Offenbarung 3, 7-13

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Offenbarung 3, 7-13

 


2. Advent, 9. Dezember 2001
Predigt über Offenbarung 3, 7-13 , verfaßt von Anna-Katharina
Szagun

Vorplanung:
Soll ein Familiengottesdienst oder eine Gottesdienstgestaltung mit stärker
aktivierenden Elementen z.B. für einen abendlichen Adventsgottesdienst
vorbereitet werden, kann die Predigt eingebunden werden in eine vorausgehende
und eine nachfolgende Gestaltungsphase.

An Materialien werden dazu benötigt:
Kleinere Zettel, Stifte, Schnipsgummis, Zweige/Stöcke in der Länge
von ca. 12-30cm, Tonklumpen zum Aufstellen der Zweige, alles in der Anzahl
der vermuteten GottesdienstbesucherInnen, dazu ein aus Apfelsinen-/Zitronennetzen
zusammengenähtes vielfarbiges Netz von 1-3 qm Größe.
Für den Tanz benötigt man pro Person ein Teelicht, Cassettenrecorder
und Tonträger: Musik und Tanzanleitung finden sich in Wosien, Maria-Gabriele,
Tanz als Gebet. Feiert Gottes Namen beim Reigen, Linz 1991, S.72ff.
Die Phantasiereise und die nachfolgende Schreibphase brauchen etwa 15
Minuten insgesamt; für die Gestaltungsphase nach der Predigt müssen
– einschließlich Tanz – weitere 10-15 Minuten eingeplant werden:
Von der Lichtwirkung her empfiehlt sich eine solche Gestaltungsphase insbesondere
bei Abendgottesdiensten.

PHANTASIEREISE: Ich möchte Sie für ein paar Minuten
einladen zu einer Phantasiereise, einer Reise in einen inneren Raum. Wir
können innere Bilder nur mit geschlossenen Augen wahrnehmen. Bitte
schließen Sie die Augen! Wir betreten ein großes vieltoriges
Gebäude. Es besteht nur aus einem einzigen riesigen Raum. Unendlich
viele unterschiedlich hohe Säulen tragen die Decke dieses Raumes.
An manchen Stellen ist die Decke so niedrig, dass man nur gebückt
hindurchgehen kann, – an manchen riesig hoch. Sie können die Decke
kaum noch wahrnehmen, so weit oben schwebt sie. Mit der Höhe der
Decke wechselt in diesem Raum ebenso das Licht wie die Luft und die Wärme.
Sie wandern durch dunkle Partien: Dämmerlicht umfängt Sie, Kühle…
Sie kommen in lichte Partien, – in manchen Bereichen ist es so hell, dass
es Sie blendet… Sie spüren die Strahlen, die Wärme… Auch
die Luft verändert sich: An manchen Stellen scheint sie zu stehen,
– an anderen spüren Sie einen frischen Luftzug… Sie wandern herum,
spüren Wärme und Kühle, betrachten die unterschiedlich
hohen Säulen: Jede ist anders geformt. – Sie betrachten die Vielfalt
an Größen und Formen. – Plötzlich merken Sie: alle diese
Säulen sind lebendig. Sie atmen, – sie bewegen sich an ihrem Platz.
Und alle sind irgendwie geheimnisvoll miteinander verbunden im Netzwerk
der Decke… Sie gehen langsam durch den Raum bis zu dem Ort, wo Sie den
Atem des Lebens, das Geheimnis der Verbundenheit mit allem, was lebt,
am besten spüren können. Sie lehnen sich an eine Säule,
– Ihre Säule. – Sie nehmen diesen Raum der Gegenwart Gottes in sich
auf… (Stille)

Und nun kommen Sie langsam – die Augen öffnend – zurück in
den Raum hier, lassen bei dem nachfolgenden Musikstück all‘ das,
was Sie gesehen, empfunden und gedacht haben, nachklingen. Und schreiben
dann Ihre Bilder, Vergleiche, Assoziationen auf, – alles, was heute morgen
für Sie >Gegenwart Gottes< ausdrückt…

– Kurzes Musikstück für Orgel, Flöte, Gitarre o.Ä.

Wir hören den Predigttext des heutigen Sonntags aus Offenbarung
3, 7-13

7 An den Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: So spricht der
Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet,
so dass niemand mehr schließen kann, der schließt, so dass
niemand mehr öffnen kann:

8 Ich kenne deine Werke, und ich habe vor dir eine Tür geöffnet,
die niemand mehr schließen kann. Du hast nur geringe Kraft, und
dennoch hast du an meinem Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet.

9 Leute aus der Synagoge des Satans, die sich als Juden ausgeben, es
aber nicht sind, sondern Lügner – ich werde bewirken, dass sie kommen
und sich dir zu Füßen werfen und erkennen, dass ich dir meine
Liebe zugewandt habe.

10 Du hast dich an mein Gebot gehalten, standhaft zu bleiben; daher werde
auch ich zu dir halten und dich bewahren vor der Stunde der Versuchung,
die über die ganze Erde kommen soll, um die Bewohner der Erde auf
die Probe zu stellen.

11 Ich komme bald. Halte fest, was du hast, damit kein anderer deinen
Kranz bekommt.

12 Wer siegt, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes
machen, und er wird immer darin bleiben. Und ich werde auf ihn den Namen
meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen
Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und ich werde
auf ihn auch meinen neuen Namen schreiben.

13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.

PREDIGT:
Eigentlich wollte ich mich dem vorgesehenen Predigttext verweigern. Rätselhaft
bizarre Vorstellungen – Engel, Schlüssel Davids, Synagoge Satans,
das große Weltgericht und ein neues Jerusalem – Apokalyptik ist
zwar, passend zu ökologischen und politischen Entwicklungen, für
breitere Kreise aktuell, aber eigentlich kein Thema für mich, ebenso
wie die hier aufscheinende Triumph- und Vergeltungshoffnung einer unterdrückten
Kirche gegenüber ihren früheren Gegnern. Das mag alles – einschließlich
des judenfeindlichen Tonfalls – aus der damaligen Situation der Christenverfolgung
in Kleinasien verständlich sein. Aber für uns? Vielleicht können
Christen, die z.B. in der DDR jahrzehntelang Situationen von Benachteiligungen
und Druck durchgestanden haben, die Argumentation des Verfassers gefühlsmäßig
nachvollziehen. Aber kann solch ein Text für uns, die wir bestenfalls
Situationen von Spott und Gleichgültigkeit erlebt haben, Dialogpartner
sein? Nein, eigentlich wollte ich mich nicht auf den Text einlassen. Aber
die bizarren Bilder ließen mich nicht los, insbesondere dies Bild
des neuen Jerusalems mit den lebendigen Säulen…

Das Buch der Offenbarung ist voll von rätselhaft-faszinierenden
Bildern. Der Verfasser hat sie den Schätzen seiner religiösen
Traditionen entnommen und neu zusammengefügt zum Ausdruck seiner
Glaubensbotschaft. Ich verstehe seinen Umgang mit den Bildern der Tradition
als Ermutigung, ebenso frei mit den Schätzen der Tradition umzugehen…
„Soll ich denn die Arznei mit der Schachtel fressen?“ hat schon
Lessing bezüglich der Bibelauslegung kritisch gefragt. Muss ich das,
was heilt, nicht aus der zeitgebundenen Verpackung nehmen? Aber: Was ist
denn nun Arznei an unserem Text, und was ist Schachtel? Muss dies für
jeden Text jeweils durch eine Lehrautorität – etwa die Kirche oder
auch die Wissenschaft – geklärt werden? Oder kann und muss jede(r)
für sich selbst diese Unterscheidung zwischen Arznei und Schachtel
treffen?

Ich denke, bezeugen, was heilt und trägt, kann jede(r) nur für
sich selbst. Es wird also ein ganz persönliches Mosaik, das aus Elementen
unserer biblischen Tradition vor Ihnen entsteht; und jede(r) von Ihnen
wird und kann das Mosaik aus den vielfältigen Bildteilen für
sich ein Stück anders gestalten.

Zwei Grundentscheidungen trennen mich vom Verfasser: Die eine betrifft
sein Gottesbild, die andere den Zeitpunkt der Äonenwende.

Der Verfasser der Offenbarung denkt Gott vor allem von der Macht her,
einer Macht, die alle die Welt jetzt drangsalierenden Mächte letztlich
beherrscht. Dem allmächtigen, allwissenden Übervater zur Seite
thront der erhöhte Christus, der Menschensohn, ebenfalls Herrscher
und Richter. Das Weltgericht, die Äonenwende, wie auch das Heil stehen
noch bevor: Allen, die in Treue den rechten Glauben bewahrt und glaubensgemäß
gehandelt haben, werden dann köstlichen Lohn empfangen: Verschont
von Endzeitprüfungen, für immer eingetragen ins Buch des Lebens,
gekleidet in das Weiß der Seligen, geschützt durch den weißen
Stein mit Christi Namen, gespeist vom Baum des Lebens, werden sie zu lebendigen
Säulen im neuen Jerusalem, ja, sie werden Anteil haben am Richter-
und Herrscheramt Gottes. Dann, nach dem Endgericht über Lebendige
und Tote, wird das neue Jerusalem von Gott aus dem Himmel herabkommen,
und es wird als Wohnung Gottes unter den Menschen beschrieben. In Kap.
21 heißt es: Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein
Volk sein, und er, Gott, wird bei ihnen sein (21,3). Er wird alle Tränen
von ihren Augen abwischen…(21,4). Alles wird neu gemacht, heißt
es. Und : Wer durstig ist, den werde ich umsonst aus der Quelle trinken
lassen, aus der das Wasser des Lebens strömt (21,6). Gemäß
der Zahlensymbolik der jüdischen Tradition werden die Maße
des neuen Jerusalems beschrieben. Gebaut ist es aus den edelsten Materialien
der damaligen Zeit, Gold, Glas, Perlen und Edelsteinen. Und dann heißt
es: Einen Tempel sah ich nicht in der Stadt. Denn der Herr, Gott, der
Herrscher über die ganze Schöpfung, ist ihr Tempel, er und das
Lamm (21,22).

Ein faszinierendes Bild, dieses neue Jerusalem, ein Bild, das eigentlich
schon Hilfen gibt, zwischen zeitgebundener Schachtel und heilendem Inhalt
zu trennen. Da ist ein Raum der immerwährenden Gegenwart Gottes mit
Menschen als lebendigen Säulen: Ich sehe einen Wald von Lebensbäumen
vor mir, die sich mit ihren Kronen berühren, vernetzen. Gedacht ist
an einen Ort unten, nicht im Himmel, eine Wohnung Gottes mitten unter
den Menschen, und das heißt doch wohl auch mitten in ihrem Alltag.
Diese Wohnung Gottes unten, mitten unter den Menschen in ihrer Alltäglichkeit,
soll ein Ort sein, an dem alle Tränen abgewischt werden und wo jede(r)
umsonst vom Wasser des Lebens trinken darf. Es ist ein Ort, wo das Leid
nicht das letzte Wort behält: Alle Tränen werden abgewischt.
Es ist ein Ort, wo jeder, den nach neuer Lebendigkeit dürstet, vom
Wasser des Lebens trinken kann. Und das heißt doch wohl, dass jede(r)
dort neu Kraft, Hoffnung, Mut und Zuversicht schöpfen kann. Es ist
ein Ort, an dem Gott selbst zum Raum geworden ist, der alles umgreift,
umhüllt: Es braucht keinen Tempel mehr dort, weil Gott selbst der
Tempel ist und alle in ihm wohnen – als lebendige Säulen. Alle wohnen
ihm ein, so wie er ihnen als lebendiges Wasser, als Wurzelgrund wie als
Atem des Lebens einwohnt, alles mit allem verbindet: Geheimnisvolles Einssein
von Gott und Mensch.

Zu diesem im Text gezeichneten Bild vom neuen Jerusalem verhält
sich das Gottesbild eines herrschenden Übervaters sperrig. Wohnung
mitten unter den Menschen, ihnen die Tränen abwischen, mit ihnen
eins sein als umhüllender Raum: Wo bleibt da der Abstand, die Hierarchie?
Nein, so kann und will ich Gott nicht denken, nicht von den Bildern des
neuen Jerusalems her und auch sonst nicht. Dächte ich Gott als allwissenden,
allgegenwärtigen Herrscher, so müsste ich ihm die Opfer von
Auschwitz, von Afghanistan, von Hunger- und Erdbebenkatastrophen anlasten,
ihn des Sadismus und Zynismus zeihen. Dieser allmächtige Übervater,
der Jahrhunderte lang theologisches Denken innerhalb einer autoritätsfixierten
Gesellschaft bestimmt hat, gehört für mich zur Schachtel: Ich
kann nichts Heilendes an ihm entdecken, weder für mich, noch für
andere. Was aber dann? Wie kann ich Gott anders denken?

Bei dem Versuch, die Sprachbilder unseres Textes in heute Anschaubares
zu übersetzen – also das neue Jerusalem hier vor uns entstehen zu
lassen – kam ich auf das Bild eines Gewebes für Gott: Gott als umgreifende
Verbundenheit, als Kraft der Beziehung, (Das bunte Netzwerk wird entrollt
und hochgehalten), Gott als liebende und mitleidende Verbundenheit, die
unsere Alltäglichkeit zugleich enthält und übersteigt.
Eigentlich müsste es in dynamischer Form ausgedrückt werden,
was gemeint ist mit diesem Gott, der sich ereignet in lebendigen, Freude
und Schmerz teilenden Beziehungen zwischen Geschöpfen. – Gott zeigt
sich mir als Netzwerk, das die großen und kleinen, die festen und
die zerbrechlicheren Säulen miteinander verbindet und sie hält.
Dies bunte Gewebe aus vielen Netzen, der Versuch einer Metapher, beschränkt
wie jeder unserer Versuche, Gott mit allen Sinnen zu erfassen. Aber dies
Netzwerk hilft mir zu verstehen: Gott ist eines, – ein Etwas, das alles
und alle umhüllt. Und zugleich ist Gott eine Vielheit von Verbundenheiten,
von unterschiedlichen lebendigen Netzwerken. Dies Gewebe kommt nicht glanz-
und machtvoll daher, es beherrscht niemanden. Es ist ärmlich, verletzlich,
hat zerrissene Stellen: Im Kreuz von Golgatha, in den Schmerzen unendlich
vieler Geschöpfe begegnen wir dem ohnmächtig leidendem Gott
auf der Seite der Opfer. – Und zugleich sehe ich zarte Verbundenheit,
trotz der Ärmlichkeit des Einzelnen eine festlich-warme Buntheit,
beschützend unterstützend, Raum gebend für Atem und Entfaltung.
Wenn Gottes Gegenwart unter den Menschen so aussieht, dann kann ich mir
vorstellen, dass dies ein Ort ist, wo Tränen abgewischt werden, wo
jede(r) vom Wasser des Lebens trinkt… Da wäre ich schon gern.

>Das geht nicht < sagt der Verfasser der Offenbarung, >jetzt
noch nicht. Nach den Schrecken der Endzeit kommt noch das große
Weltgericht, und erst dann beginnt das Reich Gottes, das neue Jerusalem<.
Nein, sag ich, das ist Schachtel für mich. Dazu habe ich in den Evangelien
und bei Paulus etwas anderes gelernt. Die entscheidende Wende liegt hinter
uns. Das Reich Gottes – verkündigte Jesus – beginnt hier und heute.
„Jetzt ist sie da, die Zeit der Gnade…“ lese ich bei Paulus
(2 Kor 6,2). Hier und heute findet beides statt, Gericht oder Heil. Hier
und heute kann ich mich abkoppeln von der Kraft der Verbundenheit und
in Selbstverkrümmung und Isolation mein Leben verfehlen. Abgetrennt
vom Gewebe werde ich aus der Quelle der Liebe und Lebendigkeit nicht schöpfen
können. Das ist Gericht hier und heute schon. Aber hier und heute
kann sich Gott unter uns auch als Kraft der Verbundenheit ereignen; hier
und heute wird dann alles neu: Wo solche Verbundenheit gelebt wird, da
geschehen auch heute, mitten im Alltag Wunder. Da werden Hungrige gespeist,
Erschöpfte gekräftigt, Entwurzelte aufgefangen, Alte begleitet,
Kranke geheilt. In jedem von uns steckt >Das-von-Gott< als Fähigkeit
zum Mitsein. Jede(r) kann seine Kraft – und sei sie noch so klein – hier
und heute als Kraft der Verbundenheit leben und damit ein Stückchen
Welt verwandeln.. Jede(r), der die ihm anvertraute Kraft so lebt, ist
– mitten im Alltag – tragende lebendige Säule im Tempel der Gegenwart
Gottes, christusförmig als Mensch für andere, in Verbindung
mit allem, was lebt, – gebend und empfangend. Der Name Gottes, der Name
Jesu ist auf diese lebendigen Säulen geschrieben, heißt es
im Text. Es kann sein, dass Menschen nichts davon wissen (vgl. Mt 25,
31-46) und doch längst schon Säulen sind in dem geheimnisvoll
dunklem Raum, der uns alle nährt… Bei Kurt Marti lese ich

dunkle leuchtende höhle
wo wir
wärme suchen und zuflucht
bei feuer und freunden
schöne höhle du gott
in der wir
immer schon gingen
und wussten es nicht…

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre
unsere Herzen und Sinne in Christus, unserem Bruder. Amen

FORTSETZUNG der GESTALTUNG:
„Ich lade Sie ein, jetzt auf Ihren Zettel Ihren Namen zu schreiben
und damit zur Mitte zu kommen. Wir wollen gemeinsam ein Bild zu unserem
Text gestalten. Jede(r) nimmt sich einen ihm passenden Zweig, eine Säule,
befestigt mit einem kleinen Gummi sein Papier daran und stellt die Säule
mittels eines Tonklumpens dort auf, wo er oder sie in unserem Tempel stehen
möchte. Dann werden wir alle Säulen durch unser Gewebe miteinander
zu einem Raum verbinden. In die Mitte kommt ein Licht. Danach bilden wir
einen Kreis um unser Tempelbild.“ – Der Umgang mit Papier, Zweig
und Tonsäule wird vorgemacht; die Gemeinde kommt zur Mitte und gestaltet
gemeinsam das Gebäude. Es wird eingeladen zu dem lateinamerikanischen
Weihnachtstanz >Navidadau< [Der Tanz ist extrem einfach, d.h. kann
nach einmaliger Erklärung auch von Tanzungeübten sofort mitgetanzt
werden; während des Tanzes trägt jede/r ein brennendes Teelicht]:
Die Gemeinde tanzt. Danach werden die Kerzen um den „Tempel“
gestellt und alle nehmen wieder Platz. Während des Tanzes sollte
das elektrische Licht gelöscht sein).

Lied: Gott ist gegenwärtig, EKG 165, Verse 1,5-6

Fürbittengebet:
Gott, wir bitten dich für alle Geschöpfe dieser Welt:
Lass uns erkennen,
dass alles Lebendige zusammengehört als deine Schöpfung, die
du uns anvertraut hast!
Gib den Mächtigen in Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, aber auch
uns selbst
mitfühlende Aufmerksamkeit, Sachverstand, Kraft und Mut,
die zerstörerischen Strukturen und Gewohnheiten zu verändern,

die unser aller Leben bedrohen.

Gott, lass uns zu Werkzeugen deiner Verbundenheit werden:
dass wir Liebe wagen, wo man sich hasst,
dass wir verzeihen, wo man sich beleidigt,
dass wir schlichten, wo Streit ist,
dass wir mittragen, wo Lasten quälen,
dass wir Angst, Not und Trauer teilen statt wegzusehen,
dass wir Hoffnung wecken, wo Verzweiflung quält,
dass wir ein Licht anzünden, wo Finsternis regiert.

Gott, lass uns das Geheimnis deiner lebensspendenden Verbundenheit erfahren:
dass wir getröstet werden, wenn wir trösten,
dass wir verstanden werden, wenn wir verstehen,
dass wir empfangen, wenn wir schenken,
dass wir geliebt werden, wenn wir lieben,

Gemeinsam beten wir: (Mutter und) Vater unser im Himmel…

 

 

 

Wird Christus tausendmal
in Bethlehem geboren
und nicht in dir,
du bleibst doch ewiglich verloren

Angelus Silesius

weihnacht
damals
als gott
im schrei der geburt
die gottesbilder zerschlug
und
zwischen marias schenkeln
runzelig rot
das kind lag

kurt marti

Ich bin ein Baum
und atme mein
flüsterndes Laub

Vom Himmel
kommt ein Engel
und küßt
meine Wurzeln

Rose Ausländer

Solange wir leben,
ist Gott in uns,
und nach dem Tode
sind wir in ihm

Seneca

 

Prof. Dr. Anna-Katharina Szagun, Universität Rostock
anna-katharina.szagun@theologie.uni-rostock.de

 

de_DEDeutsch