch was. Da kommt noch einer. Da kommt Großes auf uns zu. Bereitet euch vor! Eine neue Zeit bricht an.

In unserem Bibelabschnitt sitzt Johannes im Gefängnis. Er ist dem König Herodes oder jemandem aus dessen Familie auf die Füße getreten. Hat jemanden verärgert. Deshalb ist Johannes im Gefängnis und ausgeschaltet. Ein Influencer, dem man den Kanal gesperrt hat. Ein Prediger, dessen Stimme verhallt. Vorher hat Johannes in der Wüste gepredigt und die Leute sind zu ihm in die Wüste gekommen. Jetzt sitzt er im Gefängnis. Er wird langsam vergessen. Man kann sich gut vorstellen, wie Johannes verzweifelt. Hat sein Leben noch Sinn? Über seine Schüler hört er von Jesus. Und erkundigt sich: Ist das der, der meine Sendung fortsetzt? Ist das der, bei dem die Sache Gottes aufgehoben ist? Ist das der Messias? Beginnt jetzt die neue Zeit?

Und Jesus antwortet nicht mit dem, was er will oder tut oder plant. Jesus antwortet mit dem, was Menschen in seiner Umgebung passiert. Blinde sehen. Menschen, die gelähmt waren, stehen auf und gehen. Aussätzige werden gesund. Lauter Codewörter sind das. Codewörter aus der Bibel. Zitate aus der Bibel. Beispiele für eine neue, messianische Zeit. Die Antwort von Jesus: eine gute Botschaft für Johannes.

Die Codewörter haben die Schüler von Jesus auch anderswo weitergegeben. Menschen werden geheilt.  Den Mutlosen wird frohe Botschaft verkündet. Tod wird überwunden.

Die Schülerinnen und Schüler von Jesus finden Gehör. Haben Einfluss. Sonst gäbe es heute keine Kirche, keine Gemeinde, keinen Konfi-Unterricht. Jetzt ist es an uns, weiterzugeben. Jetzt ist es an uns, von Weihnachten zu erzählen. Dass einer von Gott gekommen ist. Und dass das der Welt guttut. Jetzt ist es an uns, etwas zu verändern. Mutlosen Mut zu machen. Schwachen beim Aufstehen zu helfen. Verstummten die Stimme leihen. So, wie ihr Konfis eure Stimme erhoben habt für die Jugendlichen in der Republik Kongo, dass sie zur Schule gehen können. Oder für die Leute in Bangladesch und Bolivien. Als Konfis stellt ihr euch an die Seite der Jesusschüler. Der Jünger. Der Follower.  Hungernde werden satt. Kranke gesund. Mutlose bekommen Mut. Wenn Johannes euch hörte, warum sollte er euch nicht vertrauen? Euch in der Nachfolge von Jesus. –

Zum Psalm:

Der 3. Adventssonntag ist jedes Jahr in besonderer Weise Johannes, dem Täufer und Prediger gewidmet. Diesem Rufer in der Wüste. Man kann sich gut vorstellen, dass er Worte des 90. Psalms betet, als er im Gefängnis sitzt und mit dem Tod rechnen muss.

12 Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.

13 HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!

14 Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.

15 Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden.

16 Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.

17 Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns.

Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern!

Lieder am 3. Sonntag der Adventszeit 2023:

EG 16, 1-3 Die Nacht ist vorgedrungen ….

Neue Lieder 11 Christus, dein Licht, verklärt unsre Schatten, lasse nicht zu, dass das Dunkel zu uns spricht …

EG 67, 1-3 Herr Christ, der einig Gotts Sohn ….

Neue Lieder 30, 1-3 Durch das Dunkel hindurch scheint der Himmel hell …

EG 65. 1+7 von guten Mächten –

Kira Busch-Wagner, geb. 1961, Pfarrerin der evangelischen Landeskirche in Baden. Seit 2017 tätig als Gemeindepfarrerin an der Trinitatiskirche in Karlsruhe-Durlach-Aue.

Vorsitzende der ACK-Karlsruhe, geprägt durch den christlich-jüdischen Dialog.

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